Belästigung in der Schule

Hallo!
Mein Sohn 11 Jahre geht in die 2.Klasse Gym. Er ging immer schon gerne zur Schule, lernt leicht und hat viele Freunde.
Dieses Schuljahr geht nun genau 4 Wochen und er nun schon 9 Fehltag bei 4 verschiedenen Krankenständen. Erst war er so stark verkühlt, dass es durchaus legitim war zu Hause zu bleiben und sich auzukurieren. Danach kamen so diffuse Beschwerden wie Bauchscherrzen und einmal Schmerzen/Brennen in der Lunge. Beides wurde ärztlich abgeklärt und zum Glück konnte nichts gefunden werden.
Schon da kam mir das alles komisch vor und ich habe nachgefragt, ob es vielleicht irgendwas in der Schule gibt, was in belastet, nicht gefällt, ob er mit jemanden vielleicht nicht klar kommt oder ähnliches.
Daraufhin erzählte er mir, dass er einen Mitschüler hat, der schon seit dem letzten Jahr vor allem den Jungs der Klasse immer wieder zwischen die Beine greift (von vorne und hinten), dabei stöhnende Geräusche von sich gibt und er das nicht mag und in Ruhe gelassen werden möchte.
Er hört nur bei den Jungs auf, die sich körperlich wehren (ihm eine reinhauen, wegschupfen, auf die Hand schlagen - meiner versucht sich nur verbal zu wehren. Egal ob die Kinder sich verbal oder körperlich wehren, werden sie von dem Jungen mit "Hurensohn, Wichser, Bastard, schwule Sau und ähnliches beschimpft. Deshalb traut sich auch aktuell niemand ihn bei den Lehrern zu melden.
Anscheinend haben sie sich letztes Jahr dem Klassenvorstand anvertraut, als der Junge mal nicht da war. Dieser hat gesagt, er redet mit dem Jungen - geändert hat sich nichts und die Kinder wissen auch nicht, ob er wirklich mit ihm geredet hat.
Ich habe lange mit meinem Sohn darüber gesprochen, ihm gesagt, dass das nicht geht: NIEMAND darf ihn so berühren, wenn er das nicht möchte!!! Und dass ich es super finde und dankbar bin, dass er es mir gesagt hat es mir künftig unbedingt jedes mal sagen soll, damit ich dann gleich etwas unternehmen kann.
Ich habe mich erst mit den Eltern seiner Freunde in Verbindung gesetzt, ob deren Kinder das auch erzählt haben. Die wussten auch alle nichts - auf Nachfrage erzählten auch deren Jungs davon, und dass anscheinend auch die Mädchen betroffen sind. Der eine Junge ist Klassensprecherstellvertreter und hat auf Drängen seiner Mutter am Montag anscheinend den Klassenvorstand informiert.
Ich finde, die Kinder können und sollen das nicht alleine regeln müssen und habe deshalb für Freitag einen Sprechstundentermin mit dem Klassenlehrer.
Ich habe vor sehr konkret zu werden und ihm sagen, wenn ein solches Verhalten nicht unterbunden wird, bzw sie es in der Schule nicht können (warum auch immer), werde ich das Früchtchen beim nächsten Vorfall anzeigen. Bevor ich das wirklich mache, würde ich natürlich noch mit der Direktorin der Schule sprechen - aber ich würde es ohne Skrupel machen!
Für mich ist das sexuelle Belästigung und wenn er das jetzt mit 11/12Jahren schon macht, was macht er dann mit 15???
Nun meine Frage an euch: wie würdet ihr vorgehen?
Liebe Grüße
minitouch

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Das geht gar nicht und hätte hier den Disziplinarausschuss zur Folge, mindestens Androhung der Entlassung (Rauswurf), evtl. auch Entlassung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das als Kinderei abgetan werden wird von der Schule, wenn mehrere Eltern mit ähnlichen Berichten aufschlagen. Muss aufhören, sofort.

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der Meinung bin ich auch!! glaubst du/glaubt ihr dass - wenn nötig - eine Anzeige was bringen würde?

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"Strafgesetzbuch § 19 - Schuldunfähig ist, wer bei Begehung der Tat noch nicht vierzehn Jahre alt ist."
Also nein.

