Hat(te) jemand ein Kind mit einem Tic ? einer stressbedingten Tic-Störung ?

Hallo,
meine Tochter (9) scheint die letzten Tage eingen Tic zu entwickeln.
SIe zuckt am ganzen Körper in unregelmässigen Abständen, jedoch sehr häuftig, - Pausen sind selten länger als 2-3 Minuten. -Manchmal schüttelt es sie auch mal ein paar Mal die Minute.

Sie ist grundsätzlich sehr empathisch, sehr fröhlich, - spielt viel mit dem größeren Bruder, macht die Hausaufgaben GERNE und gut gelaunt, - aber die ganze Corona-Situation scheint sie wohl auf diese Art und Weise zu verarbeiten, auch wenn sie oberflächlich lustig, fröhlich und voller SPielideen ist.
Wir haben einen großen Garten, leben direkt am Wald, sie hat nie Zoff mit dem Bruder, wir machen viel draussen (im Gemüsegarten, spielen), sie bastelt viel, wir machen sehr viel, aber klar: Freunde fehlen, die Großeltern fehlen. Sie sind viele Stunden alleine mit Hausaufgaben beschäftigt, weil wir Eltern hier gleichzeitig vollzeit das Homeoffice rocken müssen.
Klar: wir haben nicht den ganzen Tag für die Kinder Zeit, aber haben sicherere Jobs. Wir selbst müssen uns nicht sorgen, - es ist einfach nur stressig.

Aber trotzdem reicht die Situation aus, dass sie diesen Zitterer bekommt und so wohl die aktuelle Stress-Situation verarbeitet. (das was sie "schüttelt" ist so, wie das komische Zucken, das man manchmal spürt, wenn man gerade einschläft).

Klar: wir kommentieren es nicht (oder ganz selten) - geben ihr viel Aufmerksamkeit und zusätzliche Quality-Time. Wir kochen, was sie möchte, und haben jetzt auch mit der Freundin am Montag ein SPieldate ausgemacht (wir gehen im wald spazieren). ich erhoffe mir, dass diese positiven Impulse helfen, ihr über diese Stress-Situation zu helfen.
Auch die Oma wird nächste Woche mittags mal auf die Terrasse kommen. Wir lassen die Kinder auch oft mit den Freundinnen und Verwandten per Videokonferenz schnacken. ....


Meine Frage: was können wir noch tun? Was kann einem empathischen Mädel denn sonst noch so alles als Entspannung helfen, um diesen tic gleich am Anfang wegzuschaffen?
SIe macht auch täglich Kinderyoga mit einer Youtuberin, Tanzt zu lets Dance und wir machen viel in der Natur oder kochen gemeinsam, backen, basteln usw... statt duschen, wird jetzt mit Hörgeschichte und Kerzchen auf dem Waschgbecken gebadet ...... -- natürlich nicht alles gleichzeitig und am selben Tag ... ich zähl einfach mal die Ideenauf ...., .... aber so ein "irgendwas" am Tag kriegen wir trotz Homeoffice doch immer irgendwie hin.... und jetzt am Wochenende natürlich mehr ..... -- nachher laufen wir los und suchen einen Schatz (Geocaching) ....

Ich mache mir Sorgen um sie ... es geht mir wirklich ans Herz, dass dieses dauernde "zuhause" ohne Freunde + Sozialkontakte solche Folgen für sie hat .... Der Patenonkel ist Intenist und sieht das professionell trocken: --- " sorgt für Entspannung, Ausgleich - und dann wird das schon wieder" --- wie gesagt: deshalb haben wir am Morgen auch mal wieder ein persönliches Date mit einer Freundin ausgemacht....

ich möchte mir Ideen holen: was meint ihr, kann man sonst so gutes tun? Die Gesamtsituation scheint für sie ja ein enormer Stressfaktor zu sein (wie für usn alle), - aber sie reagiert eben auf diese Weise darauf ....

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Wie sah denn euer Alltag vor Corona aus?

Gerade was spazieren, baden, kochen usw angeht.
War das schon immer so, oder seid ihr jetzt täglich unterwegs weil man ja raus "muss"?

Kocht ihr was sid will, weil ihr ihr was extra gutes tun wollt?

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also was wir "zusammen" so veranstalten war schon immer so --- wir sind eine sehr umtriebige creative Familie.... -- bisher hatte es schulbedingt eben nur gereicht, dass sie am wochenende mitkochen (oder sogar selber kochen :) ) --- jetzt versuche ich das halt unter der Woche auch öfter einzubauen... -- auch die Aktivitäten, Garten, Yoga kennen beide Kids schon länger ---- und klar waren sie alle paar Wochen auch mit Hörspiel in der Wanne .... --- ich hole solche Dinge nur gerade etwas mehr aus der Schublade, weil sie zu den "Enspannungsdingen" und "Aktivitäten" gehören, von denen ich mir verspeche, diese Stresssituation abzumildern....

ich führe ihr Verhalten tatsächlich auf das angehäufte und geballte: "abgesagte, verlorene, fehlende" zurück.

