Sohn ständig schlecht gelaunt

Hallo,

ich hoffe, ich bin hier richtig und bekomme einige Tipps.

Mein Ältester (wird 12) ist seit einigen Wochen schlecht gelaunt, lügt, wenn es um die Schule geht, kommt zu spät und macht seine häuslichen Pflichten, wie sein Zimmer aufräumen und den Müll/Papier wegbringen, nur mit Widerwillen.
Er hat schon einige Male seine Hausaufgaben vergessen und schreibt in letzter Zeit nur schlechte Noten, weil er nicht lernt. Nun haben mein Freund und ich ihm Hausarrest gegeben. Wenn man ihn fragt, was mit ihm los ist, sagt er es ist alles in Ordnung. Doch als Mutter merke ich, das was nicht in Ordnung ist und ich frage bzw. bohre auch schon mal nach, doch leider ohne Erfolg. Langsam bin ich mit meinem Latein am Ende.

Was kann ich noch machen?

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Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie die Laune eines 11-Jährigen dadurch erhöhen können, indem Sie ihm Stubenarrest geben :-p

Zum „zu spät kommen“ würde ich zunächst einmal klären, warum er überhaupt zu spät kommt. Vergisst er hier nur die Zeit oder ist das eher pubertär bedingt, weil er einfach nur länger draußen bleiben möchte? Um wie viel Uhr muss er denn zu Hause sein und wissen Sie, wann seine Freunde/Clique so durchschnittlich zuhause sein muss? Eventuell sollte man ihm hier dann einfach entgegen kommen - er ist halt doch kein Kind mehr. Wenn Kinder hier altersgerechte Freiräume genießen, gibt es für die auch kein Grund, sich an abgemachte Zeiten nicht mehr zu halten.

Das Lügen scheint ein reines Folgeproblem der schulischen Leistungen zu sein. Sozusagen als Ausweichstrategie, wenn die Eltern zu anstrengend werden. Aus seiner Sicht: Der Schultag ist ohnehin schon ätzend genug und wenn dann noch die aufdringliche Mutter wissen möchte, wie der Vokabeltest war, und die eh nur mit „dann hättest du mehr lernen müssen“ rum mault, wenn es nur eine 3 war, ist es ziemlich verständlich, dass er lügt. Das kann er sich nämlich wirklich schenken; es hilft ihm ja nicht weiter. Dann hat man halt den Vokabeltest doch noch nicht zurückbekommen - dann hat man wenigstens Mittags Ruhe :-p

Was man hier machen kann, ist schwierig zu differenzieren. War er denn vorher ein guter Schüler oder eher ein mittelmäßiger Schüler? Hat er früher für die Schule mal etwas gemacht? Betrifft das seine generelle Schulleistung oder nur 1-2 Fächer? Was sind aus Ihrer Sicht „schlechte Noten“? Haben Sie schon mal mit seinen Lehrern gesprochen, ob die etwas bemerkt haben? Oftmals können Leistungseinbrüche auch im direkten Umfeld der Schule gefunden werden; die Lehrer haben da eigentlich ein ziemlich guten Überblick darüber, wie gut z.B. ein Kind in seiner Klasse integriert ist oder nicht (z.B. die Zielscheibe für Mobbing o.ä.).

Beim Vergessen der Hausaufgaben würde ich, wenn es häufiger vorkommt, einem 11-Jährigen eine ganz klare Ansage geben, dass ich ihn entweder wie einen großen Jungen behandeln kann (der daran selbstständig denkt) oder ich ihn wie einen Erstklässler behandeln muss (der ein Hausaufgabenheft führt und, die dann auch abends kontrolliert werden). Ich denke, einem 11-Jährigen ist erste Variante wesentlich lieber. Wenn er hier dann noch mal beweist, dass er damit scheinbar überfordert ist, würde ich mal für 1-2 Wochen zur letzteren Variante schwenken.

