"Handysucht" oder Depressionen?

Hallo,

Ich bin 20(w) und wende mich an euch, weil ich nicht mehr weiter weiß. Zu meiner Person : ich war schon immer sehr ruhig und schüchtern. Das wird sich alles vielleicht sehr komisch anhören, aber ich muss mit jemandem darüber reden. Es ist mir dennoch unglaublich unangenehm und peinlich. Ich weiß, dass es komisch ist, dass sich hier die Tochter meldet und nicht die Eltern.

Es geht um meine Mutter. Ich habe mit 14 mein erstes Smartphone bekommen. Sie hat heute noch ein Tastenhandy. Ihre Patentochter wurde eine zeitlang über WhatsApp gemobbt und war wegen psychischer Probleme in der Klinik. Ab da fing meine Mutter an mir zu sagen, ich würde auch so enden, wenn ich nicht aufpasse. Ich habe mein Handy damals am Esstisch benutzt und Youtube Videos geschaut, das stimmt. Sonst habe ich es zum Musik hören benutzt und um meinem damaligen Idol Selena Gomez auf Instagram zu folgen. Jetzt finde ich dieses Verhalten echt peinlich. Aber ich war halt nun mal in der Pubertät und 14/16 Jahre alt.


In dieser Zeit fing meine Mutter an mit meiner Oma und meinem Onkel zu telefonieren, in meiner Gegenwart. Sie beschwerte sich und meinte immer wieder : "das kann mit der nicht so weitergehen. Die landet noch in einer Klinik wie meine Patentochter". Als ich mir 16 eine Klassenkameradin zu uns einlud fragte diese mich, wann ihr Vater sie abgeholen soll. Ich nannte ihr eine Zeit und sie wurde abgeholt. Meine Mutter fing danach mich anzuschreien. "Du hast sie weggeschickt, damit du am Handy spielen kannst". Mir sind damals auch 2 Handys ins Klo gefallen(ich war sehr tollpatschig). Ich hatte damals eine Gruppe von Freunden. Eines Abends schickte eine Freundin von mir eine Sprachmemo in unsere Gruppe und meinte : "Und die *mein Name *macht garnichts!". Alle anderen fingen an zu lachen. Oder sie riefen unterdrückt bei mir an. Auch in der Schule war es damals nicht anders. Ein Junge in der Gruppe meinte nach dem Physik Unterricht, dass ich so klein und fett sei, wie die Feder auf dem Tisch. Ich bin 150 cm und wurde 2017 mit dem Turner-Syndrom diagnostiziert. Ich wurde damals auch teilweise gemobbt. Gerade wegen meiner mentalen und körperlichen Andersartigkeit. Meine ruhige Art machte es nicht leichter. Ich war eigentlich schon immer sehr sensibel. Mit 10 schrieb ich in mein Tagebuch,dass die Natur sich nicht von selbst kaputt machen würde und die Jugendlichen ihre Zig. ja wohl in den Müll schmeißen könnten. Mit 14 schrieb ich einer Verwandten, sie solle sich über spirituelles Erwachen informieren.


Ob es nun damals eine Sucht war oder Isolation bzw. Depressionen, weiß ich nicht. Vielleicht bin ich auch einfach zu sensibel und nehme das ganze zu persönlich? Mein Onkel meinte kürzlich zu mir, dass mein Handy damals mit meiner Hand verwachsen war und ich laut ihm "damals viele Sorgen hatte". Mein Opa lag in der Zeit auch im Krankenhaus und ihm wurde ein Bein amputiert. Außerdem lag er für 1 Jahr im Koma und wir gingen ihn immer besuchen.


Diese Anfeindungen sind teilweise heute immer noch da. Als wir Ostern feierten mit meiner Tante sind wir auf ihren Ehemann bzw. meinen 2. Onkel(meine Mutter hat 2 Brüder) zu sprechen gekommen, der spielsüchtig ist. Meine Mutter fing an zu schreien ("ja, du hast es doch übertrieben mit dem Handy!"). Meine Tante schaute sie verdutzt an und meinte nur, dass ich eine junge Erwachsene sei. Als mein anderer Onkel mit seiner Freundin da war, meinten meine Mutter, meine Oma und er, dass ich mal süchtig war und es jetzt nicht mehr bin. Seine Freundin verdrehte nur die Augen.


