Mit Kindern über aktuelle Themen / Nachrichten sprechen

Hallo,

wir haben uns gerade klar gemacht, dass wir mit unserem Sohn (7) verdammt wenig über die Themen sprechen, die so aktuell in den Nachrichten sind. Wir lassen uns weder gerne den ganzen Tag durchs Radio beschallen, noch läuft bei uns einfach mal so der Fernseher, auch Auto-Radio läuft eigentlich nicht, dadurch gibt es wenig Anlässe, um solche Themen mal mit ihm aufzugreifen. Das fällt durch den Ukraine-Krieg jetzt natürlich besonders auf, aber auch sonst ist das ja eigentlich langsam nicht mehr ganz altersgerecht. Er bekommt ja schon einiges in der Schule / auf dem Schulhof / etc. mit, und da wäre es ja eigentlich besser, wir würde mit prägen, was er zu manchen Dingen erfährt.
Er weiß unheimlich viel zu geschichtlichen und naturwissenschaftlichen Themen, aber aktuelle Tagespolitik und Weltgeschehen kommt in seinem Leben irgendwie bisher kaum vor.

Wie macht ihr das denn? Wo haben Eure Kids in der Familie Kontakt mit sowas? Was ist für Euch der 'Trigger' um über solche Themen zu sprechen?

Ich hab schon überlegt, ob es analog der Kindernachrichten wie logo o.ä. auch ne Kinderzeitung gibt, bei der wirklich das im Mittelpunkt steht, was auch in den Erwachsenennachrichten gerade aktuell ist, aber halt kindgerecht aufbereitet. Die Kinderzeitschriften, die ich kenne, haben hauptsächlich Themen die wenig aktuell sind sondern halt eher sehr kinder-spezifisch (Tiere, ...). Gibt es was passendes für 7/8-jährige, was sich mit dem aktuellen Geschehen beschäftigt?

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Hallo,

wir haben tatsächlich viel(fältig) Kontakt damit:
unser Sohn "liest" schon immer gerne mit uns die Tageszeitung. Anfangs haben wir ihm da die tagesaktuellen politischen Themen ausgegrenzt, aber seit ca. 2 Jahren formulieren wir vielleicht manches um, aber er darf alles "lesen" was ihn interessiert.
Viel bekommt er auch über das Radio mit, vor allem natürlich wenn wir mit dem Auto unterwegs sind.
Und natürlich über die Gespräche innerhalb der Familie (die Bundestagswahl wurde z.B. in verschiedenen Familienrunden immer wieder (kontrovers) diskutiert ;-))
Die Corona-Verordnungen etc. die ihn direkt betroffen haben, haben wir auch immer am Familientisch besprochen.

Fernsehen spielt bei uns bisher noch eine eher untergeordnete Rolle, die Logo Nachrichten haben wir bisher noch nie gesehen - aber Sendung mit der Maus macht z.B. auch tolle Sendungen zu tagesaktuellen Themen.

Bezüglich einer Zeitschrift kann ich Dir keine Tipps geben!

#winke

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Hi,

Was stört dich denn an logo?
Oder soll es das einfach als Tageszeitung sein? Ich glaube, so was wäre zu viel des Guten.
Wenn es schriftlich sein soll, könnte man ja auch bei Logo nachlesen.

Ansonsten bei uns: wir haben tatsächlich viel Logo geguckt und uns auch darüber hinaus darüber unterhalten. Logo mittlerweile seltener, da meine Kinder jetzt schon älter sind.
Und wir Eltern unterhalten uns eben über irgendwas und die Kinder fragen nach. Oder auch schon früher, als sie kleiner waren, zB wird für irgendwas gesammelt und man erklärt warum.

Ich weiß nicht, irgendwie haben wir die Kinder selbstverständlich immer mit eingebunden.

Was tatsächlich eher abrupt kam, waren die Anschläge Bataclan, Nizza, Berlin. Da war meine Tochter etwa im Alter deines Sohnes. Klar gab es nach dem 11. September weitere Anschläge (und auch davor natürlich), aber dann wurde es ja etwas ruhiger, zumindest was ‚bei uns in der Nähe‘ betrifft. Es gab vereinzelte Angriffe auf Journalisten.

Aber es war ja trotzdem immer irgendwo in der Welt Krieg oder ein kriegsähnlicher Zustand oder sonst irgendeine Katastrophe.

Und so am Rande mitbekommen, was uns Eltern bewegt, haben die Kinder das natürlich schon.

