2.Klässler dreht plötzlich auf

Hallo an alle,
es geht um meinen großen Sohn, der im Juli 8 Jahre wird und die 2.Klasse besucht.
Er war bislang ein völlig unauffälliges Kind, welches ganz „normal“ durchgelaufen ist.
Er besuchte seit dem Alter von 18 Monaten die selbe Kita und wurde dann mit gerade 6 Jahre eingeschult. Auch in der 1.Klasse lief trotz Corona alles gut. Alle Erzieher und die Lehrerin der 1.Klasse haben in allen Gesprächen immer klar gesagt: ein empathischer und offener Junger, der sein eigenes Verhalten reflektiert und mit allen Kindern gerne in Kontakt tritt. Wenn es Konflikte gab, galt er immer als versöhnungsbereit und einsichtig.
So weit, so gut.
Aus schulorganisatorischen Gründen wurde seine Klasse nach dem 1.Jahr geteilt (Jahrgangsmischung wurde aufgelöst und aus drei 1/2 Klassen wurden je zwei 1. und zwei 2.Klassen. Zwei seiner engen Freunde kamen in die Parallelklasse, er ging mit 7 anderen, darunter ein guter Freund, in die andere Klasse.
Auch das hat er offen und klaglos akzeptiert und ist in das 2.Schuljahr gestartet.
Mit seiner Lehrerin kam er gut klar und im Elterngespräch im November wurde nichts bemängelt.
Dann kam das Halbjahreszeugnis. Unter Sozialverhalten war vermerkt, dass er oft Schwierigkeiten habe, sich zurück zu halten. Auch einige andere Sätze gingen in die Richtung, die bei mir den Eindruck erweckten, dass er große Schwierigkeiten hat, sich an Regeln etc. zu halten. Meinen Mann und mich traf das relativ unvorbereitet und wir baten um ein Elterngespräch und baten die Lehrerin, sein Verhalten anhand von Beispielen zu erklären. Sie sagte, dass er ab und an im Unterricht rein quatscht, was natürlich nicht ok ist. Ansonsten nichts.
Ich beobachte allerdings schon aus dem, was er aus der Schule berichtet, dass er dort zunehmend stört oder in Konflikte verwickelt ist. Er musste jetzt mal die rote Karte abschreiben, da er einen anderen Jungen aus Spaß gekitzelt hat, mit einem Mädchen hatte er einen heftigen Konflikt, er meldet sich nicht immer etc. Mit seinem Banknachbarn kommt er nicht klar und reibt sich regelmäßig mit ihm. Dieser Junge ist eine Sache für sich. Natürlich ist mein Sohn für sich verantwortlich. Aber der andere Junge kennt genau seine die Punkte, die ihn ärgern. In Mathe braucht mein Sohn zB etwas länger manchmal und da zieht er ihn auf. Das ärgert meinen Sohn und immer so weiter.
Die Lehrerin selbst nimmt zu uns keinen Kontakt auf. Sie ist an sich sehr kühl, hat aber viel Erfahrung. Gestern hab ich mal nachgefragt. Sie meinte, mein Sohn probiert aktuell einiges an „lustigärgernder“ Äußerungen aus. Er wäre aktuell sehr aufgedreht und spielt den Clown. Nun ja. Irritiert mich, dass das wieder erst auf Nachfrage kommt.
Mich beschäftigt das sehr. Ich kenne ihn so nicht. Ich finde es auch nicht normal, dass ein 2.Klässler solche Defizite im Verhalten zeigt und schon Strafarbeiten auf hat.
Ist das grad eine Entwicklungsphase? Woher kommt das so plötzlich? Ich hab echt Bedenken, wie das weiter gehen soll.

So, das wurde lang. Ich freu mich über eure Antworten.

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Wenn sich die Lehrerin nicht bei dir meldet, dann empfindet sie das Verhalten auch nicht als so schlimm. Ich finde es normal, dass Kinder sich streiten, auch mal ärgern oder den Unterricht „stören“. Solange es nicht überhand nimmt, würde ich mir keine großen Sorgen machen.

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"Wenn sich die Lehrerin nicht bei dir meldet, dann empfindet sie das Verhalten auch nicht als so schlimm."

Bei unserem Sohn war so, dass sich die Lehrer immer nur bei uns gemeldet hatte, wenn es etwas gravierendes vorgefallen war. Hätten wir im engeren Kontakt gestanden, hätten wir schon viel früher Maßnahmen ergreifen können. Nur leider hab ich erstens durch Corona in den letzten 2 Jahren wenig Zeit gehabt und zweitens eben auch so gedacht, wie Du jetzt geschrieben hast.

