Schneckenhaus

Hallo liebe Teenager-Eltern

Ich bin langsam am Verzweifeln was meinen Sohn (fast 15) betrifft. Er zieht sich immer mehr zurück und pflegt aktuell nicht mal mehr die Freundschaft zu seinem besten und ziemlich einzigen Kumpel in der direkten Nachbarschaft. In der Schule hat er sowieso keine Freunde. Er war schon immer sehr introvertiert und ist noch nie auf andere zugegangen.

Gespräche mit ihm zu führen, ist auch äußerst ergebnislos, da er keinerlei Interessen hat und auf Fragen/Vorschläge nur mit Schulterzucken reagiert. Wie wahrscheinlich alle Jugendlichen in seinem Alter interessiert er sich hauptsächlich für YouTube-Videos, PS4 und Computerspiele. Für die Schule selbst macht er gerade mal das Allernötigste und stöhnt, wenn er zusätzlich mal Vokabeln oder für Arbeiten lernen soll.

Was ich ihm zugute halten muss, ist, dass er zum Glück noch viel liest. Aber sonst....

Er ist inzwischen in der 9. Klasse Gymnasium und seine Leistungen sind „ausreichend“, selten mehr. Nächstes Frühjahr steht sein Praktikum an, für das er auch schon einen Platz als Mechatroniker hat. Warum er gerade diesen Bereich gewählt hat, kann er nicht beantworten. Wahrscheinlich nur, weil einer seiner Cousins eine Ausbildung darin und unser Sohn davon gehört hat.

Alternativen bzgl späterer Berufswahl gibt es keine. Er interessiert sich ja für nichts. Da bleibt ihm natürlich auch nur, nach der 10. Klasse in 1,5 Jahren weiter auf eine weiterführende Schule zu gehen. Aber mit den Noten und der Motivation in Richtung Abi gehen, ob das Sinn macht?!

Ich weiß einfach nicht weiter. Klar ist er in der Pubertät, aber da er schon sehr früh - mit ca 11/12 Jahren - in diese Phase kam, sollte die doch auch langsam mal vorbei sein!? Ich habe eher den Eindruck, es wird immer schlimmer. Wir bekommen ihn außer zu den Mahlzeiten auch kaum noch zu Gesicht.

Ein großes Dankeschön schon mal denjenigen, die bis hierher gelesen haben. Ich hoffe, ihr habt irgendeinen Rat für mich. Ansonsten werden wir uns in Kürze professionelle Hilfe suchen müssen.

Liebe Grüße
delfin03

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Keine Angst irgendwann kommen sie aus ihrer Höhle.Rückzug und Verschlossenheit sind normal in der Pubertät. Und die dauert mindetens bis er 17 ist - bei vielen auch länger.
Solange dein Sohn nicht unglücklich ist, warum willst Du ihn jetzt zu Kontakten zwingen ? Natürlich wenn er eine Depression hat, ist das was anderes-

Schau erstmal wie ihm das Praktikum gefällt und was ist schlecht daran sich an seinem Cousin zu orientieren ? Was soll er Dir antworten, wenn du sowieso bestimmte Erwartungen hast?

Bleib im Gespräch, macht ihm Angebote - aber erwarte keine sofortige Rückmeldung. Unternehmt etwas zusammen, wo es nicht nur zu Gemotze kommt . Das kann gemeinsames Kochen, Museum oder auch Gaming sein.

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Guten Morgen

Also an Angeboten fehlt es bei uns wirklich nicht. Wir gehen oft mehrmals im Jahr zu Konzerten (Santiano, Adel Tavil) oder Comedy-Abenden (dieses Jahr Michael Mittermeier). Desweiteren gehen wir mit unseren Kids ins Kino - wobei mein Mann mit dem Sohn die Actionschiene fährt und ich eher mit unserer Tochter in z. B. Mamma Mia gehe.

„Früher“ haben wir immer viel gespielt: Karten, Brettspiele, Würfelspiele, aber selbst dazu können wir Sohnemann nur noch selten überreden. Und wenn er denn mal Canasta - das ist das einzige - mitgespielt hat, verschwindet er danach SOFORT in sein Zimmer oder an die PS4, die im Gästezimmer im KG steht.

Gestern hatte ein Nachbarsjunge Geburtstag, der zum „Bekanntenkreis“ meines Sohnes gehört und ihn schon zur Feier am Wochenende eingeladen hat. Unser Sohn ging nicht mal hin, um diesem zu gratulieren. Mit seinem besten Freund auf die Kerb zu gehen?! Weit gefehlt.

Du siehst also, er ist einfach nur noch träge, kam gestern nicht mal zum gemeinsamen Abendessen runter. Was soll ich denn nun davon halten....

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Beim Abendessen würde ich schon nachfragen und ihm auch erklären, dass es Dir wichtig ist gemeinsam zu essen.
Ist bei Ihm körperlich alles in Ordnung - viele Jugendliche trinken zu wenig oder auch Eisenmangel spielt eine Rolle i.B. wenn er viel wächst.
Jeden Tag darüber zu diskutieren ist kontraproduktiv - da kommt dann nur ein genervtes "ÖHH".
Ich würde schauen, dass er einen Tag in Woche mit Euch zusammen etwas macht.
Ansonsten abe auf dem nächsten Elternsprechtag auch in der Schule mal horchen, ob es da Veränderungen gab.
Ansonsten ist diese Höhlenphase zwar nervig, aber noch besser als Revolte und nie zu Hause. Dazwischen gibts anscheinend nichts. ;-).

