Kind bei Wunsch wieder zurück zur Mama am Papawochenende?

Hallo liebe Patchworkerfahrene oder auch Alleinerziehende, das Thema passt sowohl hier als auch im anderen Forum, denke ich.

Ich wüsste gerne mal, wie andere Mütter und Väter folgende Situation beurteilen:

Mein Freund hat einen vierjährigen Sohn, um den er sich von Anfang an intensiv gekümmert hat. Bei der Trennung von der Mutter war der Kleine 1 Jahr und vier Monate alt. Seitdem hat der Vater ihn fast täglich betreut, auch die Eingewöhnung im Kindergarten mit 2 Jahren gemacht und letztes Jahr im Sommer begannen auch Übernachtungen beim Papa. Er verbrachte von Sep letztes Jahr bis diesen Juli ca die Hälfte der Nächte und Tage mit seinem Vater. Ich schreibe dies, um deutlich zu machen, dass mein Freund ein wirklich engagierter und liebevoller Vater ist und eine starke Bindung zu seinem Sohn hat.

Leider beschloss die Mutter einfach, dass es dem Kind beim Vater nicht mehr gut ginge und reduzierte die Nächte beim Vater auf vier pro Monat. Vorher war sie mit dem Kind zwei Wochen bei der Familie in Österreich und in der WG meines Partners hatte jemand Corona, so dass der Junge nicht zum Vater konnte. So sah er seinen Vater drei Wochen nicht. Seitdem behauptet die Mutter, dass es dem Kind nicht gut täte beim Vater zu übernachten.

Die beiden Eltern können generell nicht gut miteinander sprechen und die Tatsache, dass ich dann vor anderthalb Jahren ins Spiel kam, stellt die Mutter wohl auch vor Herausforderungen.

Es fanden Gespräche beim Jugendamt statt...die Mutter rückte nichr von ihrem Standpunkt ab.

Mein Freund möchte weiterhin viel Zeit mit seinem Sohn verbringen und der Kleine ist mit ihm wirklich total fröhlich und ausgeglichen. Er möchte nichr nur Wochenendpapa sein, sondern aktiv am Leben und der Erziehung des Kindes mitwirken.

Nun wurde vor Gericht ein Vergleich beschlossen. Der Junge soll nun jedes zweite Wochenende von Fr-Mo beim Vater sein, außerdem noch nach dem Mamawochenende immer von Mo auf Di. Die Eltern haben sich zu geneinsamen Gesprächen bei der Erziehungs- und Familienberatung verpflichtet, das paritätische Wechselmodell soll langfristig angestrebt werden.

Außerdem ist der Vater verpflichtet, die Mutter anzurufen, wenn der Junge nach Hause möchte. Und genau das ist heute passiert. Wie seht ihr das?

Meine Kinder leben auch im Wechselmodell und wir hatten in dem Alter auch mal den Fall, dass meine Tochter zum Vater wollte...einmal haben wir das gemacht und dann beschlossen, dass wir den Kindern ganz klar sagen, das es das nicht mehr gibt. Ich denke, dass es normal ist, wenn man beim Einschlafen ab und zu Sehnsucht nach Mama oder Papa hat. Nur sollte man doch ein vierjähriges Kind das nicht entscheiden lassen. Ich denke das Hauptproblem besteht darin, dass dir Mutter nicht wirklich glaubt, dass es ihrem Sohn auch beim Vater gut geht.

Nun fährt mein Freund den Kleinen grad zu seiner Mutter. Mich macht das wirklich traurig. Wie handhabt ihr das denn so?

LG Sunny

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Ich finde es seltsam, das der Richter angeordnet hat die Mutter zu benachrichtigen wenn das Kind den Wunsch äussert, zu ihr zu wollen. Was soll das denn bringen, welche Einigung soll gefunden werden, gerade wenn die beiden Elternparteien nicht gut miteinander können.

