Problem mit meiner Teenager-Tochter...?

Hallo an alle,
Wie man schon im Titel lesen kann, habe ich ein Problem. Bis vor kurzem dachte ich, dass meine 15-jährige Tochter glücklich ist, was ich leider genau als Gegenteil feststellen musste.
Also, ich muss als allererstes sagen, dass wir vor paar Jahren aus unserem Heimatland weggezogen sind, um in Deutschland ein besseres Leben zu führen. Meine Tochter gab mir immer das Gefühl, dass sie sich gut integriert hat(was auch zum Glück wahr ist) und keinerlei Probleme damit hat(was leider nicht stimmt).
Vor paar Wochen ist sie zur Schule gegangen und hat ihr Hausaufgabenheft zu Hause vergessen. Darauf rief sie mich besorgt an um mich darum zu bitten es ihr in die Schule zu bringen. Als ich es aus dem Bücherregal holen wollte, ist auch ihr Tagebuch runtergefallen. Ich weiß, ich hätte nicht reinlesen sollen, aber als Mutter wollte ich unbedingt wissen, immerhin, was könnte drin stehen, was ich nicht schon wusste? Sie redet -normalerweise- über alles mit mir.
Ich hatte erwartet, Geschichten über Jungs zu lesen, und ähnliches, aber nein... Ich musste feststellen, dass sie schon seit 2 Jahren in diesem Tagebuch schrieb, und zwar darüber, wie sehr sie das Heimweh nach unserem Heimatland plagt und wie einsam sie eigentlich ist. In dem Moment hat mich ein komisches Gefühl überkommt... Ich habe sie nach dem Schultag gefragt und wie es ihr eigentlich geht, aber alles was sie darauf geantwortet hat war "Mir geht es super" und schien wie immer fröhlich zu sein. Ich glaube ja auch nicht, dass sie alles erfunden hat, sie ist nicht die Art von Mensch, die Aufmerksamkeit will.
Ich habe solche Schuldgefühle, weil ich die ganzen Jahre nicht bemerkt habe, wie es ihr wirklich geht. Ich verstehe nicht warum sie nicht mit mir darüber redet...
Lange Rede, kurzer Sinn. Meine Frage ist, wie könnte ich am besten das Thema Heimweh mit ihr ansprechen? Und wie würde sie darauf reagieren? Was sollte ich ihr dabei sagen?
Vielen Dank im Voraus...

1

Hallo,
vielleicht überkommt Deine Tochter das Heimweh auch nur ab und zu und dann schreibt sie es auf. Das fände ich naheliegend und auch nachvollziehbar. Es ist doch irgendwie normal, dass man frühere Zeiten vermisst und vielleicht sind ja auch noch liebe Verwandte dort.
Ich würde ihr mal erzählen, dass DU manchmal Heimweh hast und bestimmte Dinge vermisst, Eure Heimat hatte ja bestimmt viele gute Seiten. Dann siehst du ja wie sie reagiert. Und wenn da nichts kommt, würde ich sie lassen.

2

Danke schön für die liebe Antwort!
Ich finde es auch vollkommen in Ordnung, und es ist (meiner Meinung nach) nichts wofür sie sich schämen sollte, deswegen hätte ich auch gerne dass sie mit mir darüber redet anstatt alles in sich hineinzufressen. Ich würde sie auch unterstützen wie ich kann. Danke für den Tipp, ich werde es versuchen.

3

Meine Tochter ist genauso alt. Ich denke, sie will nicht dass du dir Sorgen machst. Aber wenn es richtig schlimm wäre, dann würde sie es Dir sagen. Da bin ich sicher.

4

Danke.. Da fühle ich mich ein wenig besser, ich würde es mir nie verzeihen können wenn ihr was Schlimmes deswegen passieren würde...

5

Also ich kann dich etwas beruhigen... Ich hab als Teenager auch viel Tage ich geschrieben, aber ich hab tatsächlich nur dann geschrieben, wenn mir etwas auf der Seele gelegen hat. Das ist ja die Crux daran, wenn ein Externer das liest. Man bekommt dann schnell den Eindruck, es ginge der schreibenden Person ständig schlecht. Weil man eben seltener schreibt, wenn alles okay ist. Trotzdem finde ich es schon, dass du deine Tochter ernst nimmst. Gerade das finde ich bei Teenagern unglaublich wichtig, auch wenn es sicher manchmal nicht einfach ist. Ich würde sie einfach auf das Thema Heimweh ansprechen. Vielleicht findest du eine gute Einleitung... Zum Beispiel könntest du sagen, dass du mit einer Kollegin darüber gesprochen hast oder so...

6

Vielen Dank, das wäre auch eine Möglichkeit!

