Rassismus und andere Probleme

Ich weiss nicht wie ich anfangen soll.
Wir haben vorhin einen Anruf von der Schule erhalten. Unser Sohn geht noch in die 2. Klasse.

Er äußert sich fremdenfeindlich gegenüber den Flüchtlingen und das jetzt schon seit 2 bis 3 Wochen.
Zuhause äußert er sich nur positiv über die neuen Kinder.
Darüber hinaus lenkt er seinen Sitznachbarn ab. Er sitzt jetzt alleine.

Zu Hause fängt er an gegen den kleinen (wird 1 jahr) zu stänkern und fängt an ihn mit Kissen abzuwerfen beim spielen.
Er würde auch in der schule sagen er würde am liebsten jeden tag in die schule, da sein kleiner bruder ihn immer ärgern und hauen würde. Aber das stimmt nicht.

Er hat keinen freien Zugang zum Internet 8ch weiss nichz woher der Rassismus kommt

1

Sexismus, Rassismus, Aggression.... sind m.E. alles nur Symptome von etwas Tieferliegenden.
Unangenehm werden meiner Meinung nach nur im Kern gekränkte oder tief verunsicherte Personen.

Daher würde Ursachenforschung betreiben: Was kompensiert dein Kind? Hat es Probleme in der Schule, fachlicher oder sozialer Art? Gibt es Konflikte in der Familie? Fühlt er sich entthront durch den kleinen Bruder? Wo könnte der Hund begraben liegen?

Ich finde es sehr schwierig bei auffälligeren Kindern die Balance zwischen Grenzen aufzeigen und Annehmen zu halten. Da würde ich mir vielleicht professionelle Hilfe hinzuholen.

Gibt es Exklusivzeit eines Elternteils mit dem Kind? Redet er mit euch über das, was ihn bewegt? Könnt ihr Situationen schaffen, in denen er sich öffnet?

Ich würde es erst einmal mit ner fetten Portion Liebe und Aufmerksamkeit probieren... ich weiß, dass das viele anders sehen.
Aber als Mutter und Lehrerin bin ich fast immer besser damit gefahren, mich bei Problemen wertschätzend und liebevoll dem Störenfried anzunehmen als ausschließlich harte Kante zu zeigen.

2

Ich würde mich mit ihm zusammen setzen und das Thema Rassismus besprechen.
Auch das Thema Krieg und Flüchtlinge.
Mit Dokus für Kinder kannst du es ihm verdeutlichen.
Ihm ist die Tragweite seines Handelns sicher nicht bewusst. Deshalb ist Aufklärung in diesen Themen besonders wichtig.

5

Das haben wir und zuhause hat er sich noch nie negativ geäußert. Im Gegenteil staunt er darüber wie schnell sie deutsch gelernt haben.
Und dann höre ich heute sowas. Ich bin aus allen Wolken gefallen

3

"Er äußert sich fremdenfeindlich gegenüber den Flüchtlingen "

Wie konkret?

Meine Tochter hatte im letzten Kindergartenjahr immer gesagt, die dunkelhäutigen Kinder stinken. Diese Kinder hatten auch einen sehr unangenehmen Körpergeruch (ob diese von der Kleidung, der Haut kamen, keine Ahnung). Wir haben versuchen, eine Verallgemeinerung abzuwenden (alle dunkelhäutigen Personen stinken).

4

Er sagt schon die sollen wieder in ihr Land gehen. Und er will nicht neben ihnen sitzen.

6

Hmm, wenn er das von zu Hause aus so nicht kenn, würde ich auch eher vermuten, dass der "Rassismus" nur ein Ventil für eine andere Unzufriedenheit / Sorge etc. ist.

Da er in der Schule sich abfällig über andere äußert und gleichzeitig lieber dort sein möchte, wegen seinem kleinen Bruder, würde ich vermuten, dass er Aufmerksamkeit möchte. Das so zu erreichen geht natürlich gar nicht, aber da würde ich erst in Schritt 2 ansetzen.

Im ersten Jahr braucht ein Baby ja noch viel Aufmerksamkeit, vielleicht fühlt er sich zurückgesetzt. In den jetzt kommenden Ferien würde ich nicht nur mit ihm das Thema Grenzen und Umgang mit anderen (egal ob Ausländer oder andere Kinder) besprechen, sondern versuchen ihm viel liebevolle Aufmerksamkeit zu geben.

Ist natürlich nur eine Idee, so viele Details kenne ich ja nicht...

7

Das würde ich auch denken.

Werden die Flüchtlingskinder irgendwie besonders behandelt? Bekommen sie auch besondere Aufmerksamkeit, so wie vielleicht der kleine Bruder? Oder fühlt er sich unsicher, weil er sie ggf. nicht versteht?

Ich würde anhand deiner Beschreibung denken, dass die Äußerungen nicht primär rassistisch sind bzw. von ihm so gemeint sind.

8

Wenn es irgendwo herkommt, dann höchstwahrscheinlich aus dem sozialen Umfeld. Vielleicht hat er irgendetwas aufgeschnappt? Aus meiner Wahrnehmung heraus sind es aktuell eher ältere (Rentner), die da kein Blatt vor den Mund nehmen, z.B. im Bus, im Park auf der Bank usw.

Wurde er vielleicht von den Großeltern irgendwo hin mitgenommen? Hast Du da mal gefragt?

9

Klingt nach Aufmerksamkeitssuche nach Verwirrung und Unzufriedenheit nach Entthronung.
Ich würde kindgerecht das Thema Rassismus über identifikatorische gemeinsame Lektüre für ihn erfahrbar machen und ihm dann verdeutlichen, wie die Kinder sich fühlen, wenn er sie so mies behandelt. Und sehr deutliches Gespräch über in diesem Haushalt geduldete Verhaltensweisen. Rassistische Äußerungen gehören nicht dazu. Sowas ist gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und immer (!) egal von wem in welchem Kontext inakzeptabel. Ich würde ihn daher zu einer Wiedergutmachung + Entschuldigung bei den betreffenden Kindern zwingen, falls er dies nicht freiwillig tut. Ohne jede Diskussion.

Gleichzeitg viel One on One-Time ohne kleinen Bruder und ganz viel betonen, was er schon alles darf, weil er schon so groß und selbstständig ist, der Kleine aber noch nicht. Und positiv einbinden in die Pflege des Kleinen, das auch. Das wird schon!