Mindestlohn

Ich habe heute eine Freundin getroffen und uns über ihren Job unterhalten. Sie ist Kellnerin und ich habe sie gefragt ob sie vom Mindestlohn profitiert. Sie meinte es hat sich für sie nichts geändert.

Weil der Chef entschieden hat, das ganze Servicepersonal muss das Trinkgeld abgeben #schock Ich dachte sie verarscht mich und konnte es nicht glauben #gruebel Doch sie meinte es ist wirklich so. Früher hatte sie manchmal 80 bis 100 EUR Trinkgeld pro Schicht, also ca. 10 Euro pro Stunde extra. Und das ist nun vorbei und der Mindestlohn ist im Endeffekt viel weniger. Irgendwie finde ich nicht, dass das Sinn der Sache, ist, oder? #kratz Mal ganz davon ab, dass ich nicht wusste, der Chef einfach sagen kann dass er das Trinkgeld einkassiert #schock Geht sowas überhaupt? #aerger Ich dachte das wäre rechtlich garnicht möglich.

Also wenn ich in ein Restaurant gehen würde und wüsste dass die Kellnerin das Trinkgeld nicht behalten darf, dann würde ich kein Trinkgeld mehr geben #aerger Also, kann mir jemand erklären was der Sinn des Mindestlohns sein soll wenn jeder einen Weg sucht ihn zu umgehen? Ich habe von einigen Hiwis an der Uni gehört, dass sie einfach mehr arbeiten müssen, also mehr Aufgaben pro Zeit erledigen seit dem Mindestlohn. Das ist doch auch Trickserei. #aerger
Was sagt ihr dazu?

1

Ist es denn so schwierig, als Kellnerin einen anderen Arbeitgeber zu finden?

http://de.wikipedia.org/wiki/Trinkgeld

"Trinkgelder sind keine Arbeitgeberleistungen und daher nicht Bestandteil des Arbeitslohns."

Mich würde ja mal interessieren, ob der Chef die Einahmen aus dem Trinkgeld bei der Steuer nicht vergisst. Da ist der nette Herr oder die nette Dame vom Finanzamt für einen Tip sicher nicht undankbar.

Und wenn sich bei den Servicekräften in der Gegend rumspricht, dass der Chef die Kellner um ihr Trinkgeld bescheißt, sollten da bald nur noch die absolut unvermittelbaren Leute arbeiten. Da sollte er dann recht bald vom Mindestlohn befreit sein, weil er seine Bude dichtmachen kann.

2

Keine Ahnung, muss er das Geld denn versteuern? #kratz Die Kellnerin muss es ja auch nicht versteuern. Ich kenne mich da wie gesagt nicht aus, ich finde es einfach nur menschlich eine echte Sauerei. #aerger
Sie sucht schon was anderes, aber sie meinte es ist nicht so einfach, da die Arbeitszeiten bei ihr sehr gut waren und nur 5 Minuten mit dem Fahrrad von der Uni und von der Wohnung. Aber sobald sie etwas gefunden hat was annähernd passt auch von der Entfernung her wird sie wechseln. Ich hab schon gesagt ich werde dort nicht mehr hingehen, ich werde auch den anderen Leuten sagen sie sollen den Laden boykottieren #aerger

7

"Keine Ahnung, muss er das Geld denn versteuern?"

Ja, muss er.

3

"Weil der Chef entschieden hat, das ganze Servicepersonal muss das Trinkgeld abgeben"

Einfach "drauf scheißen" was der Chef sagt wenn es rechtswidrig ist.

Der Betriebsinhaber/Chef hat darauf keinen Anspruch, also würde ich ihm auch nix abliefern!

Ich habe schon früh im Berufsleben gelernt nicht alles zu tun was der Chef/Vorgesetzte einem sagt ;-)

Gruß
Demy

4

Ich würde das genauso machen #schein Oder nur die Hälfte abgeben oder so #cool Aber meine Freundin ist viel zu ehrlich. #augen Die hat Schiss dass er sie rausschmeißt. Aber sie sucht ja schon was und ich hoffe sie findet bald was passendes. Aber ich hätte nie gedacht auf welche Ideen manche Menschen kommen wenn es darum geht den Mitarbeitern mehr Geld bezahlen zu müssen #aerger

5

"Aber meine Freundin ist viel zu ehrlich."

Ein passendes Opfer zum bescheißen und wie man sieht ein gefundenes Fressen für Arschlochchefs.

Dann muss Sie halt die Kohle abliefern und soll nicht jammern ;-)

Ich habe schon vieles erlebt im Niedriglohnbereich von Bekannten.

Den ekelhaftesten Bock abgeschossen hat ein Chef bei einer Bekannten, der eine "psychische Notlage" zu seinen Gunsten ausnutzen wollte und ihr Gehalt für eindeutige sexuelle Dienstleistungen aufbessern wollte.
Die Bekannte ist halt neben naiv auch noch sehr leicht manipulierbar und psychisch labil gewesen.
Der Chef hatte fast sein Ziel erreicht, zum Glück hatte sie früh genug davon erzählt.

