Freundschaften werden immer weniger.

Meine Mädels 12 und 14 hatten beide eine tolle Grundschulzeit mit sehr vielen Kontakten. Ich denke in letzter Zeit oft wehmütig daran zurück. Gemeinsam von der Schule kommen, Spielnachmittage bei uns oder bei den anderen, Übernachtungsdates, Verabredungen. Mit Klassenkameradinnen, mit Nachbarskindern. Manchmal habe ich Abends sorgenvoll auf die Uhr geschaut, wann sie denn nach Hause kommen, ob Sie auch noch die Hausaufgaben schaffen, etc.Kindergeburtstage mit 8 bis 12 Kindern. Es war einfach alles normal und schön. Zu Beginn der weiterführenden Schule war es noch ähnlich. Es gab ja auch noch viele gemeinsame Unternehmungen, Klassenfeste,etc. Ein paar Freundschaften aus der Grundschule gingen in die Brüche, manche zogen weg, aber das ist ja normal.
Trotzdem, bei beiden scheint diese Gabe Freundinnen oder auch Freunde zu finden und zu halten irgendwie abhandenden kommen zu sein. Niemand kommt mehr zu uns. Am Anfang haben sie sich noch ab und zu verabredet, aber es ist derzeit fast komplett eingeschlafen. Sie treffen sich auch mit niemandem mehr. Zunächst habe ich gedacht, dass es nur bei einer von beiden so wäre, aber es scheint, dass beide mittlerweile irgendwie komplett "Freundeslos" unterwegs sind. Sie scheinen nicht unglücklich damit, werden nicht gemobbt, gehen gern zur Schule, haben dort Kontakt, etc. Dennoch frage ich mich, warum das so ist. Ich habe nicht den Eindruck, dass Corona dahinter steckt, auch wenn es dazu beigetragen haben mag. Sie sind viel am Handy, ja. Dennoch habe ich das Gefühl, dass andere sich schon ab und zu auch persönlich treffen und gern miteinander "abhängen". Ach, ich bin einfach nur traurig gerade, vielleicht ist es nur eine Phase und wird wieder anders......

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Hallo,

was sagen denn Deine Mädels selbst zum Thema Freundschaften?

In dem Alter kann man doch schon super mit den Kids ins Gespräch gehen, gerade auch, da Dir die momentane Situation durchaus Sorgen zu bereiten scheint.

Unsere beiden "großen" Mädels sind ziemlich ähnlich alt, beide insofern eher ruhiger und zurückhaltender, als dass sie zwar mit den meisten Mitschüler*innen ganz gut zurecht kommen, jedoch nicht immer "mitten im größten Geschehen" unterwegs sind. Sie haben jeweils noch einige gute Freund*innen aus Kindergarten- und Grundschulzeit sowie ein paar "neue" seit der weiterführenden Schule.

Grundsätzlich finden regelmäßig Treffen/Verabredungen statt, kleinere "Durchhänger" hatten beide zwischenzeitlich allerdings auch schon. Dann zwar meist nicht "allgemein", sondern eher einzelne Personen betreffend, wenn wir als Eltern den Eindruck hatten, dass etwas ganz "fest gefahren" wirkte, haben wir das Gespräch mit unseren Kindern gesucht. Streit war bisher so gut wie kein Thema (also nicht nennenswert), eher "mangelnde Initiative" von beiden Seiten "aus diversen anderen Gründen".

Den "völligen Rückzug" mit Handy ins Zimmer als "Dauer-Zustand" würden wir hier (auch) nicht zulassen. Ich denke, es gibt jedoch einfach Phasen, in denen den Teenies alles einfach mal zu viel ist und sie mehr Ruhe brauchen als üblich. Bei unseren Kindern (auch der "Kleinen") ist es so, dass sie jetzt ziemlich "ferien-reif" sind nach einer so vergleichsweise langen Phase mit Präsenz-Unterricht (die Große jetzt teils bis 17 Uhr), Hobbies, Einladungen, Ausflügen und Verabredungen. So wunderbar diese weitgehende Normalität ist, so anstrengend ist sie für die Kinder durchaus auch! So lange sie verlässlich und gern in die Schule gehen, ist das auf jeden Fall schon "die halbe Miete".

Versuch' doch bei Gelegenheit mal heraus zu finden (im Gespräch), was der Grund für die "freundschaftliche Kapitulation" ;-) sein könnte. Oft steckt wie gesagt gar kein grundsätzliches Problem dahinter, sondern nur "akute Antriebslosigkeit". Die man wie gesagt dosiert und eine gewisse Zeit so "laufen lassen" sollte, damit die Kids Gelegenheit haben, sich selbst zu "sortieren"- und ihre Freund*innen vielleicht auch irgendwann ein klein wenig zu vermissen ;-).

