Notenschutz und mündlichen Noten

Hallo, ich habe eine Frage und würde gerne eure Meinungen wissen. Wir leben in Bayern mein Sohn geht in die siebte Klasse eines Gymnasiums. Im März dieses Jahres wurde bei ihm LRS diagnostiziert. Die Schulpsychologin empfahl uns Nachteilausgleich und Notenschutz. Das war im Mai, da es aufgrund der Corona-Situation nicht viele Tests gab, konnte ich keinen Unterschied in der Bewertung meines Sohnes feststellen. Zu Beginn dieses Schuljahres kontaktierte ich die Englischlehrerin, die die Klassenlehrerin ist, weil ich sah, dass in der ersten Ex die Rechtschreibung meines Sohnes benotet wurde. Sie erzählte mir, dass sie intensiv mit der Psychologin und der Französischlehrerin gesprochen habe und die Rechtschreibung tatsächlich nicht benotet werde. Ich fragte sie, wie es ist mit den mündlichen Note meines Sohnes, in der fünften und sechsten Klasse war die mündliche Note immer besser als der schriftliche, sowohl auf Englisch als auch auf Französisch, eine 4 schriftlich und eine 3 oder 2 in mündlich (vorher). Ich sagte ihr, dass ich gelesen habe, dass beim Notenschutz die mündliche Note mehr Gewichtung hat, als die schriftliche. Sie sagte mir, dass bei meinem Sohn 1:1 ist. Die Kinder haben bereits einige Schulaufgaben und in Englisch hat mein Sohn nicht gut abgeschnitten, obwohl seine Rechtschreibung nicht bewertet wird, in Französisch hatte er eine 4 (letztes Jahr hatte er auch eine 4, obwohl seine Rechtschreibung bewertet wurde). Gestern bekam er seinen Notenauszug und er war überrascht und traurig, dass ihm die Englischlehrerin und der Französischlehrerin 2 mal die mündliche Note 5 gaben. Ich habe ihn gefragt, ob er vielleicht nicht mehr im Unterricht arbeitet oder vieles falsch antwortet, er hat diesen Eindruck nicht. Dann beschloss ich einigen Müttern von Klassenkameraden zu schreiben, ich wollte wissen, ob sich ihre Noten vielleicht wie bei meinem Sohn verschlechtert hätten, weil ich dachte, dass vielleicht jetzt in der siebten Klasse die Aussprache in Englisch und Französisch generell strenger bewertet wird usw. Aber die, die ich gefragt habe, sagen mir, dass sich die Noten nicht verschlechtert haben. Sogar eine Mutter sagte, dass ihre Tochter es nicht einmal wusste, warum sie 3 mündliche Noten in französisch von 3,2,3 bekommen hatte, wenn sie nur einmal abgefragt wurde. Ich habe die Mütter auch gebeten, ihre Kinder zu fragen, was sie denken, ob sie sehen das mein Sohn anders (schlechter, falsch) antwortet als letztes Jahr, alle antworteten, dass sie keinen Unterschied sehen als zuvor. Bei alle anderen Fächer Deutsch, Geo, Ethik etc, hat mein Sohn seine gewohnte mündliche Noten, also von 2 bis 4.
Ich habe eine Vermutung. Kann sein dass bei meinem Sohn jetzt die beiden Lehrerinnen ihn mündlich strenger bewerten als vorher, als er keinen Notenschutz hatte und strenger im Vergleich die anderen Mitschüler? Mein Sohn übt seine Vokabeln genauso wie zuvor, nicht weniger, aber da er auch an ADS leidet, braucht er schon seine Zeit bis er die Vokabeln auswendig gelernt hat, in der 5 und 6 Klasse seine Noten beim Englischlehrer waren zwischen 2 und 4, und auch im Französischen seine mündliche Noten waren 3 und 4. Ich bin ein bisschen ratlos 🤷🏽‍♀️ Ich werde den Lehrerinnen am Montag eine E-Mail schreiben. Trotzdem wollte ich wissen, was ihr davon hält. Ob meine Vermutung möglich wäre, ob jemand vielleicht die gleiche Erfahrungen hatte und letztendlich, ob ihr das gerecht findet, mein Sohn momentan sieht das als ungerecht.