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Ich weiß nicht, was ein Klassenvorstand ist. Klassensprecher?
Natürlich sollten Kinder mit sowas nicht allein gelassen werden. Ich finde es toll, dass dein Sohn so offen war und dass er auch damit einverstanden war, dass das genauso offen diskutiert und weitergetragen wird. Das ist leider eher selten der Fall.
Es ist ganz klar zunächst Aufgabe der Klassenlehrer, das Problem anzugehen und zu lösen. Gespräche mit dem Jungen, mit seinen Eltern, mit der Schulsozialarbeit. Das würde ich dann zunächst abwarten. Erst wenn das alles keine Früchte trägt, würde ich an die nächste Instanz herantreten, was die Schulleitung wäre.
Allerdings sollte man auch erwarten, dass die Klassenlehrer das tun, sobald sie mitbekommen, dass sich die Situation nicht bessert. Da sollte niemand irgendwen übergehen oder gegeneinander ausspielen. Am Ende ziehen doch alle am gleichen Strang und wollen ein harmonisches, respektvolles Miteinander.

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Danke für deine Antwort!!!
Klassenvorstand ist hier der eine Klassenlehrer, der hauptsächlich für die Klasse verantwortlich und Ansprechpartner ist.
Genau ein solches Vorgehen, wie du es beschreibst würde ich mir wünschen - und es muss auch dem anderen Jungen geholfen werden, so ein Verhalten kommt ja wahrscheinlich nicht von einem 11jährigen selbst heraus, denk ich.

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Eben. Solch ein Verhalten hat immer Ursachen. Probleme zu Hause, fehlende Anerkennung, Überforderung etc etc.
Das gilt es zunächst herauszufinden - nicht von euch Eltern, sondern von den Klassenlehrern, die ggf. dann auch an Fachleute herantreten, die einen besseren Rahmen schaffen können. Auch mit den Klassenlehrern ist man in dem Alter ja nicht immer in einem total offenen oder vertrauensvollen Verhältnis.
Mit einer übereilten Anzeige erreicht man da vermutlich wenig und ich habe auch noch nie von einem solchen Vorgehen gehört. Und auch, dass sofort auf Schulverweise oder sonstige Disziplinarmaßnahmen gepocht wird, finde ich zunächst für alle Beteiligten kontraproduktiv, nicht nur für den Jungen, sondern auch für das gesamte Klassenklima.

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Hey!

Ich würde die Kinder das auch nicht regeln lassen, sondern selbst ein riesiges Fass aufmachen.

Vermutlich würde ich vorher auch einen Anwalt konsultieren um zu erfahren, welche Möglichkeiten es gibt.

1. Disziplinarmaßnahmen
Vermutlich würde der Junge an meiner Schule vom Unterricht ausgeschlossen werden und müsste danach die Lerngruppe wechseln. Ich glaube, dass das Kind nicht direkt von der Schule fliegt, weil die Maßnahmen aufeinander aufbauen und man zumindest den Verweis von der Schule zunächst angedroht haben muss, bevor man ihn durchsetzen kann.
Der Wechsel der Lerngruppe wird vermutlich nur angeordnet werden, wenn die Eltern Eindruck hinterlassen.
Ich arbeite an einer eher engagierten Schule und würde auch damit rechnen, dass es Schulen gibt, die sich in diesem Fall eher tot stellen. An meiner Schule hätte kein Klassenlehrer in diesem Fall zunächst nur ein Gespräch mit dem Jungen geführt und um Unterlassung gebeten. Da wäre schon direkt mit höheren Geschützen geschossen worden.

2. Anzeige erstatten
Würde ich tatsächlich auch machen, weil ich stark davon ausgehen würde, dass man anders an die Eltern nicht rankommt. Zwar ist das Kind noch u14, aber ich würde hoffen, dass dann das Jugendamt in den Fall einbezogen wird.
Für mich klingt es leider danach, dass der Junge einen Missbrauch über eigene Taten verarbeitet. Geh dann mal davon aus, dass die Familie eher dazu neigt zu mauern, sonst wären sie vermutlich schon eher tätig geworden. Eine andere Möglichkeit wäre natürlich noch eine psychische Störung- aber auch an die werdet ihr mit dutschi dutschi nicht herankommen. Das wäre dann eher ein Fall für eine medizinische Behandlung- und wenn Eltern schon bei "Kleinigkeiten" wie adhs dicht machen, weil sie den Stempel befürchten, würde ich auch bei anderen Störungen von wenig Kooperation ausgehen.

