Diagnoseverdacht seitens Schule - Lese/Rechtschreibschwäche

Hallo ihr Lieben,

ich bin auf der Suche nach Erfahrungsberichten. Heute hat die Klassenlehrerin meiner Tochter mir um die Ohren gehauen, es bestehe der Verdacht einer Lese- und Rechtschreibschwäche bei meiner Tochter. Sie ist in der 3. Klasse.

Angeblich haben sie eine dahingehende Förderlehrerin, die mit ihr einen Test machen möchte.

In mir schreit alles, dass das nicht passt. Wir hatten einen Schulwechsel nach der 1. halben Klasse. In der vorherigen Schule war meine Tochter Klassenbeste im Lesen und Schreiben. Keinerlei Auffälligkeit. Auch nach dem Wechsel hielt das an. Seit dem Lockdown und dem leider etwas vielem Handy spielen, (Bekenne mich schuldig) hat sie in deutsch immer mehr nachgelassen. Leider war sie schulisch im Lockdown ein Selbstläufer, weil wir uns auf ihre guten schulischen Leistungen verlassen haben. Ein Fehler.

Jetzt zu meiner Frage. Darf die Schule einfach schulintern eine Diagnose stellen? So schnell ausserdem? Weil sie einmal in einer Lernstandserhebung unter dem Durchschnitt lag?

Und an alle mit Lese- und Rechtschreibschwächeerfahrung: Ist das dann nicht durchgehend auffällig? Man kann doch nicht phasenweise erst alles verstehen und dann plötzlich abbauen.

Zudem wurde nie versucht meine Tochter zu fördern. Sagt man nicht erst, dass Kind fällt da etwas auf, wir versuchen mal ob es mit Förderung wieder besser wird?

Fragen über Fragen...

Freue mich über eure Erfahrungen!

Gruß Tini

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warum nicht den Test machen?
da sind alle Vorabüberlegungen und Mutmaßungen doch eh passée. Dafür sind solche Tests ja da.
Warum sperrst Du dich? notfalls schneidet sie super ab und hatte einfach ein schlechtes halbes Jahr. punkt.

Ich finde es aufmerksam und finde schlimmer, wenn jahrelang von den Lerhren nix kommt und man dann echte Schwierigkeiten hat. - Dann lieber schnell und rechtszeitig mal ne Vermutung äussern und einen Test machen lassen...

je nachdem, was dann rauskommt, könnt ihr im SPZ ja noch einen Nachtest machen. Grundsätzlich ist doch jede Förderung, die man einem anbietet gerne genommen und gesehen oder? Warum sperrst Du Dich? ... selbst wenn sie keine echte LRS hat, sind bei allen Kindern in den letzten 1,5 Jahren Defizite entstanden, egal, wie man sie nennt und jedes zusätzliche Lernangebot würde ich dankend annehmen.

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Danke dir für deine Meinung!

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Die Schule hat doch noch gar keine Diagnose gestellt, sondern nur einen Verdacht geäußert, dem nachgegangen werden soll. Ohne Diagnostik ins Blaue hinein zu fördern ist doch auch Blödsinn. Erstmal sollte alles sinnvoll diagnostisch abgeklärt werden und dann kann bei Bedarf gezielt gefördert werden. Ob die Förderlehrerin da ausreichend qualifiziert ist, oder ob man das lieber extern macht, ist eine andere Frage. Es ist doch auch wirklich keine schlimme Diagnose.

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Danke dir!

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>> Und an alle mit Lese- und Rechtschreibschwächeerfahrung: Ist das dann nicht durchgehend auffällig? Man kann doch nicht phasenweise erst alles verstehen und dann plötzlich abbauen. <<

Klar kann das sein. Kinder entwickeln Strategien um die Schwäche auszugleichen. Und je mehr der Schulstoff anzieht, desto weniger greifen diese Strategien. Bei meinem Sohn wurde eine isolierte Rechtschreibschwäche erst in der 5.Klasse diagnostiziert. In der Grundschule kam er super mit.