Bei abgesprochenen Pflichten (Müll/Papier) würde ich vorschlagen, auf seinen Widerwillen gar nicht mehr einzugehen. Eine ganz klare Absprache treffen, bis wann diese Pflicht spätestens erfüllt sein muss und, was passiert wenn, wenn diese Pflicht um die abgesprochen Uhrzeit noch immer nicht erfüllt wurde. Dann brauchen Sie da nicht mehr hinterherrennen, sondern machen es einfach selbst, wenn er daran nicht denkt. Er ist schließlich schon 11 - da muss Mama sicherlich nicht mehr hinterherrennen. Ich würde mir diese Arbeit dann z.B. von seinem Taschengeld bezahlen lassen. Dann sollten Sie ihm aber natürlich die Möglichkeit geben, sich das wieder zurückzuverdienen. Lassen Sie ihm mal die Wäsche waschen/aufhängen oder einen kleinen Botengang in den Supermarkt erledigen. So brauchen Sie da nicht mehr hinterherrennen; er wird sich dann schon melden, wenn er das zurückhaben möchte und wird dann Ihnen hinterherrennen. Ist doch viel besser, oder? So bekommt man auch den Widerwillen nicht mit. :-p

Zum Zimmer aufräumen - auch hier: Er ist kein Kind mehr. Da könnte ich mich gar nicht drüber aufregen - es ist schließlich sein Zimmer. Solange er sich darin wohl fühlt, ist alles in Ordnung - wenn nicht - kann er ja aufräumen. Auch hier braucht ein 11-Jähriger sicherlich keine Mama mehr, die da jeden zweiten Tag hinterherrennt. Sie müssen das Zimmer ja schließlich nicht betreten. Die logische Konsequenz, dass seine Wäsche dann nicht mehr frisch gefaltet im Kleiderschrank liegt sondern er sie sich aus dem Keller holen muss, wird er dann schon merken. Meiner hat das Aufräumen auch erst gelernt, als seine Freundin ihn zum ersten Mal besucht hatte. Das Kinderzimmer eines 10-Jährigen zu betreten, dass plötzlich wie von Geisterhand aufgeräumt ist, ist, wie in der Twilight Zone aufzuwachen.

Aber, wenn es hier täglich Streit mit den Eltern gibt wegen Pflichten, Zimmer aufräumen, Schulleistungen, Lernen, Hausaufgaben etc. kann ich sehr gut nachvollziehen, dass ein pubertierender 11-Jähriger hier auf Dauer ziemlich schlecht gelaunt ist; weil es einfach nur beide Parteien nervt und die wollen nicht mehr wie Kinder behandelt werden. Am einfachsten erreicht man das, in dem man einmalig eine klare Absprache trifft und zwar so, dass Sie nicht hinter ihm herrennen müssen, wenn er sich nicht an diese Absprache hält.

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Zu den Schulnoten: Mein Sohn ist eigentlich ein guter Schüler. Er geht in die 6. Klasse. In Englisch hat er leider so seine Schwierigkeiten und bringt eine 5 nach der anderen mit nach Hause. Wenn wir zu Hause lernen, kann er den Stoff oder die Vokabeln. Nur wenn es dann an den Test geht, verhaut er ihn wieder. In den anderen Fächern steht er auf 2/3. Das ist für mich auch vollkommen in Ordnung.

Die anderen Tipps finde ich ganz gut. Danke dafür.

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Haben Sie denn eine Idee, wie diese Noten im Englischunterricht zustande kommen; respektive, was deren Ursachen sind? Schulisch bedingt - weil ihm Grundlagen fehlen, auf die aufgebaut werden (Aussprache, Grammatik, Wortlaut, grundlegende Vokabeln, um Sätze bilden zu können?). Eher pubertätsbedingt: „Das brauch ich eh nicht und ist alles total scheiße, lass mich doch in Ruhe“? Frustrationsbedingt: „Ich versteh das eh nicht und die dumme Lehrerin gibt mir eh wieder eine 5“? Oder andere Ursachen (Verständnis), die sich schwer benennen lassen?