Mit meiner Therapeutin habe ich auch darüber gesprochen. Diese meinte, dass sie mehr am Handy sitzt als ich(ich sitze 2 Stunden daran). Sie meinte, dass ich mich von den Aussagen meiner Familie distanzieren soll. Nur weil man sein Handy am Esstisch benutzt, heißt es noch noch lange nicht das man süchtig ist.


Meine Mutter versucht teilweise mich auch immer als die "Schlechte" darzustellen. Sie sagt dann sowas wie : "wir wollten das du etwas für die Schule tust, was hätten wir machen sollen?" (im Bezug auf die Anfeindungen und Kommentare). Meine Oma sagt das gleiche. Ich sei von der Schule gekommen und saß danach nur am Handy. "Hätten wir dich im Zimmer mit deinem Handy lassen sollen?". Das Paradoxe daran ist, dass das passiert ist! Sie ist in mein Zimmer gekommen, hat mich gefragt, ob es mir gut geht und ist dann rausgegangen und nicht einmal wiederkommen. Später hat sie dann geschimpft. "Dieses Mädchen ist 16/17 und hatte noch keinen Freund, keinen Sex. Wie kann man so langweilig sein!". Sie hat auch ein Problem damit, dass ich keine Partys mag. Sie nennt mich momentan auch Seniorin, weil ich um 22 Uhr ins Bett gehe und nicht bis in die Puppen aufbleiben will. Außerdem muss ich am nächsten Tag arbeiten!


Mein Onkel hat dann Smartphone. Benutzt es auch regelmäßig. Er meinte einmal zu mir, als wir bei ihm zu Besuch waren, was ich denn da 2-3 Stunden schauen würde. Ich meinte glaube ich zu ihm, dass ich mit einer Freundin schrieb. Damals war ich 14,glaube ich. Ab da hat sich auch bei mir der Gedanke gefestigt, dass ich süchtig war. Er meinte zu mir, dass mein Handy mit meiner Hand festgewachsen war, so mit 14-16. In meiner Gegenwart schimpfte meine Oma damals, wenn ich am Handy saß. Wenn mein Onkel vorbeikam, sagte sie es ihm. "Guck sie dir an, sie sitzt nur am Handy und tut nichts für die Schule!". Mein Onkel lachte nur und meinte zu mir : Wie kannst du nur am Handy sitzen!". Heute sagt er, dass ich mal süchtig gewesen bin und es jetzt nicht mehr bin.


Vielleicht war ich es ja auch. Ich saß auch am Frühstück daran und scrollte durch Instagram. Genau das macht mich so verdammt unsicher, weil ich mir dann denke : Vielleicht haben sie Recht, wenn sie sagen, dass ich deswegen unreif und kindisch bin? Ich kann ja nicht reifer als Gleichaltrige und hochsensibel sein (obwohl ich mich immer so gefühlt habe) und mich gleichzeitig so verhalten?Ich habe mit 17 herausgefunden, dass ich hochsensibel bin. Ich bin Therapie und meine Therapeutin meinte, dass sie Richtung soziale Angst/ Phobie tendiert, mich aber nicht auf diese Diagnose beschränken will,weil sie keinen ihrer Klienten ein Label aufdrücken will. Viel mit Freunden habe ich mich nie verabredet. Ich habe es gemocht alleine zu sein, in meiner Welt und Musik zu hören oder Videos zu schauen, Geschichten zu schreiben (auf Wattpad). Ich mochte die Isolation. Außerdem wurde ich mit dem Turner Syndrom diagnostiziert. Mein Kinderarzt meinte damals zu meiner Mutter,dass ich zu klein bin und sie zu einem Spezialisten gehen soll. Wenn ich sie heute frage,warum sie das nie getan hat,sagt sie,dass sie keinen Grund sah,dem Arzt zu glauben. Es gab auch andere Kinder,die klein waren. Nach meiner Diagnose in 2017 verstarb auch mein Großvater 2 Monate später. In der 11.Klasse ,also Anfang 2017 stieß ich auch auf eine Lehrerin,die mich sehr fasziniert hat und auch spirituell war. Sie war die erste Person auf dieser ganzen Schule, der ich seit Jahren endlich wieder vertrauen konnte. Nach einem Gespräch mit ihr, war das erste, dass ich sagte "Ich fühle mich sicher bei ihr". Meiner Therapeutin sagte ich, dass diese Lehrerin mir alles gegeben hat, was meine Mutter nie konnte. Durch sie erfuhr ich erst von dem Begriff Hochsensibilität. In dem Jahr wendete sich mein Leben um 180 Grad. Ich ging durch eine Art "spirituelles Erwachen". Ich trennte mich von meiner narzisstischen besten Freundin und der Gruppe von Freunden, die mich seit der 8.Klasse "mobbten", ich löschte meine sozialen Medien. Dadurch wurde ich jedoch ein größeres Mobbingopfer.In der Schülerzeitung schrieb man über mich : *mein Name* sagt . " .Also garnichts.


