Gehälter in D heute und vor 20 Jahren

Hallo,

nachdem ich letzte Woche mit einem älteren Kollegen gesprochen habe, und er mir erzählte wie er mit seinem Gehalt eine 4.köpfige Familie, samt Kindermädchen und Hauskauf unterhielt, habe ich mir eben mal die "Verhältnisse" angeschaut.

Ich habe mal alte Unterlagen herausgekramt und 1999 einen sozialhilferechtlichen Bedarf von 2259 DM errechnet bekommen. Mit denselben Lebensumständen hätte ich heute einen ALG-II Bedarf von 2114€.

Da ich Beamtin bin, kann ich ziemlich genau schauen, was ich in meiner heutigen Position damals verdient hätte. Und zwar ein Bruttogehalt von knapp über 6700 DM. Heute habe ich ein Bruttogehalt von 4700 € .

Noch krasser finde ich den Unterschied von einem Drucker, dessen Zahlen ich habe, damals als "gut verdienend", der locker eine 4köpfige Familie alleine ernähren hätte können (wenn man den sozialhilferehtlichen Bedarf betrachtet), müsste jetzt mit seiner Familie aufstocken, wenn die Frau nicht dazuverdienen würde.

Ich finde das ganz schön krass.

Trotzdem empfinde ich heutzutage allgemein mehr "Wohlstand". Woran liegt das? Weil sich jeder ein Smartphone, TV oder sonstwas leisten kann? hmmmm.....

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<<<Trotzdem empfinde ich heutzutage allgemein mehr "Wohlstand">>>

Das kommt auf die Definition von "Wohlstand" an.

Siehst Du darin Güter wie Küchengeräte, Smartphones, Steroanlagen, Computer und TV Geräte, dann ja.

Siehst Du darin die Art und Weise wie man früher einkaufen- oder essen gehen konnte, oder einfach mal 5 Mann mit ins Kino einladen konnte, ohne danach am "Bettelstab" zu gehen, oder dass die Anzahl der Leute die mehrere Jobs haben MÜSSEN um über die Runden zu kommen immer mehr steigt, genauso wie die Rentner die jeden Cent 4x umdrehen müssen, Armenküchen und Leute die seit dem Euro nicht mehr in den Urlaub fahren können......nein, da sehe ich nichts von Wohlstand in unserem Land !

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#pro

***Siehst Du darin Güter wie Küchengeräte, Smartphones, Steroanlagen, Computer und TV Geräte, dann ja.****

Ja, ich denke genau das ist der "Wohlstand" den ich empfinde... bewusst in Anführungsstriche geschrieben! Weil es irgendwie "vorgegaukelt" ist....

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>>Das kommt auf die Definition von "Wohlstand" an.<<
absolut! Und auch da rauf, ob man sich eine bestimmte Definition auf drücken lässt

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Meiner Meinung nach liegt das Hauptsächlich an den extrem hohen Mieten und auch den gestiegenen Nebenkosten - in den 90ern hat eine Wohnung - gehobener Anspruch - um die 700 bis 900 DM gekostet. Heute - und ich beobachte den Immobilienmarkt regelmäßig - zahlt man für eine durchschnittliche Wohnung locker 800 Kaltmiete. Gleiches gilt übrigens auch beim Immobilienkauf...Meine Schwiegereltern haben 93 für ein Reihenhaus 160000 DM bezahlt, diese Häuser werden mittlerweile für 230000 Euro verkauft.....

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Wenn man die Bedarfssätze der Sozialhilfe von damals vergleicht, dann unterscheiden die sich betraglich auch kaum außer eben in der Währung. Also haben sich Mieten und grundlegende Lebenshaltungskosten verdoppelt, aber die Gehälter eben nicht.

Das Haus meiner Eltern wurde neu für 130000 DM gekauft und wird jetzt für 270 000€ angeboten.... also eigentlich ein vierfacher Preis...

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Einzelne Immobilien zu nennen als Grundlage für angebliche stark gestiegene Preise für Mieten oder Immobilien ist doch ziemlich verzerrend. Vor allem wenn noch nicht einmal genannt wird, wann deine Eltern die Immobilie erworben haben. Selbst wenn man 1990 eine Wohnung für 150.000 DM gekauft hat, die heute einen realen Verkaufswert von 300.000 hätte, dann müsste man immer noch die Inflationsrate herausrechnen.

