Hallo zusammen,
ich brauche eine Einschätzung von außenstehenden Menschen (und bitte Euch bei Kritik fair zu bleiben!).
Einleitung:
Zuerst, damit das ganz deutlich gesagt ist: ich LIEBE meinen Sohn. Und es tut mir unfassbar leid und auch weh, dass wir nun diesen Schritt gegangen sind! Ich wünschte, es wäre nie so weit gekommen! Wir haben es uns nicht leicht gemacht. Sollte ich im Text nicht emotional genug klingen, liegt das einzig und allein daran, dass ich mich auf das ganze Ausmaß meines Textes konzentrieren muss.
Zur Situation:
Unser Sohn wird bald 19 Jahre alt.
Er wohnt eigentlich noch zuhause und befindet sich in einer schulischen Ausbildung. Er bekommt die Ausbildung von uns bezahlt (Schulgeld sowie Material) und zusätzlich ein Taschengeld von uns. Er hat keinen Nebenjob.
Ein FSJ haben wir vorab zur Berufsfindung ebenfalls kostenlos unterstützt. Insgesamt also jetzt 2,5 Jahre.
Zur Vorgeschichte:
Sohn hat ADHS diagnostiziert bekommen als er 8 Jahre alt war. Es gab unzählige Unterstützung für ihn und uns die wir uns gesucht haben.
Damals mit Ergotherapie begonnen, anschließend Wechsel zur Förderschule, daneben Psychotherapie (Verhaltenstherapie), Wechsel in Kl. 5 zur Regelschule, der Einsatz einer Familienhilfe für ihn, immer wieder kehrendes oppositionelles Verhalten, Stehlen, Lügen. Die weiterführenden Schule haben wir nur knapp mit Hängen und Würgen und nicht zuletzt meines unermüdlichen Einsatzes geschafft.
In Kl. 9 gab es einen 4 monatigen Ausfall weil wir ihn stationär in eine psychiatrische Klinik gebracht haben. Der Aufenthalt teilte sich auf in 4 Wochen stationär, 3 Monate ambulant.
Das war eigentlich das erste Mal (!) in all den Jahren, dass wir eine positive, länger anhaltende Veränderung sahen!
Dann kam Kl. 10 und wir erreichten den Hauptschulabschluss.
Dazwischen ist unglaublich viel passiert. Immer wieder Lügen, Klauen, Hausverbote in Supermärkte die er nicht einhielt etc pp
Grenzen haben wir ganz sicher aufgezeigt.
Das was ich schreibe sind eigentlich nur wirklich kurze Sequenzen - dazwischen war noch viel mehr!
Wir sind erschöpft und müde dieses sich jahrelang anfühlenden Kampfes! Das Hoffen und Unterstützen immer und immer wieder und doch ändert sich nicht viel.
Bitte Kommentar weiterlesen...
Mit fast 19 von Zuhause raus geworfen!
Bin selber mit ADHS diagnostiziert und kann dir nur meine Meinung sagen: Ich hätte auch so gehandelt wie ihr. Wahrscheinlich schon viel früher ein Auszug in eine Jugend-WG oder Ähnliches initiiert.
Viele Menschen, die selber nicht betroffen sind, sehen ADHS oft als Entschuldigung/Erklärung für jegliches Verhalten. Das macht es für Betroffene aber leider nur sehr bequem und langfristig auch schwieriger.
ADHS ist keine Behinderung oder psychische Erkrankung wie bspw eine bipolare Störung. Ja, in vielen Dingen tut man sich erheblich schwerer als der Durchschnittsmensch, deswegen ist das aber kein Freifahrtschein oder die Erklärung dafür, warum man sich wie das größte Ars****** verhalten darf.
Ihr habt eurem Kind sehr viel Unterstützung erwiesen. An deiner/eurer Stelle finde ich es aber wichtig, dass ihr gut auf die Familiendynamik achtet. Die sollte nicht von einem Kind so aus den Wogen gebracht werden! Mit dem Auszug/Rauswurf ist damit schon mal der erste Schritt getan. Im Übrigen ist euer Sohn mit 19 Jahren volljährig und schadenersatzpflichtig. Die € 15.000 würde ich so nicht auf mir sitzen lassen, sondern einklagen. Das wäre genau jetzt der beste Zeitpunkt, um ihn zu läutern. Nach ein paar Jahren kann man immer noch sagen "Ja okay, ist mittlerweile gut, die letzten paar Tausend Euro musst du uns nicht mehr geben. Damit zahlst du jetzt besser in Fond/ETF oder so ein".
