Legasthenie & Dyskalkulie - Suche Erfahrungen

Hallo zusammen

Ich suche Erfahrungsberichte und hoffe hier fündig zu werden ☺️
Kurze Vorgeschichte :
Meine Tochter war schon immer "anders" als andere Kinder. Extrem kreativ, motorisch begabt, wütend und explosiv wie 10 Kinder zusammen, verträumt und in einer eigenen Welt gefangen. Logopädie ab dem 5. Lebensjahr, da ich vorher immer nur belächelt wurde und Sie als Late Talker abgetan wurde. Ergotherapie seit 1 Jahr.

1. Klasse war ein Albtraum.
30 Schüler, meine Tochter stets abgelenkt, unkonzentriert und definitiv nicht leistungsfähig. Enorme kognitive Beeinträchtigungen in allen schulischen Bereichen - nur Kunst und Musik waren sehr gut. Der Klassenlehrer nicht gerade gut auf meine Tochter zu sprechen - schließlich sollte ein Kind Leistung bringen. Dies ging so weit das meine Tochter die Schule verweigerte und Nachts wieder eingenässt hat. Von uns zu Hause bekommt Sie seit dem ersten Schultag KEINEN Druck, dies direkt vorweg.

Wir haben Sie also letztes Jahr zurückstellen lassen und Sie wiederholt die Klasse. Hier bekamen wir auch endlich nach langen Betteln eine Überweisung für das SPZ.
Die Terminvergabe extrem schwierig, bedingt durch Corona noch mehr Wartezeit als üblich.

Schulisch hat sich für mein Kind trotz Wiederholung leider nicht viel verbessert. Sie hängt extrem hinterher, schafft die Aufgaben nicht, arbeitet sehr langsam, versteht teilweise nicht was sie machen soll. Sie kann sich in der Schule selbst schwer strukturieren und orientieren, dazu noch die große Klasse und Corona 😭

Seit Januar befinden wir uns endlich auf Ursachenforschung im SPZ.
Eine Diagnose bekommen wir voraussichtlich im März.
IQ sagt laut Test noch in der Norm, aber leicht unterdurchschnittlich. Vom Verhalten her könnte es in die Richtung ADS gehen und man geht von zwei Leistungsstörungen aus - LRS und Dyskalkulie. Hier sollen wir nun den Schulpsychologen aufsuchen damit er beides testet.

Für uns ist das alles ganz furchtbar. Meine Tochter leidet sehr stark darunter, hat kein Selbstvertrauen und schon garkein Selbstwertgefühl mehr und mir zerreißt es das Herz mein Kind so leiden zu sehen und ihr nicht helfen zu können.

Hier kommen viele Fragen auf, vorallem die wie es weitergehen soll.

Regelschule mit Nachteilsausgleich und Therapien die ich womöglich selbst bezahlen muss? Schafft mein Kind die Regelschule überhaupt? Suchen wir eine neue Regelschule mit anderer Klasse Stärke? Sollten wir eine andere Schulform wählen?

Gibt es hier jemanden mit ähnlichen Problemen?

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Gibt es bei Euch keine Förderschulen?
in der 1. Klasse (2.Klasse?) ist ja noch ewig Zeit, um sich über Hauptschule oder Realschule Gedanken zu machen...
Anscheinend sind die Probleme sehr groß und in Deiner Aufzählung fehlt eindeutig etwas mehr Förderung, wie es in Förder- oder Sonderschulen vielleicht für sie passender wäre.
Schaut euch doch mal dort um? Kleinere KLassen, direkte Förderung und eben noch 2-3 Jahre Zeit, genug aufzuholen, um sich dann Gedanken zu machen, was für eine weiterführende Schule für sie passt.

Also bei der Schule bei uns in der Stadt kann ein Kind, das gut aufgeholt hat in jeder Jahrgangsstufe wieder zurück in die Regelschule wechseln... habt ihr sowas nicht?
Wenn es so schlimm ist und so viel STress macht und sie es nicht packt, frage ich mich, warum es auf biegen und brechen aktuell die Regelschule sein muss?

