Umgangsrecht Ex-Partner meiner Frau

Hallo zusammen, ich habe mal eine etwas schwierigere Frage mit langem Ausholen.

Meine Frau hat mit Ihrem Ex-Partner zwei gemeinsame Kinder und beide haben bis jetzt das gemeinsame Sorgerecht. Der größere von den Beiden hat bis März bei seinem Vater gelebt. Nun haben wir ihn bei uns, weil der Vater in Drogengeschäfte verwickelt war und sowieso schon eine extrem kriminelle Vergangenheit hat. Das Jugendamt ist, weiß der Teufel warum, der Meinung, dass das Kind wieder zu ihm zurück gehen soll. Dazu gibt es im Juni jetzt auch eine entsprechende Gerichtsverhandlung um den gewöhnlichen Aufenthaltsort festzulegen. Das JA hat hier auch eine Familienhilfe, welche beim Vater installiert war, für begleiteten Umgang eingesetzt. Und diese macht es uns auch nicht gerade leicht. Ich allein habe drei Jobs und arbeite rund 260 Stunden im Monat, um allen etwas bieten zu können. Meine Frau ist Aufstocker mit zwei Minijobs und wir haben einen extrem ausgelasteten Alltag mit den Kids, der Familie und der Arbeit. Ich denke Ihr wisst ja alle was dazu gehört.

Nun bekommen wir ein gemeinsames Kind und unser Alltag wird noch weiter ausgelastet.

Wie sollte der Umgang mit dem Ex-Patner nun gestaltet werden? Welcher Vorschlag ist dafür bei einer Verhandlung angebracht? Das JA ist der Meinung, dass wir einmal wöchentlich 30 km in einen anderen Ort fahren sollen, um dem Vater 2 Stunden Umgang zu gewähren. Dieser ist allerdings arbeitslos und hat wirklich den ganzen Tag nichts zu tun und wir sind der Meinung er kann auch zu unserem Wohnort fahren und seinen Umgang wahrnehmen. Ist es legitim, dem Gericht diesen Wunsch/Vorschlag/Wille zu unterbreiten? Zusätzlich möchte der Vater aller zwei Tage Videotelefonie machen, was wir für ziemlich übertrieben halten. Wird das Gericht das auch so sehen? Werden die privaten Umstände wie Job, Familienleben usw. mit einbezogen bei der Verhandlung?

Wie ist eure Meinung dazu? Habt ihr Anregungen, Gedanken usw., die uns hier eine Richtung geben können?

Vielen Dank im Voraus und falls Fragen sind gern einfach fragen!

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Hallo,
wie alt ist denn das Kind?
Alle zwei Tage Videotelefonie finde ich, je nach Alter nicht schlimm. Oder warum stört dich das?

Den Wunsch, dass der Vater zu euch kommt, kann ich nachvollziehen.

Liebe Grüße

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Hallo, der Kleine ist 2 Jahre alt und wird im November 3. Ich bzw. wir finden es übertrieben, da der Kleine überhaupt kein Interesse an der Videotelefonie hat und wir ihn sozusagen immer vor die Kamera ziehen sollen/müssen. Wäre er jetzt in einem Alter wo er es unbedingt möchte, dann gäbe es da auch kein Problem. Er könnte in sein Zimmer gehen und gerne eine Stunde mit dem Vater telefonieren. Aber so ist es für alle Beteiligten einfach nur nervig und ergibt wenig bis gar keinen Sinn.

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Ja ok. Klar da ist er noch zu jung. Deswegen hatte ich nach dem Alter gefragt.

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Schwierig. Ich kann euch nur zu einem sehr guten Anwalt raten und mit dem solltet ihr diese Fragen besprechen.

Du bekommst ja jetzt bald ein eigenes Kind, stell dir mal vor, du dürftest es plötzlich nur noch einmal die Woche sehen. Ich verstehe da den Wunsch nach Video-Telefonie und die muss ja auch nicht lang gehen. Alle 2 Tage 5-10 Minuten sollten sich doch einrichten lassen.

