ADS und extrem langsames Arbeitstempo

Hallo und sorry für den langen Text. Muss mich mal ausheulen.

Mein Sohn ist 10 und besucht die 4. Klasse (NRW)

Wir haben seit beginn der Schulzeit sehr viel Schwierigkeiten im schulischen Bereich.

Wir bekamen die Diagnose ADS Anfang 2019. Dyskalkulie wurde letztes Jahr diagnostiziert.
Homeschooling war eine einzige Katastrophe, Hausaufgaben sind allgemein sehr Stressbelastet.

Ich selbst bin nur noch fertig und weiß einfach nicht mehr weiter.
Mein Sohn hatte große Angst vor der Einschulung, er hasst die Schule und alles was damit zu tun hat. Er arbeitet sehr langsam und die Konzentration ist trotz Medis nicht wirklich da. Er träumt vor sich hin, knibbelt an Fingern, Zwirbelt seine Haare und ist mit dem Kopf null bei der Sache. Er schaltet regelrecht ab, wenn es um Schulaufgaben geht. Im Unterricht und auch bei den HA's. Es wird auch eher schlimmer als besser.

Er hat einen Nachteilsausgleich, bekommt in Arbeiten mehr Zeit (2-3h) und nur 1/3 der Aufgaben. Dennoch bekommt er 4en und 5en. Er ist normal Intelligent. Er hört einfach auf zu arbeiten, sobald er bei einer Aufgabe nicht weiterkommt...
Marburger und Ergo hatte er vor der Diagnostik. Seit einem 3/4 Jahr geht er zur Lerntherapie. Es stellen sich keine Erfolge ein, weshalb er noch weniger macht weil es eh nix bringt.

An den HA's sitzt er 2h, wobei er effektiv nur 10-15 Minuten arbeitet. Ich muss dabei bleiben,sonst passiert nichts. Gefühlt kostet mich bzw uns das so viel Nerven und Lebenszeit!
Er rechnet 3 Aufgaben in einer halben Stunde. Im Unterricht dasselbe. Dadurch fehlt ihm natürlich auch die Übung. Ich feilsche um jede Aufgabe, er arbeitet kein bisschen mit und wir rasseln täglich aneinander. Erklären lässt er sich auch nichts. Dabei kürze ich die HAs schon stark ein. Es ist nicht die Menge, sondern die Trödelei. 1x1 kann er nicht, das üben wir seit 2 Jahren, Division ist noch schlimmer. Uhrzeit kann er nicht, weil er nicht mitarbeitet und uns dafür die Zeit fehlt. Er hat soviel Nachholbedarf. Die 1. Klasse hat er bereits wiederholt.
Ich würde wirklich gerne lockerer sein, keinen Druck machen, aber er muss schon nur ein Minimum machen und selbst das will er nicht machen. Er diskutiert lieber, als einfach anzufangen. Mich triggert diese Null Bock Einstellung, weil man so einfach nicht durchs Leben kommt. Am We mal ein paar! Minuten üben? Nur Diskussion! Lieber will er TV gucken.

Und ich fühl mich so gefangen, weil das Schulthema so dominiert und unsere Beziehung und Familenalltag darunter leidet. Er hat ein Vermeidungsverhalten entwickelt und es ist immer eine Gradwanderung für mich, diesem einerseits nicht nachzugeben, andererseits ihn nicht zu überfordern. Im Grunde sind wir beide Überfordert und in so einer negativspirale drin. Zusätzliche Übungszeit (täglich 10 Minuten sind ihm auch schon zuviel) Mal im Auto nebenbei 1x1 abfragen--> er antwortet einfach nicht. Kein Bock, jetzt nicht etc.

Timer stellen, Belohnungssystem etc funktioniert nicht. Hausaufgabenbetreuung in der OGS hatten wir zeitweise auch, aber in der Zeit schafft er nicht alles und muss trotzdem noch zu Hause was machen. Er kommt dann etwas später nach Hause, aber das verschiebt das Problem nur nach hinten.

Dazu kommen ständige Reibereien mit seinem jüngeren Bruder, Impulsivität, Aggressivität etc im Alltag noch dazu. Er ist sehr eifersüchtig. Mein Mann und ich sind psychisch beide am Ende und ich mag einfach oft nicht mehr. Mittlerweile fange ich selbst während der HAs an zu weinen (ja schlimm, ich weiß) weil ich mit meinem Latein am Ende bin und es mich psychisch einfach fertig macht. Ich weiß einfach nicht, wie wir da wieder rauskommen.