Ich verstehe nicht, wieso Du so erbost bist. Wenn Deine Tochter eine Lese-Rechtschreibschwäche hat, ist eine frühe Erkennung das Beste, was ihr passieren kann. Sonst werden ihre Noten nämlich bald in den Keller rauschen und das nicht nur in Deutsch.
Mit einer diagnozierten Lese-Rechtschreibschwäche kann sie gezielt gefördert werden um Strategien an die Hand zu bekommen diese Störung einigermaßen auszugleichen. Sie kann in der Schule einen Nachteilsausgleich bekommen: Mehr Zeit, keine Bewertung der Rechtschreibung, etc.

Eine Lese-Rechtschreibschwäche ist kein Makel und kein Zeichen mangelnder Intelligenz. Albert Einstein war Legasteniker, John Lennon, Charles Darwin.

Grüsse
BiDi

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Danke dir für deine Erfahrung!

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Wirklich?
Das kann sich ändern? Bzw. an einer Stelle auffällig sein an anderer nicht?

Eine Kollegin von mir hat LRS, hochintelligent; sie ist sehr dankbar für heutige automatische Rechtschreibprüfungsprogramme. Sie meint so Sachen wie f und v funktionieren einfach nicht. Sie kann sich noch so sehr anstrengen, das bekommt sie nicht hin.

Bei meinem Sohn war das auch im Gespräch. Er war im Test gerade so zu gut, um schulisch eine Erleichterung zu bekommen. Und er hat für den Test die doppelte Zeit gebraucht. Seine Fehler sind aber auch keine typischen Legasthenie-Fehler. Und… es geht nur um Deutsch. Englisch und Französisch sind ok.

Mein Sohn hatte in der GS auch super Noten bzgl Rechtschreibung. Das sah in der 5. Klasse dann ganz anders aus. Er kann nicht schnell unter Druck schreiben. Sein häufigster Fehler (neben fehlenden ü-ä-ö-Pünktchen) ist die Kleinschreibung nach einem Punkt. Mit mehr Druck kommen ie- und Dehnungs-h-Fehler, doppelte Konsonanten und irgendwann auch f und v. Ach, und vorher ist es noch so, dass er bei der Kombi Substantiv mit einem Adjektiv davor, das Adjektiv groß und dann das Substantiv klein schreibt.

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Ich hätte keine Bedenken, meine Tochter diesen Test machen zu lassen. Ich vergleiche es mal mit einem Sehtest, den ich auch machen würde, wenn ich den Eindruck hätte, mein Kind hätte ein Defizit in der Sehleistung, da stimmt, evtl. etwas nicht. Vielleicht braucht das Kind eine Brille. Genaue Diagnosen sind hilfreich, damit man sich nicht in irgendeinen Aktionismus ergeht, der dem Kind nicht helfen kann, weil es etwas anderes braucht. Oder aber eben auch nicht?

Finde heraus ob alles o.K. ist - oder eben nicht. Um was genau es sich handelt.
Nur so kann gezielt gefördert und geholfen werden. Im anderen Fall bleibt das länger ein Problem und das Kind leidet unnötig.

Auch kluge und bestens betreute und Kinder, die immer gut gefördert wurden, können in irgendeinem Bereich eine Teilleistungsstörung haben.

Das fällt nicht immer sofort auf. besonders nicht in der 1. Klasse in die viele Kinder eingeschult werden, die vieles schon gut können und andere, die z.B. nur ihre Muttersprache verstehen und dem Unterricht kaum folgen können, da sie ihn kaum verstehen.

Unterschiedliche Levels zu Beginn der Grundschulzeit sagen wenig aus, dein Kind musste evtl. kaum etwas völlig Unbekanntes im ersten Halbjahr der Klasse neu lernen, weil ihm vieles schon bekannt war und hatte deswegen erstmal super Noten, weil die Vorbildung durch Elternhaus und Kindergarten dafür ausreichte?

Am Anfang ist Schule leicht, die 3. Klasse ist ein Einstieg in das Lernen für den Übertritt an die weiterführende Schule. Da engagieren sich mehr Eltern für gute Noten und werden die Proben schwerer und zeigt sich erstmals schulischer Druck uns wird die Fülle an neu zu erarbeitenden Stoff größer.

