Tochter pubertiert - wie reagieren

Hallo,
wir sind im Moment ein bißchen ratlos wegen der Tochter meines Partners, vielleicht könnt Ihr uns hier mal einen erzieherischen Tipp geben.

Sie (16 Jahre) lebt seit der Trennung vor gut 8 Jahren bei der Mutter (gemeinsam mit dem Bruder), diese ist 700km weg gezogen, so dass seit Jahren ein Kontakt zum Vater nur in den Ferien möglich ist. In der Praxis kommen beide immer 2-3x im Jahr zu uns.

Sie hat unter der Trennung zum Vater eigentlich immer gelitten, ist aber andererseits schon immer recht schwer zu handhaben gewesen, weil sie schon immer sehr schnell einschnappen konnte.

Die letzten Male hat sich die Sache dann ziemlich zugespitzt. Sie ist zwar gern zu uns gekommen, aber hat sämtliche gemeinsamen Wochenenden boykottiert, indem sie dauerbeleidigt gespielt hat oder sich bei gemeinsamen Aktivitäten wie ein Kleinkind aufgeführt hat.

Ich war ein paarmal sehr kurz vor'm Explodieren, mein Freund aber war da erstaunlich "kulant" - er hat ihr alles durchgehen lassen und ist ihr ständig hinterhergerannt, damit sie wieder aufhört mit schmollen. Er hat zwar gesehen, dass sie sich absolut unmöglich benommen hat, aber da die Kids bei der Mutter seit einem Jahr absolut ohne Aufsicht machen dürfen, was sie wollen, hat er Angst, dass je mehr "Druck" (gemeint sind Regeln) die beiden bei uns bekommen, desto eher wollen sie ihn nicht mehr besuchen. (weil daheim haben sie ja Narrenfreiheit).

Ich versteh seine Angst zwar, aber ich bin der Meinung, dass man sich trotz allem nicht auf diese Tour erpressen lassen darf. In meinen Augen hat er beim letzten Besuch seiner Kids sehr viel seiner "Autorität als Vater" eingebüßt.

In den letzten Monaten hat sich das Verhalten seiner Tochter noch zugespitzt. Seitdem ruft sie eigentlich gar nicht mehr an (hat sie sonst oft gemacht), bringt nur billige Ausreden "hätte so viel zu tun". Für ihr Geburtstagsgeschenk bringt sie es nichtmal fertig, sich zu bedanken, etc.

Er hat die lezten Monate ständg angerufen, dann redet sie immer ganz nett, als wär nichts.

Meinem Freund wird das langsam selbst zu arg, er versteht ihr Verhalten nicht. Ich befürchte einfach, dass es im Moment Machtspielchen ihrerseits sind so nach dem Motto "ich bin der Nabel der Welt, soll der mal ruhig weiter ankriechen". Dieses Verhalten legt sie nämlich auch ihren Freundinnen gegenüber seit einiger Zeit sehr gerne an den Tag, gibt sie auch offen zu.

Jetzt hat er kürzlich beide per sms gefragt, was sie sich zu Weihnachten wünschen. Von der Tochter kommt wieder keine Reaktion, obwohl er nochmal über den Sohn ausrichten lassen hat, sie soll doch bitte antworten. Er macht sich inzwischen absolut den Kopf, warum sie sich so verhält. Er weiß auch nicht, wie er sich weiter verhalten soll. Ich bin langsam selbst ratlos.

Wie gesagt, ich bin der Meinung, sie testet aus, inwieweit sie ihn unter Kontrolle bekommt - und meiner Meinung nach müsste er dringend mal klar wieder die Grenzen abstecken. Andererseits befürchtet er - und ich inzwischen auch - dass er sie damit total verschreckt.

Zumal wir im Februar ein gemeinsames Kind erwarten. Als erste Reaktion haben sich zwar beide riesig gefreut, aber wir wissen nicht, was den Kindern im Moment erzählt wird von wegen "Papa macht sich jetzt ne neue Familie und Euch will er dann nicht mehr". Genau das ist nämlich nicht der Fall. Wir wollen beide weiterhin, dass sie regelmäßig zu uns kommen und wollen sie als große Geschwister sogut wie möglich einbinden. Das haben wir ihnen auch klar gesagt.

...ist jetzt leider sehr viel geworden, wollt's aber halbwegs verständlich formulieren.

Habt Ihr vielleicht einen Tipp, wie mein Freund sich hier als Vater am besten verhalten sollte?

VG,
Jana

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Hallo

Also ich habe auch zwei Pubertierende hier.

Ich denke, dass sie einfach in der Pubertät ist. Da ist es nicht getan an den Verstand zu appelieren oder väterliche Autorität zu zeigen. Der Vater muss da durch indem er immer wieder anruft und sagt, dass er sie gern hat. Er würde ihnen gerne was schenken weiß aber nicht was. Er soll bloß nicht auch noch eingeschnappt sein.

