Gedanken 11jähriger Sohn

Hallo, ich habe einen 11jährigen Sohn der einfach wunderbar ist.
Nun hat er heute vor dem Schlafen gehen erzählt, dass er in seinen Gedanken Schimpfwörter benutzt, für mich und seinen Papa. Hure, Nutte, Schlampe etc. Er hat so sehr geweint und sich entschuldigt und gesagt er wäre eine Schande für uns. Mein Bauch sagt mir, dass er einen Entwicklungsschub hat und ich da nicht so viel hineininterpretieren sollte. Ich will es aber auch nicht zu leichtfertig abtun, nicht dass doch mehr dahinter steckt.

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Also erst mal möchte ich dir sagen, dass ich es toll finde, dass er dir gegenüber so offen ist und dir das erzählt. Ist doch ein mega Vertrauensbeweis, dass er mit dir da so offen drüber redet.
Das ist ein Alter, in dem die Kinder vieles "von außen" mitbekommen, es aber vielleicht noch nicht so einordnen können.
Ich denke, ich würde nochmal mit ihm darüber reden und ihm zeigen, dass du es nicht verurteilst (das macht er ja schon selber). Vielleicht so in der Art: "Das ist ganz schön verwirrend, wenn man solche Gefühle und Gedanken hat, oder? Aber weißt du was - alle Gefühle sind ok! Und mir ist wichtig, dass du weißt, du kannst immer mit mir über alles reden. Oder wäre es dir lieber, mit jemand anderem (neutrale Person) darüber zu reden?"
Wenn er dir signalisiert, dass er mit diesen Gedanken total überfordert ist und die letzte Frage bejaht, könntest du ja mal nach Hilfe von außen suchen.

LG
Nadine

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Sorry wenn ich das so sagen muss, aber seine Gedanken sind frei und gehören ihm ganz allein. Dafür muss er sich weder schämen, noch muss es ihm in keinster Weise peinlich sein. Egal was er über euch oder andere denkt, es geht euch einfach gesagt nichts an. Haltet euch da raus und lasst ihm diesen Freiraum.

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Naja..er hat sich aber seiner Mutter anvertraut und ist belastet. Da ist es shcon angebracht nciht einfach zu sagen "deine Gedanken, dein Problem".

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Das ist ein völlig falscher Ansatz. Der Junge leidet eindeutig unter diesen Gedanken und es hat ihn sicher viel Überwindung gekostet, darüber zu sprechen. Dies hat er getan, weil er alleine mit den Gedanken nicht zurecht kommt. Ein "ich halte mich da raus", wenn das eigene Kind über belastende Themen spricht, ist absolut nicht sinnvoll.

Natürlich hast du Recht damit, dass die Gedanken frei sind und er sich dafür nicht schämen muss. Das weiß der Junge aber eindeutig nicht, er schämt sich ja dafür und leidet darunter.

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Für mich als Psychotherapeutin klingt das sehr nach Zwangsgedanken. Wir alle kennen ja das Beispiel, dass wenn jemand "denk nicht an rosa Elefanten" sagt, man automatisch an rosa Elefanten denken muss. Nun machen Gedanken ja allen möglichen Blödsinn, vielleicht weil man einfach frei assoziiert. Die meisten von uns bemerken diese blödsinnigen Gedanken kaum und sortierten sie als irrelevant aus. Also wenn ich den Gedanken habe "ich könnte meine Mutter Hure nennen", würde ich diesen Gedanken als Quatsch abtun und mich nicht weiter damit befassen. Ein Problem wird daraus, wenn man sich so über den Gedanken erschreckt, dass man ihm zu viel Aufmerksamkeit gibt. Man testet den Gedanken aus "meine Mutter ist eine xxx". Wie fühlt sich das an? Denke ich wirklich so? Was hat dieser Gedanke zu bedeuten? Was wenn ich denke "Papa ist ein xxx"? Oh nein, ich bin ein schlimmer Sohn. Ich muss immer wieder xyz denken. Was wenn ich sowas laut sage? Das muss ich verhindern! Ich muss all meine Gedanken sehr gründlich überwachen, damit es nicht schlimmer wird.

Durch den Fokus auf das Thema kommen dann auch schnell weitere Gedanken hinzu, für die man sich schämt und das innere in Zaum halten dieser Gedanken wird zu einer massiven Anstrengung und kann im Alltag sehr beeinträchtigend sein.

Ich weiß natürlich nicht, ob das im Fall deines Sohnes zutrifft. Diagnostik über ein Forum ist natürlich nicht sinnvoll. Aber FALLS es sich um Zwangsgedanken handelt, kann sich daraus eben eine ziemlich ernste psychische Erkrankung entwickeln, wenn man es zu lange laufen lässt. Ein Teil von mir denkt: "Sicher ist sicher, das sollte professionell abgeklärt werden.", der andere Teil denkt "aber was, wenn es bisher noch harmlos ist und von alleine wieder besser wird und das Aufsuchen eines Therapeuten dem Kind erst recht vermittelt, dass die Gedanken ein Problem sind und die Situation sich erst dadurch verschlimmert?".