Betrachtet man das gesamte Land sind laut statistischem Bundesamt die Immobilienpreise in den letzten 30 Jahre de facto gesunken. Natürlich hat man heute in München Bogenhausen für eine Wohnung Preissteigerungen von 200 oder 300% wenn man diese vor 25 Jahren gekauft hat. In anderen Regionen sind aber dafür die Preise für Häuser und Wohnungen dramatisch gefallen. In vielen Städten Ostdeutschlands z.B..

Die Entwicklung des Wertes einer Immobilie hängt von einigen Standortfaktoren ab, die eben sehr individuell zu betrachten sind.

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Hallo,

ich glaube Wohneigentum und die ganzen Nebenkosten sind irre gestiegen. Dafür sind die Preise für Konsumgüter gesunken und du bist heute nicht mehr unnormal, wenn du die finanzierst = noch mehr Nachfrage.

Da die Parkgebühren in der nahen Stadt irgendwann so unverschämt stiegen, hat sich mein Opa ein Tiefgaragenstellplatz gekauft, der heute von unserer gesamten Familie genutzt wird. Das Ding kostet 17€ Nebenkosten im Monat! Davon machen nur 6€ Hausmeister und Versicherung aus - der Rest ist Hausverwaltung! Was auch immer die verwalten ... die ermitteln eben die Kosten für alle Stellplätze, teilen sie 1x im Jahr durch die Anzahl der Stellplätze und schicken dir ne Abrechnung. Zeitaufwand vielleicht eine Stunde im Jahr?

Dann sind viele Berufe einfach "entwertet". Wenn ich das mal anschaue: Mein Großvater war unser Dorfbäcker. Da die Konkurrenz durch die Supermärkte nicht existierte, lieferte er gute Qualität, sonntags irgendwann einen Brötchendienst - davon konnte er aber super leben. Zur finanziellen Absicherung hatte er ein kleines Haus in der Stadt, das er vermietete. Das war praktisch sein "Grundeinkommen". Er arbeitete viel mehr als 40 Stunden, aber er kannte seine Kunden, hatte seinen sozialen Status und war glücklich. Meine Oma schmiss den Bäckereiladen.

Die beiden hatten einen Gesellen, der praktisch mit zur Familie gehörte. Hat der in den Flegeljahren mal über den Durst getrunken, fuhr mein Opa nachts um 2.30 hin und klingelte ihn aus dem Bett - ohne, dass er eine Abmahnung bekam. Mein Opa war zur Hochzeit eingeladen. Ohne Rumgeheule wegen der Arbeitszeit hat der Geselle mal zwei Stunden länger gearbeitet und mein Opa hat das wieder ausgeglichen = die Dorfbäckerei hat zwei Familien ernährt. Sogar der Geselle konnte hier ein Haus kaufen (gleiches Dorf) und eine Familie großziehen. War mein Opa ausnahmesweise krank, hat der Geselle das einfach alleine geschmissen, fing früher an zu arbeiten (keine Frage, war ja auch "seine Bäckerei" und schmiss den Laden alleine). Er war motiviert, weil auch sein Einkommen daran hing. Das war ein ganz anderes Verhältnis als heute.

Dann ging der ganze Preisdruck los. Mein Opa dachte an früher aufhören. Der Geselle übernahm eine Bäckerei im Nachbarort - mein Opa fand weder einen brauchbaren Lehrling noch jemanden, mit dem er die Bäckerei so weitermachen konnte, wie bisher. Die Leute wurden preisbewusster. Er fing an, gegen Teilrohlinge zu konkurrieren, die aus dem Ausland kamen. Irgendwann erreichte er (erschöpft) das Rentenalter. Die letzten beiden Jahre hat er nur noch gearbeitet, dass es kein Gerede mehr gab - gelebt haben er und meine Oma mehr von den Mieteinnahmen als von der Bäckerei. Er hatte Angst vor Arbeitslosigkeit, weil er eben mehr als Bäcker war - die Bäckerei war sein Leben.

Es fand sich niemand, der die Bäckerei übernahm. Das gleiche passierte mit der Metzgerei und dem kleinen Tante Emma Laden im Dorf. Die Dorfkneipe wurde für eine Weile ein XXL Schnitzelrestaurant. Ego = drei Läden sind nun weg, die jeweils zwei erwachsene Männer (bis auf den Tante Emma Läden) und deren Familien ernährte. Also praktisch fünf Arbeitsplätze. Aufgemacht hat stattdessen LIDL, wo Leute heute zum Mindestlohn arbeiten (oder etwas drüber) und niemand einen 40 Stunden Vertrag hat.