Sie ist auch total dagegen,dass ich in Therapie bin. Sie denkt,dass ich sie und meine Großmutter nur schlecht machen würde(Na,wen hast du heute wieder begraben?). Diese Situation bezieht sich auch auf andere Bereiche. Ich sei für eine Ausbildung beim Zahnarzt nicht geeignet ("Du und in Münder gucken? Also,ich weiß nicht. Und möchtest du wirklich so weit weg ziehen?). Ich hab ein FSJ in einer Einrichtung für geistig behinderte Menschen gemacht. Jetzt habe ich Urlaub.

Ich weiß, dass das alles hier nicht reingehört, aber ich muss das irgendwo loswerden (auch wenn dies ein Forum für Eltern ist). Ich brauche einfach Rat. Ich kann diese Zeit damals eigentlich sehr schlecht beschreiben. Es ist wie eine Nebelwolke, die über mir schwebt. Ich habe mich nach der Schule in mein Zimmer verkrochen und habe Musik gehört und war am Handy. Dadurch dachten meine Oma und meine Mutter wahrscheinlich, dass ich süchtig bin. Das war so mit 14-16. Damals wohnten ich und meine Mutter noch in unserer Wohnung. Dort wurde aber mit Drogen gedealt. Wenn die Nachbarn Sex hatten, hörte man dies. Seit 2017 wohnen wir bei meiner Oma. Mit Freunden habe ich mich damals nie getroffen. Man hat halt in der Schule geredet.

Mittlerweile habe ich kaum Freunde. Nur Familie als sozialen Kontakt. Meine letzte beste  Freundin war eine sehr narzisstische Person. Sie hat es geliebt mich und meine Interessen fertig zu machen. Ich habe es zugelassen (kein Selbstvertrauen, hab Angst gehabt den Mund aufzumachen, da sie sehr impulsiv war). Meine Mutter hat auch sehr wenig Selbstbewusstsein. Als ich in der 8ten Klasse war, wurde sie von einer Arbeitskollegin stark gemobbt. Sie ist auch ängstlich. (liegt wohl in der Familie). Sie ist nach diesem Trauma in eine Depression gestürzt und ich habe das Gefühl, dass sie immer noch leidet. Seit meinem 16 bzw. 17 Lebensjahr muss ich mir immer wieder von meiner Mutter anhören, wieso ich nicht endlich mal anfangen würde zu "leben" (ich trinke, rauche nicht und mag Partys auch nicht besonders,habe keinen Freund). Ich würde meine Jugend verschwenden und würde genau so alleine wie sie und ohne Spaß enden, wenn ich so weiter machen würde. Ich weiß, dass ich volljährig bin und meine eigenen Entscheidungen treffen und mein Leben selbst gestalten kann, dennoch mache ich mir Sorgen. Wie gesagt : Sie hatte eine depressive Phase, die sie nicht wirklich therapiert hat (hatte Probleme mit dem Psychologen). Als sie letztens einen Streit mit ihrem Bruder hatte, der bei uns zu Besuch war, fielen Sätze wie  : "Wieso sterben wir nicht einfach, damit wir unsere Ruhe haben".