Es kann sein, dass es auch mal böse Worte gibt, wenn das Baby kommt. Erwartet nicht zu viel. Er wartet nur den Respekt, den sie auch fremden Menschen entgegen bringen würden. Das hat bei mir ganz gut geholfen.So langsam langsam kommen sie wieder aus ihrem Loch.

Der eine schneller, der ander nur am Telefon (der ist im INternat und dann redet er ganz gern, ist er zuhause, dann verschließt er sich ziemlich)

Ich finde es einfach wichtig immer wieder zu zeigen, dass man sie lieb hat. Das fordern sie durch ihr Verhalten ja auch ein. Nach der Devise: " habt ihr mich auch noch lieb, wenn ich mich so scheiße verhalte?"

Es ist eine Gradwanderung. Und es kann sein, dass ihr an einem Wochenende euch so verhalten müßt und am anderen anders.

Viel Glück. Ich konnte sicher nicht viel helfen.

Gruß

Freno

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ichhabe 2 von der Sorte ( eine 15 und die andere morgen 17).. sie hören von mir: ich habe euch auch dann lieb wenn ihr absolute Kotzbrocken seid aber erwartet nicht das ich vor euch Tussen krieche... viel Spaß beim schmollen... euer Problem

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Hallo,

mein jüngster Sohn ist 15 Jahre alt und wir erleben seit längeren schon eine "Berg- und Talfahrt" der Gefühle und Emotionen. Ich mache dies schon zum Drittenmal mit. Ich habe inzwischen 2 erwachsene Kids. Ich stehe genauso wieder teilweise machtlos und ratlos diesem pubertierenden Kind gegenüber. Manche Tage klappt alles wunderbar, dann geht wieder alles von vorne los. Ein ständiges auf und ab! Was mir sehr gut hilft ist das Buch von Jan- Uwe Rogge : PUBERTÄT Loslassen und Haltgeben. Wenn es schwierig wird, lese ich wieder ein paar Kapitel und ich komme viel, viel besser mit einigen Situationen wieder zurecht. Ich sehe meinen Sohn mit anderen Augen und nehme vieles nicht mehr so persönlich. Kann ich nur empfehlen!

Alles Gute!

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Meine Güte ,

das ist ja wie bei uns zuhause #zitter .

Wir haben hier im Moment auch arge Schwierigkeiten mit meinem Stiefkind . Die Krönung war gerade ,dass sie uns SMS schreibt, in denen sie uns mitteilt , dass sie uns hasst .

Wir haben folgende Strategie entwickelt , wichtig ist , das man mit sich selbst im Reinen ist , dass man sich nichts vorwerfen kann oder das Kind einem ( eigentlich finden sie immer etwas ) und dann haben wir ihr mitgeteilt , dass wir sie trotzdem lieben und sie jederzeit willkommen ist . Sie blockt momentan jegliche Gespräche ab - sie muss wissen ,dass wir für sie da sind ,aber auch nur bis zu einem gewissen Grad . Wenn sie sich absolut daneben benimmt und partout den Kontakt blockiert , dann muss sie damit leben , dass wir ihr nicht hinterherlaufen .

Wir sind immer für sie da ,werden aber unser Leben nicht nach ihr ausrichten .
Sie hat uns zB vorgeworfen , dass mein Mann nie wie ein Vater für sie war , aber das er sie bei sich haben wollte um mehr Zeit für sie zu haben , dass hat sie abgelehnt ?

Vieles liegt in der Pubertät denke ich , und wir können nur hoffen , dass wir ein gutes Fundament aufgebaut haben ,an dass sie sich später erinnert

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Hallo,
so ähnlich kenn ich das auch. Daher kann ich aus Sicht der Mutter nur empfehlen,
das Mädel ist absolut pupertär und das Beste ist "sie einfach lassen", sie hat vermutlich im Moment keinen Bock auf Vater, Eltern, etc., ist das Alter. Und klar testet sie aus und provoziert, das Beste ist, man lässt sich nicht drauf ein und sich vor allen Dingen nicht provozieren und man nimmt es nicht persönlich und ihr übel. In einiger Zeit ist das alles wieder vorüber, denke ich. Jedenfalls je mehr ihr Druck ausübt und versucht gegen ihren Willen mit ihr zu kommunizieren oder einfordert, dass sie euch besucht und alles toll findet, desto mehr Widerstand wird sie zeigen. Am besten "einfach in Ruhe lassen, aber die Tür offen halten, falls sie mal Zeit und Lust hat und gewillt ist, euch zu besuchen" Natürlich sollte sie wissen, dass sie immer gemocht wird und immer gern gesehen, das ist ja klar.
lg viv