Huhu,
Heute las ich in einem Artikel mal wieder über ein Thema, welches mich schon seit längerer Zeit beschäftigt.
http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/filterblase-radikalisierung-auf-facebook-a-1073450.html
Es geht darum, (Zitat aus der Zusammenfassung): "Es gibt deutliche Hinweise, dass die Sortieralgorithmen der sozialen Medien zur Meinungsbildung beitragen. Wer bei Facebook und anderswo nur noch radikale Ansichten und Behauptungen zu sehen bekommt, wird womöglich selbst zunehmend radikal. Die sozialen Medien verändern damit vermutlich bereits jetzt die Gesellschaft."
In einfachen Worten: wer immer nur das angeboten bekommt, was seinen Interessen entspricht, sieht ein immer einseitigeres Bild der Welt und wird dadurch noch mehr in diese Richtung beeinflusst.
Ich frage mich nun, wie man damit umgehen kann/soll. Denn diese Radikalität geht ja in alle Richtungen, rechts, links, alle möglichen radikalen religiöse Ansichten, Waffenlobby in den USA, ...
Klar hat es schon immer Medien einer bestimmten politischen/religiösen/gesellschaftlichen Ausrichtung gegeben, aber in dieser Form hat es irgendwie ein ein anderes Ausmaß. Das ist so, als würde im Fernsehen bei manchen Leuten auf allen Sendern nur RTL2 laufen...
Ich sehe das durchaus als ein enrstzunehmendes Problem an und kann dieses Phänomen bei 2-3 Personen in meinem Facebook Freundeskreis nachvollziehen: sie posten immer häufiger immer radikalere Ansichten. Ich bin kurz darauf, sie von meiner Freundesliste zu entfernen, da ich nicht den Eindruck habe, dass ich noch zu ihnen durchdringe.
Apropos: Wie geht ihr damit um: entfreunden oder gebetsmühlenartig Gegenpositionen als Kommentar posten?
Und: Seht ihr diese Auswirkung der sozialen Medien als Problem, oder einfach nur als "normale" Veränderung der Gesellschaft durch technischen Fortschritt, oder findet ihr es gar aufgebauscht?
LG
Hanna
Meinungsbildung durch Facebook
Hallo,
also ob es ein echtes langfristiges Problem für Gesellschaften ist, weiß ich nicht, aber dass es Gesellschaften beeinflussen kann, dessen bin ich mir ziemlich sicher.
Ich habe das Gefühl, dass Dinge, die auszusprechen bisher als Tabu galten oder nur am Stammtisch ausgetauscht wurden, jetzt salonfähig geworden sind und von jedem Idioten in die Welt gepostet werden können.
Dann kommt noch dazu, dass man auf Facebook sehr leicht gleichgesinnte findet und erreicht. Man sucht sich die Gruppen und Seiten aus, von denen man Informationen bezieht und auf denen man sich austauscht und kann sich wunderbar gegenseitig bestätigen ohne eine andere Sicht ertragen zu müssen. Man kocht sozusagen schön im selben Saft.
Ich habe mal eine zeitlang auf Seiten von Besorgtbürgern rumgelesen um zu wissen, wie die so ticken und ich musste das schnell wieder lassen, weil es mich ganz krank gemacht hat. So viel unwidersprochener Hass! Das muss Menschen verändern. Und in der Form gab es das früher sicher nicht. So vernetzt und so.
Eine Sache finde ich auch bemerkenswert, nämlich, wie der sogenannte "IS" Facebook für seine Propaganda und seine Anwerberei nutzen kann. Und das ziemlich ungestört. Da bekommt man Dinge zu lesen...
Ich finde es sehr fragwürdig, dass Extremen allermöglichen Richtungen eine solche Plattform geboten wird!
"Freunde" mit menschenverachtende Ansichten würde ich übrigens einfach aussortieren. Ich habe aber nur sehr wenige ausgewählte Facebook-Freunde, mit denen ich auch im realen Leben befreundet bin.
"Das ist so, als würde im Fernsehen bei manchen Leuten auf allen Sendern nur RTL2 laufen.."
Oh, da ich Mediathek mache, läuft bei mir überwiegend Vox, wenn ich Fernsehen konsumiere
Ich kann dieses Phänomen der Radikalisierung meiner Facebookfreunde nicht wirklich beobachten. Ich verfolge aber auch nur wenige bewusst, die meisten habe ich ausgeschaltet.
Ich habe nicht extrem viele Facebooklistenfreunde, aber doch genug, die ich einfach nur kenne und als ganz lockere Bekannte bezeichne. Da ist es mir ehrlich völlig schnuppe, was die posten und was nicht. Ich habe keinen Missionierungsdrang. Wenn mir eine Person als Gesamtes extrem unangenehm wäre, dann würde ich sie entfernen oder hätte sie gar nicht angenommen. Ich kenne aber natürlich nicht alle politischen Einstellungen zu den verschiedenen Themen der Menschen in meiner Liste.
Diejenigen, deren Posts ich aktiv folge, kann ich relativ gut einschätzen.