Der ehemalige Geselle meines Opas landete auch in einem Supermarkt, wo er Rohlinge aufbackte - zum Mindestlohn, weil das ja jeder kann. Irgendwann war er so frustriert, dass er den Bäckerjob an den Nagel hängte. Es gibt nun so einen SB Bäcker an der Tankstelle und eben LIDL.

Dann sind die Kosten und Ansprüche einfach gestiegen. Meine Eltern haben uns recht knapp und sparsam in den 1970ern aufgezogen. Kaum war der Schnee geschmolzen, fuhren wir mit dem Fahrrad in die Schule, wegen der Buskosten. Das hat damals jeder so gemacht. Wenn ich sehe, welchen Lebensstandard meine 14 Jährige heute hat (Buskarte rund ums Jahr, Zwei Instrumente, Sportverein, Aufpreis für die bessere Zahnspange, mehrtägige Schulausflüge, Handy, 40€ Taschengeld im Monat ....). Ein Beispiel: Die Mittagspause in der Schule - in den 1970ern hatten wir eine Stulle dabei. Gut war es, ihre Klasse geht nun immer zum Mittagsbuffet zum Chinesen - kostet 7€ in der Woche. Klar kann ich ihr eine Stulle mitgeben, mache sie aber zur Außenseiterin. Ich wäre mit 14 nie auf die Idee gekommen, mittags zum Essen zu gehen. Das sind lauter so Minibeträge, die sich furchtbar häufen.

GLG
Miss Mary

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***Das hat damals jeder so gemacht. Wenn ich sehe, welchen Lebensstandard meine 14 Jährige heute hat (Buskarte rund ums Jahr, Zwei Instrumente, Sportverein, Aufpreis für die bessere Zahnspange, mehrtägige Schulausflüge, Handy, 40€ Taschengeld im Monat ....). ***

Das hatte ich aber in den 70ern auch schon... also außer Handy und eben statt Euro DM

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Ja wir, auch! Aber halt in den neuzigern. Zahnspange, Ferienhaus in Österreich im wildenKaiser. Jahreskarte für den MVV in München, Sportverein, Urlaub auf der Insel Rab und in der Toskana, Taschengeld, Nachhilfe. Das ganze für 4 Kinder! Ja gut, Arme Leutet gab es schon immer das ist aber ja auch nicht der Standard!

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Hi,
heute mittag noch, habe ich mich geoutet, das ich noch alles umrechne.

Zu DM Zeiten, bekam ich als Industriekauffrau, Sachbearbeiterin in der Buchhaltung NETTO 1.500,-- DM.

Davon sparte ich 1000,-- DM jeden Monat, oder mehr.

Kino kostete 6,50 DM, Pizza 7,- DM + 2 Getränke und Trinkgeld, 15,- DM.

Bananen, Trauben, Schokolade, Gummibären, das ist das was ich noch so im Kopf habe, kostet das 4-fache.

Kaum gab es den Euro, konnte ich keine 200 Euro im Monat mehr sparen.

Mein Vater, er hat als Lohnbuchhalter weniger Brutto, als mein Bruder damals als Dreher (Zerspannungsmechaniker) im 1. Gesellenjahr. Konnte immer noch 6 Leute ernähren. Meine Mutter ist nach mir, 1972, nicht mehr arbeiten gegangen. Ihre Eltern wurden alt und älter. Meine Schwester kam 1976 noch dazu. Großer Garten, Feldarbeit, Wäsche für 7 Personen.

Wir kamen aber gut aus. Meine Eltern sparten immer. Was sie an Lebensversicherungen hatten, kam meiner Schwester und mir immer zu gute. Unser Bruder sparte ohne Ende, wollte mit 55 Jahren in "Rente" gehen, er starb mit 32. Er hätte früher in Rente gehen können, was er uns hinterlassen hat :-(.

Handy und TV empfinde ich nicht als Wohlstand. Wir hatten 1978 schon ein Fernseher. Wer sich immer das neueste Smartphone leistet, das ist Wohlstand. Aber nicht das, was ich daheim habe. Das ist günstig und erfüllt seinen Zweck.

Die Fernseher die bei uns laufen sind von 1993 und 2010. Im Keller stehen noch 2, die funktionieren von 1990 und 1995. Ich kann sie nicht entsorgen und haben wollen, die schweren Dinger mit den Hinterköpfen-da wird man ausgelacht.