Ich fühle mich, als ist es nur bei uns soo schlimm. Alle anderen Kinder, selbst denen Schule nicht so zufliegt mogeln sich irgendwie durch, aber bei uns ist es immer nur ein Kampf. Ich wünsche mir so sehr einen schönen, harmonischen Familienalltag zur Abwechslung. Keine Ahnung, wann wir das zuletzt hatten. Dabei ist er ein total intelligenter Junge, der sich aber oft selbst im Weg steht.

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Fühle dich mal gedrückt!
Bitte lasst dringend überprüfen, ob die Medikamente noch so stimmen.
Macht dein Sohn eine Verhaltenstherapie und gibt es ein Coaching für euch als Eltern?
Vg

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Wir haben schon soviel probiert. Außer den ganzen Nebenwirkungen helfen sie ihn nicht bei der Konzentration. Abgelenkt istxer trotzdem was due Lehrerin seit Jahren bemängelt. Wir hatten ein Coaching, in der Theorie weiß ich auch, wie es sein sollte, kriege es leider nicht in den Alltag umgesetzt. Verhaltenstherapie hat zu Jahresbeginn gestartet nach langer Wartezeit. Aber das wird noch dauern, bis die greift.

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Wäre eine andere Schulform wie Montessori evtl. eine Lösung?

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Haben wir keine Weiterführende. Förderschulen oder Waldorf alles weiter weg.

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Montessori ist ganz schlimm bei ADS, da sollen die Kinder selbstständig arbeiten, mein Sohn mit ADS hat da nur geträumt und rein gar nichts gelernt.

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Ich denke, ihr seid bereits sehr gefangen in der Situation.

Das Thema Schule und Lernen/HA würde ich so gut es geht von zu Hause auslagern. Wenn die OGS nicht funktioniert, wie wäre es mit einer externen HA-Betreuung? Oder jemand Fremdes (Student/ älterer Schüler....) kommt zu euch ins Haus.

Wer hat denn die Diagnose erstellt?
Überprüft nochmal die Medi-Einstellung. Therapien umstellen. Das volle Potential ausnutzen.
Andere Schulform überdenken.

Wo soll er denn nächstes Jahr hingehen? Schule?

Und ihr braucht auch Elterntraining. Besprich das mit dem Arzt.

Alles Gute!

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Wir sind in einem SPZ. Verhaltenstherapie macht er seit kurzem, Eltertraining hatten wir mal. Ich denke bei Nachhilfe bräuchte man jemanden, der sich mit der Erkrankung auskennt, ein Student wäre sicher überfordert. Muss man auchcersmal jemanden finden. Er geht ab August in eine Gesamtschule (Hauptschulzweig) Wäre Ganztags inkl. HA-Zeit.

Die Medikamente haben wir schon fast alle durch, es ändert nichts an der Konzentration. Es überwiegen leider die Nebenwirkungen im Gegensatz zum Nutzen.

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Hallo das mit den Medikamenten ist wirklich merkwürdig.
Den letzt endlich wird er die konzentration anders vermutlich gar nicht erlangen.
Sowas über Verhaltenstherapie zu lernen kann Jahre dauern oder gar nicht funktionieren wenn er nicht die konzentration und Ausdauer besitzt der Therapie zu folgen.
Ich würde da wirklich wohl nochmal ansetzen.
Oder sind die nebenwirkungen so gravierend?

Bei uns gibt es eine spezielle Schule wo hauptsächlich ADS Kinder sind im Zweifel mal auf die Suche begeben.

So oder so wird er so in einer regulären weiterführenden Schule nicht weiter kommen.
Eventuell Integrationskraft ein Gedanke?
Ich denke er hat ein zu hohen förderbedarf für eine reguläre Schule.

Aber das kern Problem wird denke ich erstmal immer sein das er die konzentration nicht aufbringen kann wenn ihr keine medikation findet die passt.
Alles andere habt ihr ja eigentlich schon probiert.

Liebe Grüße

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Hallo!

Hat die Lehrkraft euch noch nicht dazu geraten, deinen Sohn evtl. auf die Fördeschule umzuschulen?
Er ist irgendwie in die 4. Klasse gekommen. Aber es gefällt ihm nicht, es geht ihm nicht gut und den Anschluss hat er anscheinend schon länger verloren. So wie du es beschreibst, ist es eine Quälerei für deinen Sohn und dich. Und das trotz Medikation.

Ansonsten gäbe es noch die Möglichkeit des Notenschutzes. Ich weiß nicht, aus welchem Bzndesland ihr kommt.

LG!

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Er hat eine Hauptschulempfehung. Bis Mitte der 3. Klasse ging es noch halbwegs. Da war nur Mathe das problem. Es ist im letzten Jahr so extrem geworden. Jetzt geht es auch in Deutsch sehr schlecht.