Da ist das Trinkgeld abliefern noch harmlos.
Nichtsdestotrotz bescheißt der Chef Sie.
Sie braucht nix abliefern von dem Trinkgeld, es steht ihm schlicht nicht zu.

Sie soll sich nicht zum Opfer machen wegen dem Job.

"Billigjobs" gibt es wie Sand am Meer, da muss man sich nicht auch noch bescheißen lassen.

Gruß
Demy

6

Wieso schließt sich das Serviceperspnal nicht zusammen uns sagt dem Chef, daß er das nicht darf. Kündigen wird er wohl niemand, da es gerade sehr sehr schwer ist, auch Servicepersonal zu bekommen.

Ich würd mir das nicht (mehr) gefallen lassen

8

Das Trinkgelder abgegeben werden müssen oder auf die gesamte Mannschaft verteilt werden ist oft üblich. Warum sollte auch dem der serviert einen Mehrlohn bekommen als der der es zubereitet hat?

Wenn man der Trickserei ein Ende bereiten will dann bestimmt nicht das manche einfach das unversteuerte Geld einfach behalten dürfen. Weder dem Chef noch dem Frontarbeiter.

9

Hallo,
die Rechtslage dazu ist recht eindeutig und ziemlich ausprozessiert.
Das Trinkgeld steht dem zu der es erhält.

Ist erkennbar ein Team an der Leistung beteiligt, dann steht es dem Team zu, aber grundsätzlich niemals dem Chef.
Sein Direktionsrecht reicht auch nicht so weit, die Anweisung erteilen zu dürfen das Trinkgeld an ihn abzuliefern.

http://www.ferner-alsdorf.de/rechtsanwalt/zivilrecht/arbeitsrecht/arbeitsrecht-wem-gehoert-das-trinkgeld/10404/
http://www.haufe.de/finance/buchfuehrung-kontierung/das-trinkgeld-gehoert-bei-arbeitnehmern-zum-arbeitslohn_186_133158.html

Gruß
Demy

10

Danke für die Links. Ich werde sie meiner Freundin weiter geben. Sie wird hoffentlich eh bald einen neuen Job haben, aber für ihre Kollegen ist es sicher gut zu wissen.

11

Es gibt generell gute Gründe kein Trinkgeld zu geben, dies ist nur einer davon.
Trinkgeld ist kein Einkommen, es ist aber eben auch kein Entgeld des Gastes für die Serviceleistung.
Eben deshalb muss es auch nicht versteuert werden und keine Sozialleistungen davon entrichtet werden. Eben auch keine AV, KV und Altersvorsorge.
Genau wie bei der Schwarzarbeit.
Wer niedrige Löhne zahlt und mit Trinkgeld als Zusatzeinkommen argumentiert, bringt die Beschäftigten um ihre Altersvorsorge.
Darum zahle ich kein Trinkgeld!

12

Hallo,

Die Einzigen die vom Mindestlohn profitiert haben, ist der Staat. Wiedermal etwas mehr Steuern und weniger Leistungen vom Staat.

Die Leute die nun Mindestlohn haben, haben auch höhere Ausgaben, denn die meisten Läden die nun Mindestlohn zahlen, haben ihre Preise erhöht und das wird noch eine Weile so gehen. Und ja, dadurch haben die Angestellten wie Kellner oder Friseusen auch weniger Trinkgeld, da auch die kundschaft weniger gibt.

Gruss

13

Möglichkeit 1: Sich irgendwo anders einen Job als Kellnerin suchen.

Möglichkeit 2: Etwas Anständiges lernen und richtig arbeiten, da braucht man dann keine Almosen vom Gast.

14

Was für eine blöde Antwort, sorry. #augen Meine Freundin ist Studentin und kellnert als Nebenjob. Und wer freut sich nicht über etwas Extrageld? Vor allem weil es ihr zusteht. #aerger

15

Also ganz grundsätzlich halte ich den Mindestlohn für sinnvoll.

Was der Chef da macht, ist ja eine ganz andere Sache. Er hebelt das Ganze ja aus.
Wenn er ihnen das Trinkgeld lassen würde, hätte sie ja mehr.

Die Argumente, dass Trinkgeld ja eben nicht mit in Rentenversicherung... kommen, stimmen für mich grundsätzlich aus. Jedoch gebe ich trotzdem Trinkgeld.

Letzten Endes kann es nämlich doch dazu führen, dass der Arbeitnehmer hier etwas für seine Absicherung in der Rente macht und dies irgendwie anlegt. Bzw. hat er einfach mehr Geld zum Leben.
Allerdings sollte ein Mensch, der (vor allem Vollzeit) arbeiten geht, so viel an Gehalt bekommen, dass er vernünftig über die Runden kommt, wenn er einigermaßen haushalten kann und er sich nicht schon am Anfang des Monats überlegen muss, wie er die Miete bezahlt.