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Hallo,

ich habe auch einen 15jährigen Sohn. Er gehört zwar nicht zur Gattung Stubenhocker, aber viele seiner Freunde. Mein Bruder ist Gymnasiallehrer und sagt, dass man gerade bei den Jungen ab Klasse 10/11 riesen Entwicklungssprünge sieht. Es ist keine Seltenheit, dass vorherige 4er-Schüler ein gutes Abitur schreiben. Vorausgesetzt die 4en kommen von Faulheit und nicht durch Wissenslücken. Dass Kinder in dem Alter noch nicht wissen was sie werden sollen ist ebenfalls völlig normal. Bis zum Abitur dauert es auch noch eine ganze Ecke. Lass ihn sein Praktikum machen und dann seht weiter. Vielleicht gefällt es ihm so gut, dass er den Beruf tatsächlich erlernen möchte. Ich war z.B. bis zur 10. am Gymnasium und bekam dann den Knall auf Real zu gehen. Natürlich ohne Plan was ich werden wollte. Ich habe Einzelhandelskauffrau gelernt weil es das erste war, was mir eingefallen ist. Ich hatte 0 Plan was es für Möglichkeiten gibt und war außerdem spät dran mir darüber Gedanken zu machen. Nach 3 Jahren Ausbildung und einem sehr guten Abschluss, wurde mir bewusst, dass meine Entscheidung doch nicht so clever war und dieser Job ganz sicher nicht meine Erfüllung ist. Also nahm ich mit fast 20 das Abitur noch mal in Angriff und machte es letztendlich mit einem Einser Durchschnitt. Zu meinen Zeiten am Gymnasium hatte ich auch zum größten Teil 4en. In Mathe sogar ne 5. Mein Realschulzeugnis war auch nicht die Wucht. Ich habe nach dem Abi eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin gemacht und zeitgleich per Fernstudium erst den Fachwirt und anschließend den Betriebswirt im Handel. Beide Ausbildungen haben sich also gelohnt. Ich arbeite jetzt erfolgreich im Bereich Außenhandel. Viele Wege führen nach Rom, manchmal halt über Umwege. Mein Mann war noch krasser. Ebenfalls Gymnasium bis zur 9. Dann Realschule und schaffte beim ersten Anlauf die Mittlere Reife nicht wegen einer 6 in Chemie und einer 5 in Deutsch. Beim 2. Anlauf schaffte er es dann und machte eine Ausbildung zum Systemadministrator. Während dieser Ausbildung holte er ebenfalls sein Abitur nach. Bestand dies ebenfalls mit einer 1 vor dem Komma und studierte dann erfolgreich Informatik. Uns kam beiden arg die Pubertät in die Quere und es hat ganz sicher keiner vermutet, dass aus und mal was wird 😂. Nach unserer Schulzeit kräht kein Hahn mehr. Wenn dein Sohn meint, Mechatroniker werden zu müssen, dann lasst ihn es machen. Mein Großer ist 10. Klasse und hat gute bis sehr gute Note. Er hat gerade im Kopf Zimmermann zu werden. Wenn er das in 2 Jahren immer noch möchte, soll er das tun. Schade um das Abitur ist es nicht. Er hat das Höchstmaß an Bildung bekommen und welchen Weg er damit geht muss er selbst wissen.

LG
Michaela

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Hallo!
Wie verhält es sich, wenn er keinen Zugang zu YouTube, PS4 und PC-Spielen hat?
VG

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Gestern hat er sich trotz Elektronikverbot in einem unbeachteten Moment sein Handy geholt - es auf späteres Nachfragen abgestritten, also gelogen - und heimlich im Zimmer gezockt. Gab natürlich Ärger meinerseits.

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Naja, aber was genau macht er den Nachmittag über, wenn er keine elektr. Medien zur Verfügung hat?
Was wäre, wenn du alles 1 Woche einziehst?
Könnte eine Sucht dahinterstecken?
LG

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Hallo

Ganz so tragisch ist es nicht. Da er viel liest, kann es ja nicht sein, das er sich "für nichts" interessiert. Fantasy oder Fachbühcer? Romane? Da kann man doch eine Gemeinsamkeit finden.

Es gibt Leute (auch Erwachsene) die nicht zu viele Freunde benötigen um glücklich zu sein.

Negativ ist: Nur weil er früh "in die Phase" kam, heisst das nicht, das sie bald endet.

Aber man muss auch nicht alles dulden. Ich merke oft, dass mit der Pubertät einfach alles entschuldigt wird. Das ärgert mich. Nur weil man in der Pubertät ist, kann man ein Grundmass an Aktivität, Anstand und Körperhygiene aufrecht erhalten.
Ich wäre froh gewesen, wenn ich gezwungen gewesen wäre, mit 15 bei einigen meiner Hobbys zu bleiben. Denn als mit 17 die Pubertät vorüber war, hatte ich überall den Anschluss verloren.