Nun zu mir : Ich habe manchmal das Gefühl, dass ich zu ruhig und zu dumm für diese Gesellschaft bin. Wenn ich mit Menschen rede, habe ich das Gefühl, dass ich ihre Emotionen durch die Wörter, die sie mir sagen, fühle. Ich bin sehr sensibel (ist das schlimm?) und auch ein bisschen anhänglich, aufgrund der negativen Erfahrungen (wie oben erwähnt) die ich mit Menschen gemacht habe. November 2017 ist mein Großvater verstorben. Natürlich spielt das alles eine Rolle. Meine Noten wurden immer schlechter und ich musste das letzte Jahr auf dem Gymnasium wiederholen. Musste in der 8ten und 10ten Klasse eine Nachprüfung machen. Wollte die 10 wiederholen. Meine Mutter hat das nicht interessiert. Ich sollte durchhalten, nicht so faul sein und das durchziehen. Eine Lehrerin hat mich damals aus einem Fußballspiel raus genommen mit der Begründung, dass ich der Mannschaft keinen Gewinn bringen würde. Ein anderer hielt mich auf dem Flur am Arm fest und meinte, dass ich ihn gefälligst grüßen soll. In der Grundschule schubste mich ein Mädchen die Treppe runter und zog mich an den Haaren. Eine Nachbarin fuhr mir mit ihrem Fahrrad in den Schritt.

Zu letzt bin ich im April 2019 mit dem schulischen Teil der Fachhochschulreife abgegangen, weil ich die Zulassung wieder nicht bekam und hab ein FSJ gemacht. Momentan bewerbe ich mich für einen Ausbildungsplatz. Wenn dies nicht klappen sollte, muss ich einen Nebenjob machen.

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Und wie sieht deine Therapeutin das?
Sie wird das Ganze ja sicher besser verstehen, nachvollziehen und beurteilen können.

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Sie meinte zu mir,dass sie mehr am Handy sitzt als ich. (Ich sitze 2 Stunden daran). Außerdem meinte sie,dass nur weil man sein Handy am Esstisch benutzt nicht gleich süchtig ist. Sie sagte außerdem,dass ich mich von den Aussagen meiner Familie distanzieren soll.

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Da hat sie wohl Recht.
Ich finde, es kommt auch darauf an, wofür man das Handy nutzt.
Ich kenne viele, die es hauptsächlich für Musik nutzen, andere Leute haben eben das Radio laufen, auch nicht anders.

Ich habe allerdings keine Ahnung, was das Ziel deines Posts ist.

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Mit 20 ist man kein Jugendlicher mehr, sondern erwachsen. Vielleicht solltest du dich einfach mal so verhalten!

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Hallo letterlove,

deinen Beitrag hab ich einige Male gelesen, ist ja keine einfache Geschichte. Ich möchte dir ein paar Worte hier lassen.
Zunächst mal finde ich es sehr gut, dass du in Therapie bist! Es ist wichtig, dass du den ganzen - ich sag mal platt "alten Mist" Schritt für Schritt weglegen kannst und dabei Unterstützung hast. Insgesamt hast du aus meiner Sicht und wenn ich deiner Wahrnehmung traue vorsichtig ausgedrückt kein liebevolles, fürsorgliches Umfeld erfahren.
Auf Einzelheiten will ich gar nicht eingehen, da habe ich den Eindruck, dass dir beim Schreiben immer mehr Erinnerungen kamen. Das ist verständlich.
Hochsensibilität geht oft damit zusammen, dass betroffene Kinder und Jugendliche wenig bis nichts mit Gleichaltrigen anfangen können, kaum soziale Kontakte haben. Oft kommt Hochbegabung dazu und das heißt nicht zwangsläufig tolle Schulnoten.
Zu diesem Themenbereich kann ich dir das Buch "hochbegabt und hochsensibel" von Andrea Brackmann empfehlen, vielleicht magst du das mal lesen.
Mein Rat: Distanziere dich so weit es geht von deiner Familie. Bleib an der Therapie dran und an der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Das sind alles gute, wichtige Schritte, die du ja schon gehst. Wennes mit Ausbildung jetzt nicht gleich klappt und du erst mal einen Job annimmst - auch gut.
Gib nicht auf! Jeder Lebensweg ist eine individuelle Reise. Du kannst vielleicht nie das sein, was du oder andere von dir erwarten, aber du kannst immer sein, was du bist.
Schön, dass es dich gibt und ermutigende Grüße!

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Danke dir! Deine Worte sind wie Balsam auf meiner Seele.