16

Jetzt muß ich aber auch mein Senf dazugeben. :-p

Also, DER MINDESTLOHN IST NUR EINE VERARSCHE DER SPD.
Wieso?

Hier der Beweis! Ließt Euch die Geschichte durch.

Ganz einfach, ich kenne hier aus dem Umfeld Leute die auch schon vor dem Mindestlohn für Sittenwidrige Gehälter gearbeitet hatten. Ein Kollegin hatte das auch mit dem Trinkgeld, und zwei Bekannte arbeiten als Fahrer und als Privatlehrer und machen unbezahlte Überstunden damit der Arbeitgeber den Lohn auf ca. 3,50€ und 5,00€ drücken können!!!!
Ja! Ihr habt Euch nicht verlesen! ca. 3,50€/h!!!

Hat sich schon Einer von Euch mal gefragt, warum die Menschen früher ihre sittenwidrige Löhne nicht eingeklagt haben??? Warum ließen die Menschen das mit sich machen?

Ganz einfach, weil das Arbeitsamt (oder was davon übriggeblieben ist) auf der anderen Seite auch Druck macht. Sie haben nur die Wahl zwischen der Pest und Cholera. Einer der beiden Bekannten (der Fahrer) hat mal versucht den Lohn einzuklagen. Er musste sich mehrfach neuen Job suchen, weil die Chefs ihre Firmen auflösten und unter neuen Namen wieder gründeten, oder andere Tricks für Entlassungen hatten.

Nun, jetzt ist die Frage, was hat das Arbeitsamt dazu gesagt, daß der Typ einen fairen Lohn wollte? Am Anfang war alles okay, nach der zweiten Entlassung waren sie beim Amt schon enttäuscht und haben den Druck schon etwas erhöht, aber nach der 3 Entlassung, wurde der Druck vom Arbeitsamt unerträglich. Er wurde immer wieder sanktioniert und gequält. Die Beamten haben ihm klar gesagt, daß sie ihn für einen Querulanten halten und daß sie glauben, daß er nur klagt, damit er sich dann auf Harz IV ausruhen kann. Es kam der Spruch, "...wenn Sie so lustig sind und gerne klagen, dann machen sie das". Dann kam immer wieder eine Harz IV Kürzung aus idiotischen Gründen. Der Bekannte, hat auch gegen diese immer wieder verhängten Sanktionen geklagt, einem Anwalt Job verschafft (auf Kosten der Steuerzahler, weil das Arbeitsamt die Kosten tragen muß) und hat sie ALLE gewonnen.

Für den Richter war das sogar einleuchtend, daß er arbeiten will und das zu einem Fairen Lohn, aber das Amt meinte immer noch, wer so oft gegen die Arbeitgeber klagt, muß ein Querulant sein.

Das ganze war so stressig und übel, daß er in den ca. 3 Jahren sehr deutlich gealtert ist. Dann hat er sich einen Job gesucht, fährt ohne Stress und großen Termindruck, ganz entspannt für einen der alten Chefs, dafür macht er aber 3-4 Überstunden pro Tag damit der Chef sich das überhaupt leisten kann. Das Arbeitsamt zahlt den Rest und versucht immer noch Druck zu machen, aber da er offiziell als 80 Stunden im Monat kommt, können sie fast nichts ausrichten. Offiziell verdient er mehr als den Mindestlohn, aber tatsächlich kommt er auf ca. 3,50€/h. Den Rest zahlt dann das Amt, weil er mit seinen 80 Stunden unter dem Existenzniveau ist.

Ähnlich sieht die Lage, bei der Kellnerin aus und auch bei dem Lehrer.

Das Problem liegt an dem Druck von zwei Seiten. Der Arbeitgeber kann jetzt auch TROTZ Mindestlohn den Arbeitnehmer ordentlich unter Druck setzen. De facto hilft ihm der Druck vom Amt den Mindestlohn runter zu drücken. Die Angestellten und Beamten der HARZ IV Behörde schauen vor allem auf ihre Vermittlungszahlen um gute Statistiken aufzuweisen.

Der Zoll klagt auch zunehmend darüber, daß es immer mehr Verstöße gibt, und daß sie auch immer schwerer aufzudecken sind, weil immer öfters Arbeitgeber und Arbeitnehmer zusammenhalten. Arbeitnehmer werden manchmal sogar geschult, was sie bei einer Kontrolle sagen sollen, um sich durchzumogeln und die Firma vor einer Pleite (wegen dem Mindestlohn) zu schützen und somit auch sich selbst vor HARZ IV schützen.

http://www.etl-rechtsanwaelte.de/stichworte/arbeitsrecht/strategien-zur-umgehung-des-mindestlohngesetzes