Eventuell haben Deine Mädels ja Lust, eine (kleinere) Halloween-Party auszurichten? Oder einfach jeweils eine oder zwei Freund*innen zu einem Filmabend mit Übernachtung einzuladen? Manchmal kommt dadurch dann ja wieder etwas mehr "Schwung" in die ganze Sache. "Über's Knie brechen" sollte man aber nichts, denn wenn sie sich unter Druck gesetzt fühlen, reagieren die Kids in dem Alter ja oft mit noch mehr Rückzug.

Ich hoffe, das hilft Dir ein wenig weiter?

Viele Grüße!

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Vielen Dank für Deine Anregungen. Leider sagen sie recht wenig dazu. Es ist sehr schwierig mit Ihnen über etwas tiefgreifendere Themen ins Gespräch zu kommen und ich will sie dahingegend auch nicht unter Stress setzen. Sie sind recht aktiv, spielen Instrumente, sind im Sportverein und haben dadurch auch Kontakte. Daher kann ich auch verstehen, dass sie sich oftmals einfach ausruhen wollen und ihre Ruhe brauchen. Trotzdem: Im Moment ist alles nur organisiertes Treffen, aber nichts spontanes aus reiner Laune heraus oder weil man sich mit jemandem gut versteht. Das ist es, was mich stutzig macht. Vielleicht sind sie den anderen zu ruhig, zu langweilig oder was auch immer. Ich finde es schade für sie, auch wenn sie nicht darunter zu leiden scheinen oder das auch wahrscheinlich anders sehen. Ich vermisse frühere Zeiten, in denen das anders war.....Danke nochmal!

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Hallo,

meine beiden Söhne hatten das in dem Alter auch und es ist völlig normal. Deine Mädels sind mitten in der Pubertät. Pubertierende Jugendliche gammeln nicht grundlos umher. Deren Gehirn entwickelt sich gerade massiv und ist im Umbruch. Dazu kommt die körperliche Entwicklung. Das ist mehr als anstrengend. Pubertierende sind oft vergesslich und zerstreut. Auch ein Anzeichen dafür, dass das Gehirn gerade Höchstleistungen vollbringt. Diese Antriebslosigkeit ist also quasi ein reiner Selbstschutz des Körpers, der der Erholung dient. Die Jugendlichen müssen in der Schule aufnahmefähig sein und Leistungen bringen, nachmittags Hausaufgaben, feste Hobbys und eventuelle Pflichten zuhause. Damit ist das Kontingent der Belastbarkeit voll und sie brauchen Ruhe. Und deshalb liegen sie lieber irgendwo rum und tun nichts. Außer am Handy daddeln. Denn die sozialen Kontakte müssen ja gehalten werden 😉. Hier war das Ganze mit 15/16 wieder vorbei und es ging die Zeit los, in der sie mehr unterwegs als daheim waren. Mach dir keine Sorgen. Das ist völlig normal und geht den meisten Jugendlichen so.

LG
Lotta

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Ich danke Dir. Sehr nett. Das stützt.

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Ich kann zwar noch nicht aus eigener Erfahrung als Mutter berichten, da mein Sohn erst 5 ist. Aber ich war als Kind/Teenager genau so wie du deine Mädels beschrieben hast.
Ich war eher ruhig und musste nicht überall mittendrin dabei sein. Ich hatte in der Schule immer Kontakte, auch Leute mit denen ich regelmäßig geschrieben habe, aber Treffen waren echt eher selten.
Mit 16 hatte ich dann nochmal eine Clique bestehend aus ca. 5 Mädels und 4 Jungs und wir haben uns eine zeitlang regelmäßig bei einem der Jungen getroffen. Seine Mutter hatte eine Fernbeziehung zu der Zeit und war am Wochenende oft unterwegs, sodass besagter Freund eben sturmfrei hatte. Nach einem halben Jahr ist diese Clique aus diversen Gründen zerbrochen, danach hatte ich eigentlich nur noch Kontakte in der Schule, habe mich höchstens mal mit jemandem getroffen wenn wir gemeinsam etwas für die Schule machen mussten, z.B. ein Referat vorbereiten.
Ich war dadurch nicht unglücklich, ich war einfach vom Typ her nicht diejenige die gerne überall dabei war oder ständig unterwegs mit jemandem oder zu Besuch bei jemandem.
Wenn deine Mädels nicht unglücklich wirken oder andere Probleme haben würde ich mir da glaube ich gar keine allzu großen Sorgen machen. Vielleicht sind sie vom Typ her einfach nur eher ruhig und gerne für sich.

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Vielen Dank für Deine Antwort. Es hilft mir, die Jugendlichen besser zu verstehen. Danke!!!

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Ich glaube, du machst dir da zu viele Gedanken. Ab der weiterführenden Schule ist der Druck auf die Kinder auch viel höher Leistung zu bringen. Viele haben 35 h Wochen + Training, ab 14 jobben manche schon. Der Kram für die Schule muss teilweise intensiver vor und nachbereitet werden. Das ist nicht viel anders als VZ Arbeit, wenn man das auf den Entwicklungsstand der Kinder umlegt.

