Hallo,
Mein mittlerer Sohn wird im Sommer eingeschult, daher ist Schule momentan in Familie und Freundeskreis häufig Thema. Mir fällt auf, dass bei den meisten (und hier auf urbia auch) erzählt wird, dass bei den Erstklässlern nach kurzer Zeit bereits Ernüchterung einsetzt, es gibt Probleme bei den Hausaufgaben, Druck durch Diktate und Tests usw und allgemein wird die Schule als wenig positiv dargestellt.
Daher meine Frage, gibt es hier auch Eltern, deren Kinder gern zur Schule gehen, die auch nach dem ersten Halbjahr noch Lust aufs Lernen haben, die tolle Erlebnisse berichten??
Ich muss dazu sagen, dass wir mir unserem großen Sohn nicht so gute Erfahrungen mit der Grundschule vor Ort gemacht haben, und nun erneut vor der Frage stehen wohin der Mittlere gehen soll.
Der Große ist damals mit seiner Lehrerin gar nicht klargekommen, wurde von ihr wegen seines Aussehens (lange Haare, trägt gern Hüte) gehänselt und ihm wurden diverse Auffälligkeiten attestiert (haben wir alles testen lassen, er istvöllig ok). Auch mit diesem stupiden Wiederholen, endlos den gleichen Buchstaben schreiben usw konnte er wenig anfangen, Hausaufgaben waren Stress pur. Nachdem er sich dann weigerte, in der Schule zu sprechen und wir alle seitens der Schule vorgeschlagenen Massnahmen (Ergotherapie, SPZ, Pädaudiologe, Schulsozialarbeiterin) durch hatten, haben wir die Reissleine gezogen und ihn auf der Waldorfschule angemeldet.
Ich kenne die Kritik an Waldorf und einiges ist definitiv nicht unberechtigt. Andererseits könnte sich meiner Meinung nach die Regelschule viel positives dort abgucken (Handwerk, Kreativität, viel Bewegung, viel draußen). Für meinen Großen war es genau das richtige, er bleibt ein Träumer, ist dort wieder richtig aufgeblüht und liebt seine Schule, freut sich nach jeden Ferien wieder hinzugehen.
Der Mittlere ist ganz anders, liest seit einigen Monaten bereits ganze Bücher, kann alle Buchstaben schreiben und rechnet +/- bis 100. Das kam nicht durch uns, sondern er hat es sich selbst beigebracht! Er kann sich gut in Gruppen einfügen und nimmt sich Kritik nicht so zu Herzen.
Ich sehe ihn eigentlich nicht auf der Waldorfschule- was sie dort in den ersten 2 Schuljahren lernen, kann er bis auf das 1x1 bereits jetzt. Ich fürchte da wäre er unterfordert. Wir hätten hier noch eine Grundschule mit Schuleingangsstufe (also die ersten beiden Klassen können in 1-3 Jahren durchlaufen werden), das klingt für ihn passend.
Andererseits wünsche ich ihm auch so schöne Erlebnisse und Freude am Lernen, wie der Große sie hat.
Also, gibt es hier auch Kinder die die Grundschulzeit toll finden?
Grundschule auch mal schön? Bzw. Qual der Schulwahl
Was will das Kind denn in einer 1. Klasse in einer "normalen" Grundschule, wenn es bereits 64+28 rechnen kann und Bücher liest? Das Kind wird sich extrem langweilen und wird jegliches Interesse an der Schule verlieren..
In solchen Fällen sollte immer mit der Schulleitung und den entsprechenden externen Fachkräften Lösungsmöglichkeiten gefunden werden.
Zu Waldorf-Schulen kann ich nichts sagen.
Man nennt es Differenzierung.
Ich erhoffe mir halt, dass es durch das Konzept der Schuleingangsstufe schon eine Differenzierung gibt, er also z.B. Stoff der 2. Klasse mitmachen könnte.
Es gehört ja auch mehr zur Schule (Konzentration, Regeln befolgen, Dinge zu Ende bringen) als nur rechnen und lesen können, in diesen Bereichen schätze ich ihn als ganz normalen 6jährigen ein...
Unser Jüngster war bei der Einschulung ebenfalls weit voraus: fließend lesen, schreiben (nicht schön und ordentlich, aber unter Beachtung der Rechtschreibung), rechnen im Hunderterraum - also: bis auf die Feinmotorik und Schnelligkeit war das Stoff der 2. Klasse.
Wir haben eine leistungsstarke Grundschule gesucht und gefunden: die GS hatte ein Profil mit HB-Förderung (in einigen Klassen wurden 1/3 hochbegabte Kinder und 2/3 sehr leistungsstarke Kinder zusammen unterrichtet.
Dadurch war der Unterricht sehr motivierend, unser Sohn ist recht gern zur Schule gegangen.
Ich empfehle euch nach einer Schule zu schauen, die stark nach oben fördert ohne zu starre Regeln oder zu strenge Lehrer.
Hör dich am leistungsstärksten Gymnasium bei euch um: die kennen in der Regel die Grundschulen und das Niveau, von denen ihre Schüler kommen.
Danke, das ist nochmal ein guter Tipp!
Dein Kind müsste ja direkt in Klasse 2 oder 3 starten…ich würd auch mal die Schulleitung anrufen und fragen wie man damit umgeht. Meine Tochter konnte nix vor der Schule. Jetzt langweilt sie sich in klasse 1 zu Tode weil sie das alles kann. Ich hoffe ab Klasse 2 wird es besser.