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Hi,
Hier auch aus Bayern.
Habt ihr auch bald einen Elternsprechtag?
Ist bei uns nächste Woche geplant, und es gab ebenfalls gestern die Notenberichte.
Mein Sohn ist auch furchtbar schlecht im Schriftlichen, war aber bei der Testung knapp zu gut, um eine Erleichterung zu bekommen. Er steht mündlich auf 1 oder 2, schriftlich schafft er es in Mathe noch auf 2 (ist auch super langsam), ansonsten manchmal 3 eher 4 und in Deutsch auf 5.

Die 1-er und 2-er beziehen sich auf echte mündliche Noten. Was mir allerdings bei den Notenberichten aufgefallen ist, ist, dass Exen als kleine schriftliche Leistungsnachweise zählen, so was wie Vokabeltests oder Hefte einsammeln nach der Stunde auch als mündliche Note eingeht - und das ist ja auch eigentlich schriftlich.
(Mein Sohn hatte das mal in einem Nebenfach, da wurde der Schnellhefter eingesammelt und die letzten beiden Blätter und Stunden bewertet, auf einem Blatt war auch die Hausaufgabe, weswegen mein Sohn das noch in der Jurismappe und gar nicht mit abgegeben hatte). Bin mir nicht sicher ob die Hausaufgabe mitbewertet wurde, was garantiert nicht rechtens ist, aber es war die einzige Note im gesamten Halbjahr, im zweiten Halbjahr kam dann Corona, weshalb es die einzige Note im gesamten Schuljahr war…

Aber in Englisch zB hat die Lehrerin einen Schwung mündlicher Noten gegeben, alle gut bis auf eine 4 (Heft einsammeln) und eine 5 (Vokabeltest). Alle hab ich nicht mitbekommen und mein Sohn auch nicht.
Theoretisch ist es so, dass die Lehrkraft dem Schüler die Note nach jeder Bewertung sagen soll. Heißt aber im Normalfall, dass das Kind eben nach der Stunde nach vorne gehen und aktiv fragen muss. Während des HomeSchoolings haben manche (wenige) Lehrer das bei uns sehr genau durchexerziert - also einigen Aufwand betrieben, so dass man entweder eine extra-Email schreiben musste oder sie haben einzelne Online-Termine für die Schüler zur Mitteilung der Noten ausgemacht. Die meisten haben jedoch einfach Noten vergeben. Über ein paar war ich auch deutlich überrascht, weil es auch eigentlich hieß, die Lehrer müssten vorher ausführlich erklären, wann, wie und ob sie online Noten verteilen…

Also nein, wie das im Einzelnen mit Notenschutz aussieht, weiß ich nicht. Meine Hauptaussage ist, dass mündliche Noten auf schriftlicher Basis entstehen können.

Bin mal gespannt auf weitere Antworten.

Viele Grüße

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Du tust jetzt so, als ob das die große Überraschung wäre. Exen waren schon immer mündliche Noten und Schulaufgaben schriftliche.

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???

Exen sind schriftlich.

Und es mag nicht jedem klar sein, dass mündlich nicht nur das bewertet, wenn sich ein Kind im Unterricht mündlich äußert.

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Was sind denn die Nachteilsausgleiche KONKRET?

Üblich bei LRS ist u.a. mündlich statt schriftlich. Das bedeutet konkret, ein LRS-Kind muss sehr viel mehr mündlich aktiv sein, als ein Kind ohne Nachteilsausgleiche. Dazu gehört einfach auch, sich im Unterricht aktiv zu melden, um mündliche Noten zu bekommen oder den Lehrer um ZUSÄTZLICHE Arbeiten zu bitten, z.B. eine Präsentation vor der Klasse zum aktuellen Thema.

So kenne ich das. Söhnchen wurde in der 3. Klasse mit LRS diagnostiziert und ist jetzt in der 9. Klasse. Er hat nach wie vor diese Diagnose und entsprechend Nachteilsausgleiche und Notenschutz in allen Sprachfächern.

