Nachprüfung zur Versetzung und Pubertätsprobleme

Hallo zusammen,

meine Tochter (15 Jahre) muss in zwei Wochen Ende der Sommerferien in einem Fach eine Nachprüfung machen, um in die Oberstufe versetzt zu werden.
Sie besucht einen Kurs zur Vorbereitung auf die Nachprüfung und macht auch die Hausaufgaben des Kurses (angeblich, "Kinderzimmer"-Tür ist fast immer zu). Zusätzlich habe ich eine Nachhilfelehrerin organisiert, die gestern erstmals für drei Stunden mit ihr gelernt hat und übermorgen wieder für drei Stunden kommt und nächste Woche auch hoffentlich wieder.

Wenn sie die Nachprüfung nicht besteht, muss sie die neunte Klasse wiederholen. Meine ex-Frau und ich haben Wechselmodell. Die ersten drei Wochen der Sommerferien war die Tochter bei der Mutter, die letzten drei Wochen ist sie bei mir. In den ersten drei Wochen wurde nichts gelernt. Es ist nun meine Aufgabe, mich darum zu kümmern.
Meine Sichtweise als Vater ist: alles dafür tun, dass sie die neunte Klasse nicht wiederholen muss und neben dem Kurs wenigsten zwei Stunden täglich lernen. Meine Tochter hat eine andere Meinung. Sie beschäftigt sich lieber mit dem Smartphone (Netflix-Serien) und PC-Spielen. Ist gerne die halbe Nacht auf und schläft tagsüber.

Leider ist es auch so, dass meine Tochter vor ein paar Monaten mit selbstverletzendem Verhalten angefangen hat, sie "ritzt" sich, und zwar immer dann, wenn es "ihr alles zuviel wird". Das macht sie bei ihrer Mutter, also sie geht dann in die Wohnung der Mutter und macht das und wenn sie dann wieder bei mir ist und ich die Wunden sehe, sage ich so sinngemäß "Oh nein, fürchterlich, was war denn los?". Sie erzählt aber nix. Sie hat eine Psychotherapeutin, mit der sie das bespricht, hatten bislang vier Sitzungen und besprechen ihre Biographie.

Das nur als Hinweis zu den Umständen, weil ich das Gefühl habe, dass wenn ich zu viel Druck ausübe Richtung Smartphone abgeben und mehr lernen etc. sie sich wieder mehr ritzt, was am Sonntag genau so passiert ist.
Sie wiedersetzt sich meinem Wunsch, ab 22 Uhr das Smartphone abzugeben und hält das für ein Misstrauensvotum, was so stimmt und gleichzeitig aber berechtigt ist.

Das zum Hintergrund. Im Moment ist (für mich) die höchste Priorität das Lernen für die Nachprüfung.
Wenn jemand Ideen hat bitte gerne her damit.
Vielen Dank!

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Hallo,

in dieser Phase haben meine Eltern komplett den Druck rausgenommen. Sie haben mir versichert, dass sie mich lieben und sie jede meiner Entscheidungen (Abitur oder nicht, Ausbildung oder Aushilfe auf dem Bauernhof) mittragen. Unterstützung aller Art für das von mir zu wählenden Ziel wurde mir zugesagt.

Plötzlich hatte ich gar nichts mehr, wogegen ich rebellieren konnte. Mir wurde klar, dass letztlich ich das Leben leben werde, das ich mir gerade aufbaue.

Mir hat das sehr geholfen. Natürlich muss man da als Eltern etwas authentisch rüberkommen (im Grunde waren meine Eltern froh, dass ich das Abi gewählt habe - konnten es aber gut verbergen).

Frag dich, wie du als Erwachsener von deinen Eltern behandelt werden willst: Liebe und Interesse an deinem Leben (Nachfragen aus wirklichem Interesse, nicht um zu werten). Meine Eltern haben also nicht gesagt: uns doch egal, mach doch was du willst. Nein, sie haben interessiert nachgefragt, was ich so plane. Dadurch wurde mir klar, das ich ein eigenständiger Mensch bin und selbst entscheiden kann. 15 ist nicht 5.