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Als Mutter eines ads-Kindes wundert mich deine Beschreibung und Einstellung. Du gehst da ran, als wäre er ein „normal“ denkendes Kind. Das ist er aber nicht.
Er macht das doch doch nicht aus Bock dich zu ärgern oder weil er keinen Bock hat irgendwas zu lernen. Dir ist doch die Diagnose bekannt und kennst auch das wie und warum????
Ich lese nichts von Medikamenten. Lerntherapie ohne Medikamente bringt Nichts!!!
Bei ads ist die Zeit der konzentration extrem kurz. Wenn man das verinnerlicht, kann man nicht 30 Minuten am Stück lernen oder Hausaufgaben machen. Und ja, belohnunhssystem kann helfen gewisse Dinge besser anzugehen. Ändert aber nichts an der konzentration. 12-18 mal länger braucht ein ads Kind bis die Dinge sitzen, die es nicht interessiert. Hingegen sind Dinge die es interessiert sofort drin und werden extrem vertieft. Bei meinem Sohn ist es die dritte Klasse, er hat auch noch LRS, und bekommt auch Nachteilsausgleich. Der sieht bei ihm anders aus. Er bekommt durch die lrs oft Klassenarbeiten mit viel Text in mündlich. Da er nie in 45 min Texte schreiben könnte, die ein anderer lesen können. Der Stoff sitzt ja und daher geht es ganz gut mit den Noten 2-3, und 1 in den drei Fächern die er sehr mag (Sachkunde, Musik, Sport). Hausaufgaben macht er in der Schule mit Kopfhörern. Das hilft beim ausblenden der Reize! Insgesamt muss das lernen anders angegangen werden. Es hilft viel Bewegung. Muss er was auswendig lernen, muss er bei mir im Zimmer hüpfen oder auf der Stelle rennen beim lernen. Immer wieder lange Pausen dazwischen. Also hier mal 20-30 Minuten, dann 2h Ruhe, dann wieder 20-30 Minuten etc.
Sport ist super wichtig. Macht er denn was? Wichtig: Kein Mannschaftssport!!! Denn dort wird er mit der ads genauso Probleme bekommen und negative Erfahrungen machen. Gut machen sich daher Leichtathletik, schwimmen, Kampfsportarten.
Generell hilft bei adslern immer nur positive Energie! Niemals beim lernen meckern oder ständig Druck machen.
Wir testen demnächst umfangreich noch auf AVWS, die oft bei adslern sehr stark vorkommen kann. Auch damit würde später Hilfen bekommen. Mein Sohn steht oft neben mir und nimmt mich mit rufen trotzdem nicht wahr, wenn er in irgendwas vertieft ist. Er hat aber gute Ohren… also liegt hier eine AVWS sehr wahrscheinlich vor. Und ja… es kostet viel Kraft. Unheimlich viel Kraft. Für alle. Aber er hat so viel gute Seiten… besonders im sozial emotionalen Bereich…die jedenfalls ihn kennenlernen kann, auf kurz oder lang in den Bann zieht. Er ist sehr sensibel, jedes böse Wort führt direkt zu Tränen…und genau deswegen sind ads’ler so gefährdet später Depressionen und/oder suchterkrankungen zu bekommen.
Ich kann dir nur raten mit Hilfe eines kinderpsychiaters Medikamenten zu greifen und erst dann die lerntherapie fortzusetzen. Nimm den Druck raus. Konzentriert euch erstmal darauf dass er die passende Therapie erhält. Auch mit 4ern geht es weiter. Er ist nicht dumm. Er bekommt insbesondere die negativen Schwingungen aus allen Ecken mit. Redet mit den Lehrern. Der Nachteilsausgleich muss ggf. Anders angepackt werden. Das ist meistens im Ermessen der Lehrer. Was interessiert ihn? Worin ist er gut?
Ads’ler haben oft im kreativen Bereich viele Fähigkeiten… mein Sohn liebt Ton (kann man gut zu Hause machen) und Lego.

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Wegen den Medikamenten vielleicht nochmal lesen. Die TE schrieb, dass die Konzentration trotz Medis nicht da sei. Also Medikamente erhält das Kind schon.

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Dann ist das Kind nicht richtig „eingestellt“. Dazu gibt es alle drei Monate eigentlich eine Kontrolle.