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Mündliche Noten werden bei uns aber auch vergeben auf:
- Heftführung (ordentlich, komplett, Hausaufgabenheft)
- Erledigung der Hausaufgaben (pünktlich, vollständig)

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Bei uns wird schlichtweg die Rechtschreibung und Zeichensetzung nicht gewertet. Die Arbeiten werden normal korrigiert, aber es fließt nicht in die Notengebung mit ein. Bei den Fremdsprachen sollten aber die Worte erkennbar sein (quasi Lautschrift). Die schriftlichen Noten sind also ausschließlich auf den Inhalt bezogen, daher gibt es (bei uns) keine Mehrgewichtung der mündlichen Mitarbeit.
Aus den Noten der anderen Fächer und aus den Vorjahren lässt sich leider nicht ableiten welche Note im aktuellen Schuljahr gerechtfertigt ist. So würde ich nicht argumentieren, sondern schlicht darlegen, dass du über den Leistungsabfall besorgt bist und nachfragen wie sich die Note zusammen setzt und was dein Sohn tun muss, um sich zu verbessern. :-)
Bei uns gibt es Noten nicht nur auf "offizielle" Abfragen/Tests, sondern ich darf quasi alles bewerten, Hauptsache ich habe es einmalig erwähnt, dass ich es tun werde. Das geschieht meistens zum Schuljahresbeginn und gerät dann in Vergessenheit.

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PS: noch eine Frage.

Steht denn die Gewichtung 1:1 bei euch dabei? Im Notenbericht - zumindest, was ich hier gesehen habe- steht die Gewichtung mit dabei; also 2:1 und so Sonderlocken.

Und die Erleichterung heißt, sowohl Rechtschreibfehler zählen nicht als auch andere Gewichtung?
Und wenn ich dich richtig verstanden habe, wird das in den Nebenfächern durchaus berücksichtigt (=also passt bei euch), wo ja Rechtschreibfehler in Fachbegriffen sonst voll als Fehler zählen.

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Spannend!
Hier NRW
Was bedeutet Notenschutz ?

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Rechtschreibfehler in Sprachfächern werden nicht gewertet.
Föerwär ist also vollkommen korrekt. Von Lehrern wird da schon einiges verlangt, ganz besonders, wenn Kinder noch Sprachfehler haben.

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Vielleicht liegt es auch daran, das das Leistungsniveau ab der 7. Klasse deutlich anzieht. Im 5. und 6. haben die Kids noch "Welpenschutz". Eingewöhnung und Kennenlernen spielt eine Rolle. Vielleicht kommt dein Sohn da nicht mehr mit.

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Welpenschutz - eher nicht. Da siebt man am Gymnasium durch die beiden Fremdprachen, die dann jeweils neu dazu kommen, auch ganz schöne aus, denn es wird schnell viel Stoff gemacht und Muttersprachler bereichern oft den Unterricht sehr!

Ich pers. würde denken, an dieser Schule ist man der Meinung, ein Kind das Notenschutz und Sonderregelungen in so hohen Klassen beansprucht und nicht normal mitlernt und das leistet, was alle anderen Kinder in ihren Arbeiten leisten müssen, gehört nicht auf ein Gymnasium und soll nur bestehen, wenn die schiftlichen Leistungen stimmen.
Ein Kind, das seine Defizite bis in die 7. Klasse nicht ausgleichen kann und weiter mit sich trägt, ist auf dem Gymnasium wohl kein idealer Schüler.

So in etwa? Davon würde ich ausgehen, Die beiden Lehrerinnen handhaben die mündliche Notengebung nach eigenem Gusto und in Bayern haben sie da auch weitreichende Kompetenzen.

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Ähm…ein Kind mit Notenschutz und Nachteilsausgleichen leistet mehr als ein Kind ohne Nachteilsausgleich und Notenschutz. Oder dachtest du, das ist nicht an Bedingungen geknüpft?

Während Nachteilsausgleiche im Zeugnis nicht erwähnt werden, MUSS der Notenschutz, selbst wenn es nur kurze Zeit war, im Zeugnis erwähnt und genau umschrieben werden, was er umfasste.

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Warum es mehrere mündliche Noten gibt, obwohl nur einmal abgefragt wurde, ist leicht zu beantworten: auch die Mitarbeit wird benotet! Nicht nur dann wenn es gezielt eine mündliche Abfrage gibt sondern immer.

