17 Jahre und kein Bock

Hallo,
ich habe im Moment ein sehr großes Problem mit meinem 17jährigen Sohn.
Zu ersteinmal eine kurze zusammenfassung, ich habe mich vor 8 Jahren von meinem Mann getrennt, mein Sohn war 9 Jahre.
Wir sind sehr weit weg gezogen, damit mein Ex uns erstmal nicht findet. Ich habe noch zwei Jungs die sind allerdings inzwischen Erwachsen und wohnen allein.
In den ersten drei Jahren wo ich mit den Jungs alleine war hatten wir es nicht gerade einfach, also es mußte auf sehr viele Dinge verzichtet werden. Nur für den kleinen haben wir alles getan das es Ihm gut geht.( er hat alles bekommen, dafür haben seine Brüder und ich verzichtet)
Jetzt ist er in der 10 Klasse und er sollte sich um eine Lehrstelle kümmern, aber er hat überhaupt kein Bock auf arbeit. Ihm ist alles völlig egal. Wenn ich mit Ihm reden will blockt er sofort ab. Seine Antwort: das ist doch mein Leben und geht euch garnichts an. Gestern hatte wir mal wieder so ein Gespräch, seine Reaktion war mir ist das scheiß egal. Darauf hin habe ich Ihm gesagt : wenn Du 18 Jahre bist kannst Du deine Koffer packen und verschwinden wenn du keine Ausbildung anfängst. Er hat mich kurz angeschaut und gelacht. Und dann kam die Antwort: dann ziehe ich ebend aus.
Ich fragte Ihn wo er dann hin will. Er: ist doch scheiß egal hauptsache weg hier. Seine Antwort hat mir sehr weh getan, ich habe Ihn versucht klar zumachen das seine Brüder und ich für Ihn alles getan haben. Er aber na und da kann ich doch nichts für. Ich frage mich wirklich was habe ich verkehrt gemacht das er so ist. :-( Meine Angst ist das er abrutscht und in der Gosse landet. Nur ich weiß nicht mehr weiter. Übrigens er hört nur Aggro Berlin Musik. Ich glaube auch das diese Musik der Auslöser für sein ganzes Verhalten ist. Denn er will unbedingt nach Berlin und den Sänger Sido kennen lernen. Er selber sagt das Sido sein großes Vorbild ist. Und wer diese Gruppe kennt weiß wovon ich hier rede. Vielleicht kann mir hier jemand einen Tip geben wie ich meinen Sohn doch noch umstimmen kann. Es würde mich tottraurig machen wenn ich meine drohung im nächsten Jahr war machen müsste und Ihn rausschmeiße.

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Hallo!

Ich finde es nicht verwerflich,dass er AgroMusik hört und SIDO kennenlernen möchte.
Aber das was Sido da erzählt ist nicht sein gesamtes Leben und wenn man sich ein wenig damit beschäftigt,weiß man auch das er eine Tochter hat um die er sich kümmert und wo er auch Vater ist und somit eine wichtige Aufgabe übernimmt.

Ich weiß allerdings sehr gut wie sich dein Sohn fühlen muss,weil ich in diesem Alter ähnlich gedacht habe und bittere Erfahrungen machen musste.
Als ich 17 war stand ich kurz vor dem Abitur und hatte null Bock auf Schule.Ich hab geschwänzt,hab alles total locker genommen und mich mit Ach und Krach durch die Schulzeit gezwängt nur um dann zu versagen.
In diesem Moment brach für mich eine Welt zusammen. Ich wollte nur schnell weg von zu Hause und die Möglichkeiten waren auf einmal so begrenzt weil man ohne Abschluss natürlich nichts bekommt.

Als ich diesen Trümmerhaufen vor mir sah, konnte ich mich aufrappeln. Ich habe mein Abi an der Bezirksregierung extern gemacht (was wesentlich mehr Aufwand ist und vorallem insgesamt ein wenig schwerer ist) und hab gelernt das das Leben nicht danach verläuft wie ich Lust habe etwas zu leisten.
Um etwas zu erreichen muss man etwas leisten und bekommt es nicht in den Schoss gelegt.

Aber was ich dir damit sagen wollte ist,dass er vielleicht auch einfach Angst hat zu versagen und im Moment einfach nicht damit umzugehen weiß.
Er weiß nicht was er erreichen möchte und ob er das erreichen kann. Vielleicht weiß er auch selbst nicht was er lernen möchte, in welche Richtung er gehen möchte.
Wenn er die Texte von Sido hört,bezieht er vielleicht auch ein Stück auf sich selbst. Das er versagen wird und in diesem Staat wo eh viel Arbeitlosigkeit herrscht,auch bei Jugendlichen, selbst versagen wird und ohne Lehrstelle darstehen wird.
Er denkt sich,dass er genau wie dies Jungs dort auch sich durchs Leben boxen kann ganz einfach und ohne Probleme der Gesellschaft.

Aber ich denke es wäre der falsche Weg ihn rauszuschmeissen, vorallem ist es bis dahin ja noch sehr lange hin und wenn du immer wieder versuchst auf ihn zuzugehen, dann wird es vielleicht auch klappen.
Vielleicht braucht er auch einfach nur ein paar Erfolgserlebnisse in der Schule oder auch privat.