Davon machen es einige so (wie ich auch), dass sie zum Beispiel Politiker völlig unterschiedlicher Richtungen folgen, da ist die einseitige Information eher nicht gegeben.
Natürlich tun einige auf Facebook ihre Meinung kund, manche mehr, manche weniger, manche nie (so wie ich).Ich habe keine Pinnwand und bin sehr wenig öffentlich aktiv.
Daher würde bei mir die Option Gegenkommentar schon einmal wegfallen.
Finde ich aber unangebracht, da zu maßregeln. Ich würde entweder entfreunden oder nicht kommentieren.
"Ich bin kurz darauf, sie von meiner Freundesliste zu entfernen, da ich nicht den Eindruck habe, dass ich noch zu ihnen durchdringe."
Maßregelst du öffentlich oder versuchst, andere von deinen Ansichten zu überzeugen?
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Was ich aber beobachte, ist dieses unsägliche Kommentieren auf den Seiten von Politikern und Parteien. Da ist eine radikale Tendenz nach allen Seiten hin und oft eine sehr niveaulose zu beobachten. Ich frage mich auch, was die Leute dazu treibt, sich öffentlich zu gehen zu lassen.
Dazwischen sind aber immer wieder interessante und lesenswerte Kommentare.
Die Auswirkung der sozialen Medien sehe ich kritisch, der Austausch über diese Plattformen, auch dass man relativ einfach an Politik, zumindestens informativ teilnehmen kann, ist aber etwas prinzipiell Positives.
Also, ein wenig aufgebauscht ist die Problematik schon.
Ich habe überhaupt keinen Missionierungsdrang und ich poste bei Facebook eigentlich keine politischen Statements (aber auch keine Katzenbilder ). Sehr selten mal einen Artikel, der mir deshalb gut gefällt, weil er mir recht ausgewogen erscheint und ich die Hoffnung habe, dass sich viele Menschen dort wiederfinden können.
Ich maßregele nicht öffentlich und kommentiere solche Posts auch nicht. Ich kommuniziere mit den Menschen in der Regel auch noch privat. Dort berichte ich einfach von meinen Erfahrungen, z. B. eben mit Flüchtlingen und hoffe, dass es deren Horizont etwas erweitert.
Facebook ist für mich ein Medium um mit Menschen, die ich gut kenne, die aber leider sehr weit entfernt von mir leben, in Kontakt zu bleiben und an ihrem Leben teilzuhaben. Menschen auf der ganzen Welt. Im Ganzen betrachtet sind diese Menschen auch eine bunte Mischung aus allen Ansichten.
Ich habe z. B. in meiner Freundesliste viele Amerikaner, weil ich dort mehrere Jahre lang gelebt habe. Hier freue ich mich immer über Fotos meines Patenkinds, damit ich sehe, wie es aufwächst, und über Fotos aus der Gegend, weil ich dort eben selbst einmal gelebt habe. Die restlichen Posts sind aber leider reine Obama-Hate-Posts, hanebüchene Lügen und Pro-NRA-Beiträge. Das nervt einfach ungemein. Es fällt mir wirklich schwer, solchen Müll unkommentiert zu lassen, aber da ich weiß, dass es nichts bringt, lasse ich es. Leider. Die sind so naiv und dumm (und ich meine das so!), dass sie Posts wie "Ich habe im Lotto gewonnen und schenke jedem 10.000$, der meinen Beitrag teilt" für bare Münze nehmen. Und diese Menschen sind Highschool Lehrer, Informatiker und Buchhalter.
Ein anderes Beispiel ist eine ehemals wirklich sehr sehr gute Freundin von mir, die komplett in die rechte Verschwörungsecke gerutscht ist. Mir tut es richtiggehend weh, das zu sehen. Da ich aber auch hier weiß, dass die Mechanismen wie bei einem trotzigen Kind funktionieren, habe ich das Gefühl, hier nichts tun zu können. Da fehlt mir die psychologische Ausbildung. Gespräche sind hier immer weniger möglich, weil wir keine gemeinsame Basis mehr finden.
Auf der einen Seite kann ich mich halt mit vielen Ansichten NULL identifizieren, auf der anderen Seite denke ich immer, wenn ich diese Leute entfreunde, sind sie ja noch mehr in ihrer Bubble und irgendwo muss man ja die Vielseitigkeit aufrecht erhalten.
Persönlich finde ich es wirklich schwierig, mit radikalen Meinungen umzugehen, da es mir einerseits widerstrebt, sie zu ignorieren, ich aber andererseits auch online Diskussionen als nicht zielführend empfinde. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt...
"Ich maßregele nicht öffentlich und kommentiere solche Posts auch nicht. Ich kommuniziere mit den Menschen in der Regel auch noch privat. Dort berichte ich einfach von meinen Erfahrungen, z. B. eben mit Flüchtlingen und hoffe, dass es deren Horizont etwas erweitert."
Ok, dann habe ich das falsch verstanden. Ich bezog dein Nichtdurchdringen auf eine online-Kommunikation (unter Posts).