Was macht denn die Beziehung zwischen Eltern und Kindern ab einem gewissen Punkt toxisch? Die immerwährende Einmischung und Bevormundung. Lächerlich, wenn sich ein 40jähriger rechtfertigen muss, warum er sich Hühner zulegt oder seinen Job kündigt. So läuft es aber leider oft.

Man muss den richtigen Zeitpunkt erwischen, um damit aufzuhören und sich nicht als überlegener "Mehrwisser" aufzuspielen. Warum nicht mit 15? Deine Tochter braucht Beistand (z.B. deine Aussage, dass sie es nach deiner Einschätzung mit ihren Kräften schaffen kann), das bleibt auch für immer so. Was sie nicht braucht, ist Druck.

Viel Glück!

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Hallo carohase,

kluger Beitrag, vielen Dank!

Ich habe mich als Vater immer auch als Coach gesehen und habe derzeit das Gefühl, dass meine Rolle als Coach besonders gefragt ist, weil meine Tochter selbst und ich natürlich auch es gerne so hätten, dass sie die Versetzung schafft.

Gleichzeitig hasst es meine Tochter, wenn ich ihr irgendetwas sage. Ich kann sie quasi wenn überhaupt nur indirekt coachen. Aber sie genießt die Nachhilfestunden und sie strahlt danach über beide Ohren. Und die die Nachhilfelehrerin ist auch ziemlich gut.

Was denkst du über "Handy-wegnehmen"? Gut oder schlecht?

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Hallo,

Deine Tochter zeigt ein Symptom einer schweren psychischen Leidens. Denkst Du wirklich, dass in dieser Situation es am wichtigsten ist, in die Oberstufe versetzt zu werden ? Über den Kopf des Kindes ?

Ich kann Smartphone wegnehmen, aber weiter wollen muss schon Dein Kind!

#winke

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Zum einen, es geht ja nicht um "über den Kopf des Kindes". Meine Tochter würde ja selbst gerne zusammen mit ihren Freunden in die Oberstufe gehen.
Zum anderen hört das Leben nicht auf, wenn es jemandem psychisch nicht so gut geht. Das normale Leben geht weiter und man bemüht sich natürlich gleichzeitig, demjenigen noch mehr Rückhalt und Vertrauen zu geben. Eine pubertierende Jugendliche hat darauf ziemlich null Bock.
Das ist eine ziemliche Gradwanderung.

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Hallo,

du hast im ursprünglichen Beitrag niegndwo geschrieben, dass sie es selbst möchte (,,hat dazu eine andere Meinung).

Ich finde dein Schreiben etwas verwirrend. Einerseits erkennst Du, dass sie auf Druck mit Ritzen reagiert. Wenn sie schon jetzt auf Kippe steht, wie soll es denn in der nächsten Klassenstufe sein ? Meinst Du, dass da weniger Druck sein wird ? Gerade wenn es um Druck geht, wäre es ja eine Lösung, dass sie wiederholt. bzw. Wenn sie es wirklich nicht will, dass sie sich anstrengt. Es soll doch ihre Entwcheidung sein, wie viel Mühe sie reininvestiert, dann wird sie sich auch etwas weniger unter Druck gesetzt fühlen. (Zumindest der äußere Druck).

Worauf hat eine pubertierende Jugendliche null Bock ?

Was erhoffst Du Dir in diesem Forum ?

#winke

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Und warum soll sie nicht wiederholen?

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Warum soll es so schlimm sein, jeden Tag zwei weitere Stunden (neben dem Vorbereitungskurs) auf das Smartphone zu verzichten und stattdessen zu lernen und dadurch die große, realistische Chance zu bekommen, die neunte Klasse nicht zu wiederholen, was sie selbst nicht möchte, weil sie gerne zusammen mit ihren Freunden in die Oberstufe gehen würde.