Viele Grüße

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Wenn euer Kind Logo guckt, müsste doch genug Anreiz für Gespräche da sein. Es sei denn er guckt das alleine im stillen Kämmerlein. Zeitschriftenabos finde ich eher lahm dagegen. In meinen Augen sollten sämtliche Erwachsenennachrichten etwas mehr wie Logo sein und wir haben das oft zusammen geschaut. Oft fehlen auch Erwachsenen strukturelle Hintergrundinformationen, die in den News kaum beleuchtet werden, weil sie nicht so sensationell sind wie die Bombe die irgendwo hoch ging oder so.

Über das Tagesgeschehen sprechen wir am meisten bei Tisch. Allg. gibt's bei uns nicht so die Unterscheidung in Kinder und Erwachsenenthemen, denn wir denken dass praktisch jedes Thema spätestens ab dem Grundschulalter besprochen werden kann. Das "was" ist nicht das Problem, eher das "wie". Aber so schwierig fand ich das nie. Ich bin ein Verfechter davon, dass wir letztlich im selben Boot sitzen und miteinander reden können sollten. Man muss die Dinge nicht grausam ausmalen, wenn sie schwere Kost sind, aber dass es gewisse Dinge gibt, ist nun Mal Tatsache. Nach meiner Erfahrung stellen die Kids ihre Fragen dann selbst, wenn sie merken, dass die Eltern bereit sind auch mit ihnen zu reden und tatsächlich auch Fakten auf den Tisch packen. Ich halte nichts von "da bist du noch zu klein für" oder "Nicht vor den Kindern". Kinder sind nicht doof. Sie bekommen mehr mit als wir denken. Entweder begleiten wir sie und reden mit ihnen und steuern unsere Sicht bei oder wir lassen sie ihre Suppe brauen, aber dann ist halt auch die Gefahr da, dass sie ihre Gedanken, Ängste, Sorgen letztlich nicht teilen, weil sie denken, dass das Themen sind, die sie nicht mit uns besprechen oder uns zumuten können, weil wir so drauf reagieren, dass wir es eher abwenden wollen.

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Bisher guckt er noch kein Logo o.ä. Quasi das einzige klassische Fernsehprogramm was wir gemeinsam schauen sind Fussballländerspiele. Unser darf dann noch ab und zu ein bisschen schauen, das ist aber meistens eher Checker, WoozleGoozle, Wissen2Go, Maus-Sachgeschichten, etc., momentan auch mal Gravitrax-Clips, aber halt eigentlich alles aus einer für ihn angelegten You-Tube-Playlist. Ich sträub mich noch ein bisschen, so 'Fernsehtermine' einzuführen.

Auch ich schaue eigentlich sehr wenig Fernsehnachrichten, da ich die eben oft sehr Schlagzeilen-heischend und Oberflächlich finde. Ähnliches bei unserer Tageszeitung hier (gibt eh nur eine). Bin stattdesssen eingeschworener Zeit-Leser, aber das mache ich tatsächlich 'wenn ich meine Ruhe habe', weil es mir dann ja gerade darum geht, zu einem Thema auch mal ungestört einen längeren Artikel oder mehrere Meinungen zu lesen. Aber das ist gerade darum halt nicht so kindgerecht, um mal gemeinsam reinzuschauen, das könnte ich mir mit ner Tageszeitung besser vorstellen. Radio ist das gleiche, wenn überhaupt höre ich DLF, aber auch da dann eher ausgewählt, wenn mir die Sendung passt und eigentlich nur, wenn ich alleine Auto fahre. Sonst unterhalten wir uns im Auto eher, das Radio ist dann aus. Wenn ich das so schreibe, komme ich mir ganz schön medien-fern vor #schwitz ...

Und klar, bin ich auch ein 'regelmäßig-durch-die-Web-Überschriften-Leser', was er aber auch nicht so mitkriegt.

Vielleicht ist der erste Schritt tatsächlich, in die Themen am Tisch mal mehr aktuelles einfließen zu lassen...und doch mal Logo mit ihm zu schauen.

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Und geht es ähnlich. Mein Kind mag auch kein Logo mehr sehen, weil er da doch recht sensibel ist und mal etwas dabei war, was ihn selbst als Kindernachrichten erschreckt hat.