Mir fällt nur ein, die verlorenen und abgesagten Dinge so gut wie möglich wieder aufzunehmen so gut es halt mit diesen Kontakteinschränkungen vereinbar ist. -- und bei der Besten Freundin wird da jetzt eben drüber weggesehen... (beide Mädels sind nur zuhause sonst und das Risiko sollte überschaubar sein).

Nächste Woche dürfen sie vielleicht wieder trainieren, das steht wohl Mittwoch auf der Regierungsliste.
Und ich habe entschieden, dass ich sie mit den festen besten Freundinnen (zumindest erstmal die eine) mehr verabreden werde, - halt eben draussen, um ihr diese Verlustdinge irgendwie auszugleichen ...

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Wie war es sonst so?

Ich hatte als Kind viele verschiedene Tics.
Vermutlich ADHS begünstigt, aber nicht immer ursächlich.
Kinder von Freunden, ohne ADS/ADHS hatten auch schon einige Tics.

Die meisten kamen und gingen.
Gemacht haben wir im Grunde nichts.
Außer vielleicht mal Kindertausch.
Was mich in den Wahnsinn treiben kann, fällt meiner Freundin gar nicht auf. Was sie in den Wahnsinn treiben kann, fällt mir nicht auf.


Sagt sie denn, dass es vom Stress ist?
Wann kommt der Tic denn verstärkt?

Meine Tics hatten oft Ritualcharakter. Also unabhängig vom Stress. Es war eher situationsgebunden. Z.B. bei den Hausaufgaben/ in der Schule,
oder eben: bei Konzentration, bei Langeweile, beim Nachdenken, bei Brettspielen...


Bekommt sie mit, dass ihr wegen ihres Tics ihr Lieblingsessen kocht?

Welche Rituale hattet ihr vor Corona?

Meiner Tochter hilft sehr, dass wir viele Rituale beibehalten haben und mir auch.

Bei dem, was du aufzählst, was ihr momentan ausprobierst, würde ich Tics bekommen. Da ist zwar viel dabei, was gut gemeint ist, aber diese vielen Veränderungen, Abweichungen etc. würden mich sehr stressen.

Bei uns ist vor/seit Corona anders, dass sie nicht zur Schule geht, sondern an den Schreibtisch. Dass sie Freunde nicht persönlich trifft, sondern online. Und dass Freizeitaktivitäten nicht mehr so sehr statt finden.

Andererseits war ja Winter und da haben wir weniger außerhalb gemacht.

Würde ich meiner jetzt mit Veränderungen wie Yoga, Lieblingsessen und herausnehmen aus dem Rhythmus nehmen, würde sie mir ins Gesicht springen oder auch Tics entwickeln.

Veränderungen bringe ich am besten nur einzeln. Erst eine, dann die nächste und behalte dabei das Vertraute bei.
Meine sucht sehr nach Regeln, weil diese ihr Orientierung geben. Alles was ich extra mache, ist meiner schnell zu viel und sie reagiert auch mal mit Stress auf etwas Gutes.

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merci für deine Rückmeldung, --- nein: wir hatten immer schon mehrmals die Woche "irgendwas" gemacht (Garten, Basteln, etc...)
Nur die bewussteren Entspannungsdinge, wie dass ich sie in die Wanne gesteckt habe, kamen dazu. Cosmic-Kids-yoga haben sie früher auch schon 1-2 mal die Woche gemacht.
so "unter uns" daheim ist viel sehr ähnlich oder gleich ...

was sich verändert hat: der Zusatzstress wegen Homeschooling für 2 Kinder (wirklich schlecht von den Lehrern organisiert) und dass wir gleichzeitig unseren eigenen Job rocken müssen.

Was sich verändert hat, sind alle Spaß-Dinge: 2-3 mal die Woche Hobby fällt weg. Freunde und Besuch bei Großeltern fällt weg. Sie erzählt oft traurig, dass nun die Abschlußhütte abgesgt ist, -- oder wir nicht aufs Mark Foster Konzert können, oder sie jetzt ihre Austauschschülerin aus Frankreich nicht kennenlernt -- dass die Turniere vom Hobby abgesagt wurden (sie stand immer auf dem Treppchen und ist sehr gut).

Ich habe das Gefühl: die Ursache der Tics sind die vielen Verluste und das "draussen-fehlt". Sie ist extrem empathisch und empfindsam und sozial .... sie ist eine, die sich sonst immer mehrmals die woche mit ihren drei besten Freundinnen verabredet hat und sich immer aufs Hobby gefreut hat ... alles "social" war toll und spaßig und war "ihr ding" ...also alles, was ihr jetzt aufgrund Corona fehlt. ---- und alles kann ich halt nunmal nicht schnell herbeizaubern...

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ok, jetzt verstehe ich es besser.

Wie konnte sie bisher mit Verlusten umgehen?
Dass es jetzt viele auf einmal sind, ist mir klar.

Meiner hilft da eineMischung aus trauern/traurig sein dürfen, Hoffnung (es ist nicht für ewig), das ist jetzt eben anders, es gibt ein danach und dann macht sie wieder...

Ich weiß, das hilft dir jetzt nicht weiter. Deswegen meine ich es eher als Frage.
Die Art damit umzugehen, ist ja auch ein Indiz, wie man daran anknüpfen kann...

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