"Und diese Menschen sind Highschool Lehrer, Informatiker und Buchhalter."
Kritischsein geht nicht unbedingt mit einer höheren Ausbildung einher. Im Gegenteil, manche Studiengänge bzw. Ausbildungsarten erziehen geradezu zum nicht eigenständigen Denken.
Es kommt da sehr auf die Prägung und das Umfeld an.
Da verstehe ich schon, was du meinst, wenn du sagst, dass man sich gegenseitig radikalisiert bzw. sich im objektiven Informieren behindert.
"die komplett in die rechte Verschwörungsecke "
So geht es einer Freundin von mit ihrem Vater. Dahinter steckt aber auch eine tiefe Lebenskrise gerade und der Fanatismus, mit dem er sich diesen Theorien zuwendet, kommt bei ihm nicht von ungefähr.
Da kann man als Laie nichts tun.
"ich aber andererseits auch online Diskussionen als nicht zielführend "
Na, na, das machen wir hier doch alle auf Urbia Und so wenig zielführend ist das doch gar nicht. Und wenn es nur dazu dient, seine eigenen Gedanken zu ordnen.
Hallo.
Ich benutze Facebook sehr "radikal" ...
... ich habe nur Personen auf meiner Freundesliste, die entweder a.) zu meiner Familie gehören oder b.) mir persönlich bekannt sind und/oder wirklich Freunde im klassischen Sinne sind.
Das schränkt meinen Facebook-Userkreis schon sehr ein ... und ja, ich habe Personen auch schon aus dem einen oder anderen Grund kommentarlos entfreundet ... dabei ging es vor dem derzeitigen Zeitgeschehen um persönliche Gründe ... seit diesen politischen "Unruhen" musste ich (zum Glück, dank eben dem ausgewählten Kreis) nur eine Person "rausschmeißen".
Facebook ist für mich eh keine Plattform für anstrengende Diskussionen, sondern ich möchte einfach nur mit Leute, die mir lieb und teuer sind, in Kontakt bleiben, auch wenn sie nicht in meinem direkten Alltag sind.
LG
Ich boykottiere Facebook und Co....finde das ist ein Bewegen in einer Scheinwelt.
Interessiert mich nicht..." Xy hat sich gerade nen Latte Macchiato eingegossen.....supi dupi." Und 15 Personen "liken" das dann.
Was ich in meiner Umgebung darüber höre,verängstigt mich...Menschen,die auf Facebook Dinge gelesen haben...und das dann in der Welt rumposaunen und alles für bare Münze nehmen...."Flüchtlinge essen Katzen".....
Find ich gut. Ich hadere immer wieder mit mir, meinen Account endlich zu löschen, weil mir Facebook phasenweise überhaupt nicht gut tut. Aber ich bin so furchtbar neugierig....
Mir geht es ganz genau so
Hallo,
interessantes Thema. Was ich beobachte...bspw. ehemalige Klassenkameraden, damals schon dumm wie Suppe, posten den immer gleichen Sch**** über die bösen Flüchtlinge. Von Politik keinen blassen Schimmer, aber ganz vorne dran: "Merkel muss weg..." die Alternative natürlich AfD und co. Ich kann diese Menschen aber nicht löschen, ich muss mir immer wieder vor Augen halten: "Schlimmer geht immer". Das Kind noch in die Kamera gehalten und ein Bild darunter mit Addi und irgend einen dummen Spruch.
Nein, ich halte nicht mehr dagegen, es bringt nichts.
LG
Ich kann keine Radikalisierung feststellen, musste auch noch nie jemanden löschen oder gegenargumentieren. Facebook ist bei uns eher ne Spaßplattform zum verabreden, als eine politisches Diskussionsforum.
huhu,
mein freundeskreis bei fb ist zu 60 % links, 35% sind mittig und sehen die dinge so wie ich und 5% eher rechts (aber nicht radikal). wenn mir die positionen zu extrem sind (links oder rechts), dann setze ich kurz meine meinung drunter, ansonsten ignoriere ich vieles.
aber ja, wenn ich mal ein wenig rumklicke und auf die radikalen seiten stoße (rechts und links), kann ich mir schon vorstellen, dass sich schlichtere gemüter gegenseitig aufhetzen und hochschaukeln. das gäbe es ohne das internet in der form sicher nicht--früher haben sich ein paar mann am berühmt-berüchtigten stammtisch getroffen und dort in rage geredet. heute kann man viel mehr menschen erreichen mit seinen parolen--egal welche couleur diese haben.
wer dauerhaft extremistischen müll von sich gibt, fliegt von meiner liste--egal in welche richtung diese meinungen gehen.
lg
ich sehe Veränderung und das sich der Freundeskreis bei uns persönlich in 2 Lager spaltet... die einen die nichts wissen wollen von Gefahr und Veränderung und die anderen die diese erkennen , und eigentlich tatsachen beschreiben bzw Themen ansprechen von denen keiner was wissen , aber wer den Mund aufmacht wird gleich als rechter beschimpft oder als Stimmungsmacher selbst bei Themen die nix mit der Richtung zu tun haben.