Dass sich die Noten deines Kindes verschlechtert haben, obwohl Rechtschreibfehler nicht bewertet werden KANN ja nur daran liegen, dass Vokabeln und Grammatik in den Tests fehlerhaft waren. Wenn die Wörter und Sätze an sich richtig waren und nur falsch geschrieben wurden, wärs nicht angestrichen worden.

Vielleicht solltet ihr die Tests und Klassenarbeiten künftig nach der Rückgabe genau anschauen um zu sehen WO er konkret ansetzen muss…

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an Deiner Stelle würde ich davon ausgehen, dass Dein Sohn in den letzten beiden Jahren wegen Corona und der Lockdownsituation und der damit verbundenen Versetzungsgarantie und wir-nehmen- alle-mit so gut durch die ersten beiden Jahre gekommen ist. Viele Lehrer haben nicht mehr so streng benotet, wie früher und mündlich Leistungen dazu genutzt, diejenigen sich verbessern zu lassen, die in den reduzierten Schulaufgaben schlechte Noten hatten. Es wurde nichtd er volle stoff vermittelt, es wurde nichta lles abgefragt und geprüft, wie in den Schuljahren zuvor. Auch meine Kinder hatten in den beiden letzten Jahren kaum jemals mehr eine schlechte Note. Hier hält der Trend sogar an. Scheinbar hat meinen Schulkindern Homeschooling gut getan.

Überprüfe also den tatsächlichen Lernstand Deines Sohnes. Er hat evtl. große Lücken, entstanden im Lockdown. Der Schuleindruck anderer Mütter und deren Kinder sind kein Maßstab für die tatsächlichen Leistungen Deines Sohnes. Sorry, aber gehe mal lieber davon aus, dass die Dir alle das erzählen, was Du hören möchtest!

In der 7. Klasse geht es noch um die Basics, die Grundlagen. Dein Sohn wird all den Stoff sicher in den nächsten Jahren brauchen und beherrschen müssen - auch schriftlich. Da ist es grundsätzlich Kontraproduktiv ihn irgendwie zu schonen und seine Defizite nicht klar als solche zu kennzeichnen und benennen. Er muss das für sich aufarbeiten und lernen. Da es Schule ist, in dem dazu vorgesehenen Zeitrahmen und Lehrplan. Im Gymnasium ist ab und an viel Stoff in kurzer Zeit zu erarbeiten. Entweder er kommt mit und tut das, oder sie reichen ihn nach unten durch - zuerst in tiefere Klassen, dann in andere Schulformen.

In Bayern ist das so. Da ist man wohl auch weniger bereit, einzelne Schüler wegen irgendwelcher Besonderheiten und Auffälligkeiten zu entschuldigen.

da hört man noch oft: Es müssen nicht alle Abitur machen, jedes Schulkind muss nach seinen Begabungen gefördert werden und manche gehören eben nicht auf ein Gymnasium. Besonders diejenigen nicht, die es nur mit Nachhilfe und Elternengagement schaffen. Schlechte Noten sind Ausdruck der schulischen Überforderung und das Kind, das trotz Notenschutz schlecht dasteht, da darf man auch gerne auch an die Real- oder Mittelschule denken, da lernen die Kinder auch und der 2. Bildungsweg bleibt ja offen. In der Zukunft ist alles noch möglich. Vielleicht ist das Kind älter und reifer dann eher in der Lage, Leistung zu bringen.

Keiner wird ein Interesse haben, ob Dein Sohn die Klasse besteht und an der Schule bleibt. Denn es sind immer ausreichend unauffällige Kinder da und halten Lehrer es für normal, dass der eine oder andere Schüler abgeht.

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Ist ja auch so. LG aus Bayern😄

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Stell doch den Antrag, dass du alle Exen sehen möchtest. Dann kannst du dir ein Bild davon machen.

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Das klappt in der Unterstufe doch auch ohne Antrag. Da muss man doch noch unterschreiben, dass man die schlechten Noten zur Kenntniss genommen hat.
Ab Note 3 mussten meine Kinder in Bayern mir doch immer zur Unterschrift vorlegen und das wurde sogar kontrolliert.

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Ich denke, dass ist Lehrer-abhängig.
Meine Kinder haben welche, die sagen, ab Note 4 unterschreiben lassen, manche immer, manche gar nicht…