7

Mach mit ihr doch einen "Tag der alten Heimat". Essen Filme Fotos Musik und sowas. Dann kommt kan automatisch quf das Heimwehthema zu sprechen. Und iyt eine Abwechslung zum Coronaalltag.


vlg

8

Danke schön für die Antwort. Das werde ich auch versuchen. Aber seit paar Wochen zieht sie sich immer mehr zurück als würde sie gar nichts mit mir oder ihrem Vater zu tun haben... Entweder ist sie in ihrem Zimmer mit verschlossenen Tür oder sie ist den ganzen Tag(außerhalb der Schule) draußen, ich habe fast keine Zeit mit ihr zu reden. Ich komme überhaupt nicht mehr an sie ran.

9

15 ist halt allgemein so ein Alter, wo man sich von den Eltern "distanzieren" will. So mit 18 kommt man dann drauf, Eltern sind doch praktisch. Beim Essen gehen zB zahlen sie und man muss das Taschengeld nicht aufbrauchen. 😅

Vl kannst du ja eine Nachricht schicken oder eine Art Einladung basteln und an sie geben. Ist möglicherweise mit einem Augenrollen verbunden, weil ja ach so kindisch. Aber uncool bist du als Mama sowieso. 🤣

weiteren Kommentar laden
10

Ich habe eine 14jährige Enkelin und ja, man umarmt einen Kaktus 😀 wie würde ich es angehen, vielleicht so:
"Tanja, ich schau mir das nun schon eine Weile an und ich mache mir Sorgen. Ich will nicht bohren, aber bitte sag mir, wenn du reden möchtest, ich bin immer für dich da."
Bei meiner Enkelin machte ich bei solchen Gelegenheiten noch etwas Spaß, damit es nicht zu dramatisch wird und fragte sie "na wer ist der Kerl, kenne ich ihn, ist er hübsch?" Ich wusste ja genau, dass es nicht so war.
In Tagebüchern wird manches bei Pubertierenden wirklich sehr dramatisiert, wenn ich an meine Tochter zurückdenke. Sie ließ ihres am Tisch offen liegen, als ich reinschaute, liefen mir die Augen über. Da vermischt sich Phantasie und Realität aber oft gewaltig.
Nicht bohren, aber dasein.
Solange sie in der Schule nicht schludert und normal isst, ist alles im grünen Bereich - behaupte ich mal.
Das Thema Heimweh würde ich nur ansprechen, wenn es sich beiläufig ergibt, vielleicht über Freunde und Verwandte reden. Sie sollte keinen Verdacht schöpfen, dass Du das Tagebuch gelesen hast. Mach Dir keine Vorwürfe. Es gibt sicher kaum Eltern, die wirklich ALLES von ihren Pubis wissen #herzlich
LG Moni

11

Guten Abend,
Vielen Dank für die liebe Antwort.
Soweit ich weiß, hat sie in der Schule keine Probleme, jedoch eher zurzeit mit der Konzentration... Wenn ich mit ihr rede ist sie mit den Gedanken gar nicht dabei, weswegen ich mir auch Sorgen mache. Aber hoffentlich ist es doch nicht schlimm. Mal sehen.
Liebe Grüße!

13

Wenn ich mit ihr rede ist sie mit den Gedanken gar nicht dabei,

Das nenne ich bei meiner Enkelin Pubertätsdemenz #gruebel
auch das ist normal. Wir telefonieren und sie sagt, dass sie am nächsten Tag um 11.00 zu mir kommt.
2 Stunden später kommt eine WA "wann haben wir ausgemacht?".
Zuhören? Was ist DAS denn? #hicks

weitere Kommentare laden
16

Also tut mir leid, wenn ich das jetzt so schreiben muss, aber ... du hast das Tagebuch deiner Tochter gelesen? Da finde ich gerade keine rechten Worte für. Schuldgefühle solltest du haben. Aber nicht, weil du nicht bemerkt hast, dass sie hin und wieder Heimweh hat.

Das ist doch völlig normal. Sie hat ein Leben hinter sich gelassen. Freunde, vielleicht auch Familie, einen Großteil ihres sozialen Umfeldes und die Schule, die sie kannte. Ein Haus/eine Wohnung, in der sie aufgewachsen ist. Natürlich fehlt das. Gerade in Momenten, in denen scheinbar alles nur blöd ist. Geht dir das wirklich nie so? Du streitest mit einer Freundin, denkst an die, die du zurückgelassen hast und willst alles wieder so haben, wie es früher war. Plötzlich fehlt all das viel mehr als sonst. Aber sobald du dich mit deiner Freundin vertragen hast, ist alles wieder okay.

Für solche Momente sind Tagebücher da. Denen du deine Gedanken anvertrauen kannst. Dir etwas von der Seele schreiben kannst. Buchseiten werten nicht, sie nehmen nur auf, akzeptieren und helfen dabei, zu reflektieren und zu verarbeiten. Ähnlich wie schlaf. Für manche sieht die Welt ganz anders aus, nachdem sie eine Nacht drüber geschlafen haben. Für andere, wenn sie alles aufgeschrieben haben.