Mehr noch: er begeht nun Straftaten.
Im Januar diesen Jahres wurde er "erwischt", weil er ein Bild von sich in einem Messenger an ein Mädchen geschickt hat. Ich muss glaube ich nicht erwähnen, um WAS für ein Bild es sich gehandelt hat, oder?
Verfahren: eingestellt
Im Mai diesen Jahres dann das nächste: mein Sohn gibt vor, über das Wochenende bei einem Freund zu schlafen. Soweit kein Problem. Er ist volljährig.
Mein mann und ich fahren über besagtes Wochenende weg. Während ich packe, klaut mein Sohn den Schlüssel unseres Autos (Zweitschlüssel) und fährt den Neuwagen am selben Abend gegen 23 Uhr zu Schrott.
Wirtschaftlicher Totalschaden. (15.000€)
Diebstahl in Tateinheit mit unerlaubte Fahren OHNE Fahrerlaubnis.
Verfahren: eingestellt
Auf dem Schaden blieben wir sitzen. Versicherung zahlt nicht wenn Kinder aus der Familie an die Schlüssel kommen.
Wir hatten einige Gespräche und Streß, dass kann man sich denken.
Wir wollten einfach nur, dass er Verantwortung übernimmt und sich einen Nebenjob, der für ihn zumutbar ist anfängt um wenigstens den "guten Willen" erkennen zu lassen. Kleine Beträge, egal wieviel wären ein Zeichen gewesen. Leider blieb die Suche fast aus - Stattdessen wurden wir auch hier wieder belogen. Nachdem ich recherchiert habe und angebliche Vorstellungsgespräche mal telefonisch abgefragt hatte wußte ich, wir werden angelogen.
Wir haben ihm eine Deadline für einen Job gesetzt: nichts passiert. Ausreden dafür werden immer besser.
August: wieder Diebstahl. Bei anderen Personen. Von einer anzeige wurde abgesehen.
Bedeutet: er muss oder musste NIE die Konsequenzen seines eigenen Handelns übernehmen. Und wenn ich es einfordere wird sich widersetzt. So einfach ist das.
Ich bin allerdings nicht mehr bereit, einem mittlerweile 19-jährigen Ich-bezogenem Menschen weiter die Möglichkeit zu geben das Vertrauen mit Füße zu treten und DIESES Verhalten zu unterstützen.
Wir haben ihn dann angekündigt "raus geworfen" mit dem Zusatz, dass er jederzeit wieder kommen darf, wenn er sich einen Nebenjob gesucht bzw. einen Job tatsächlich auch hat!!
Das ist nun 3 Wochen her.
Seinerseits keine Meldung bei uns.
Im Gegenteil.
Ich werde bei WhatsApp blockiert, Anrufe von mir ebenfalls.
Kontakt nicht möglich.
Aber was jetzt passiert, ist eigentlich viel schlimmer als den Wagen an die Wand zu fahren.
Er verbreitet nun Lügen und böse Dinge (hauptsächlich über mich) um sich so Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Das hat dazu geführt, dass er sein momentanes Praktikum (mit Benotung) verloren hat, da mich die Kollegen von ihm kennen. (Er ist im sozialen Bereich)
Das Praktikum wurde seitens der Leitung abgebrochen und ich darüber informiert.
Es ist das eine wenn man soviel Chaos veranstaltet, Straftaten begeht. Schlimm genug möchte man meinen.
Aber mich jetzt mit Sch**** zu bewerfen war für mich das endgültige Aus!
Ich muss gestehen, dass ich da trotz aller Muttergefühle nicht mit umgehen kann und auch nicht weiß, ob ich das einfach verzeihen kann.
Wenn es nach mir geht, darf er sich (er hat Menschen die ihm gerade Unterstützung geben) nun endlich um sich selbst kümmern.
Eine Rückkehr in unser Haus ist für mich nicht denkbar.
Hört sich brutal an,,aber er hat euch blockiert, weiss aber, dass er sich jederzeit wieder melden kann, wenn er Hilfe braucht. Nehmt ihn nicht wieder auf!
Weia, meine Eltern konnten ihre Autoschlüssel jederzeit offen rumliegen lassen, wir hätten nicht mal dran gedacht, mit oder ohne Führerschein das Auto zu nehmen ohne zu fragen.
