Erfahrungsberichte gesucht! Wechsel vom Gymnasium in die Realschule

Wir haben uns nach langem probieren, reden, helfen und Mut machen, gemeinsam dazu entschieden, dass unser Sohn nach den Weihnachtsferien vom Gymnasium in die Realschule wechseln wird. Ich würde mich über Erfahrungen freuen, die eure Kinder dabei gemacht haben. Erfolge, Motivation und ein besseres Selbstbewusstsein? Oder was hat nicht so funktioniert? Vielen Dank fürs Zeitnehmen.

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Hallo engelchen2502,

ich teile gern unsere Erfahrungen mit Dir, um dir ein wenig Mut zu machen.

Unser Sohn war damals im letzten Jahrgang in dem es Empfehlungen der Grundschule gab. Leistungsbezogen hing er zwischen Gym und Realschule. Wir haben uns nach langem Überlegen und vielen Gesprächen für das Gym entschieden.

In der 5. Klasse war alles noch relativ entspannt. Klar, die Kids haben noch eine Art Welpenschutz und alles ist neu. In der 6. Klasse kam Latein als zweite Fremdsprache dazu. Man konnte von Woche zu Woche sehen, wie unser Sohn unter der Last immer mehr zusammensackte.
Hausaufgaben und Lernen war ständig mit Streit und Tränen verbunden. Zeit für Sport und Hobbies blieb schon in der 6. Klasse kaum.
Irgendwann saß mein Sohn am Küchentisch an den Hausaufgaben und fing an zu weinen. Völlig verzweifelt sagte er: “Mama, ich weiß nicht mehr, wie ich das alles schaffen soll“. Ich werde diesen Blick meines Kindes nie vergessen…

Das war der Moment, in dem mein Mann und ich entschieden haben, dass er das Gym verlassen und die Realschule besuchen wird.

Unser Sohn ist ein pfiffiges Kerlchen. Er hat viele Interessen und ist echt schlau. Aber die Anforderungen auf dem Gym waren einfach zu viel.

Er ist dann in der 6. Klasse ab dem 2. Halbjahr auf die Realschule gegangen. Er hat sich dort immer im 2er und 3er Bereich bewegt. Mal nen 4er, aber eher selten. Er hätte wesentlich bessere Noten haben können, aber er hat sein Potential nie ganz ausgeschöpft. Um es kurz zu machen– er war ein kleiner Fauli. Und gerade in der Oberstufe kann man da als Eltern nicht mehr viel dran drehen. Er hat dennoch einen guten Realschulabschluss geschafft.

Danach ist er ein Jahr auf die Berufsfachschule gegangen und hat dort den erweiterten Realschulabschluss gemacht. Seine Leistungen dort waren wesentlich besser. Allerdings ist Erwachsenenbildung ein ganz anderer Schnack. Er sagte selbst, dass er von den Lehrern nicht so unter Druck gesetzt wurde und deswegen viel freier lernen konnte.

Mittlerweile ist er in der Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration. Wenn er die Ausbildung fertig hat möchte er zur Bundeswehr. Aber wer weiß was bis dahin noch kommt.

Wir sind der Überzeugung, dass wir damals die richtige Entscheidung getroffen haben. Natürlich hätten wir ihn auch mit viel Nachhilfe und viel Verzicht durch Gym zerren können. Aber was hätte das gebracht? Mit viel Glück ein mittelmäßiges Abitur… jetzt ist er froh über seine Ausbildung und ihm stehen alle Türen offen.


Ich hoffe ich konnte Dir ein wenig Mut machen. Das Abitur ist nicht zwingend der Schlüssel zum Erfolg. Erst recht nicht, wenn dafür die Interessen und die Freunde auf der Strecke bleiben.