Ich würde es auf gar keinen Fall machen, bei uns war das der Anfang von einem langjährigen mühsamen Prozess. Das Kind hatte Heimweh nach Mama, rief sie an, wurde abgeholt (gegen den Willen des Vaters wohlgemerkt). Danach ging es über 2 Jahre so, bei jedem Umgangswochenende rief da Kind Mama an und wollte nach Hause. Die KM hat da schön mitgespielt, hat ihr gefallen. Bis sie dann selber wieder einen Partner hatte und merkte "Oh Schreck! Ich habe ja nicht eine einzige Nacht für mich/uns ohne Kind" Also entschied sie von jetzt auf gleich "Kind schläft an den Umgangswochenenden wieder bei dir das wird mir zu viel!" Das Kind konnte das Heimweh natürlich nicht einfach per Knopfdruck abschalten und so hatten wir ein nächtelang (!!) weinende Kind bei uns, bis die Mutter es schlussendlich doch nachts um 2 abholen musste weil es einfach nicht mehr ging! Unser aller Nerven lagen blank, daher ist mein Mann die Woche darauf zu einem Anwalt. Das ganze ging vor Gericht. Dort wurde entschieden, dass das Kind langsam wieder an die Übernachtungen bei uns gewöhnt werden muss. Erstmal nur eine Nacht, dann wieder erhöhen auf 2 usw..

Lange Rege kurzer Sinn: Ich würde ganz sicher nicht die KM jedes Mal anrufen, wenn das Kind Heimweh hat. Lasst das Kind mit der KM gegen Abend telefonieren, so ca. 17 Uhr, später würde ich nicht.. 17 Uhr ist noch später Nachmittag, da hat das Kind ggf. noch anderes im Kopf als an Heimweh zu denken. Je nachdem wie hinterlistig die KM ist würde ich die Telefonate mithören (bei uns leider passiert, dass die KM heimlich dem Kind eingeredet hat es wolle doch sicherlich nach Hause und im eigenen Bett schlafen und nicht bei Papa), das nur so als Tipp. Alles Gute.

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Wenn der Vater gerichtlich verpflichtet ist, dann erübrigt sich die Frage doch.

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Ich präzisiere mal: Der Vater soll die Mutter anrufen, um ihr mitzuteilen, dass das Kind zu ihr möchte und die Eltern sollen dann eine gemeinsame Lösung finden. Deshalb meine Frage, wie andere das sehen.

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Hallo,

ich würde unterscheiden, ob der Wunsch nach Mama aus der Situation heraus ist (er bekommt z.B. die gewünschte Süssigkeit nicht und möchte dann zur Mama) oder ob es wirklich sein Bedürfnis ist, zu seiner Mama zu gehen weil er sie vermisst oder sich nicht gut fühlt.

Also wenn er sich wehtut und den Wunsch direkt äußert nach Hause zu gehen würde ich erst versuchen zu trösten und dann abwarten, ob der Wunsch wiederholt wird.

In der jetzigen Situation würde ich mich aber auch im Sinne des Kleinen an den Beschluss des Gerichtes halten. Sonst könnte es irgendwann zu der Situation kommen, dass der Kleine gar nicht mehr kommen möchte weil er Angst hat, dass er bei Bedarf nicht zu seiner Mama kann.

Bei unserem großen Sohn war ich auch vier Jahre alleinerziehend. Allerdings haben mein Exmann und ich uns als Eltern immer gut verstanden und es kam nie zu Konflikten. Wenn Sohnemann am Wochenende bei seinem Papa war und nach Hause wollte haben wir erstmal telefoniert und da konnte ich schon gut heraus hören, ob er wirklich nach Hause möchte oder vielleicht auch nur meine Stimme hören wollte und sich vergewissern wollte, dass ich noch "da" bin. Aber wir haben ihn und seine Gefühle und Bedürfnisse immer ernst genommen. Unser gemeinsamer Sohn ist mittlerweile 18 und hat sich schon oft bei uns bedankt, dass wir trotz Trennung und Patchwork weiter gemeinsam seine Eltern waren.

Liebe Grüße
Delenn

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Sorry, aber hier geht ja um das gekränkte Ego eines Erwachsenen und nicht um das Kind.
Ich kenne solche Situationen zu genüge, leider leider.

Und dann setzt man sich mal hin und probiert sich in den kleinen Menschen reinzudenken, wie es in ihm wohl aussehen mag und wer weiß was bei der Mutter gelaufen ist, schluckt seinen "Stolz" runter und plant das nächste Wochenende.

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Wessen Ego ist gekränkt? Das des Vaters? Ich denke nicht, dass sein Ego gekränkt ist, er war einfach nur sehr traurig, dass er seinen Sohn wieder zur Mutter bringen musste.

Heute morgen schickte der Kleine dann fröhlich eine Sprachnachricht, dass er nun wieder zu Papa möchte. Nun bin ich gespannt, wie es heute Abend wird...