Wenn die Gründe schulisch bedingt sind, würde ich raten, sich einen guten Nachhilfelehrer zu suchen der zum einem weiß, welche Grundlagen die Kids in welcher Schulklasse brauchen, diese auch nachträglich beibringen kann und auch den aktuellen Stoff etwas begleitet. Eine Sprache zu erlernen ist nämlich weitaus mehr als nur zu wissen, dass water für Wasser steht und das sich Sätze mit SPO bilden lassen. Wenn Eltern hier in dieser Thematik selbst nicht drinstecken (unabhängig davon, wie gut Sie diese Sprache beherrschen) wirkt sich dieses private Lernen zu Hause häufig kontraproduktiv aus. Ist auch leicht nachzuvollziehen - wenn ich große/kleine Teile meiner Freizeit opfere um etwas zu lernen und mir die Lehrerin mit einer Zahl zwischen 1-6 bestätigt, dass ich ohnehin ein hoffnungsloser Fall bin, kann man sich das lernen auch gleich schenken. Das zieht dann schnell in die Frustration und eine Verweigerungshaltung des Kindes nach sich, die rational und daher ziemlich verständlich ist.

Am besten lässt sich eine Sprache aber dadurch lernen, in dem man sie täglich hört und spricht. Wenn ein Kind z.B. ein halbes Jahr lang in England/Vereinigte Staaten verbringt (z.B. durch ein Schüleraustauschprogramm) wird es die Sprache dort so gut erlernen, dass er damit mühelos durch das Abi kommt. Das kriegen Sie am Küchentisch mit Vokabeln lernen in 30 Jahren nicht hin. Wenn Sie z.b. Englisch gut beherrschen (Aussprache, Grammatik, Wortschatz), bietet es sich z.B. an, mit einem Kind einfach sehr sehr häufig englisch im Alltag zu sprechen. Das macht zum einen viel mehr Spass, als Stumpf am Küchentisch zu sitzen und Vokabeln zu lernen; und zum anderen lernt man dadurch weitaus mehr. Auch hier gibt es dutzende Möglichkeiten, eine Fremdsprache zu erlernen.

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Hallo,
na, da hat dein Sohn ja auch fast alle "netten" Seiten der Pubertät aufgezeigt. Ich habe das gleiche Problem - in zweifacher Ausgabe! Allerdings gibt es gar keine klaren Richtlinien, was man wie machen soll!
Ich weiß ja nicht, wie das bei euch ist, aber ich habe manchmal das Gefühl, überhaupt nicht mit der Situation klarzukommen und dann wieder habe ich "ein dickes Fell" und denke, er soll mal machen - und ich bleibe ganz ruhig, egal, was die beiden an Frechheiten und schlechter Laune rauslassen!
Leider muss man echt da durch und kann sich nicht vor der Pubertät drücken und sie umgehen, aber ich habe jetzt gelesen, dass es für unsere Kinder (deins und meine) besser ist, dass es die Pubertät voll auslebt, damit es dann ein gefestigter erwachsener Mensch werden kann - toller Trost, oder?
Ich habe mir mal angewöhnt, dass ich einfach aus dem Zimmer gehe, wenn einer meiner Söhne meint, er müsste schlechte Laune haben und an allem und jedem rummotzen und meckern - hilft meistens, vor allem dir und deinen Nerven!
Keine Hausaufgaben machen und keinen Bock auf Lernen haben, geht nnatürlich gar nicht - und so schlimm es ist und selbst wenn man denkt, es reicht, der muss dann mal auf die Nase fallen, muss man immer wieder und gegen sämtliche Widerstände kämpfen- die Jungs haben ja keine Ahnung , dass das das Wichtigste in ihrem Alter ist - auch wenn sie sagen, Schule ist doof und interessiert sie nicht. Ich habe meinem neulich gesagt, wenn er keine Lust hat, zu lernen und eine schlechte Note schreibt, dass ich ihm die Arbeite nicht unterschreiben werde, da hat er auf einmal gelernt!
Das mit dem Lügen ist wohl ein Test, ob mán damit durchkommt oder nicht und ich glaube, dass das alle ausprobieren, denn egal, mit wem ich mich in meinem Bekanntenkreis unterhalte, die sagen alle, dass ihr Sohn/ihre Tochter, das auch mal gemacht hat, ist wohl ebenso eine Phase wie die Trotzphase bei 2 -3 jährigen.
Gute Nerven und schönen Sonntag