Heute kann man nicht mal einfach ins Kino gehen, zum Glück hatten wir Gutscheine, für 4 Personen hat das 90 Euro gekostet, im Cinemax. Selbst das Dorfkino 12 km weiter, will schon 12 - 14 Euro.

Essen gehen, Luxus pur. Wenn Schnitzelsonntag ist, bis 6 Jahren frei, dann gehen wir mal, da TJ noch umsonst isst/ist.

Mit der DM hatten wir auch mehr im Einkaufswagen. Ich fühle so, und 99% der Bekannten, Freunde und auch mein neuer Arbeitgeber. Die 1% von den Bekannten die nicht so denken, haben mehr Netto, als mein Mann und ich Brutto zusammen. Die leben in anderen Welten.

Gruß Claudia

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Mein Vater, er hat als Lohnbuchhalter weniger Brutto, als mein Bruder damals als Dreher (Zerspannungsmechaniker) im 1. Gesellenjahr. Konnte immer noch 6 Leute ernähren. Meine Mutter ist nach mir, 1972, nicht mehr arbeiten gegangen.

Genau - in den 80-ern war es auch durchaus nicht unüblich, dass der Vater arbeitet und Muddi zuhaus ist, trotzdem hatten die Leute Eigenheim, Auto und Urlaub.

Heute musst du in der Stadt in der ich wohne ein Elternteil in Vollzeit arbeiten haben und den anderen mit ner halben Stelle, damit du bei mittlerem (!) Einkommen KNAPP über dem liegst, was Alg 2 hergibt.

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Auf dem Land ist es nicht besser.

Evtl. wohnen wir etwas günstiger, aber man hat 2 Autos und ein Partner hat 55 km einfach für auf die Arbeit.

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Hallo,

wenn man sich einen Ballungsraum in München anschaut:

Wahrscheinlich werden hier schon höhere Löhne und Gehälter als anderswo in der Republik gezahlt (genauen Überblick habe ich da natürlich nicht). Aber: Die Mietpreise und die Immobilienpreise sind überproportional gestiegen.

Meine Eltern haben zu Beginn der 70er Jahre ein Mehrfamilienhaus (Altbau) in guter Lage in München für knapp 150.000 DM erworben. Inzwischen ist das ca. 10 Mio. € wert.

Vor 20 Jahren wollte ich in Münchens Altstadt eine Wohnung erwerben (habe mich aber leider damals anders entschlossen). Kostenpunkt damals für 4 Zimmer 250.000 DM.

Selbige Wohnung wurde kürzlich noch einmal angeboten (weiß ich zufällig, weil sie ein Freund und seine Frau damals gekauft haben). Sie haben dafür knapp 500.000 € verlangt und auch bekommen.

Ich sag immer, wohnen muss man sich leisten können. Aber bei vielen Gehältern ist das halt einfach nicht mehr der Fall.

GLG

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Hallo,

zum Einen sind die Lebenshaltungskosten enorm gestiegen, Dinge wie Handy bekommst Du inzwischen hinterher geschmissen, die Verträge dazu ebenfalls oder Du zahlst einfach auf Raten. Die Menschen machen viel mehr Schulden heut zu Tage, außen hui, innen pfui quasi ;-)

LG

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Tolle und spannende Frage, so schön abseits als die hierüblichen Schmierblutenungen- und ADHS-Diskussionen. Kurz gesagt, deine Beobachtungen sind richtig. Absolventen vor 15-20 Jahren, haben nur unwesentlich weniger verdient als heute. In anbetracht der Lebenshaltungskosten, Preissteigerungen und Inflation, kam es sicherlich zu einem netto Realverlust von mindestens 10%, eher mehr. Woran liegt aber, das nichts passiert? In dergleichen Zeit wurden die Renten katastrophal gekürzt un dheruntergestrichen. Die Witwenrenten um 5% gekürzt. Millionfach zeitarbeitsverträge und Praktika unter das Volk gebracht die auch noch danke sagten. Eine Generation die sich wichtig nimmt un dständig was von Karriere, Projekten und Selbstverwirklichung faselt. Ich sage nur Brot und Spiele, alle haben einen schicken easy Kredit, Smartphone und Konsole daheim und die Seele wird massiert. Die Generation hätte wie in den 60 zigern und 80zigern aufbegehrt. Heute? Nix davon! In München müssen ein Paar mit nur einem Kind zwingend arbeiten um ein Wohnklo im 5.Stock und einer monatlichen Kaltmiete von 1.560,- zu finanzieren. - Wir wuchsen in München -Pasing auf, mein Vater war städtischer Busfahrer, 4 Kinder und meine Mutter arbeitet gar nicht. Komisch, früher ging das und Wohnungen waren bezahlbar - darüber sollte mal unsere Gesellschaft und vorallem die Jungen mal nachdenken, während man ihnen das Fell dabei über die Ohren zieht und sie weiterhin ausnutzt. Ach ja, wir fuhren früher bei bestandener Führerscheinprüfung meist gebaruchte alte Gurken. Heute steht für Greti und Pleti ein Nagelneuer A3, Mini oder BMW 3er vor der Tür. Wie geht das?

