Warum ist Afrika so arm?

Hi,

inspiriert durch meine Dienstreise nach Kenia letzten Monat hat mich das Afrika-Interesse gepackt #huepf

Nun habe ich festgestellt, dass o.g. Frage zwar einfach klingt, es aber eigentlich gar nicht ist.

Was meint Ihr dazu?

Liegt es am Klima (Trockenperioden, Flutkatastrophen etc)? An den korrupten Regimen?
Oder ist Afrika so arm, weil wir so reich sind? Lassen die Europäer die afrikanische Wirtschaft gar nicht erst hochkommen (zB durch Suventionen in den eigenen Reihen)? Oder sind die Afrikaner selbst Schuld und machen irgendwas falsch?

Und ich frage mich: Wird das immer so bleiben? Oder wird es irgendwann so etwas wie eine florierende Wirtschaft dort geben? Ist Entwicklungshilfe mit Geld überhaupt gut? Oder wird dadurch Abhängigkeit und auch Ideenarmut erst gefördert?

Ich finde es total schwierig... denke, einen großen Anteil haben die bekloppten Regime, die nur in ihre Tasche wirtschaften und die Leute sich gegenseitig abmurksen lassen. Aber auch das Klima ist ungünstig - und wird durch den Klimawandel schlimmer. In Kenia sind gerade 2 Regenzeiten komplett ausgefallen ... zum weltwirtschaftlichen Aspekt hab ich mir nich keine Meinung bilden können. Ich weiß nur, dass schlichte Entwicklungshilfe mit Geld irgendwie nicht hinzuhauen scheint.

Ach so: Klar gibt es viele unterschiedliche Länder in Afrika... aber einiges kann man vll. doch verallgemeinern (machen die Kenianer mit Europa auch :-))

#danke für Eure Meinungen!

LG, Nele

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Hi,

da gerade der Welternährungsgipfel in Rom zuende ging, war das Thema auch mal wieder in der Presse.

Ich denke, es hat viele Gründe:
- falsche Entwicklungshilfe: Durch Nahrungsmittellieferungen gelangen die Menschen in eine gefährliche Abhängigkeit. Zukünftig soll aber der Lebensmittelanbau und das entsprechende KnowHow gefördert werden.
- stärker werdende Klimaschwankungen. Längere Dürreperionen, die dafür sorgen, dass der ausgetrocknete Boden kein Wasser aufsaugen kann
- Zölle und Subventionierungen. Europäisches Obst ist in Teilen Afrikas günstiger als einheimisches
- und natürlich auch jahrzehntelange Korruption, Bürgerkriege und ähnliches.

Letzteres finde ich ein schwer zu lösendes Problem, da mittlerweile ganze Generationen ausschließlich in kriegsähnlichen Zuständen aufgewachsen sind und den Alltag nur mit Brutalität, Massakern und Vergewaltigungen kennen.

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Ja, das mit den Klimaschwankungen habe ich am eigenen Leib erfahren - als ich da war, regnete es zum ersten Mal nach 11 Monaten. Der Boden war so trocken, dass das Wasser schwallartig drübergeflossen ist und alles überschwemmt hat. Die Menschen in den Slums verlieren dadurch ihre Häuser, auf den Straßen steht das Wasser in den Schlaglöchern und hilft aber keinem richtig.

Finde ich interessant mit dem Ernährungsgipfel ... aber meinst Du, die reichen Staaten haben überhaupt ein Interesse dran, Afrika wirklich zu helfen? Man müsste dann ja den eigenen Standard runterschrauben nicht wahr? Manchmal denke ich, ein paar Almosen in Form von Geld sind politisch eher erwünscht...

LG, Nele

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Eigentlich sollten sie Interesse haben, wenn sie, wie Deutschland auf Handel und Exporte angewiesen sind.

Mit China pflegen wir ja seit ein paar Jahren auch beste Kontakte, seit die ein ernstzunehmender Industriestaat geworden sind.

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Afrika ist enorm reich: an Bodenschaetzen, an Menschen, auch an fruchtbarer Erde....aber vor allem an Korruption. Ich bin daher gegen jegliche Entwicklungshilfe, die eher hemmend als stimulierend wirkt.