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Wenn sie es SELBST möchte: warum muss man sie dann antreiben?

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Hallo,

ich verstehe nicht, warum das Wiederholen einer Klasse so ein riesiges Problem ist. Ihr versucht jetzt mit Ach und Krach, Nachhilfe und Ferienunterricht, dass eure Tochter versetzt wird. Was meint ihr, wie es bei ihr dann in der nächsten Klassenstufe weiterläuft? Deine Tochter hat psychische Probleme, sie verletzt sich selbst. Das sollte für euch oberste Priorität haben. Ich würde sie die Klasse wiederholen lassen, damit sie zur Ruhe kommt und mich in dem Jahr um ihre Baustellen kümmern.

LG
Michaela

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Schon nicht einfach.

Was sagt sie selber zu ihrer unmittelbaren Zukunft? Also nicht was will ich werden, sondern wie lebst du, im September 2019? Irgendwas scheint ja in ihren Augen nicht zu klappen in ihrem Leben, sonst würde sie ja nicht ritzen.
Da würde ich viel mehr meinen Augenmerk drauf werfen, als auf die Schule und eben Versetzung. Das kann ja auch ein Neuanfang sein, auch für euch.

Vielleicht ist es ja gut, mal ein Schuljahr zu haben, das nicht aus pernamenten "Druck" besteht. Mehr zusammen machen, was losgelöst ist von Schule und Leistung. Und frag mich mal, ich weiß wie schwer es ist, da etwas zu finden.

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Ich finde auch, dass mich das Ritzen mehr stören würde als die Klasse zu wiederholen. Da sollte vielleicht mal angesetzt werden, vielleicht klappt es ja dann mit dem Versetzen.

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Hallo bryan-adams,

ich würde es evtl. von der anderen Seite her versuchen.

Würde ihr sagen, dass ICH es für besser halten würde, dass sie die Klasse wiederholt. Somit kann sie die Ferien genießen und frischt im nächsten Schuljahr den Schulstoff hoffentlich nochmal erfolgreicher auf.

Vielleicht weckt das ja ihren eigenen Ehrgeiz und sie kommt zum Denken, WAS sie überhaupt genau will....;-)

Bitte sie zu einem Gespräch (wenn möglich mit ihrer Mutter) und sag ihr, dass es
a) keine Schande ist, die Klasse zu wiederholen
b) du sie aber gerne unterstützt, dass sie in der Klasse bleiben kann. Dazu ist aber ihre Mitarbeit unabdingbar - und zwar freiwillig und nicht, weil Du oder ihre Mutter das so möchten.

Alles Gute!

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Mein Ältester kommt nun in die 11., aber er stand in der 9. auch auf der Kippe. Wir wussten es seit den Osterferien, dass es knapp werden könnte. Da ich wusste, dass es bei ihm REINE Faulheit ist, habe ich ihn erstmal so lange im Haus gehalten, bis sich die Noten wieder bessern (er hat sich an den WE immer mit seinen Freunden getroffen und war das ganze WE unterwegs). Und ich habe ihm klar gemacht, dass ich mit der KLín besprochen habe, dass er dann die 9. wiederholen muss. Der Schreck saß ihm in den Knochen und er holte den verpassten Stoff selbstständig auf und verbesserte sich in den beiden Fächern von 5 auf 3.
Ich hätte aber auch kein Problem damit gehabt, wenn er die 9. hätte wiederholen müssen--dann geht er wenigstens den verpassten Stoff nochmal durch.
Mit dem Ritzen ist natürlich so eine Sache....was will sie denn? Nachprüfung oder Wiederholen? Vielleicht solltest du den Druck wegnehmen, indem du ihr klar machst, dass für DICH beides OK ist und die Welt nicht untergeht, wenn sie Wiederholen muss.