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Hallo und danke für die Antwort.

Ich denke du hast meine Zeilen falsch aufgefasst.
Es muss natürlich nicht auf biegen und brechen die Regelschule sein. Es darf auch eine Sonerschule sein, wobei es hier bei uns nur eine mit dem Schwerpunkt Lernen gibt und die sehr weit weg ist. Die Frage ist halt, in welche Richtung es gehen soll. Meine Tochter ist extrem sensibel und findet sich nur schwer in neue Situationen ein. Ein Schulwechsel hat für Sie eine enorme Bedeutung und zusätzliche Last, weshalb wir halt ganz konkret abwiegen müssen.

Förderung bekommt Sie. Logo und Ergo, sowie wöchentlich etwa 2 h bei der Sonderpädagogin der Schule. Das reicht aber nicht. Nachhilfeplätze gibt es aktuell für uns nicht, da wir nur vertröstet werden oder auf einer Warteliste hängen. Notbetreuung bekommen wir auch nicht.

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Achso, wir machen uns auch keinerlei Gedanken über die weiterführenden Schulen sondern sind gedanklich bei heute.

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Bundesland?

Ich würde mit der Lehrerin und der Sonderpädagogin sprechen.

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Brandenburg
Das haben wir schon längst gemacht. Die Sonderpädagogin sagt noch kein Feststellungsverfahren einleiten lassen, der Lehrer schlägt die Hände über den Kopf zusammen mit den Worten: So ein Kind habe ich in meiner Laufbahn noch nie gehabt"

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Als Eltern hast du oftmals die Möglichkeit ein Gutachten zu eröffnen. In NRW zählt immer der Elternwille. schau mal wie es bei euch ist

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Hallo.

Ich bin nicht sicher, ob meine Antwort dir weiterhilft. Dennoch schreibe ich mal.

Auch unsere Tochter wurde ab Einschulung auffällig. Im Kindergarten war sie immer ein sehr fröhliches Kind. Wenn auch eigen.
Ab der 1. Klasse änderte sich das Ganze. Sie war anfangs überfordert, orientierungslos, zog sich immer mehr und mehr zurück, wurde still, und weinte sehr viel.
Wir dachten, das sei völlig normal. Die Schule ist nun mal eine neue, weite Welt und sie muss sich zurechtfinden. Das passierte aber nicht. Ihr Zustand wurde immer schlimmer und im Mai 2019 äußerte sie, dass sie sterben möchte.

Der Kinderarzt überwies uns zu einer KJP. Die diagnostizierte zu Anfang eine schwere depressive Verstimmung. Weitere Tests ergaben ein ausgeprägtes ADS. Der IQ Test zeigte ein durchschnittliches Ergebnis. Im Februar 2020 begannen wir mit der Medikation. Ein weitere IQ Test mit Medikation zeigte ein Ergebnis von 125. Allerdings diagnostizierte man ebenfalls eine Dyskalkulie.

Eine Dyskalkulietherpie beim Jugendamt ist bereits schon ewig beantragt. Durch Corona passiert da aber nicht viel.

Unserer Tochter geht es besser. Aufgrund weiterer Auffälligkeiten war sie vom 1.12. 20 für 10 Wochen in einer psychiatrischen Tagesklinik. Auch das tat ihr sehr gut.

Wir haben auch schon öfter überlegt, wie es schulisch weitergeht. Zurückstellen in der Grundschule würde nichts bringen. Dank Medikament kann sie wirklich gut arbeiten. Im Februar 22 muss ich sie für die weiterführende Schule anmelden und ich habe für mich eine Regelschule ausgeschlossen. Ich denke, sie wird auf eine Waldorfschule gehen.
In NRW gibt es für Dyskalkulie keinen Nachteilsausgleich. Lediglich für LRS. Mal davon abgesehen, würde es ihr auch nichts bringen. Es ist schlichtweg die falsche Schulform für sie. Da bin ich sicher.