Im uebrigen, wie Du schreibst, sind Laender wie z.B. Suedafrika und Botsvana nicht vergleichbar mit Sierra Leone oder Burundi. Aegypten nicht mit Nigeria... oder Zimbabwe ...

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Ich meine va die äquatornahen Gebiete Zentralafrika von Ghana, Elfenbeinküste etc. im Westen bis nach Kenia/Tansania im Osten... und die angrenzenden Staaten im Norden.

Also würdest Du überhaupt nicht helfen (von Staats wegen)? Oder bloß anders?

LG, Nele

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Ich wuerde von staatswegen keine direkte Hilfe geben. Allerdings bin ich fuer bessere Handelsbedingungen, gegen Barrieren z.B. im Landwirtschaftsbereich; Foerderung des Wirtschaftsaustausches u.ae.

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Ich denke, um das wirklich nachvollziehen zu können, muss man zur Kolonialzeit zurückgehen.

Die Auswirkungen dieser Zeit lasten bis heute schwer auf vielen afrikanischen Ländern, nicht nur, was die willkürlich geschaffenen Grenzen angeht.

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Ja, wenn man soweit weg vom Geschehen ist, ist es immer schwer nachzuvollziehen, warum jetzt die xy-Rebellen gegen das z-Regime kämpfen, anstatt erstmal die Länder aufzubauen...
Für mich zumindest.

Ich frage mich immer, wo man wirtschaftlich ansetzen könnte, damit diese Länder eine Chance bekommen ohne dass es nur der Transfer von Almosen ist.

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hm, mag sein.... aber eher indirekt (willkuerliche Grenzziehungen; ueberhasteter Rueckzug u.ae.).
Manchmal denke ich, dass es den Menschen in Afrika besser ginge, wenn die "Kolonialzeit" noch 40/50 Jahre laenger andauerte und in eine Art "Commonwealth" uebergegangen waere....

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Hallo Nele,

Afrika ist einzelwirtschaftlich arm, bildungstechnisch arm..
und doch eigentlich reich bestückt an Wirtschaftsgütern.

Die Armut, welche Du meinst, liegt in MEINEN AUGEN darin, dass es Folgen der Apartheid sind, dass die ehemaligen zwangsversklavten Familien nie lernten, selber zu wirtschaften und es sich nie jemand traute, Verantwortung im weiteren Sinne zu übernehmen und gegen die Korruption vorzugehen.

Parallel die Kämpfe unter den einzelnen Völkern/Stämmen, parallel das Ausbeuten durch uns Raffgeier und dazu dann noch das Abschieben sogenannter Hilfen.. nun, Hilfe zur Selbsthilfe wäre viel angebrachter, als mal eben die Abhängigkeit der Menschen weiter zu fördern, indem man Lebensmittel dauerhaft spendet.

Fehlende Bildungschancen, katastrophale Klimaänderungen etc tun ihr Übriges dazu, leider...

Wenn Du helfen magst, würde ich wohl in die Richtung Patenschaften gehen, zur Ausbildungssicherung der jetzigen Kinder, damit sie vielleicht dann ihren Familien/Verbänden und ihrem Land beibringen können, wie sie aus den Abhängigkeiten rauskommen.

Oder direktes Engagement im Sammeln von medizinischen Hilfsgütern, Aufbauen eines Förderkreises, eigener Transport und dortige Verteilung.

Es gibt da sehr viele Möglichkeiten, aktiv zu werden und das gezielt.

LG
Mone

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HI,

wenn ich helfen willl, habe ich ja das Glück durch meinen AG die Leute zu kennen, die hinfahren - sodass ich denen bloß Geld, Medikamente oder sonstwas in die Hand drücken muss. Das geht natürlich nicht in großem Stil, dafür aber ohne Verwaltung.

Die Klimakatastrophe in Afrika ist ja mehr oder weniger unsere Schuld :-( Bzw. die der Amis.
In Kenia zB gibt es im Moment nur entweder Hitze und Trockenheit oder El Nino (Flut) - beides ist sch****.

Ich denke, gaaaanz wichtig ist Bildung. Bedeutet so zu spenden, dass Familien das Schulgeld bezahlt bekommen (und die Schuluniform, die leider zwingend vorgeschrieben sind). Nur so kommen haben sie die Chance, einen Beruf zu lernen und bekommen auch einiges an Aufklärung (HIV, Verhütung) mit...