Lg
Susi

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Hallo Susi,
ganz lieben Dank das du dir die Zeit genommen hast und mir deine Erfahrungen und den Weg deines Sohnes geschrieben hast. Ich hab Rotz und Wasser geheult beim Lesen, ein Zeichen wie sehr mich und uns das belastet. Es tat so gut deine Zeilen und es hat uns ein großes Stück gestärkt. Genau das wünsche ich mir für meinen Sohn. Auch mal Erfolge fühlen und nicht nur krampfhaft Schule. Vielen vielen Dank 🙏❤️

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Weshalb erfolgt denn der Wechsel? Aus Lehrersicht kann ich sagen, dass ein Wechsel aus Gründen der Überforderung häufig ein "Selbstläufer" ist, wenn aber noch Verhaltensprobleme dazu kommen der Wechsel zwar einen neuen Start erleichtert, aber die Probleme unabhängig davon angegangen werden müssen, da in der Realschule ja noch deutlich mehr Kinder mit diesen Problemen und die Kids sich schnell "nach unten" orientieren, man also ein Jahr später wieder vor dem gleichen Problem steht.
Wie alt ist denn euer Sohn bzw. welche Klasse?

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Danke für deine Antwort. Am Verhalten liegt es nicht. Er ist sehr empathisch und freundlich, hatte auch im Zeugnis eine schöne Beurteilung. Es geht eher um die Überforderung. Lernen und am Ende doch ohne Erfolg. Es fällt ihm schwer mitzukommen und das Gelernte auf Papier zu bringen. Wir hoffen durch den Wechsel mit Fleiß auch mal Erfolge zu erzielen und so seinen Weg gehen zu können. Er ist in der 7. Klasse und könnte jetzt nach den Weihnachtsferien wechseln.

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Dann wird das auf jeden Fall laufen. In den Realschulklassen (zumindest bei uns) sind die Schüler schon deutlich geleiteter, haben deutlich weniger selbstständiges Lernen. Viel Erfolg und einen schönen Schulstart deinem Sohn!

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Stoff : Deutsch und Englisch lief sofort, da war das Gymnasium weiter. In Mathe waren es einfach andere Themen, da war das "Reinkommen" schwer, da echt einiges so nicht klar war. Hat ca. 3 Monate gedauert.
Bei den Nebenfächer ging es, nachdem das aktuelle "durch" war.

Problematischer war die Klasse. Da waren einige Jungs, die meinten, wer vom Gymnasium kommt ist ein Ars.... Da bin ich sofort zur Klassenlehrerin, schon beim ersten Ansatz. Da es nicht besser wurde auch schnell beim Rektor. Ich war schon soweit Anzeige zu erstatten, dann ist aber einer der Jungen weggezogen und es wurde besser.

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Das ist wirklich schlimm. Davor habe ich auch Angst, gibt ja leider immer so unangenehme Mitmenschen 😒

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Das kommt auf die Jahrgangsstufe an, aus/in der/die gewechselt wird. Je früher, desto einfacher (Zweigwahlen).

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Aktuell 7. Klasse und würde nach den Weihnachtsferien wechseln.

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Höchste Eisenbahn. Ab 8 empfehlen wir durchquälen am Gym bis 10 und Quali extern zusätzlich in 9 statt Wechsel, weil die betreffenden Kinder ab 8 seltenst motiviert/fähig sind, die fehlenden Fächer an der RS dann noch komplett nachzulernen. Macht den Wechsel, das wird gut!

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Ist bei uns lange her.
Das Kind hat sich total gequält auf dem Gym, auf der Realschule plötzlich Rückenwind gehabt, Zeit für Hobbys,… ist total aufgeblüht, Selbstbewusstsein aufgebaut. Hat dann einen erweiterten Realschulabschluss gemacht und ist zurück aufs Gym fürs Abi. Die letzten 2 Jahre waren dann hart, aber da ist man auch in einem Alter in dem man das Ziel sieht und die Persönlichkeit schon etwas gefestigter ist. Das Abi wurde dann im ersten Anlauf geschafft wenn auch nicht berauschend. Heute Jurist mit 2 Staatsexamen und mehreren Fachanwaltstiteln.