Spziale Schwierigkeiten in der 1. Klasse

Hallo Zusammen,

meine Tochter wurde im September eingeschult. Sie geht auf die Regelschule bei uns im Ort. Mit ihr ist eine anderes Mädchen aus ihrem KiGa eingeschult worden, sonst kannte sie niemanden an der Schule.

Viele sozialen Kontaktmöglichkeiten gibt es wegen Corona in der Schule nicht (also z. Bsp. keine Ausflüge, keinen richtigen Sportunterricht), aber es gibt natürlich die großen Pausen auf dem Pausenhof und sie geht auch in die Mittagsbetreuung.

Nun ist die Situation wie folgt:
Ihre Freundin aus dem Kindergarten ist sehr dominant und ihr, aber auch manchmal meinem Mann und mir gegenüber sehr respektlos (z. Bsp. sagte sie kürzlich zu meiner Tochter und mir: "Euch kann man aber gut verarschen."). Manchmal verhält sie sich wie aus dem Nichts heraus auch äußerst zickig und abweisend. Manchmal spielen die Zwei aber auch sehr schön und haben Spaß miteinander. Es ist also leider nicht eindeutig.
Meine Tochter hängt sehr an ihr.

Nun haben wir heute von meiner Tochter erfahren, dass sie von ihr in den großen Pausen und der Mittagsbetreuung immer wieder ausgeschlossen wird. Mit den anderen Mädchen hat meine Tochter noch keinen richtigen Kontakt aufgebaut. Sie spielt wohl in der großen Pause dann Fangi mit den Jungs, muss aber immer die Fängerin sein. In der Mittagsbetreuung hat sie noch zwei, drei Mädels, mit denen sie manchmal spielt.

Heute ist sie wegen einer Erkältung Zuhause geblieben. Da brach es aus ihr heraus: "Ich fühle mich so klein und meine Freundin ist schon so groß. Alle sind schon so groß." Ich fand es sehr gut, dass sie das zum Ausdruck bringen konnte und habe sie umarmt und ihr gesagt, dass es diese Gefühle gibt und sich jeder mal so fühlt.

Sie wirkt jetzt "aufgeräumter". Aber ich frage mich, wie wir sie unterstützen können. Da ich mich hier am Ort nicht so wohl fühle habe ich auch öfters mal an einen Umzug gedacht. Ich habe das Gefühl, dass ihre Kindergartenfreundin den anderen Kindern "zeigt", dass man respektlos und gemein zu meiner Tochter sein kann und sie in dieser Konstellation immer Schwierigkeiten haben wird. Was meint ihr?

Liebe Grüße!

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Ich verbuche das noch nicht unter "soziale Schwierigkeiten", für die meisten Kinder ist der Schulstart etwas holprig. Wenn man bedenkt, das wir hier erst von ein paar Wochen Schule (inkl. Herbstferien) sprechen, dann klingt das für mich alles im Rahmen. Nicht jedem fällt es leicht Kontakte zu knüpfen, aber auch diese Kinder finden ihren Weg in der Schule.

Ja, deine Tochter hat recht, in der Schule gehört sie jetzt wieder mit zu den Kleinen, ihre Freundin ist "groß" weil sie offener, dreister ist. Das bedeutet aber noch lange nicht, das es deiner Tochter dort schlecht geht. Sie hat doch Kontakte und natürlich hat man in der Schule nicht so viel Zeit sie zu knüpfen, wie im Kindergarten. Und in den ersten Monaten sind sie doch eh damit beschäftigt, erstmal im Schulalltag anzukommen, neue Regeln, ach einfach alles ist neu....selbst der Gang zum Klo ist anders als gewohnt.

Meine Tochter brauchte auch etwas länger und wir haben ihr vermittelt, das es okay ist, wenn man Zeit braucht. Das Menschen nun mal unterschiedliche Charaktäre haben. Und wir haben ihr vermittelt, das nur weil man eine große Klappe hat, man nicht immer damit durch kommt. Sie hat auch behauptet, das sie keine Freunde hat und das sie ausgeschlossen wird. "Niemand spielt mit mir.". Schlußendlich kam etwas ganz anderes raus, nämlich das sie sich selber im Weg stand. Das sie jederzeit hätte mitspielen können, sie das aber nur mit Extraeinladung gemacht hat. Und das sie oft nicht das spielen wollte, was die anderen gespielt haben....nun ja, das ist dann Pech, aber weit von "niemand spielt mit mir" entfernt. Auch sie hat ihren Fokus auf die Draufgänger und das tut ihr verdammt gut. Denn so frech sie auch sind, sie bringen Schwung in ihr Leben. Sie zeigen ihr, wie man sich durchsetzt, mutig ist und "Nein" sagt. Im nächsten Schritt kam dann wieder die Distanz zu schaffen, den Spagat zwischen zu viel Mut und Anpassung. Wir hätten uns den Mund fusselig reden können, ohne diese kernigen Mädels wäre sie immer noch ein scheues Mäuschen. Mittlerweile haben sich da tolle Freundschaften entwickelt, auch für die anderen Mädels ist das eine Bereicherung, denn sie werden durch unser KInd wieder geerdet. Jetzt in der 2. Klasse läuft es rund. So sieht es auch die Lehrerin.
Unterm Strich möchtest du etwas unterbinden, was im Grunde so wichtig für die Entwicklung ist. Dein Kind wird nicht gemobbt oder geärgert. Und ich denke, du kannst 20mal umziehen, in jeder anderen Schule wird es auch wieder kleine Rampensäue geben, zu denen dein Kind aufschaut.
Ich denke einfach, das sowohl dein Kind und auch du selber etwas mehr Geduld haben solltet.