Hallo,
ja, bei uns - hier macht Schule auch im 2. Schuljahr noch Spaß (und beim großen Geschwisterkind war das auch so). Einige der negativen Punkte, die du aufzählst, gibt es bei uns aber schlicht nicht: es ist eine Ganztagsschule (wie fast alle in meinem Bundesland), und wir haben Glück mit einem vernünftigen Ganztagskonzept, schönen Angeboten und sinnvoller Tagesstruktur. Hausaufgaben existieren daher nicht. Tests / Arbeiten und Noten gibt es hier erst ab der 3. Klasse.
Mein Kind ist vielleicht nicht ganz so fix wie eures, aber doch auch überdurchschnittlich; mit Lesen vor der 1. Klasse, multiplizieren und dividieren seit der 1. Klasse etc. Spezielle Forderung gibt es jetzt manchmal. Da ginge bei Bedarf noch mehr, aber es gibt keine Beschwerden des Kindes, insoferen finden wir es in Ordnung, Kind ist ansonsten kreativ und findet seine Wege. Und in Sonderprojekten /-fächern wie "Forschendes Lernen" kann es sich auch austoben. Es lernt außerdem außerschulisch ein Instrument, im Sommer wird durch JeKi ("Jedem Kind ein Instrument") ein zweites in der Schule dazukommen.
Die Schule ist sozial extrem heterogen, dadurch gibt es da auch so diese und jene Herausforderungen - das finden wir gut (nicht in jeder Situation... aber prinzipiell). Es ist eine ganz normale staatliche Schule mit sehr gemischtem, tendenziell weniger wohlhabendem innerstädtischem Einzugsgebiet. Von Waldorf halte ich ganz und gar nichts, ideologisch viel zu weit nach rechts offen (in unterschiedlichen Ausprägungen, ist schon klar).
Also wir haben vermutlich Glück gehabt; aber wichtig ist mir: ja, (Grund-)Schule kann durchaus gelingen und Spaß machen.
Grüße, Kamera1
Genau so etwas würde ich mir wünschen! also dass die Kinder bei Bedarf mehr gefordert werden, es aber eben neben Mathe und Deutsch auch noch andere Aktivitäten gibt. Schule sollte ja nicht NUR Unterrichtsstoff sein, sondern auch soziales Umfeld und "lernen fürs Leben".
Ich erhoffe mir von dem Konzept der Schuleingangsstufe, dass dort individueller geguckt wird auf welchem Stand die Kinder sind.
Die Kritik an Waldorfschulen ist mir wie gesagt völlig bewusst, ich denke aber dass es enorme Unterschiede zwischen den einzelnen Schulen gibt. Wir sind weder rechts noch esoterisch, die Entscheidung für die Waldorfschule fiel aus der damaligen Verzweiflung heraus. Wir sind aber bisher sehr zufrieden - nur für den Mittleren passt es eben nicht.
Meine Tochter konnte vor der Grundschule lesen und ein paar Buchstaben schreiben. Dennoch war ihr 1. Klasse oft sehr langweilig. Jetzt 3. Ist es besser!
Allerdings hier in Hessen kann man sich meines Wissen Grundschulen nicht aussuchen. Da geht man auf die Schule die in dem wohnbereich liegen.
Schul ihn ein, das wird schon, gerade in einer jahrgangsübergreifenden Lerngruppe. Da dürfte Differenzierung ganz natürlich sein und v.a. auch bei LehrerInnenmangel leichter zu bewerkstelligen. Für Waldorf sind solche Kinder nichts, das würde ich ihm dringend ersparen.
Hallo,
ja, mein Achtklässler geht grundsätzlich gerne in die Schule.
Wichtig war uns immer ihm zu vermitteln, das Schule/Kindergarten und auch unsere Arbeit kein Spass Event ist. Bei jedem gibt es Regeln und gute und schlechte Tage und ich/wir glauben, dass er mit dieser Einstellung gut durch die Schule bzw. das Leben kommt. Und nein, er ist kein einfacher Schüler mit seinen Defiziten und Stärken. Mit Lehrern die eine wertschätzende Umgebung schaffen und bereit sind manche pädagogischen "Moden" nicht mitzugehen hat er eine schöne Grundschulzeit erlebt.
Vier Jahre Frontalunterricht, etwas anderes funktionierte in der Klasse nicht und einen männlichen Lehrer, war die Schule gut für ihn.
Was sind denn „pädagogische Moden“?
Ja, hier. Unsere Maus geht gerne zur Schule, ist aber auch erst in der ersten Klasse.
Sie war aber auch nicht so weit wie Euer Sohn (sie konnte quasi alles so ein bisschen: Buchstaben, aber nicht lesen, zählen und einfache Gesellschaftsspiele, aber nicht richtig rechnen, motorisch und feinmotorisch recht fit etc.) , hat aber mit dem Stoff bislang keine Probleme.
Sie konnte sich gut in Gruppen einfügen und auch mal zurück nehmen. Recht andauernd konzentrieren, auch wenn sie mal was nicht so Interessantes machen.
Bislang hat das alles gereicht, dass sie wirklich sehr gerne geht, sie freut sich auf ihre Lehrerin und Freunde. Ist aber kein schulischer Überflieger, aber wohl trotzdem gut im Stoff.
Ich würde an Eurer Stelle erst mal einschulen in der normalen Schule. Nicht Waldorf, das muss schon zum Kind passen und wenn er so weit ist, müsste er schon sehr stark ausgeprägte Interessen in den dort sehr starken praktischen Fächern haben.
Alles Gute 🍀
Danke, das klingt doch super!