LG, Nele

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Gab es denn beispielsweise im Sudan auch Apardheid?

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frag mal die kolonialstaaten!

afrika ist in dem sinne garnicht arm, die haben unwahrscheinlich viele bodenschätze etc....aber durch verschiedene vergangenheitsfaktoren, haben sie sich in dem sinne nicht zu industrienationen mausern können/wurde ausgebeutet.


das heisse wetter und der wassermangel tun wahrscheinlich ihr übriges

lg

Birgit

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Ich frag mich halt, ob das immernoch der ausschlaggebende Grund ist #kratz

Die Hochsaison der Kolonialzeit ist doch lange her...
und dann könnten sie sich doch jetzt hocharbeiten. Da muss es andere Gründe geben, zumindest die zusätzlich dem Wohlstand im Wege stehen.

LG, Nele

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na recherchier mal...wann die letzten kolonialmächte ihre macht abgetreten haben...england hatte bis vor einigen jahre immernoch honkong unter seinen fuchteln...ob china da jetzt ein besserer herrscher ist, wage ich zu bezweifeln.

afrika wurde und wird immernoch ausgebeutete...die hatten nie die möglickeit, sich normal zu entwickeln...beispiel diamanten...afrika ist voll davon..aber de beers als monopolinhaber in dem sektor, fördert(lässt fördern) auf sehr unschöne art und weise, nicht umsonst sind die meisten diamanten blutdiamanten...und die bevölkerung, der staat an sich hat davon nicht viel...dazu kommen irgendwelche durchgeknallten diktatoren, die sich mit waffenschmuggel und militärgewalt ein schönes leben schaffen, wobei der grossteil der bevölkerung hungert, während sie in palästen mit goldenen klos sitzen.

wo anders beherrschen bürgerkriege um die nun kolonialfreien staaten den alltag und kein ende ist in sicht.
lg

Birgit

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Hallo!

Sehr interessante Frage. Ich denke auch oft darüber nach, wieso alle Bemühungen dort scheinbar ins Leere laufen. Und ich bin so ein bßchen zu dem Schluß gekommen, daß es vielleicht daran liegen könnte, daß man (wir Europäer und alle, die sich eingemischt haben) dort versucht hat, einen Prozeß, der bei uns tausend Jahre gedauert hat, abzukürzen auf vielleicht hundert Jahre.
Bis es in Europa eine florierende Wirtschaft UND Demokratie mit gesetzlich verankerten Rechten für die Bevölkerung gab, sah es ja ähnlich aus, wie jetzt in Afrika. Mal grob gesagt: Überall Monarchie, Absolutismus und zwischendrin eine unterdrückte und meist verarmte Bevölkerungsmasse. Bei uns ging es nach dem Mittelalter irgendwann mal mit Aufklärung, Gründerzeit weiter (bin kein Geschichtslehrer) bis man es schließlich mal nach großen Opfern (Kriege) zu so einer Staatsform wie jetzt gebracht hat. Ist ja jetzt auch noch nicht in jeder Hinsicht das Non-Plus-Ultra, aber immerhin.

Was ich sagen will, das ist ein Prozess, eine Entwicklung, die eine Gesellschaft wahrscheinlich durchmachen muß. Nix, was man einfach "einführt" und dann funktioniert es eben.

Ich stehe Hilfsprojekten auch sehr skeptisch gegenüber. Weil die nie wirklich langfristig was nützen, meist nur für kurze Zeit Linderung verschaffen und was ist dann? Wirtschaft ohne ordentliche Politik klappt eben nicht. Ordentliche Politik ohne Bildung für alle Schichten, ist auch Käse...

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Hi,

ja, da ist was Wahres dran .... einfach einführen ist nicht. Sieht man ja auch immer wieder an den Ländern, wo die USA sich denken, bisschen Krieg und dann mal was einführen :-[

Die Frage ist nur, ob es in Europa schneller gegangen wäre, wenn wir einen Kontinent vor der Nase gehabt hätten, in dem man schon demokratische Staaten, Industrie und Co. hat...

Naja, wir werden es nicht erfahren. Fakt ist, dass Afrika sich derzeit eher im Kreis dreht als das da was voran kommt... das finde ich halt schade.

