Eltern-WG: Zusammenleben trotz Trennung?

Liebe alle,
hat jemand von euch Erfahrung aus einer Familien-WG oder Eltern-WG.
Wir sind gerade in einer Trennungsphase, können aber sehr offen und zivilisiert miteinander umgehen. Da wir beide die Verantwortung für unseren Sohn (fast 3) übernehmen wollen, überlegen wir nun in der gemeinsamen Wohnung zu bleiben. Diese ist sehr groß und bietet die Möglichkeit getrennter Zimmer.
Leider ist die Literatur zum Thema Familien-WG noch recht dünn und wir sind etwas orientierungslos. Habt ihr Erfahrungen? Wie regelt ihr den Alltag? Finanzen? Wie geht ihr mit neuen Partnern (ja ist bei uns Thema) um?
LG

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So wie ihr es plant, bedeutet es, dass ihr beide auf neue Partner, mit denen ihr eine gemeinsame Zukunft mit Zusammenleben haben könntet, verzichtet.

Denn selbst wenn ihr es akzeptiert, dass der andere seinen neuen Partner mit in die Wohnung bringt, um dort
Sex zu haben und zu schlafen, dort mit am Frühstückstisch zu sitzen halb bekleidet, an Weihnachten mit dabei ist, wird ein potentieller neuer Partner eure Konstellation möglicherweise seltsam finden. Fremde könnten daran zweifeln, dass ihr wirklich getrennt seid oder es könnte ihnen schicht zu viel Nähe zum Expartner vorhanden sein.

Stell dir vor, dass du einen neuen Freund hast und gerne mit ihm abends kochen und Fernsehen möchtest, aber dass er mit seiner Exfrau noch zusammen lebt und deshalb dabei sein wird. Gruselig......

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Ich kenne es eigentlich nur so, dass das Nestmodell praktiziert wird und die Eltern abwechselnd in der Wohnung wohnen, damit das Kind in seiner Umgebung bleiben kann.
Als feste WG wäre mir das zuviel Nähe zum Ex.

Zudem bin ich eine quasi neue Partnerin und ich hätte meinem Mann einen Vogel gezeigt, wenn er mir beim Kennenlernen erzählt hätte, dass er noch mit seiner Ex zusammen wohnt.

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Ich kenne eine Beziehung, die seit vielen Jahren funktioniert, obwohl der Mann mit seiner Ehefrau noch im selben Haus wohnt. Kinder gibt es keine. Läuft halt trotzdem, weil emotional für alle alles klar ist. Die Frau hat ebenfalls einen neuen Partner.

Von daher glaube ich, klappen kann alles. Macht es doch erstmal so, wie Ihr es für die aktuelle Situation passend empfindet. Was die neuen Partner angeht: Sollte das Probleme geben, müsst ihr reden und gegebenenfalls doch mehr aufdröseln. Das nimmt Euch ja keiner. Ebenso wenig solltet Ihr Euch da jetzt schon von Dritten reinreden lassen, denn am Ende kann man noch so viele Beispiele nennen, niemand läuft in Euren Schuhen und kann in die Zukunft blicken. Die Einzigen, die dazu auch eine Meinung haben dürfen, sind die neuen Partner. Das sollte selbstverständlich ernst genommen werden.

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Hm, also ich würde das nicht machen, ganz ehrlich. Ich glaube dir schon, dass ihr beide damit sehr gut umgehen könnt. Aber bleibt das so? Und ob neue Partner mit dieser Situation genauso gut umgehen können? Wollt ihr das nur eurem Sohn zuliebe so machen? Ich denke, dass es auch für ihn einfacher wäre, wenn klare Grenzen gezogen werden und jeder seinen eigenen Haushalt hat.
Ich jedenfalls wäre nie zu meinem Freund gezogen, wenn da noch Ex samt Kind im Haus sind. Da wäre ich mir immer als 5. Rad am Wagen vorgekommen.

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Ich denke Sinn macht das nur kurzfristig, wenn ihr gleich vorher festlegt wie neue Partnerschaften gehandhabt werden. Also das das Momentane eine Übergangslösung ist, und dass die neuen Partner da vielleicht nicht gleich mit in die Hütte geschleppt werden. Und wenn da dann was sich abzeichnet das ganze zum Nestmodel gewandelt wird oder eben Wechselmodell. Eine Dauerlösung ist es glaube ich nicht.

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Ich habe damals noch ein paar Monate nach unserer Trennung mit im Haus gewohnt, weil ich so schnell keine Wohnung bekommen habe. Ich muss sagen es war wirlich komisch. Plötzlich hatten mich gewissen Themen nicht mehr zu interessieren. Es war so ein umeinander rumschleichen. Keiner von uns beiden Erwachsenen hat sich wirklich wohl gefühlt. Und wir haben uns wirklich ganz einvernehmlich getrennt. Also wir kamen damals mit dem "WG-Leben" gar nicht klar. Und ich war sehr froh, als ich meine Wohnung hatte.

Die Kinder (damals 1,5 und 4) kamen damals mit der WG-Situation auch nicht klar. Sie haben so unendlich feine Antennen. Sie haben die geänderte Stimmung nach der Aussprache der Trennung sofort gespürt. Und dann haben sie das auch direkt in ihrem Wesen und im Verhalten gespiegelt. Als ich dann ausgezogen war, hatte ich schlagartig meine fröhlichen unbeschwerten Kinder wieder. So, dass sogar der Kindergarten es bemerkt hat. Dann war die Situation für sie zwar neu aber überschaubar. Sie wussten jetzt woran sie sind.

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Hi! Schön, dass auch du dir dieses Modell überlegst.
ich habe das 5 Jahre lang gemacht . ich ging davon aus, dass es ein (Kinderleben) so halten wird.
Mein jetziger Partner hat es knapp 2 Jahre gemacht.

Tipps:
Trennung:
Nach Außen und Innen klarstellen, dass ihr getrennt seid - auch wenn das ein Prozess ist - am Anfang gab es Versuche gemeinsam Zeit zu verbringen als Familie - nicht als Paar

Finanzen:
je früher desto besser: Klarheit stellen. Ob es eine 50% 50% Lösung ist, oder gemessen am Einkommen oder gemessen an einer Zukünftigen Scheidung - das entscheidet ihr. Haltet es so fest, dass es keine Missverständnisse geben kann

Zeit:
Ich kann nur für mich und die Erfahrung einer guten Freundin sowie meines jetzigen Partners reden:
Eine Eltern-WG hat ein Verfallsdatum. Der eine oder andere wird es irgendwann mal nicht mehr "aushalten". Privatsphäre und Toleranz haben Grenzen. und das ist auch menschlich.

Alles Gute.

Für weitere Fragen gern PN