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Hast du mit ihrer Lehrerin / ihrem Lehrer schon gesprochen?
Vielleicht hat sie / er auch schon Beobachtungen gemacht oder kann gezielt darauf achten, deine Tochter an andere Kidner zu "vermitteln"

Ist sie generell eher schüchtern, ängstlich?

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Mit der Lehrerin habe ich Anfang Dezember einen Termin. Sie ist nicht schüchtern, aber manchmal ängstlich. Generell ist sie ein eher wildes Mädchen, das gerne tobt. Im KiGa hatte sie eine Handvoll Freunde, war gut integriert und wurde z. Bsp. zu einigen Kindergeburtstagen eingeladen. Sie war im WaldKiGa. Es hat aber eine ganze Weile gebraucht bis sie dort Freunde gefunden hatte. Was mir auffällt ist, dass sie dazu neigt anderen Kindern nahe zu kommen, z. Bsp. mal spontan zu umarmen. Das ist vielen Kindern (auch zu Recht) dann zuviel.

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Zum Freunde kennenlernen fällt mir ein, die Kinder zu euch nach Hause Einzel einzuladen. Das darf man doch. Vielleicht mit den Mädels anfangen, die sie schon mal kennt und dann die aus der Klasse, die sie am wenigsten schlimm findet sozusagen. (Da sie noch mit keiner befreundet ist).

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Die Kinderfreundschaften bilden sich gerade. Ich würde Deine Tochter bitten, ein anderes Kind zu fragen, ob es mit ihr nach der Schule spielt. Wenn das klappt, dann die Woche drauf wieder.

Dann vielleicht noch ein weiteres Kind fragen.

Wenn sie fragt, dann hat sie eine Chance von 50%, dass das Kind mit ihr spielt. Fragt sich nicht, dann ist die Chance 0% (Es sei denn, dass das andere Kind sich traut zu fragen). Das macht Dein Kind auch ein Stück selbstbewusst.

Kiga Freundschaften verändern sich.

Lass Deine Tochter ihre Spielfreunde aussuchen. Die Eltern müssen ja nicht befreundet sein.

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Na, dieser Post ist doch ein gutes Beispiel dafür, dass es manchmal gar nicht so gut ist sich an die Freundschaften aus der Kita zu klammern, weil in der Schule sich sowieso vieles neu formt. Genau das würde ich auch deinem Kind sagen. In der Kita - so wie es dort war mit den Kindern die dort waren - war sie eine Freundin. Nun, ist es eine neue Situation. Die Freundin ärgert dein Kind, will sich wohl ablösen und das tun Freunde nicht.

Sie sollte aufhören sich auf diese Freundin zu fixieren und sich besser eigene Freunde suchen. Ladet Kinder zu euch ein. Sage ich immer wieder. Ermutigt sie einen Freund nach der Schule mitbringen zu dürfen. Motiviert sie andere Kinder zu fragen, ob sie sich nicht Mal zum spielen treffen wollen. Falls sie schüchtern ist, eine Einladung gestalten und einem anderem Kind geben mit eurer Telefonnummer, damit die Muttis Absprache machen können. Es gibt auch andere Kinder, die neue Freunde suchen. Natürlich haben wir Corona, aber selbst das spricht nicht gegen einen Spielfreund zu Hause.

Ich würde es auch eher unter den üblichen Startschwierigkeiten verbuchen, weil Schule eben etwas Neues ist, aber trotzdem dran bleiben und sie motivieren, dass sie sich für die anderen interessiert und Kontakte aufbaut.

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Vielen Dank für Eure Antworten!

Was ich daraus mitnehmen kann ist v. a. sie zu ermutigen andere Kinder einzuladen. Das haben wir auch schon angefangen. Nächste Woche ist auch sie bei einer Klassenkameradin eingeladen.

Diva2020 - Deine Antwort hat mich sehr gefreut. Sie war so treffend, dass ich sie sogar meinem Mann gezeigt habe. Er meinte, dass er genau so dazu denkt, es aber nicht so gut in Worte packen kann. Denn: Ich finde nicht, dass es so einfach ist, die KiGa-Freundin loszulassen und sich auf andere zu fokussieren. Anscheindend findet sie etwas an ihr, dass sie fasziniert und dass sie vielleicht auch sucht, um sich weiter zu entwickeln. Und Dein Post hat mir Mut gemacht, geduldig zu bleiben und auch ihr zu vermitteln, dass sie sich Zeit lassen darf in der Schule anzukommen, Freundschaften zu knüpfen und ihre sozialen Kompetenzen zu entwickeln.

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Schön ist das nicht, aber elider verhalten sich Kidner oft anders in einem anderen Umkreis.

Wie wäre es denn,w enn deine Tochter sich mal privat mit den Mädels aus der Betreuung trifft. Sie kann sie doch nacheinander mal zu euch einladen. Vielleicht ergibt sich daraus eine Freundschaft. und sie kann dann mit diesen Mädchen auch in den Pausen spielen.