Wie der Umgang dann abzulaufen hat, wird letztlich das Gericht entscheiden. Euer Vorschlag klingt ja aber nicht verkehrt, ihn zu euch einzuladen.

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Erst mal eine Frage: Drogengeschäfte und extrem kriminell - ist das bestätigt/bewiesen/verurteilt oder eine Vermutung? Das spielt schon mal eine große Rolle.

Dann verstehe ich natürlich, dass das alles sehr stressig ist, aber eure vielen Jobs und das neue Baby sind natürlich keine Gründe, das umgangsrecht von dem Jungen und Vater einzuschränken.
Ist er 30 km weg gezogen oder ihr? - eine Freundin musste immer den Weg ‚übernehmen‘ weil sie weg gezogen ist und der Vater ja ‚nichts dafür konnte‘ (ob das sinnig ist oder nicht sei mal dahin gestellt).
Sind diese Treffen begleitet? Dann bestünde ja vielleicht auch die Möglichkeit sich abzuwechseln oder räume des JA zu nutzen

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Ich kann verstehen, dass euch die Fahrerei zum Ex für den Umgang sehr stresst.
Wenn ihr euch alle gut vertragt finde ich die Idee den Vater zu euch einzuladen schön.
Hat er denn ein Auto oder gibt es eine gute Verbindung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln die das ermöglicht?
Wenn er jetzt mit Bus und Bahn stundenlang unterwegs wäre finde ich es schon schwierig.
Vielleicht kann man sich auch abwechseln?

Videotelefonie ist in dem Alter natürlich noch nicht so richtig toll. Auf der anderen Seite ist es ja schon schön wenn der Vater sich für das Kind interessiert. Wenn das ein liebevoller Vater ist der Termine mit dem Kind verlässlich wahrnimmt ist er auch für seinen Sohn bestimmt ein großer Gewinn. Das ist ja erstmal unabhängig davon was er in seinem Leben sonst verbockt. Vielleicht kann man ein schönes Ritual für die Videotelefonie finden.
Zum Beispiel als Tagesabschluss Abends im Bett. Dann kann er dem Papa noch von seinem Tag erzählen, vielleicht liest er dem Jungen noch eine Geschichte vor...
Das könnte euch auch ein bisschen Freiraum verschaffen wenn ihr euch um das Baby kümmert.

Du hast geschrieben deine Frau hat 2 Kinder mit dem Ex. Wie läuft es denn mit dem anderen Kind?

Wenn ihr dem Jungen eine sichere, liebevolle Umgebung bieten könnt wäre es für den Jungen sicher schön mit seinen Geschwistern bei euch zu leben. Dafür würde ich mir auch einen guten Anwalt nehmen.
Hinterfragt aber bitte euch selber kritisch warum ihr den Kleinen bei euch haben wollt und ob eure Zeit und Kraft für 3 Kinder ausreicht.

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Hey Felix,

Wie alt ist denn der Größere? Warum war er beim Papa geblieben? Wie begründet das JA, dass es pro gewöhnlichem Aufenthaltsort beim Vater ist?

Ohne euch zu nahe treten zu wollen, aber es muss ja auch auf eurer Seite Probleme geben oder gegeben haben, anders kann ich mir den Standpunkt des Jugendamts nicht erklären?

Als Juristin habe ich dir folgende Tipps:
Stellt euch mit dem JA gut. Nicht immer, aber sehr oft, hat die Anhörung der Mitarbeiter vor Gericht große Auswirkungen.
Je nachdem, wie alt der Größere ist, wird er vom Richter angehört und auch sein Wunsch wird berücksichtigt werden.

Vielleicht habt ihr die Möglichkeit, doch noch einen Kompromiss mit dem Vater zu finden? Über eine Mediation beim Jugendamt beispielsweise.

Wie ist denn die Kinderbetreuung geregelt? Kann der Vater, arbeitslos, da nicht auch einiges übernehmen?
Wie ist das mit den Drogengeschäften? Als der Sohn bei ihm lebte, war er zuverlässig?

Habt ihr einen Anwalt?
Gibt es Beistandschaften beim Jugendamt für die Kinder?

Alles Gute für euch!