Statt SPZ würde ich dir einen Kinder- und Jugendpsychiater empfehlen.

LG

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Dein Kind klingt eigentlich so, als hätte es eine seelischen Behinderung. Damit ist das SPZ eigentlich der falsche Ansprechpartner. Richtig wärst du bei der KJP.

Welcher IQ Test wurde gemacht und wie waren die exakten einzelnen Ergebnisse? Besonders wichtig sind die einzelnen Ergebnisse der Kernbereiche.

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Mein Ältester war auch so. Auch die ganzen Therapien bereits vor Einschulung, die Rückstellung. Dann kam, während der Schulzeit, die Autismusdiagnose. Er bekam eine Schulbegleitung und dann hat das geklappt.
Heute ist er in der 8. Klasse. Er war nie in einer Förderschule (außer während der Vorklasse). Dass er die Regelschulabschlüsse nicht schafft, behauptet heute niemand mehr....in der Grundschule sollte er zeitweise Förderbedarf Geistige Entwicklung erhalten - am Ende hatte er LRS und es reichten Notenschutz und Nachteilsausgleiche.

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Bei meinem Mittleren hatten wir in den ersten Grundschuljahren ähnliche Probleme. Es waren dann aber doch weniger Probleme als zuerst angenommen.
Letzten Endes hat er ADHS und eine LRS. Die Probleme in Mathe und den anderen Fächern hingen mit der Konzentrationsschwäche zusammen und haben sich mit der Therapie erledigt. Er besucht mittlerweile die 8 Klasse Realschule, ist ein guter Schüler mit Nachteilsausgleich in Rechtschreibung. Die LRS-Therapie müssen wir selbst zahlen (es gäbe Möglichkeiten übers Jugendamt, aber das ist es uns nicht wert).

Ihr bekommt eine Diagnose im März? In 11 Monaten?

(Wir sind bei einer Kinder- und Jugendpsychiaterin und super zufrieden. So lang mussten wir da nie auf Termine warten.)

Bevor ich Entscheidungen treffen würde, würde ich erst die komplette Diagnostik abwarten.

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Bei einem leicht unterdurchschnittlichen IQ, Teilleistungsstörungen, die letztlich alle 3 Hauptfächer massiv betreffen werden und Konzentrationsproblemen in der 30 Mann Klasse, dazu völliger Verlust des Selbstvertrauens trotz Rückstellung und Stoff-Wiederholung, würde ich klar sagen, dass sie ein alternatives Schulkonzept braucht. Eines mit kleineren Klassen, mehr Personal, dass für Kinder mit Lernstörungen und Teilleistungsstörungen wie Legasthenie und Dyskalkulie spezieller geschult ist und wo es nicht nur um Leistungsdruck geht, sondern um einen individueller begleiteten Zugang zum Lernen mit Freude nach den eigenen Möglichkeiten. Das kann eine Förderschule sein, es kann aber auch sein, dass es ausreicht eine alternative (Privat) Schule zu nehmen mit kleinen Klassen und freieren Konzepten. Ich denke, vor allem sollte die Klassenstärke kleiner sein und die Lehrer müssen Ahnung haben wie man mit diesen Problemen umgeht. Es gibt sicher auch Regelschulen die vereinzelt ganz tolle Lehrer und Konzepte haben, aber insgesamt glaube ich die Regelschule wird eher Quälerei für euch alle. Ich würde mich mal schlau machen. Wahrscheinlich schafft weniger Druck hier mehr Motivation und dann ist ja am Ende trotzdem ein Schulabschluss drin.

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Dankeschön für deinen Beitrag. Grundsätzlich ist das auch mein Gedanke

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Was wäre denn die Alternative zur "Regelschule"? Und gibt es gute Regelschulen in eurer Nähe?
Ich weiß nur, dass es Kindern, die Lernschwierigkeiten haben, immer hilft, wenn das Niveau für sie machbar ist.