Wie kommst du darauf, dass ich hochsensibel sein könnte? Als hochbegabt und intelligent sehe ich mich nicht. Als reifer auch nicht. Ich hab nie viel mit Gleichaltrigen zu tun gehabt. Außer meine "falsche Freunde". Wenn ich so zurück blicke, war ich immer der Einzelgänger, auch wenn ich "Freunde" hatte. Und hab mich isoliert und in meine Welt verkrochen (Musik, Youtube, Geschichten schreiben etc.) Quasi immer der "Sonderling" bzw. "anders". Klar ich hatte einzelne Aspekte, wo ich ein normaler Teenager war(Poster aufhängen,Idole haben und Merchandise sammeln), dennoch habe ich mich schon immer anders bzw. sensibler gefühlt. Deswegen haben meine Klassenkameraden bzw. "Freunde" mich auch gemobbt. Sie konnten es ja tun mit mir. Ich war ja extrem schüchtern und zurückhaltend.

Eine Freundin meinte mal auf der Studienfahrt zu mir, dass ich auf sie wirke wie ein "Opa, der in seinem Sessel sitzt und seine Pfeife raucht" (obwohl ich weiblich bin). Dieser Satz geht mir nicht aus dem Kopf. Was soll das bedeuten?

Auch das ich mich in eine 52-Jährige Lehrerin verliebt habe. Ich wusste eigentlich schon immer, dass ich lesbische bzw. bisexuelle Tendenzen habe, aber die sexuelle und emotionale Anziehung zu ihr war schon sehr stark. Ob ich sie als Mutterersatz gesehen habe? Kann möglich sein. Anfang

2017 stand im Januar eine mündliche Prüfung in Englisch an. Ich war an dem Tag krank. Ich schrieb ihr morgens ne Mail. Als sie mir zurück schrieb, meinte sie, dass sie mich schon erwartete, wenn ich wieder gesund werden würde. Die Prüfung lief gut. Sie gab mir ne 2-. Was mir trotzdem auffiel war, dass sie sich beim Gespräch der Note sehr nah an mich setzte. Sie legte ein Bein über das andere und ihr Knie berührte beim Sitzen meins. Sie fragte mich wieso ich so ruhig sei, ob ich mich umsetzen wollte etc.

Ich hatte danach noch ein Gespräch mit ihr. Zusammen mit meiner Mutter. Meine Mutter versprach sich und meinte im Gespräch zu mir : "Sag, was mit der Sportlehrerin passiert ist". Da die Lehrerin mir gegenüber saß, neigte sie ihren Kopf und zog ihre Augenbrauen hoch. Ich erzählte ihr von den Problemen in Sport. Als wir uns beim Abschied die Hände schüttelten, war es als würde Elektrizität durch meinen Körper fließen.

In der nächsten Stunde mit ihr, bekam sie mit, wie ich mit einer Mitschülerin über unsere anstehende Prüfung in Sport plauderte. Sie schaute auf und starrte mich vom Ende des Raumes an. Als ich rauswollte, meinte sie zu mir, dass meine mündliche Beteiligung besser geworden war. Sie lächelte mich an und ich stand dort wie angewurzelt. Alles andere verstummte irgendwie. Die Stimmen meiner Mitschülerin wurden schwacher. Es war eine sehr komische Situation. Sie war immerhin meine Lehrerin. Ab dem Moment verliebte ich mich in sie.

Eine andere Situation ereignete sich in mitten einer Gruppenarbeit. Die Schüler standen in der Mitte und sie saß außen am Tisch. Ein Schüler erzählte einen Witz, sodass wir alle anfingen zu lachen. Als ich geradeaus schaute, merkte ich erst, wie sie mich anstarrte und mit einem ruhigen Lächeln anschaute. Später beim Vorstellen meinte sie zu mir "Das Beste kommt zum Schluss",da ich die letzte war, die nach vorne musste. Bei einer Gruppenarbeit im Vorraum starrte sie mich auch an. Wenn ich hinschaute, schaute sie weg. Als ich vorne am Pult saß und die Ergebnisse der Gruppenarbeit vorlas, schaute sie bei ihrem Feedback immer auf ihre Notizen und nicht in meine Augen.

Als sie die Liste für unsere Abifächer bekam, kam sie zu mir und war kurz davor ihre Hand auf meine Schulter zu legen. Zu zuckte jedoch zusammen und nahm ihre Hand ganz zaghaft weg. Sie flüsterte mir ins Ohr, dass ich das bitte unterschreiben soll.

Einmal fragte sie in der Klasse nach einem Termin für die Berufsberatung. Sofort danach fragte sie mich. "*Mein Name *, möchtest du auch einen Termin, soll ich dich auch eintragen?". Ich sagte ihr, dass ich schon einen Termin hätte.