3. Hilfe könntet ihr noch beim Kinderschutzbund erhalten.

4. Gibt es eine Schulsozoalarbeit, die nochmal mit den Schülern spricht und das Verhalten des Kindes aufarbeitet?

Liebe Grüße
Schoko

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Args, beim Wort "Klassenvorstand" habe ich mir dein Profil angeguckt und gesehen, dass du aus Österreich kommst. Mein Vorgehen gilt für Deutschland.

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wird wahr6in Österreich auch nicht viel anders sein. Vielen lieben Dank für deine ausführliche Antwort #danke

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Ich würde definitiv das Gespräch mit der Klassenleitung suchen, eventuell auch zusammen mit dem Klassenvorsitz, da es ja viele Kinder betrifft.
Ich würde auch ganz klar formulieren, dass eine Grenze überschritten ist und du dieses auch zur Anzeige bringen würdest.

Ich würde meinen Kind auch bestärken sich zu wehren, verbal bzw anderes Kind wegdrücken/anhand wegschlagen.
Vielleicht kann er sich auch mit seinen Freunden verbünden, damit sie sich gegenseitig unterstützen.

Eine andere Möglichkeit wäre natürlich Vertrauenslehrer/Sozialpädagoge mit ins Boot zu holen.

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Danke auch dir für deine Antwort. Zum Glück solidarisieren sich die Jungs eh und hrlfen sich gegenseitig. Sie haben ansich eine gute Klassengemeinschaft, dieser Junge eckt halt immer an und dreht auf.

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Hallo, in meinem Bundesland muss in schweren Fällen keine Verweis-Androhung erfolgt sein, um einen Schulwechsel zu erzwingen. Ich würde dafür in so einem Fall auch immer plädieren. Es geht zuallererst um Opferschutz, und der kann von niemandem gewährleistet werden, wenn der Täter an der Schule verbleibt.
Natürlich sollte der Täter gut betreut werden, und vielleicht war / ist er ebenfalls Opfer, aber dafür gibt es Zuständige - und das sind als allerletztes die Kinder und Klassen, die jetzt unter ihm leiden. (Auch der Junge wird übrigens nur eine Chance haben, sich positiv zu entwickeln, wenn jetzt etwas Drastisches passiert.)
Ansprechpartner: je nachdem wo man Gehör findet und die notwendigen Maßnahmen ins Rollen gebracht werden, im Zweifelsfall Schulleitung oder sogar eine noch höhere Ebene.
Ich finde es wichtig, dass auch ein Signal nach außen gesendet wird; und sobald der Täter weg ist (!), darf auch ruhig herumerzählt werden: schaut, jemand, der sowas dauerhaft macht, fliegt. Es gibt viel zu viele Kinder, die sich eben nicht trauen zu reden, weil sie (z.T. zu Recht!) fürchten, dass sie Tätern auf Dauer nicht entkommen. Wenn das geändert werden soll, muss der Umgang mit solchem Verhalten klar und konsequent sein.

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Hallo!
So schnell geht das bei euch?
Mir geht es gar nicht darum, dass der Junge die Schule wechseln soll, oder er einen Verweis bekommt. Mir geht es einzig darum, es er damit aufhört. Ansonsten würde er wahrscheinlich in der neuen Schule damit weitermachen. Er ist erst 12 und sollte eine Chance bekommen, die er hoffentlich nutzen wird.
Aber du hast recht, wenn es nicht aufhört, dann sollte die Konsequenz in diese Richtung gehen.
lg minitouch

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Ich bin zwar in Deutschland Lehrerin, aber wenn Schüler mir so etwas erzählen würden, würde bei uns in der Schule sofort ein Gespräch mit Schulleitung, Sozialarbeiter und Klassenlehrer stattfinden.
Das sind sexuelle Übergriffe und dürfen nicht mit Pubertätsspielerei abgetan werden.