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Nachprüfungen sind so eine Sache, über den Sinn und Unsinn kann man streiten.
Meiner Meinung nach bringen sie selten etwas und verursachen nur Stress und Ärger in den Ferien. Viele, die die Nachprüfung bestehen, fallen dasnn das Jahr drauf endgültig durch, weil die Lücken nicht ausreichend gefüllt wurden.

Also, mach es wie deine Frau, lass deine Tochter machen. Sie kann die Chance mit der Nachprüfung nutzen oder auch nicht. Unterstütze sie bei ihrer Entscheidung, aber lass es ihre Entscheidung sein.
Und mit Entscheidung meine ich nicht, dass sie ja eigentlich in die 10. Klasse will. Niemand fällt gerne durch, aber der Antrieb in den Ferien wirklich ranzuklotzen muss aus einem selbst kommen.

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"Das zum Hintergrund. Im Moment ist (für mich) die höchste Priorität das Lernen für die Nachprüfung."

Für mich wäre die höchste Priorität, dass es der Tochter wieder besser geht, damit sie überhaupt dazu in der Lage ist zu lernen.


Was ist so schlimm am Wiederholen?
Ich kenne einige, die wiederholt haben, Lücken geschlossen haben und dann eine super Ausbildung/Studium hingelegt haben.

Druck rausnehmen und "Ehrenrunde" drehen, hat so manchen gut getan. Durchatmen, neu starten. Power sammeln.


Freunde von früher haben sich geritzt. Sie wussten um ihr Verhalten und wie schädlich das ist. Manche kamen davon los, manche nicht. Therapeutische Begleitung war wichtig, ebenso das Verhalten der Eltern.

Was ist die Ursache? Lernstress, Versagensangst, Druck der Eltern auf Noten?

Andere familiäre Probleme, andere Einschnitte in der Biographie? Dann wären Schwierigkeiten beim Lernen eher eine Folge.


Nachhilfe kann etwas bringen, wenn das Kind bereit ist, lernwillig, wenn es darum geht, Lücken zu schließen.
Auch in Kombination zu therapeutischen Maßnahmen.

Nachhilfe bringt eher nichts, wenn dadurch der Druck erhöht wird und therapeutische Maßnahmen ausgehebelt werden (Leistungsdruck gemacht wird etc).

Was sagt denn die Therapeutin? Bekommt ihr auch Elternberatung? Wie ihr damit umgehen könnt?


Was ich nicht verstehe, ist warum das nicht wiederholen und Lernen bei dir oberste Priorität hat?
Ok, ich kenne Menschen, denen das wichtig ist. Diesen habe ich allerdings schon in der Pubertät verbal!! in den A*** getreten, boykottiert.

Unterstützung beim Lernen: gerne. Ich lerne sehr gerne. Wem aber Lernen/nicht wiederholen wichtiger war, als meine Gefühle, meine Gesundheit (emotionale mitgerechnet), der konnte mich mal (von hinten sehen auf nimmer wiedersehen).


Hat sie denn schon mal wiederholt?
Was passiert, wenn sie wiederholen würde?

Nachprüfungen gibt es nicht überall. Ich weiß, dass es das mancherorts gibt.
Als ich wiederholt habe, gab es das nicht und ich war sooooo froh drum. Den Druck ind en Ferien durchbüffeln zu müssen, hätte mich ange***t. So wusste ich zum Schuljahresende, dass ich wiederholen würde, stellte mich darauf ein und kam in eine andere Klasse. Mit neuer CHANCE.

Nachhilfe macht durchaus Sinn. begleitend zum Unterricht. Nicht erst, wenn die Nachprüfung ansteht, sondern eigentlich schon, wenn die ersten Lücken auftauchen, Noten schlechter werden etc.


Sprich mit der Therapeutin, was JETZT relevant ist. Was GESUNDHEITLICH Priorität hat. Geht es deiner Tochter gut, hat sie auch gute Chancen sich Schulstoff zu merken und zu verarbeiten.

Mit guten Noten, wird sie aber nicht unbedingt gesünder.