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Hallo
ich fand deine Antwort sehr aufschlussreich. Ich bin auch Mutter , mein Sohn ist 16 1/2 und legt ähnliches Verhalten an den Tag. Kann mich jetzt vieleicht mal besser in ihn hereinversetzen.

Gruß
Sylvia

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Hallo,
ein Rausschmiß wäre völlig falsch. Frage ihn doch mal, was er denn machen möchte. Vielleicht will er lieber erst einmal eine Zeitlang jobben bevor es sich festlegt? Mach' ihm auch klar, dass es Dich natürlich etwas angeht, wenn er weder eine Ausbildung macht, noch arbeitet - und das alles von Dir finanziert bekommen will. Lass nicht locker, evtl bringt eine Berufsberatung im Arbeitsamt euch weiter?
Paule

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Mach Dir nicht allzugrosse sorgen.
ich bin gerademal knapp 6 jahre älter als er und hatte auch so eine phase.steh zu ihm und schmeiss ihn nicht raus. ich würde heute noch genauso reagieren, wenn man mich indirekt vor die türe setzt.
bezieh ihn doch mal in die verantwortung mit ein. aber freundschaftlich. sag ihm , dass du seine hilfe brauchst und er auch was für dich tun soll. du gehst wahrscheinlich arbeiten und bestreitest den haushalt allein. sag ihm wie schwer dir das fällt und wie schön du es finden würdest, wenn er , der einzigste der noch da is, dir helfen würde. denn auch bei Aggro Berlin sind die mamas heilig ;-) und wenn die Mamas traurig sind und ehrlich ihre gefühle zeigen und nich nur autoritär sein wollen können wir kinder fast nicht anders als unseren hintern bewegen!!
mal abgesehen davon würde Sido ihn heimschicken wenn er ihn tatsächlich treffen würde und sagen: hilf deiner mutter und schau nicht den Nu**en hinterher. ;-)
glaub mir ich kenne ihn! das ganze rumproleten is nur geldmacherei.

also ran an den jungen mann und viel glück

dany ( die nach einer bitterbösen jungend ein super verhältnis zu mama hat und ihre beste freundin is mit der sie wirklich ALLES besprechen kann)

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Hallöchen!
Du schreibst: "In den ersten drei Jahren wo ich mit den Jungs alleine war hatten wir es nicht gerade einfach, also es mußte auf sehr viele Dinge verzichtet werden. Nur für den kleinen haben wir alles getan das es Ihm gut geht.( er hat alles bekommen, dafür haben seine Brüder und ich verzichtet) "
Ich kenn Eure Situation ja nicht, deshalb frage ich: Kann es sein, dass er sich dadurch unter Druck gesetzt fühlt? (Ich jedenfalls hätte als 17-Jährige so gedacht, kann mich noch genau erinnern!) - Ist seine Reaktion die Antwort auf so einen Druck, oder ist er gerade in der "Scheiß-drauf"-Phase oder ist er vielleicht grad überfordert?

Mein Papsch hatte damals (weil ich doch ziemlich "schlimm" war) gemeint: Schau, wenn du die Schule fertig machst, dann hast du zB diese Möglichkeiten ..... und du kannst ungefähr ..... verdienen. Wenn du jetzt die Schule abbrichst, dann ist dein Job möglicherweise ..... und du verdienst nur ..... . - Überleg' es dir, was du machst!
Und dann hat er mich in Ruhe gelassen, war aber immer zur Hilfe bereit, wenn ich um Hilfe für die Schule gebeten habe.
Spaß hat's mir auch nicht wirklich gemacht, aber es hat mir total gut getan, dass mich mein Vater wie eine Erwachsene behandelt hat und mir trotzdem gleichzeitig ziemlich ins Gewissen geredet hat.
Hoffentlich konnt' ich dir ein bisserle Ideen für dein Handeln liefern!
Elisabeth:-)

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Hallo,

musste jetzt echt etwas schmunzeln, hoert sich irgendwie bekannt an. Es ist ja im Normalfall so, dass Eltern andere Vorstellung vom Leben ihrer Kinder haben als deren Kinder tun und mit 17 ist man echt noch zu jung um sich wirklich darueber im Klaren zu sein, was man vom Leben eigentlich will und der macht sich sehr wohl Gedanken darueber, aber der Gedanke ist erschrenkend und schau dir doch mal die Zukunft unserer jungen Leute an, da kriegt man als junger fast Erwachsener doch Muffe Sausen oder?

Jedenfalls bei mir wars so, auch alles scheissegal, hab eh gemacht was ich wollte, bin dann mit ein paar hundert Mark in der Tasche tatsaechlich ausgezogen (mit knapp 18) und hab dann mal hier und da gejobt und tja, diese Jobhopserei hab ich immer noch nicht aufgegeben (bin 27) aber ich bin auch nicht in der Gosse gelandet, hab ne ganz wunderbare kleine Familie und ueberlege mir jetzt ernsthaft doch noch zu studieren.


Also, keine Panik, du wirst den Buben schon richtig erzogen haben, er wird halt erwachsen und setzt sich mit seinen Problemen dann schon selbst auseinander.