Wir schreiben das Jahr 2018 und es gibt tatsächlich noch immer Menschen, die ernthaft die Frage stellt, ob es legitim ist, Menschen, die nicht arbeiten, nichts zu essen zu geben.

Zunächst einmal muss man wohl vergleichen, wer denn in der Weimarer Republik die Flüchtlinge waren. Dabei handelte es sich in erster Linie um Menschen aus ehemals deutschen Gebieten, beispielsweise Elsass-Lothringen, ehemalige deutsche Gebiete, die nun polnisch waren und Menschen aus ehemaligen deutschen Kolonien. Und all diesen Menschen war eins gemeinsam: Sie sprachen Deutsch.

Die Flüchtlinge heute tun genau das aber nicht. Welcher Art soll die gemeinnützige Arbeit denn sein? Diese Frage ist nicht rhetorisch gemeint, ganz im Gegenteil! Seit knapp drei Jahren arbeite ich mit Flüchtlingen und immer und immer wieder kommen sie auf mich zu, weil ich ihnen helfen soll eine ehrenamtliche Tätigkeit zu finden. Sie wollen nicht den ganzen Tag zuhause nichts tun (wenn sie keinen Integrationskurs besuchen) und erhoffen sich durch die Arbeit Kontakt zu Deutschen und eine Verbesserung ihrer Sprachfähigkeiten. Aber das ist einfacher gesagt als getan.
Ein paar konnten wir ans Sozialkaufhaus vermitteln, wo sie Waren verräumen und beim Transport und der Reparatur von gebrauchten Möbeln helfen. Schwierig, weil dort auch Langzeitarbeitslose arbeiten und ihr ALG II ein wenig aufbessern können.
Drei arbeiten bei der Tafel. Ein ehemaliger Schüler ist ausgebildeter Sportlehrer und Fußballtrainer (mit A-Jugend FIFA-Lizenz) und er ist jetzt als Co-Trainer im Jugendbereich tätig - rein ehrenamtlich. Vier andere treffen sich samstags mit einer Gruppe Deutscher, die als eingetragener Verein einen Rosenpark betreiben, ein anderer kümmert sich um die Tiere eines Parks.
Ach ja, zwei arbeiten noch in der Fahrradwerkstatt, einem sozialem Projekt, bei dem alte Fahrräder repariert und dann für wenig Geld an Bedürftige verkauft werden. Einige, die schon ein wenig Deutsch können, unterstützen in der Flüchtlingshilfe beispielsweise bei Übersetzungen oder auch Deutschkursen.
Das ist es, was wie bislang geschafft haben, bzw. was die Flüchtlinge selbst geschafft haben.
Wir haben versucht, Kontakt zu Alten- und Pflegeheimen aufzunehmen, da viele dort gerne ein wenig mit den alten Menschen sprechen, Ihnen helfen oder vorlesen wollten. Leider gab es dort offenbar kein Interesse und zugegebenermaßen dürfte die Sprachbarrieren gerade mit ggf. schwerhörigen oder dementen Menschen nochmal gravierender sein. Im Pflegebereich oder auch in der Küche gibt es keine Chance. Vielfach sind gibt es eben Vorschriften, die nicht ohne weiteres ausgehobelt werden können.
Ein Friseur wollte beispielsweise in die Heime gehen, um den Menschen dort die Haare zu machen, kostenlos, allerdings gibt es diesen Service längst.
Aufräumarbeiten, Reparaturen von Spielplätzen etc. übernimmt bei uns der kommunale Bauhof und die werden z.T. von Langzeitareitslosen unterstützt. Es würde sicher nicht zum sozialen Frieden beitragen, würde man diese begehrten Stellen, auch hier lässt sich wohl das ALG II etwas aufstocken und es gibt die winzige Hoffnung auf ein ordentliches Arbeitsverhältnis, nun den Langzeitarbeitslosen wegnehmen und stattdessen Flüchtlingen geben.
Wer also weiter Ideen für ehrenamtliche gemeinnützige Arbeit hat, die man ohne Sprachkenntnisse verrichten kann und die nicht dazu führt, dass ggf. bezahlte Kräfte überflüssig werden, der möge sie bitte kundtun!
Desweitern darf man nicht vergessen, dass alle anerkannten Flüchtlinge verpflichtet sind, einen Integrationskurs zu besuchen. Das hat Priorität und dieser Kurs nimmt entweder alle Vomittage oder aller Nachmittage in Anspruch. Die Progression ist sehr hoch, sodass die Mehrheit der Teilnehmer auch in der unterrichtsfreien Zeit lernen muss und das auch tut! Ein solcher Kurs dauert etwa 10 Monate, je nach Feriendauer und wöchentlicher Unterrichtszeit.
Spracherwerb erscheint mir zunächst deutlich wichtiger als gemeinnützige Arbeit. Schließlich ist uns allen damit wohl am meisten geholfen, wenn möglichst viele Flüchtlinge es irgendwann in sozialversicherungspflichtige Jobs schaffen.

Im Übrigen sollte man berücksichtigen, in welchem politischen Klima die Flüchtlingspolitik der Weimarer Republik angesiedelt war und welche impliziten Botschaften in solchen Texten auch steckten. Auch der uns allen bekannte Terminus von den „Ostjuden“ stammt aus diesen Kontext. Ich hoffe, dass schon das einen Vergleich mit der Gegenwart nicht zulässt.

Wie ist deine eigene Meinung zu diesem Text aus der RVF?

Ich habe schon einige Beiträge von dir zum Thema Flüchtlinge und Flüchtlingspolitik gelesen, die immer in eine bestimmte Richtung gingen. Aber ich will dem nicht vorgreifen, vielleicht hast du ja dazu doch auch noch eine eigene Meinung.

Seit zwei Tagen meldest du dich allerdings zu deiner eigens begonnenen Diskussion nicht mehr.

Man könnte jetzt unterstellen, dass das bisherige Abstimmungsergebnis nicht deinen Hoffnungen entspricht und du dich daher nicht mehr äußern möchtest. Aber da du ja selbst versicherst, für keine bestimmte Strömung zu werben und natürlich auch keine Stimmung machen möchtest, kann man ja eigentlich getrost ausschließen, dass dich das bisherige Ergebnis deiner Abstimmung nun enttäuscht hat.

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