LG, Nele

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Das ist wirklich schwer auf einen Nenner zu bringen.
Das hat sicherlich vielfältige Gründe.
Wahrscheinlich so vielfältige wie es dort Menschen und Länder gibt...

Schau dir doch die Stämme an die dort noch leben.
Fern von allem technischen Schnickschnack. Dort scheint die Welt fast stillzustehen...

Ich habe gestern auch einen Bericht bei Stern TV gesehen über eine Krankenschwester die mit ihrer Organisation in Afrika versucht zu helfen...

Sie habe über Kinder berichtet die von den Eltern als Sklaven verkauft werden.
Verboten ist es zwar, aber es kümmert keinen, weder die Regierung noch die Menschen vor Ort.
5-jährige Kinder werden zum Arbeiten verkauft..

Daran merkt man aber, das es zum Teil wirklich am Nötigsten fehlt und keine Skrupel mehr vorherrschen.

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In welchem Land war das denn??

Es gibt auch Erfolge in der Entwicklungshilfe. In dem Krankenhaus in Kenia, das ich gerade besichtigt habe, gibt es seit neusten die Dreimontasspritze für Frauen und außerdem groß angelegte Aufklärungskampagnen gegen HIV und Malaria #huepf
Leider wird das Personal vom Staat nicht unterstützt, sodass die nur Gehalt haben, wenn die Leute ihre KH-Rechnungen zahlen können oder Spenden eingehen ... die Politiker sind indes seit Monaten dabei, sich über die Verteilung der Sitze im Parlament zu streiten #augen
Da dachte ich echt, ich fall vom Glauben ab.

Dennoch finde ich es doof zu sagen "So isses halt" und sich gar nicht damit zu beschäftigen...auch wenn wir wahrscheinlich nicht spontan die Welt verbessern können :-)

LG, Nele

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Ghana.... es gibt hier weiter unten wohl auch einen thread dazu

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Das haupt Problem liegt wohl in der mentalität der schwarzen Befölkerung.
Die sind teilweise einfach zu Stolz um zu arbeiten. Ich kenne das aus Namibia. Herero Männer arbeiten nicht das müssen alles die Frauen machen, so kommt man auf keinen grünen Zweig.

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Also in Kenia ist die Arbeitsteilung klar: Männer arbeiten außer Haus, Frauen neben der KInderbetreuung auf dem Feld oder mit Heimarbeit (Nähen etc.).

Zu stolz zu arbeiten ist etwas heftig ausgedrückt - was ich allerdings auch erlebt habe ist, dass die Männer, wenn sie arbeitslos sind, nicht auf die Idee kommen, dann mit auf dem Feld zuzupacken, sondern lieber nix tun #augen

Die Frauen, die ich kennengelernt habe, sind alle sehr fleißg geund haben mindestens 2-3 Jobs...

LG

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Hallo,

die ersten Hochkulturen gab es auf afrikanischem Boden. Am Klima allein kann es also nicht liegen.

Ich glaube, dass es folgende Gründe gibt:

a) mangelnde Bildung
b) Verlust der eigenen Kultur (incl. verankertem Wissen)
c) Lebensmittellieferungen, die deutlich billiger sind als alles was selbst angebaut werden könnte (EU-Subventioniert)

Gruß Marion

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Moin,

ja, das mit der Bildung ist in der Tat wichtig - es gibt ja Schulen und so, nur leider kann sie sich nicht jeder leisten. Außerdem sind die Lehrmethoden doch etwas gewöhnungsbedürftig.... Ich habe in Kenia mal ne Schulstunde mitgemacht. Die lernen echt sehr viel Stoff - leider null Transfer, nur auswendig. Wir hatten mit unseren Geschäftspartnern ein Seminar, da merkten wir genau diese Lernmethode immer noch :-)

Tja, das mit den Lebensmitteln ist eine interessante Frage ... also scheint es doch so zu sein, dass Afrika irgendwie von außen gehemmt wird. Ich weiß leider nicht genau, wie man es ändern könnte...zum Beispiel auch als Verbraucher.

LG, Nele


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Hallo Nele,

wenn du was ändern willst, musst du dich engagieren und zwar politisch.

Als Verbraucher wirst du wenig ausrichten können.

Zumal ja gerade auch die "fairen" Produkte immer Mal wieder in die Schlagzeilen kommen....

LG Marion

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