LG

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Darf ich fragen, wie das dann weiterging und was ihr letztendlich wegen deines Sohnes unternommen habt?

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Hallo!

Das erinnert mich ein wenig an meinen Sohn (jetzt 4. Klasse). In der ersten Klasse war er ein sehr zurückhaltendes Kind, was gut klar kam und nicht weiter auffiel. Der Klassenlehrerin war er sogar ein wenig zu unauffällig.
Gegen Ende der ersten Klasse kamen dann gelegentlich Klagen, dass er Konflikte mit anderen Kindern hatte, in der 2. Klasse kam dann noch dazu, dass er in Fächern, die nicht von der Klassenlehrerin unterrichtet wurden, gerne den Kasper macht und Regeln zunehmend missachtet. Leider kam dann Corona und damit der erste Lockdown, sodass nach den Osterferien in der 2. Klasse kein regulärer Unterricht mehr stattfand (waren bei uns 2 oder 3 Wochen Wechselunterricht, ansonsten Homeschooling) und seine Probleme natürlich nicht mehr auffielen. In der 3. Klasse wurden aber alle Probleme nur noch schlimmer, zumal auch wieder weniger Fächer bei Fachlehrern unterrichtet wurden, wo sich mein Sohn dann wieder nicht benehmen konnte. Das Verhalten den Mitschülern gegenüber besserte sich allerdings. Aber auch hier hat der nächste Lockdown wieder seine Probleme wieder verschleiert und letztlich auch verschlechtert, sodass wir aus allen Wolken fielen, als die Klassenlehrerin am Ende der 3. Klasse eine Schulbegleitung beantragen wollte #schock. Ich hab erst einmal abgelehnt mit der Begründung, dass man doch vielleicht erst einmal die Ursachen für das Verhalten meines Sohnes eruieren müsse, sonst würde sich vermutlich ohnehin nichts ändern. Also sind wir mit unserem Sohn zur Kinderpsychologin und haben auch die Schulpsychologin eingeschaltet. Dabei kam zwar keine spezifische Störung heraus, aber es kristallisierten sich einige Kleinigkeiten heraus:
1. Mein Sohn ist etwas cholerisch und lässt sich leicht provozieren.
2. Mein Sohn hat starke Angst ausgelacht zu werden, weswegen er zum Einen sich nicht am Unterricht beteiligt und zum Anderen den Kasper macht - nach dem Mottol "Besser die lachen über meine Kaspereien als dass sie mich auslachen!" (Es gibt in der Klasse 2 Kinder, die über jede falsche (und teils auch richtige) Antwort lachen, das hat die Lehrerin bis heute nicht in den Griff bekommen)
3. Mein Sohn braucht klare Ansagen, damit er eine Autoritätsperson auch als solche akzeptiert - daran hat es bei einigen Lehrern auch gehapert.

Nun ja, das alles ist jetzt für sich genommen nicht therapiebedürftig, aber in Verbindung mit den schulischen Problemen hat die Psychologin eine psychisch-funktionelle Therapie (Ergotherapie) verordnet, die wir dann Mitte November endlich starten konnten. Und tatsächlich zeigt diese Therapie deutliche Wirkung! Seit Weihnachten haben wir keine Beschwerden mehr von Lehrern gehört, in Englisch (mit der Lehrerin hatte er besonders Probleme) hieß es vor Weihnachten, wenn er das Gedicht nach den Ferien könne, bekäme er noch eine 4, ansonsten eine 5 - auf dem Zeugnis steht eine 3!. In Deutsch und Sachunterricht hat er sich im Mündlichen fast auf eine 1 verbessert, in den Arbeiten, die sonst nie besser als 3 waren, hat er 1er und 2er geschrieben.

Ich würde an Eurer Stelle erst einmal versuchen, über Gespräche mit Eurem Sohn und auch mit den Lehrern, ggf. mit einem Verstärkerplan das Verhalten Eures Sohnes zu verändern. Sei froh, dass Du durch die zu erledigende Strafaufgabe und die Erzählungen Deines Sohnes auf sein störendes Verhalten aufmerksam geworden bist. Mein Sohn musste nie eine Strafaufgabe machen, es wurden zwar gelegentlich Gespräche geführt, aber letztlich lief es darauf hinaus, dass die Fachlehrer sich immer an die Klassenlehrer gewendet hatten, die dann - wenn die Sache wirklich eskaliert war - mich angerufen hat. Ich habe bis vor wenigen Monaten NIE ein direktes Feedback vom Fachlehrer bekommen, es gab NIE ein Gespräch mit uns und unserem Sohn, und im Grunde kamen alle Maßnahmen fast zu spät. Hätte mein Sohn die Ergotherapie früher bekommen, hätten wir seine Probleme eben entsprechend früher in den Griff bekommen (Gespräch etc. hatten wir ja vor der Ergo auch alles schon durch). Die Lehrer hätten ihn entspannter unterrichten können und seine Leistungen hätten vermutlich auch für den Wechsel aufs Gymnasium gereicht. So hat er jetzt zum Halbjahr fast nur 3ein im Zeugnis und wird auf die Realschule gehen. Aber gut, er ist ja nicht dumm, er wird auf der Realschule auch seinen Weg gehen. Aber der Weg wäre vielleicht geradliniger und einfacher...