Und die Schulschließungen durch die Coronapandemie, der Distanzunterricht war für mache Kinder - und eben gerade die jüngeren Grundschulkinder - schwierig und eine negative Belastung.
Manchen hat das nicht gut getan und die haben vieles wieder verlernt und sich kaum Neues erarbeitet. Du schreibst ja selbst, es war nicht ideal, andere haben wohl mehr getan.

Ja, manche waren fleissig und viele Kinder haben in der 1:1 Lernsituation zu Hause mit engagierten Eltern auch wirklich super gelernt und super Fortschritte gemacht.
Eltern können sehr engagiert sein und tun sich oft viel leichter als Schule und Lehrer mit großen Klassen, die keine individuelle Betreuung leisten können.

Und von daher ist es doch schonmal positiv, wenn die Schule hier konkret zu einem Problem Stellung nimmt und eine Lösung vorschlägt.

Also, finde heraus, ob Dein Kind im Fach Deutsch eine spezielle Förderung benötigt und wie diese dann konkret aussehen soll und macht dazu diesen Test.
Das könnte doch sehr aussagekräftig und hilfreich sein.
Vielleicht müsst ihr wirklich nur Lücken schließen, die eben in den letzten Monaten entstanden sind, weil nicht genug geübt wurde und Schule nicht Priorität hatte - vielleicht braucht es aber auch neue Methoden, andere Lernstrukturen, Konzentrationstraining, Lerndisziplin was auch immer.


Lasst das analysieren - denn gerade Deutsch und eben richtiges Lesen und Schreiben sind Schlüsselqualifikationen für künftigen schulischen Erfolg.

Das Schulfach Deutsch ist Grundlage für alle anderen Schulfächer, wer da Schwierigkeiten an die weiterführende Schulen mitbringt, tut sich künftig doch extrem schwer, z.B. bei Erwerb von Fremdsprachen u.ä.



Viele Grüß, V.

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Na ja,die Schule selbst kann keine Diagnose stellen. Sie kann einen Test machen und schauen wo es hängt.

Bei uns hat es sich durch den Lockdown erst in der vierten Klasse bemerkbar gemacht,daß meine Tochter Probleme hatte. So konnte sie es verdammt gut vertuschen und ausgleichen. Mädchen können das sogar besser als Jungs.

Erster Gang ist immer Kinderarzt,dann ein Augenarzt,der sich mit Kindern auskennt.
Auch die Pädautiologie ist ein Anlaufpunkt. Meine Tochter kann nämlich bestimmte Buchstaben nicht hören/wahrnehmen.
Die Förderlehrerin der Schule hat sie sich angeschaut und getestet und darauf baut ein Lernplan auf,der mit mir und den Lehrern abgesprochen ist.
Und dann folgt irgendwann vielleicht ein IQ Test, Besuch beim Psychologen. Und dann erst kann man davon reden ob dein Kind LRS hat.

Lass sie doch testen. Vielleicht ergibt sich ja ein individueller Lernplan der deinem Kind hilft. Ablehnen kann nan das Angebot dann immer noch.

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Die Frage ist eher, wie du dir eine LRS vorstellst?

Zu deiner Frage: LRS fällt in den ersten 1-2 Jahren meist nicht auf. Bitte bedenke, dass LRS-Kinder kognitiv vollkommen fit sind und das sehr lange ausgleichen können.
In der ersten Klasse können sehr viele Kinder nicht wirklich lesen, da lesen Lehrer ohnehin noch alles vor. In der zweiten wird auch noch viel vorgelesen. Aber ab der 3. Klasse muss ein Kind in allen Fächern lesen und schreiben. Das ist dann eben der Moment, wo man das nicht mehr ausgleichen kann.