Es ist auf jeden Fall ein extrem gutes Zeichen, dass er mit dir darüber gesprochen hat. Ich an deiner Stelle würde das Thema so bald wie möglich nochmal aufgreifen. Versuch deinem Sohn zu vermitteln, dass alle Menschen alle möglichen Gedanken haben und dass uns diese Gedanken nicht definieren. Wir alle haben in jeder Sekunde hunderte Gedanken in unserem Kopf herum schwirren. Von manchen sind wir überzeugt, von anderen nicht. Frag ihn, ob er der Überzeugung ist, dass diese Schimpfwörter passende Bezeichnungen für euch Eltern sind, oder ob sie sich für ihn völlig falsch anfühlen. Wichtig ist nicht, was für Gedanken er hat, sondern was seine tatsächlichem Überzeugungen sind - es ist ganz wichtig, dass er das versteht. Sag ihm auch, dass es nicht schlimm ist, dass er solche Gedanken hat und dass er jederzeit mit dir über sowas reden kann und du ihn dafür nicht verurteilst. Frag ihn, ob das die einzigen belastenden Gedanken in seinem Kopf sind, oder ob es auch noch andere Themen gibt. Frag ihn, ob er damit klar kommt, oder ob es ihn sehr belastet.

Wenn er sagt, dass er tatsächlich hinter diesen Gedanken steht und diese als passend empfindet (was ich aber nicht glaube), dann sind es keine Zwangsgedanken, sondern ein Grund, eine Erziehungsberatungsstelle aufzusuchen.

Wenn er sagt, dass er nicht dahinter steht und dass das eh alles neu ist und da keine weiteren Themen sind und er nicht allzu belastet ist, würde ich eben anbieten, dass er jederzeit mit dir reden kann und es dabei belassen.

Wenn du den Eindruck hast, dass da noch deutlich mehr dahinter steckt, wenn er völlig überfordert wirkt oder sagt, dass er noch viele andere schwierige Gedanken hat, dann such bitte umgehend eine/n Kinder- und Jugendpsychotherapeut/in mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie. Diese Therapieform ist bei Zwangserkrankungen am wirksamsten.

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Vielen Dank für die lieben Antworten, ich habe gestern nochmal das Gespräch mit meinem Sohn gesucht.
Er ist wirklich ein so guter Mensch, oftmals denke ich zu gut. Auch in der Schule wird sein Verhalten immer hoch gelobt. Oft habe ich auch Angst, dass seine Art ausgenutzt wird. Er ist Klassensprecher, Streitschlichter usw. Vielleicht auch zuviel für ihn. Ich habe das auch schon in der Schule angesprochen, hier wurde mir gesagt ich solle mir keine Sorgen machen er wäre sehr beliebt und sie passen auf.
Er hatte in der Vergangenheit bereits Probleme, das fing an mit der Kontrolle ob die Tür auch wirklich zu ist, nochmal nachschauen ob das Licht aus ist, Schuhe akkurat nebeneinander stellen usw. Zu dieser Zeit hat er uns immer gefragt ob das was er gerade tut okay ist, er hat uns 100 mal am Tag gesagt dass er uns liebt und sich für alles entschuldigt. Dies war beim Übergang von Grundschule auf die weiterführende Schule. Ich hatte bereits einen Termin bei unserer KA um mir Hilfe zu holen. Es hat aber dann einfach aufgehört. Bis jetzt...
Ich habe ihm gestern gesagt dass wir nicht böse sind, ob dieser Gedanken. Ich habe ihm auch gesagt, dass er auch mal wütend sein darf. Er uns sagen darf wenn er wütend ist, er sich dann auch zurückziehen darf. Er sagte er weiß dass diese Worte nicht zu uns passen und er diese nie benutzen würde. Ich habe ihn auch gefragten da noch was anderes ist, was er verneint hat.
Ich habe ihm gesagt dass er immer auf uns zählen und zu uns kommen kann, wir ihn lieben und beschützen.
Unser Sohn reagiert auch sehr empfindlich auf die sozialen Medien. Er hat kein TikTok, insta und Co, aber auch hier haben wir noch weitere Einschränkungen getroffen, nach Absprache mit ihm. Ich werde jetzt mal abwarten. Sollte ich aber weitere Veränderungen feststellen, werde ich uns Hilfe suchen.

Bearbeitet von Tulpe23
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Hallo, darf ich fragen wie es deinem Sohn mittlerweile geht? Wir haben ein ähnliches Problem 😔 mein Sohn ist auch 11 Jahre alt. Lg

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Hmm...vielleicht hoch gegriffen, aber könnten das Ängste/Zwangsgedanken sein? von der Qualität her sind sie es würde ich sagen? Lässt sich dahingehend vielleicht noch etwas beobachten? Ist er besonders ängstlich? Wie reagiert er auf Stress/Veränderungen?

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Musste auch gleich an Zwangsgedanken denken…Hatte das auch mal eine Weile (anderer Inhalt). Ist sehr sehr belastend.
Oder denkt er nur: Ihr seid doof?