Dazu kommt Pubertät, ein teilweise wirklich krass spürbarer Umbauprozess. Die Kids brauchen mehr Schlaf und mehr Ruhe. Ist einfach Fakt. Bei vielen sieht das dann so aus als wenn sie nur chillen und rumhängen. In Wahrheit ist das einfach ein sehr starkes Bedürfnis in dieser Zeit runter zu kommen, zu sortieren.

Und außerdem verändert sich auch der Anspruch an menschliche Beziehungen. War man früher mit Spieltreffen aufm Klettergerüst zufrieden und redete eigentlich wenig persönlich miteinander, Hauptsache man war sich einig über das was man spielen wollte, ist es jetzt so, dass Identität und Intimität eine viel größere Rolle spielen. Wer bin ich? Mit was identifiziere ich mich? Wo bin ich dafür? Wo dagegen? Wen lasse ich an mich ran? Viele Kinder reifen heran und stellen fest, dass sie eigentlich immer weniger gemeinsame Interessen wirklich auf einer persönlichen Ebene miteinander verbinden. Man entwickelt sich teilweise einfach auseinander und grenzt seinen Freundeskreis tendenziell mehr ein auf die die Peer Group, die man cool findet, wo man genauso sein will oder die einen vermeintlich wirklich verstehen und die einem etwas bedeuten.

Es gibt einfach super viele Jugendliche denen es vollauf ausreicht ihre Freunde 35 h die Woche in der Schule und an und an in der Freizeit zusehen, die dann aber auch Mal einfach Sendepause wollen und gar nichts weiter vermissen.

Solange sie sich ab und an triffen, in der Schule integriert sind und Freunde haben, würde ich mir weiter keine Sorgen machen. Das sind auch Phasen. Das kann sich auch alles noch wieder ändern. Manche durchlaufen die Pubertät geselliger als andere, aber grundsätzlich solange nicht Mobbing oder Isolation aufgrund von tiefgreifenden Problemen dahinter steckt, sehe ich da gar kein Problem. Ich muss auch mal so sagen, dass ein Teil der Leute draußen rumhängt, weil die es zu Hause nicht aushalten und immer Stress ist. Wenn sie sich bei euch wohl fühlen, ist das kein schlechtes Zeichen ;).

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Vielen, vielen Dank. Sehr nett, wenn man so verstanden wird und positives hervorgehoben wird. Danke!

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Vielleicht war es in den letzten Jahren schlichtweg zu viel des Guten?

Nach den Ferien hat auch meine sehr kontaktfreudige Tochter immer die Schnute voll und will nur ihre Ruhe haben. Ihr wart jetzt anscheinend jahrelang auf der Überholspur unterwegs, da braucht man einfach auch mal ne Auszeit. Vielleicht haben sie während der Lockdowns einfach festgestellt, das Ruhe gar nicht so schlecht ist und fallen jetzt einfach ins andere extrem.

Was sagen die beiden denn dazu?

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Ja, vielleicht. Vielen Dank für Deine Anregung. Meine beiden sind nicht sehr gesprächig, daher sagen sie nicht viel dazu. Aber ich denke auch, sie wollen viel Ruhe und auch eher gefragt werden und ergreifen auch nicht unbedingt die Eigeninitiative. Aber es ist ok. Sie scheinen sich dennoch wohl zu fühlen. Danke!

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Ich kann aber auch den Ansatz in anderen Antworten bestätigen. Ich selber hatte auch so eine Phase in dem Alter, wo ich mich lieber zrückgezogen habe....um dann danach richtig loszulegen#schwitz#rofl.
Vielleicht liegt es wirklich an der Entwicklung. Aber wenn die beiden zufrieden sind, dann würde ich mir da gar nicht so viele Gedanken machen. Verstehen sie sich gut? Dann sind sie irgendwie auch nie richtig alleine.

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Bei mir ging es in dem Alter auch mit den Freundschaften bergab.
Rückblickend lag es wohl bei mir daran, dass ich eher noch Kind sein wollte, z.B. draußen fangen spielen, in Gebüschen Höhlen bauen, auf Bäume klettern usw. während viele Klassenkameradinnen nur noch shoppten und am Marktplatz "abhingen". Das war irgendwie nicht so kompatibel.
Ich war ihnen zu "kindisch" und sie mir zu faul/langweilig.
Ich hab dann oft mit jüngeren Kindern gespielt oder Kinder/Babys gesittet und die ehemaligen Freundinnen wurden eher zu Klassenkameradinnen degradiert.

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Meine Enkelin ist bald 15 und hat zwei sehr gute Freundinnen, das reicht ihr. Vor 3 Jahren wuselten bei ihrem Geburtstag auch noch acht Weiber rum....nun eben nicht mehr. Sie ist in der Klasse beliebt, kriegt immer mal kleine Geschenke und findet das auch "cute" 😁 aber mehr Freundinnen braucht sie nicht.
Deine Mädels haben sich, vielleicht reicht ihnen das derzeit einfach - solange sie sich wohlfühlen, alles okay.
LG Moni