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Und ich habe mich schon gefragt,wie lange du das Spielchen noch spielst :-).

Aber weißt du ,ich glaube nicht,daß es ein allgemeines Bedürfnis nach mehr Gerechtigkeit gibt.
Diejenigen,die quasi schon mit dem Ettiket 'von Geburt an chancenlos' geboren wurden,werden durch günstige Tablets,,Smartphones und co ruihggehalten,alle anderen sind froh,daß es ein 'die da unten gibt'.

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Ich finde das immer sehr schwierig zu beurteilen. Einerseits finde ich mich auch schnell in dem Gedanken wieder. Ich habe das Gefühl, als Kind immer alles gehabt zu haben und das meine Eltern auch heute kurz vorm Ruhestand ein Leben führen, von dem ich mich frage, ob ich es jemals haben werde.

Andererseits ist vieles günstiger geworden und die Ansprüche sind gestiegen:

- Lebensmittel werden immer günstiger und sind gerade in Deutschland unheimlich billig. Es gibt ein riesiges Angebote und das meiste ist nicht teuer.

- Auch Kleidung wird immer billiger. Es gibt vieles günstig bei Aldi, Lidl oder Tschibo, als Beispiel. Im Internet gibt es einen großen Gebrauchtwarenmarkt.

- Auch fast alle Alltagsgegenstände gibt es heute schon sehr günstig zu kaufen (ob das eine gute Entwicklung ist sei jetzt mal dahin gestellt).

Gleichzeitig steigen die Ansprüche. Ich würde sagen, als Kinder hatten wir "alles". Wir haben zu viert bis ich 8 war in einer 3-Zimmer Wohnung gewohnt, hatten einen alten Opel Astra, fuhren jedes Jahr ins europäische Ausland in ein Ferienhaus im Sommer. Unsere Fahrräder waren immer gebraucht. Auch die Kleidung kam meistens von Verwandten mit älteren Kindern. Es hat uns an nichts gefehlt.

Heute:

- Werden wir ungläubig angeguckt, dass wir mit dem zweiten Kind in der 3-Zimmer Wohnung bleiben wollen. Die Kinder sollen sich ein Zimmer teilen? Das wäre ja schon fast asozial.

- Hat fast jeder in unserem Alter schon ein Haus gekauft.

- Kenne ich niemanden der "nur" einmal im Jahr im Urlaub ist. Und dann kein Ferienhaus einfach irgendwo, sondern es muss schon Sylt oder ein Kinderclub sein.

- Am Wochenende einen Ausflug in den Wald mit selbst geschmierten Stullen? Es muss schon ein Freizeitpark, Zoo, etc. sein.

- Würde sich keiner mit einem "schäbigen" klapperauto zufrieden geben. Alles Bekannte haben neue Autos und wir sind die einzigen, die ihrs fahren bis es auseinanderfällt. Man ließe sich mit so einem Auto wohl nicht gerne sehen.

Das was früher ganz normal war wird heute belächelt.

Andererseits zahlen wir heute viel mehr Abgaben. Dafür gibt es aber zB in der Krankenversicherung auch mehr Leistung.

Was mit aber wirklich Sorgen macht ist die Rente. Ich fürchte, unsere Generation wird da ganz schön vera*****.

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Oder als Beispiel der Kindergartenrucksack:

Früher hatten wir einfach irgendwelche Taschen dabei. Heute muss es schon einer von Deuter oder Jako-o sein für €40. Ergonomisch, wasserdicht, verstellbare Träger, etc. Für eine Tasche, die vom Auto bis sage und schreibe zur Tür des Kindergartens getragen wird!!!!!

Oder der Schneeanzug: Früher gab es garkeine wasserdichten. Wir haben 2 Stunden draußen gespielt. Dann waren wir müde und der Schneeanzug nass. Zeit reinzugehen. Heute kostet ein Kinderschneeanzug €120, muss atmungsaktiv sein, 15.000 Wassersäule, winddicht, etc.