Mein Sohn war durchgehender Einserschüler (ok, außer in Sport) in der 1. und 2. Klasse. In der 3. kam das Gespräch mit den Lehrern, dass er das Klassenziel in allen Hauptfächern nicht erreichen wird. Er wurde nicht versetzt, sondern rückte nur vor. Es hieß, er hätte Anspruch auf den Förderbedarf Lernen (so stand es auch im Zeugnis). In den Sommerferien ließen wir ihn testen auf LRS, denn wir kannten aus vorherigen IQ-Tests seinen IQ. Er hatte LRS. In der 4. Klasse bekam er einen Notenschutz und zahlreiche Nachteilsausgleiche. Seine Noten in allen Fächern (außer Deutsch) normalisierten sich.
Jetzt besucht er eine IGS in der 9. Klasse. Er hat immernoch LRS. Ohne Nachteilsausgleich und Notenschutz würde er kein Schuljahr bestehen. Mit Notenschutz und Nachteilsausgleich ist er ein guter bis sehr guter Schüler.

Du kannst das natürlich ignorieren. Nur steht eben bald bei euch der Wechsel in die weiterführende Schule an. Und FALLS es LRS ist, ist die Zeit dann einfach knapp. Förderung erhalten aufgrund der knappen Mittel in staatlichen Schulen ohnehin nur Kinder mit Diagnose und da auch nur die ganz schweren Fälle.
In der weiterführenden Schule gleich am Anfang wurde bei uns Standardmäßig bei allen auf LRS und Dyskalkulie getestet. Da konnte man kein Veto einlegen.

Was sträubst du dich nun gegen den Test? Vor was hast du Angst? Du kannst, falls dir das lieber ist, den Test auch in privaten LRS-Praxen oder bei Ärzten durchführen lassen.

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Bei meinen beiden Kindern wurde eine isolierte Rechtschreibschwäche bzw. LRS erst in der 3. Klasse festgestellt. Vorher kommen die Kinder meistens irgendwie klar, aber in der 3. steigt auch der Umfang des Stoffes und irgendwann können sie es nicht mehr kompensieren.
Sei froh, dass die Schule dich darauf aufmerksam macht. So kann man frühzeitig fördern bzw. einen Nachteilsausgleich gewähren und/oder eine Therapie beginnen.
Die Lehrerin stellt auch keine Diagnose. Dafür müsst ihr sie dann beim Psychologen testen lassen. Aber die Lehrerin kann euch dabei unterstützen, ob eine Rechtschreibschwäche oder LRS vorliegen KÖNNTE und euch beraten, wie es weitergehen kann.

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Hallo

sei doch froh das die Schule ein Auge drauf hat und so etwas sieht, wenn es so ist das sie eine Leserechtschreibschwäche hat, dann können die Lehrer anders dem Kind helfen.

Ich arbeite als Integrationshilfe und war bis zum letzten Jahr in einer Grundschule. Dort war ein Kind der hatte leserechtschreibschwäche und ein Kind hatte Mathe dyskalkulie. Die Lehrerin ging ich auf die Eltern zu... und soll ich dir etwas sagen? Die haben die Augen verschlossen und gemeint, ihre Kinder wären normal, da gäbe es keine Schwierigkeiten. Die verschließen ihre Augen. Dabei kann an heute den Kindern gut helfen.

Lass sie den Test machen. Wenn sie nichts hat ist gut und freust dich.. wenn sie doch etwas hat, dann kann man ihr helfen. Lieber jetzt als zu spät.

LG

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Die Schule hat eine Förderlehrerin, d.h. es gibt Förderung an der Schule.
Ich verstehe das so: deine Tochter muss diesen Test machen, um Förderung zu bekommen. Das ist nur schulintern, hat also absolut nichts von einer Diagnose.

Du hast Angst, das deine Tochter in eine Schublade gesteckt wird und abgestempelt ist.
Ich kann dir sagen, an unserer Schule haben wir so tolle Erfolgsgeschichte, wenn Kinder an der richtigen Stelle gefördert werden, dass ich die Gefahr nicht sehe.

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Förderlehrerin- Ich nehme an, damit meinen sie einen Sonderpädagogin. Das bedeutet nicht, dass da alle Kinder super gefördert werden. Ich sage dann auch immer "Da soll der Förderlehrer mal draufgucken." Wissend, dass beim Wort "Sonderpädagoge" alle weglaufen und ablehnen würden.

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