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Hallo,

meine Tochter hat ADHS und bekommt Ergotherapie, Schwimmkurs, Medikation und Klavierunterricht. Zusätzlich hat sie einen Teilhabeassistenten (vielleicht wäre das eine weitere Option für euch), die bauen dann nochmal eine andere Beziehung zum Kind auf und können in der Schule etwas unterstützen. Das löst zwar nicht das Problem mit den Hausaufgaben zuhause, aber vielleicht die Aufgaben in der Schule.

Ich verstehe deine Verzweiflung, dieses Gefühl empfinde ich auch. Jedoch sehe ich die Schuld nicht im Kind. Es ist halt eine Krankheit (geistige Behinderung) was augenscheinlich nicht erkennbar ist. Während es bei einem Kind im Rollstuhl ja zu sehen ist, da sagt man ja auch nicht zum Kind was im Rollstuhl sitzt „jetzt reißt dich mal zusammen und steh auf.“ dadurch kann es ja dann nicht auf einmal laufen lernen. ☺️ So versuche ich es meinem Mann immer klarzumachen, er ist auch überfordert mit der Situation. Deswegen haben wir zusätzlich nochmal eine Verhaltenstherapie für Eltern angestrebt. Leider sind wir noch auf der Warteliste.

Auch finde ich es wichtig dass man denen nicht das Gefühl vermittelt man wäre „anders“, das machen sicherlich schon andere Menschen…ich möchte ja trotzdem ein Zufluchtsort für mein Kind sein. Denke ihr solltet als Familie erstmal eure Beziehung etwas mehr stärken, das belastet deinen Sohn bestimmt genauso und dann kann man immernoch versuchen sich ranzutasten, ganz langsam, so dass das Lernen ihm irgendwann vielleicht mal Spaß macht. Lass dich nicht von dem Druck der Gesellschaft verleiten. Lernen kann man sein Lebenlang, es gibt so viele Möglichkeiten an seinen Abschluss zu kommen. Der Weg ist egal, wichtig ist halt das Ziel.

Ich wünsche dir ganz viele Nerven!

LG

Bearbeitet von Hina
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Hallo!

Kenne ich alles.

Wurde ein Blutbild gemacht? Also nicht nur ein einfaches beim Kinderarzt sondern ein richtig großes im Krankenhaus.

Bei meiner Tochter wurde einiges festgestellt und sie würde mit entsprechender Therapie eingestellt.

Die Grundschule war dadurch der Horror.

Wir haben uns direkt für eine sehr gute Gemeinschaftsschule entschieden. Meine Tochter blüht seitdem richtig auf.

Der ganze Druck war direkt weg,wo sie wusste...sie muss nicht auf das Gymnasium oder sonst wohin.Jetzt kann sie sich frei entfalten und ihr wachsen endlich die Flügel.

Nebenher entdeckte ich viele Sachen an ihr,die ich vorher nicht kannte,da sie sich nie entwickeln konnte,wie sie wollte. Plötzlich kamen Sachen zum Vorschein,die zwar nichts mit der Schule zu tun haben aber ihr für die Zukunft sicherlich hilfreich sind.

Im Nachhinein bestand die Grundschule nur aus Druck,Druck,Druck. Ich machte auch den Fehler und verglich mit anderen. Mach das bitte nicht. Dein Kind ist wie es ist,du kannst letztendlich nur die Hand halten, trösten,für ihn da sein, helfen mit sich zurecht zu kommen , zu begleiten und Flügel geben.




Hier bei Urbia gibt es viele Experten die sich auskennen. Ich bin keiner und kann nur aus persönlicher Erfahrung sprechen.

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Huhu! Du schreibst, dass ihr ja im Prinzip schon jedes Medikament ausgetestet habt.
Mit welchen Dosierungen habt ihr denn jeweils begonnen?
Leider wissen viele Ärzte nicht, dass man mit sehr niedrigen Dosen, also z.B. Elvanse 2,5mg starten sollte, anstatt direkt mit 10 oder 20mg zu starten.
Bei einigen AD(H)Slern helfen schon ganz niedrige Dosen und sie sind bei den "Standarddosen" schon überdosiert, was dann widerum die Symptomatik wieder verschlimmern kann.

Alles Gute!

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Monte ist für so ein Kind sicherlich nichts, Waldorf erst recht nicht. Esoterik in 40er-Gruppen frontal hilft nicht gegen ADS. Ihr macht alles richtig, es klappt trotzdem nicht. Vielleicht Druck rausnehmen, Benotung aussetzen, Schulbegleitung (damit "nicht mitmachen" einfach nicht geht), laufen lassen? All die Maßnahmen scheinen ja nichts zu bringen. Er wird seinen Weg gehen, nur leicht oder gerade ist er nicht. Gab es mal eine Autismus-Diagnostik?

Bearbeitet von selma.