LG

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Ich bin auch froh, dass ich darauf aufmerksam geworden bin und befürchte tatsächlich, dass die Lehrerin einfach generell in Sachen Kontaktaufnahme relativ spärrlich unterwegs ist. Und ich das Ausmaß seines Verhaltens gar nicht kenne.
Lehrern gegenüber ist er weder frech und respektlos, das hat die Lehrerin gesagt. Tatsächlich befürchte ich ein bisschen, dass er kaspert, weil es ihm an die Nieren geht, dass ihm Mathe nicht so frei von der Leber weg gelingt wie Deutsch.
Ach herje, ich muss nochmal nachdenken.
Danke für deinen Input.

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Hallo, normaler 8 jähriger Lausbub halt.....so lange die scheinbar erfahrene Lehrkraft nichts groß sagt, würde ich mir keine Sorgen machen. Gruß

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Das hast du nett geschrieben, danke. Vielleicht mache ich mir auch Zuviel Gedanken

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Was bedeutet "aktuell "?
Zur Zeit drehen alle Kinder hoch, wie immer vor den Ferien......

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Seit Januar, war dann nach den Faschingsferien besser und jetzt wieder mehr. Aber stimmt schon, mit den Ferien.

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Meine Kinder waren in der 2. und 3. Klasse beide so, also beim Jüngeren ist es aktuell noch der Fall... Von der Lehrerin kam ab und zu eine Mitteilung wenn sie es zu bunt trieben.

Hinterher bin ich der Meinung dass es vor allem aus Langeweile enstand, denn seit mein Sohn (jetzt in der 4. Klasse) viel mehr gefordert und gefördert wird, war es auf einem Schlag vorbei. Die aktuelle Lehrerin hat nur Lob für ihn und mein Sohn mag sie auch sehr. Also, ich denke es wird besser, falls es bei deinem Kind Unterforderung ist... Beim Jüngeren habe ich ein Auge drauf und die Lehrerin gezielt darauf angesprochen. Er darf in Mathe eigene Aufgaben mitbringen (meist versorgt ihn sein Bruder mit aktuellem Viertklasstoff), von der Lehrerin sind keine Extra-Aufgaben vorgesehen.

Und die Chemie zwischen Lehrer und Schüler macht auch viel aus.

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Er ist in Deutsch sehr weit, in Mathe hat er aber schon genügend zu schaffen. Eine Unterforderung sehe ich grundsätzlich nicht. Aber das mit der Chemie zwischen Schüler und Lehrer stimmt definitiv. Nächstes Jahr kommt nochmal ein Wechsel.

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Das ist doch ganz normales "Rangordnungsverhalten" in neuen Gruppen.
Die Klasse wurde neu zusammengesetzt, dein Sohn sucht noch seine Position und versucht durch Witze etc. den Respekt seiner neuen Klassenkamerad:innen zu erhalten...

Ich erlebe bei meinem mittlerweile 10jährigen Sohn immer mal wieder solche Phasen. Sie setzen sich auseinander, sie reiben sich aneinander, sie probierek sich aus.

Solange die Lehrerin keinen Alarm schlägt, wäre ich überhaupt gar nicht beunruhigt und würde dir raten, nicht so zu helikoptern.

Ich halte mit meinem Sohn jeden Abend ein Pläuschen, insbesondere auch darüber, was an Konflikten/Erlebnissen in der Schule war und manchmal, selten gebe ich Ratschläge aus der Sicht eines Erwachsenen...

Ich finde es total wichtig, dass sie sich suchen und finden dürfen.

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Ok, danke für deine Sicht. Wir besprechen auch abends immer den Tag und da erzählt er viel. Das finde ich auch gut.
Ich will gar nicht so sehr helikoptern. Aber in einer eigenen Herkunftsfamilie wurde viel zu viel laufen gelassen und bei meinen Brüdern hatte das Folgen, die irgendwann nicht mehr zurück zu holen waren. Deswegen bin ich da getriggert.