Schreiben ist etwas sehr Persönliches, kann sogar intim sein. Etwas, das man mit niemandem sonst teilen möchte. Du weißt schon selbst, welch ein Vertrauensbruch es ist, sich über diesen Wunsch hinwegzusetzen? Gerade weil ihr ein gutes Verhältnis habt und es für dich augenscheinlich keinen Grund gab, Gefahr im Verzug zu sehen. Es mag Gründe geben, in denen man sich als Eltern gezwungen sieht, in das Privatleben ihrer Kinder einzudringen, aber reine Neugierde gehört meines Erachtens nicht dazu.

Ist jetzt natürlich eine Zwickmühle, deine Tochter ist ja nicht doof und weiß, wo Tagebuch und Hausaufgaben waren. Wenn du jetzt plötzlich mögliches Heimweh ansprichst, da ist der Gedankensprung nicht weit und du siehst dich mit der Frage konfrontiert, ob du ihr Tagebuch gelesen hast. Was dann? Ich würde das Thema an deiner Stelle erstmal ruhen lassen, solange du das Gefühl hast, es geht ihr sonst gut.

17

Ist sie wirklich unglücklich oder überkommt sie das Heimweh nur beim Schreiben?
Ich vermisse meine Verwandten sehr und würde am liebsten ganz oft dort sein. Dort wohnen würde ich nicht mehr wollen.
Abends überkommt es mich dann am meisten. Dann schreibe ich es auf. Die 90% des restlichen Tages schreibe ich nicht auf.

Anschneiden könntest du das Thema, in dem du von dir selbst sprichst.
Dass du an die Heimat denkst. Ohne Wertung.

Vielleicht spricht sie nicht mit dir darüber, weil sie dich nicht traurig machen möchte?
Weil sie verstanden hat, dass es euch hier besser geht; die Gefühle einfach eine Wehmut sind: hier leben wollen, dort vermissen.

Wenn mich das Heim(at)weh überkommt, spreche ich mit Verwandten.
Mir ist wichtig, dass dieser Teil nicht vergessen wird. Dass ich diesen fühlen darf. Auch wenn ich nicht dort lebe oder hinziehe.
Es ist einfach ein Teil von mir.

Zu Hause haben wir z.B. Rituale, Eigenheiten im Alltag, die einfach da sind. Manchmal vergrößert das die Sehnsucht, manchmal lindert das die Sehnsucht

18

Vielen Dank für die Antwort, ich weiß nicht ob sie wirklich unglücklich ist, da ich ihn letzter Zeit sie kaum zu sehen bekomme. Wenn sie zu Hause ist schließt sie sich in ihr Zimmer ein, wenn ich zu ihr gehe und sie frage ob sie Lust hat irgendetwas mit mir zu unternehmen sagt sie "Ich habe zu gar nichts Lust, bin müde, bitte lass mich in Ruhe" und das ist jedes Mal so.

Vielleicht will sie mich ja nicht traurig machen. Aber sie würde mich nicht traurig machen, wenn sie mit mir über ihre Gefühle reden würde.

Liebe Grüße und danke nochmal!

19

Hallo,

ich habe im Teenageralter auch Tagebuch geschrieben und diese hatte ich neulich mal wieder in den Fingern. Ich war tatsächlich erschrocken, wie dramatisierend ich damals geschrieben habe. Man hätte meinen können, dass ich depressiv gewesen sei und es war gut, dass meine Eltern das nie in die Finger bekommen haben. Sie hätten mich einweisen lassen. Ich habe nicht täglich geschrieben, sondern vielleicht 2-3 x pro Woche bzw. wenn irgendwas vorgefallen oder für mich wichtig war. Ich kann mich auch noch an alles erinnern, wenn ich es lese. Aber es war definitiv nicht so dramatisch, wie ich es damals beschrieben habe. Ich denke, mir kam es in dem Moment so vor wie ein Weltuntergang, aber am nächsten Tag sah die Welt wieder anders aus. In dem Alter spielen Hormone und ganz viel Gefühl mit rein. Es sind Momentaufnahmen vom Gefühlsleben, die man da aufschreibt, nicht die Gesamtansicht. Hatte ich Gefühlschaos habe ich es niedergeschrieben um das Chaos im Kopf zu sortieren oder Dampf abzulassen. Ich war und bin schon immer ein sehr optimistischer und lebensfroher Mensch, war immer beliebt und mir ging es psychisch nie schlecht. Ich hatte eine wundervolle Kindheit und Jugend und mir ging es zu jeder Zeit sehr gut. Trotzdem haben Teenies Gefühlsschwankungen. Das wird es auch bei deiner Tochter sein. Wirkt sie denn glücklich? Wenn ja, würde ich gar nichts unternehmen. Lass sie ihre Gefühle niederschreiben.

LG
Lotta