Ich muss sagen, ich tu mir das auch kaum an. Ich habe mich über die Hintergründe informiert, ich schau, das ich was spenden kann und ich verfolge grob, ob sich die Lage bessert, aber dann lass ich es auch. Sonst komm auch ich nicht mehr klar. Ich habe ja schon ein schlechtes Gewissen, wenn ich mich mit Dingen wie Urlaubsplanung auseinandersetze, während nicht weit von uns sowas passiert.

Mein Kind (8) weiß das Krieg ist. Er weiß, das Flüchtlinge in unserer Stadt sind, wir sind halt recht nah zur polnischen Grenze. Aber solange mein Kind mich nicht mehr fragt, muss ich auch nicht das Thema hoch halten. Kann sein, das ich das falsch sehe, aber ich denke: er ist noch ein Kind, er muss sich nicht mit dem Weltgeschehen auseinandersetzen, sondern darf genießen, dass er es hier (noch) gut hat. Wenn er allerdings Fragen hat, dann werden sie auch beantwortet.

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Hallo,

die gleichen Gedankengänge wie Du habe ich auch schon gehabt, gerade wegen des Ukrainekriegs. Er bekommt in der Schule einiges mit, da sprechen sie drüber und haben auch Friedenstauben steigen lassen.

Aber ich erinnere mich noch sehr gut: Als ich sieben war (so alt wie unser Sohn jetzt), brach in Jugoslawien der Krieg aus. Wir haben in der Schule drüber gesprochen, es kam in den Nachrichten, meine Eltern haben mit mir darüber geredet. Und ich? Ich hatte einfach nur Angst. Panische Angst. Habe immer wieder im Atlas geguckt, wo Jugoslawien liegt und überlegt, wie weit wohl so eine Bombe fliegt und was wohl passiert, wenn die den Weg nicht findet und unser Haus trifft ... Wenn irgendwelche Militärfahrzeuge fuhren (kurz nach der Wende, ehemalige DDR, die Russenkolonnen, die abzogen), habe ich mich oft stundenlang auf dem Heimweg in irgendwelchen Hauseingängen versteckt, weil ich dachte das wären Panzer und die schießen auf mich.

Ich hatte sehr schlimme Alpträume in der Zeit und konnte immer schlecht einschlafen. Im Grunde will ich genau DAS unserem Sohn ersparen. Kinder begreifen die Zusammenhängen noch nicht, können die Entfernung nicht abschätzen, hören nur "Krieg" und "Bomben" - ich weiß nicht, ob man das mit 7 schon alles wissen muss. Und das VERSTEHEN fällt mir ja als Erwachsener noch schwer... Wer da jetzt im Recht und im Unrecht ist, wer was erreichen will usw. Da kann ich mir nichtmal ein richtiges Urteil erlauben, wie soll ich das weitergeben?

Aber zu Deiner Frage: Im Moment handhaben wir das so, dass wir ihm antworten, wenn er fragt, so ehrlich und so gut wie wir können. Corona, Bundestagswahl, Flutkatastrophe, auch der Krieg, grundsätzlich Nachrichten - er hört ja auch mal im Radio oder sagt "Mama, der xy hat erzählt". Auch die Coronamaßnahmen und Impfungen und die unterschiedlichen Meinungen bekommt er mit. Ich will einfach, dass er lernt tolerant zu sein, sage oft "Ja, die Mama von xy sieht das so, ich glaube aber, dass ... Dazu hat jeder eine andere Meinung, weißt Du, das muss man einfach akzeptieren." Ich denke, das reicht auch in dem Alter.

Logo hat er auch eine Zeitlang geschaut, aber das war teilweise doch noch zu viel für ihn (da war er erst grad 6), obwohl ich selbst manche Erklärungen auch für uns Erwachsene sehr cool fand. :)

Vielleicht fahrt Ihr ganz gut damit, dass Ihr genau hinhört und hinschaut, was ihn interessiert. Nutzt Anlässe. zB kamen wir mal an einem Soldatendenkmal vom 2. Weltkrieg vorbei, da habe ich auch von meinen Großeltern was erzählt und das einer meiner Uropas aus dem Krieg nicht zurückkam und meine Oma fliehen musste...

Alles Liebe für Euch!