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„wie handhabt ihr das so?“

Wir erziehen unsere Kinder Bedürfnisorientiert und sind damit wirklich gut gefahren.
Bei der Trennung damals waren sie 3 und 4. Das Wichtigste war hierbei für uns Eltern damals ( wie heute) das Seelenheil der Kinder.
Wir hatten uns auseinander gelebt- dafür können die Kinder aber nichts! Deshalb stellten wir unsere eigenen Belange hinten an und schauten genau, wie es für die Kinder am besten ist. Wir bezogen sie, so klein sie waren, in die Umgangsentscheidungen mit ein. Sie bekamen es so, wie sie es sich wünschten. Mit der Info, dass das auch änderbar ist, wenn wir feststellen, dass es einem Kind wirklich nicht gut geht damit. Somit waren sie unseren Entscheidungen nicht komplett hilflos ausgeliefert. Bis heute geht es jedem Kind sehr gut damit. Sie können sich mit zunehmendem Alter ja immer besser ausdrücken und finden es heute immer noch gut so, wie damals entschieden. Aber auch ein 4 jähriger weiß, was er möchte. Den Weitblick behalten natürlich die Eltern.
Wir haben einen vernünftigen Weg zusammen gefunden und arbeiten weiterhin als gutes Elternteam für die Kinder zusammen. Tauschen uns aber auch gut miteinander aus, die Stimmung war und ist immer gut.

In eurem Fall können die Eltern nicht gut zusammen reden. Erziehungsberatung sowie richterliche Entscheidungen wurden in Anspruch genommen. Das ist gut.

Es wäre schön, wenn sich beide Elternteile klar machen könnten, dass das Wichtigste das Wohl des Kindes ist und wirklich NUR im Sinne des KINDES handeln würden.

Ich finde das Anstreben des Wechselmodells gut, die momentan geltende richterlich festgelegte Regelung ebenso.
Aber stur muss man das doch auch nicht durchziehen. Soll heißen:
Wenn das Kind also bei Umgängen zur Mama will - warum sollte man es dann nicht hinfahren? Bricht einem da ein Zacken aus der Krone? Denkt man nicht eher: ICH habe jetzt aber Umgang. Es ist MEINE KindZeit? Warum ist man als Erwachsener verletzt, wenn das Kind das Bedürfnis äußert zum anderen Elternteil zu wollen? Stellt euch diese Frage mal ehrlich.
Genauso würde es sich andersherum verhalten. Wenn das Kind während Mama Zeiten zum Papa will, könnte man das doch auch möglich machen.

Mein Apell: denkt an das Kind und nicht an die eigenen Belange. Euer Kind wird es euch danken.
Macht kein Tauziehen. Das Kind liebt beide Eltern gleichermaßen.

Alles Gute,
Cersei

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Hallo :-)

Hier war es vor einigen Jahren ähnlich. Die ersten 2 - 3x haben wir bzw hat der Papa den Sohn dann zu Mama gebracht, wenn er das wollte und weinte. Aber dann haben wir gesagt, dass das so nicht geht und wir nicht ständig so springen und durch die Gegend fahren können, wie es ein 4-jähriger gerne hätte. Teilweise nachts um 1 Uhr, wenn er wach wurde oder so.

Letztendlich war es so: Weinte der Kleine bereits bei Übergabe bei der Mutter, dann hat ihn mein Mann gar nicht erst mitgenommen.
War alles gut und er kam mit, blieb er auch (Freitag bis Sonntag) - da gabs keine Diskussion mehr.

Inzwischen sind zirka 8 Jahre vergangen und das Verhältnis zwischen allen Beteiligten ist sehr gut geworden :-) Der Umgang findet unverändert alle zwei Wochen von Freitag - Sonntag statt.

Alles Gute euch #klee

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Vielen Dank euch allen für eure Erfahrungen und Sichtweisen ...das hilft mir schon mal weiter.

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Hi
Mein Exmann bringt unseren Sohn zu mir wenn er wirklich nach Hause will. Bisher habe ich immer noch versucht das ganze irgendwie zu beruhigen aber bei uns liegt es daran dass mein Ex gefühlsmäßig sich nicht in das Kind hinein versetzen kann. Es hat also meistens Gründe warum unser Kind zu mir möchte.
Sehr schade und sehr traurig. Vielleicht könnt ihr Mal reflektieren ob es da etwas gibt!? Und sonst hat hier auch abends telefonieren geholfen.
Ich könnte mir vorstellen dass das ganze eher schlimmer wird wenn man den Wunsch des Kindes komplett ignoriert