Ich würde die betroffenen Eltern und das Kind dazu ermutigen Anzeige zu erstatten. Also mache es bitte, denn die Schule darf und kann es nicht.

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Hallo und danke für deine Antwort!
Ich weiß nicht wie die Kinder es dem Lehrer letztes Jahr genau geschildert haben. Ob sie allgemein über diesen Jugnen gesprochen haben (das er nervt, oder ähnliches) oder ob sie konkret diese körperlichen Übergriffe beschrieben haben.
Ich werde es am Freitag mit dem Klassenlehrer sehr detailliert (so wie es mein Sohn mir erzählt hat) weitergeben, mit der Aufforderung, dass ich mir erwarte, es wird dem nachgegangen und abgestellt.
lg Minitouch

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Hallo-- gibt es bei Euch nicht auch Anlaufstellen für sexuellen Missbrauch? Hier in Deutschland wäre das sowas wie "Wildwasser".

Da kannst du anrufen und fragen, wie du am besten vorgehen sollst-- die haben damit Erfahrung und können die genau die Schritte sagen-- auch in Bezug auf Schule.

Die geben dir auch Tipps, was dein Sohn machen kann bzw. die anderen Kids.

Und schreibe alles auf, was dein Sohn berichtet, möglichst mit Datum etc. und von den anderen Kids auch...

Alles Gute!

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Hallo und danke für deine Tipps - ich werde mich mal schlau machen, ob es so etwas ähnliches bei uns auch gibt.
Dass ich künftig alles schriftlich festhalte, dass habe ich mir auch schon überlegt. Man weiß ja nach ein paar Tagen schon nicht mehr was wie gewesen ist.
lg minitouch

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Hi, in Österreich gibt es "Rataufdraht", da kannst du dich beraten lassen dazu.

"Telefon­beratung
Rat auf Draht bietet eine kostenlose Telefonberatung für Kinder, Jugendliche und deren Bezugspersonen, für alle Themen, die Kinder und Jugendliche betreffen. Du erreichst uns rund um die Uhr – ohne Vorwahl – unter der Notrufnummer 147."

Ich wünsche euch alles Gute

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Um Himmels Willen 😨

Ich würde alle Hebel in Bewegung setzen und Klassenlehrer, Schulleiter, Sozialarbeiter ins Boot holen.

Definitiv würde ich das Kind anzeigen, in der Hoffnung, dass genauer hingeschaut wird.

Alles Gute für euch

PS:
Vielleicht berichtest du uns, wie es weitergegangen ist.

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Hallo, und danke für deine Antwort!
Die Schule werde ich sowieso aufmischen, der dann aber erst mal Zeit geben selbst zu agieren und Schritte einzuleiten. Wenn alles nichts hilft, würde ich wohl wirklich zur Polizei gehen....
lg minitouch

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Oje, das ist ja furchtbar. Bei dem Jungen liegt wohl einiges im Argen. Ich würde auch mit dem Klassenlehrer sprechen, sehr deutlich werden und ihm auch sagen, dass Anzeige erstattet wird. Er ist in Deutschland nicht strafmündig, erst mit 14, aber üblicherweise wird dann das Jugendamt informiert. Ggf hat er ja selbst Missbrauch erlebt und so wird ihm dann geholfen.
Sollte der Klassenlehrer nicht ausreichend tätig werden, würde ich die Schulleitung informieren und zuletzt auch die bei zuständige Behörde für Schulen.

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Hallo und danke für deine Antwort!
Ich befürchte auch, dass bei dem Buben etwas im Argen liegt und er vielleicht selbst solchen oder gar ärgeren Übergriffen ausgesetzt ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich ein 11/12 jähriger von alleine so verhält.
So hab ich es auch meinem Sohn erklärt, als er mich fragte, wie dieser Junge auf so etwas kommt.
Anzeigen würde ich wirklich erst, wenn von Seiten der Schule nichts oder zu wenig unternommen wird und der Spuk nicht aufhört. Das werd ich am Freitag dem Klassenlehrer beim Gespräch durchaus schon mal mitteilen.
lg minitouch