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Hallo,
unsere Söhne (besonders der Kleine) haben sich schon recht früh für das aktuelle Tagesgeschehen interessiert. Da waren sie höchstens so alt, wie Dein Sohn jetzt. Das kam über Radio, Fernsehen als auch über die Schule. Wir haben versucht, alle Fragen kindgerecht und möglichst ehrlich zu beantworten.
Unser Kleiner hat jahrelang ein Abo der Kinderzeitschrift Checky gehabt, die gehört zur FunkeMediengruppe aus Essen und erscheint wöchentlich. Die haben aktuelle Themen kindgerecht, kurz und knapp aufbereitet, als auch "Spaßthemen". Mir gefällt die Zeitung sehr gut, habe aber jetzt auf Wunsch unseres Kleinen das Abo abbestellt. Mit 13 ist er dann doch jetzt zu "alt" dafür.
LG
Elsa01

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Hallo,

ich finde gar nicht, dass man das Kind jetzt mit 7 schon gezielt mit Nachrichten beschallen muss.
Meine jüngere Tochter ist frisch 8. Und ihre Fragen zeigen mir deutlich, dass sie vieles noch gar nicht einordnen kann, weder zeitlich noch geographisch, egal, wie kindgerecht man es verpackt.
Bei meiner Viertklässlerin sieht die Sache schon ganz anders aus, da passiert plötzlich ein Entwicklungsschritt, der sie auch fit macht für große Weltpolitik.
Vor manchen Nachrichten darf man jüngere Kinder aber auch einfach schützen und von Herzen froh sein, dass sie hier behütet aufwachsen dürfen!

Gleichzeitig hat meine jüngere Tochter auch schon einiges mitgemacht: den Tod eines Kindes im nahen Freundeskreis, auch am Ukraine-Krieg sind wir nah dran, weil eine unserer besten Freundinnen Ukrainerin ist.

Wir sind übrigens auch eher medienfern und lesen Nachrichten online.

Wir sprechen aber miteinander, d.h. mein Mann und ich. "Hast du gelesen, dass..." "Hast du auch die Schlagzeile gesehen? Was stand da genau im Artikel?"
Auch mit meinen Eltern sprechen wir und führen durchaus auch politische Diskussionen. Über Corona-Maßnahmen, über den Krieg etc.

Und die Kinder hören das alles. Die Große fragt dann nach. Die 8jährige fragt nicht - da muss man manchmal auch merken, dass das Kind etwas aufgeschnappt hat, was man noch erklären muss. Oder beruhigen, trösten etc. Das meinte ich u.a. mit "sie kann das noch nicht richtig einordnen.
Bei der Kleinen passen wir daher noch mehr auf, was wir vor ihren Ohren besprechen. Bei der Großen gar nicht mehr.

Die jüngeren Grundschuljahre sind eine Übergangszeit.
Und wenn die Kinder aus der Schule dramatische Erzählungen mitbringen (bei uns spielen die Jungs gerade ständig Krieg...) muss man Zuhause halt auch mal extra erklären.
Wir fahren gut damit, immer weniger zu filtern, was die Kinder hören. Und dann reicht uns das, was sie aus unseren Gesprächen, Telefonaten mit stärker betroffenen Freunden usw. mitbekommen.

LG!

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Wir haben immer gerne Logo geguckt. Der Große (11) fand es zur Zeit der Wahl sehr interessant. Das Thema war durch den Job meines Mannes auch sehr präsent. Meiner Tochter (6) war das nicht so wichtig. Das war zu abstrakt. Aber seit der Ukraine Invasion schauen wir zu Hause gar keine Nachrichten. Erst spät am Abend. Bilder haben doch noch mal eine andere Wirkung auf Kinder. Die Kleine hat schon genug Angst.
Wir besprechen das aktuelle Geschehen mit den Kindern. Der Große fragt viel mehr und ist sehr interessiert. Die Kleine hält sich die Ohren zu. Wir beruhigen sie eigentlich meist nur.
Daher wollte ich, dass sie von uns alles erklärt bekommt. Und nicht auf dem Schulhof. Die Schule selbst informiert die Kinder sehr kindgerecht und behutsam.
Ansonsten weiß sie schon Bescheid. Sie weiß, wer unser Kanzler ist, dass es eine neue Wahl gab. Sie kennt schon das wichtige Tagesgeschehen.

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Also schaut er schon Logo oder warum suchst du quasi eine Alternative?

Wir schauen jeden Abend zusammen die Logo Nachrichten und da wird ja peu a peu alles besprochen. Wir als Eltern schauen mit und wissen daher was er schon alles weiß und wie es da behandelt wurde. Mehr als 3 solche Themen finde ich persönlich zuviel, deswegen reicht uns das als "Kindermedium", und so kann er auch mit den "Erwachsenennachrichten" viel besser umgehen weil er eben schon kindgerechte Grundkenntnisse hat.