Wir besprachen im Unterricht ein Buch und sie forderte mich zum Lesen auf. Ich machte keinen einzigen Fehler. Sie schaute mich nur erstaunt an. Bei Besprechungen der Noten, meinte sie, dass ich eine sehr gute Syntax habe. Ich bemerkte schon damals, dass sie eine Kette vom Baum des Lebens trug. Ich googelte und stoß auf Buddhismus. Ich bin halt jemand, der alles beobachtet, wenn er mit einem anderen Menschen redet. Auch sowas. Sie kam mir halt immer schon so anders vor und das ich sie jetzt in einem so anderen Licht sah, war strange. Eine Mitschülerin meinte sogar einmal zu mir, dass sie bestimmt so eine typische Einzelgänger ist, die alleine reist. Klar war ich das auch, aber ich kannte sie ja nicht persönlich, deswegen sagte ich dazu nichts.

Ein halbes Jahr nach unserem Gespräch mit meiner Mutter fragte sie mich wieder, ob ich mich wohl fühlte. Da ich in der Stufe niemanden hatte, blieb ich auch bei der Raumaufteilung für die Studienfahrt alleine. Die übrigen 2 kamen mit mir in ein Zimmer. Als wir nach der Ankunft Abends losgingen, meinte sie zu mir, dass ich ja "wohl nicht alleine losgehen werde". Als wir einen Tag einen Workshop hatten, legte sie ihre Sachen auf meine, obwohl es noch viele leere Stühle gab. Ich bekam über die Woche eine kleine Wunde am Auge. Sie schaute mich am nächsten Morgen entsetzt an und fragte mich, was mit meinem Auge passiert war. Auf der Abreise wuschen wir uns gleichzeitig auf der Toilette die Hände. Sie fragte mich auch da, ob alles okay war.

Ich schaffte die 12. Klasse nicht und wiederholte. Unser Kurs traf sich auf dem Flur, weil sie etwas verteilen wollte. Sie gab mir die Blätter als letztes und schaute mich enttäuscht und wütend an. Wir folgten ihr ins Büro wegen einem Formular, das wir ausfüllen sollten. Es war für das Abizeugnis. Sie gab mir das Formular in die Hand, obwohl sie wusste, dass ich wiederhole. Sie wollte mich anscheinend nicht blamieren.


Sie hat sogar einmal eine Schülerin unterbrochen, damit sie mich dran nehmen kann! (*Name der Schülerin*, darf *mein Name*erst dran?). Das war so peinlich. Ich dachte ich versinke im Erdboden! Diese Schülerin hat mich in dem Moment so komisch angeguckt. Sie hat sich umgedreht, weil sie vor mir saß. Bestimmt dachte sie sich, was zwischen mir und dieser Lehrerin ist.

Auf jeden Fall hat sie sich nach dem ganzen Anstarren und "mich hervorheben" total distanziert verhalten. Vielleicht hat sie gemerkt, dass ich Gefühle für sie hatte? Sie hat mich bewusst ignoriert, mich nicht angeschaut. Als ich ihr eines Abends schrieb, das ich für eine Woche nach Griechenland fliegen muss, weil mein Großvater verstorben ist, wünschte sie mir herzlichstes Beileid. Als ich wieder kam, schaute sie mir noch nicht mal in die Augen. Ich weiß nicht, ob sie mich vielleicht nicht belasten wollte nach dem Todesfall und mir meine Ruhe gönnen wollte..Trotzdem war es komisch.

Als ich eine Klausur schrieb, war sie die Aufsicht. Ich hatte sie zu dem Zeitpunkt seit fast 1 Jahr nicht gesehen, da ich andere Lehrer bekam. Ein Mädchen und ich waren die einzigen, die noch schrieben. Sie meinte dann zu mir, dass ich ja keine Punkte vergessen sollte und ordentlich schreiben sollte,als sie sah, dass ich zusammmen packte. Ich empfand es schon als sehr verwirrend, dass sie nach fast 1 Jahr immer noch den Kontakt zu mir suchte. Sie hatte ja keinen Grund dazu. Ich verabschiedete mich von ihr und gab ihr mein Heft. Ab da sah ich sie nie wieder.

Das ist schon wieder viel zu lang.