Grüße

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Mein Sohn hatte auch beides und ich kann dir sagen die 9 Jahre Schule waren die Hölle für ihn, die Förderschule nahm ihn nicht da der IQ zu hoch war, also quälten wir uns durch die Regelschule. Er machte 2,5 Jahre lang eine erfolglose Dyskalkulie Therapie, Legasthenie haben wir ignoriert weil er da ja den Ausgleich bekam. Nach dem Abbruch der Dyskalkulie Therapie ging er 2 Mal wöchentlich zur Mathe Nachhilfe um wenigstens halbwegs dem Unterrichtsstoff folgen zu können. Im letzten Jahr hat er die Schule beendet, ist aber dank Mathe und Deutsch durch die Prüfungen gefallen. Jetzt macht er eine Ausbildung und ist glücklich, vor allem da ja Dank Corona die Berufsschule seid November praktisch ausgefallen ist.

Versuch Mal über die Ergo an ein Marburger Konzentrationstraining zu kommen, das hat meinem teilweise geholfen, sonst haben wir in den 9 Jahren wenig Entgegenkommen und Verständnis bei den Lehrern erlebt und waren sehr froh dies Zeit hinter uns zu haben.

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Oh gott. Das hört sich furchtbar an! Das tut mir leid.
Aber ihr habt es irgendwie geschafft und ich bin mir sicher das dein Sohn trotzdem seinen Weg gehen wird.

Darf ich fragen ob ihr versucht habt eine Schulbegleitung zu bekommen?

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Und darf ich fragen wie hoch der IQ deines Sohnes war?

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Ich finde es gerade schwierig...

Ich würde die Diagnose und die Empfehlung vom SPZ abwarten - aber wenn das wirklich noch 11 Monate dauern soll, ist das ja fast untragbar...

Das Problem ist nur, ohne Diagnose wird es verdammt schwer, irgendwas zu beantragen...

Bei uns sind die Probleme (zum Glück) deutlich kleiner - Felix hat ne leichte Hörschwäche und ne isolierte Rechtschreibstörung. Mit der Diagnose der Hörschwäche (durch einen Pädaudiologen) konnten wir für ihn ein AO-SF beantragen und er hat in der Schule Unterstützung durch eine Förderschullehrerin bekommen. Es waren zwar "nur" 3 Stunden in der Woche - aber das war für seine Problemstellung ausreichend. Es ging mehr um so fragen, wo muss Felix sitzen, damit er möglichst viel mitbekommt. Wie schafft er es, sich bemerkbar zu machen, wenn es ihm zu laut ist? (Er hat sich oft nicht getraut, einfach bescheid zu sagen,,,). Etc. pp.

An der Rechtschreibstörung arbeiten wir in Form einer Lerntherapie. Da aber "nur" die Rechtschreibung betroffen war und er zum Glück ganz gut lesen kann (also völlig normal, er liest viel und gerne), ist auch dieses Problem "aashaltbar". In dieser Konstellation war ein Regelschulbesuch nie ein Problem, Aber auch für die Förderschule braucht es ja ne fundierte Diagnose / Testung als Basis...

Im Zweifelsfall würde ich mich von den Förderschulen beraten lassen. Da oft auch die Förderung der I-Kinder über die Förderschulen läuft (so war es bei Felix), ist das kein Problem. Bei uns ist damals eine Sonderpädagogin vorbeigekommen, hat sich den Felix angeschaut, hat sich die medizinischen Unterlagen und auch die Zeugnisse angeschaut. So hat sie damals einen ganz guten Eindruck bekommen, wo Felix Probleme liegen. Dann haben wir besprochen, welche Möglichkeiten der Förderung es gibt - und wie wir es am Besten angehen. Und ich glaube die Sonderpädagogen kennen sich da oft am Besten aus - gerade wenn die Schulen beides anbieten - Betreuung an der der Förderschule und Betreuung an den Regelschulen.

LG
Frauke