Ich möchte nur mal auf das Thema Nebenjob eingehen. Ich verstehe nicht so recht, warum er sich einen Nebenjob suchen soll. Er ist anscheinend nicht sehr belastbar, er sollte seine Kraft doch voll für seine Ausbildung aufwenden.
Ich hätte ihn auch nicht rausgeworfen (so kommen Menschen erst recht auf die schiefe Bahn), eher eine WG gesucht oder sowas, wenn er nicht mehr bei euch leben soll.
Weil er knapp 15.000€ Schaden verursacht hat, indem er bewusst als Erwachsener Mensch ohne Führerschein ein Auto geklaut hat und dieses Schrott gefahren?
Würdest du ihm bei sowas wirklich sagen "jeder mal mal fehler, das zahlen wir dir natürlich Schätzchen?" Kann ich mir nicht vorstellen 🙈
Letztendlich ist keinem geholfen, wenn er ohne Ausbildung und Wohnung auf der Straße landet.
Ich bin etwas irritiert.
Die Verhaltenstherapie schlug nicht an. Von medikamentöser Einstellung lese ich nichts?
Hat er einen Grad der Behinderung oder ähnliches?
Was hat das Jugendamt zu der ganzen Misere gesagt?
Beschreib doch mal genauer: wie seid ihr mit den einzelnen Fällen umgegangen? Konntet ihr je richtig mit ihm darüber sprechen? Nur ein einziges Mal? Habt ihr überhaupt emotionalen Zugang zu ihm?
Ich lese viel über deine Meinung. Seine ist offensichtlich eine andere. Ich würde da - nachdem ich einfach nur deinen Text gelesen habe - nicht unbedingt davon ausgehen, dass er dich mit Scheiße bewerfen will. Sondern dass er tatsächlich so empfindet. Für mich liest es sich so, als hättet ihr in all den Jahren noch nie einen echten Zugang zu ihm gefunden. Es liest sich, als schreibst du über einen Fremden...
Ein ADHSler soll sich mal eben einen Nebenjob suchen... Hmpf. Bitte entschuldige meine Meinung: das konnte nicht gut gehen.
Wie wurdet ihr über seine Behinderung informiert? Hattet ihr Kurse, Kur, Hilfe für betroffene Angehörige, Selbsthilfegruppe...?
ADHS ist keine Behinderung..
Eine Behinderung nicht, aber eine Erkrankung die Ihm die Wege versperren kann Arbeit zu finden wenn diese nicht evtl. medikamentös oder durch Therapie behandelt wird.
Ich bin 25, nicht viel älter als dein Sohn also, und schreibe mal, wie sich das für mich liest.
Dein Sohn ist 19, hat dazu noch ADHS. 19 ist sowieso ein ganz komisches Alter.
Zu der Thematik mit dem Bild was er versendet hat, das finde ich tatsächlich erstmal gar nicht ungewöhnlich für das Alter, auch wenn das vielleicht für ältere Generationen sehr befremdlich ist. Ich bin eine Frau, habe etliche solcher Bilder (ungefragt!) zugeschickt bekommen, und mich im Endeffekt mit meinen Freundinnen drüber lustig gemacht, angezeigt hätte ich sowas nie. Ich glaube, was das Versenden solcher Bilder angeht ist die Hemmschwelle unsagbar klein geworden heutzutage.
Das mit dem Auto tut mir sehr leid für euch und ich kann euren Ärger darüber absolut nachvollziehen. Stand euer Sohn eventuell unter Gruppenzwang oder ähnlichem? Habt Ihr ihn mal gefragt, was er sich dabei dachte? Für sich selbst wird er das denke ich wohl weniger "geklaut" haben.
Mir scheint da SEHR VIEL unter der Oberfläche zu liegen, vor allem in Bezug darauf, was euer Sohn von euch (insbesondere von dir) hält. Da scheint einiges an angestauter Wut zu sein, wenn er euch blockiert etc.
Ich würde an eurer Stelle mal offen das Gespräch mit eurem Sohn suchen, ohne Vorhaltungen, ohne Erwartungen an Ihn wie er xyz wieder gut machen kann, und mir mal anhören, wie er sich fühlt und zu euch steht und was er von euch hält.
Wenn die Hemmschwelle für das versenden von ungefragten Nacktbildern heutzutage gesunken ist, ist es umso wichtiger, diese anzuzeigen. Geht einfach und schnell online. Man sollte das nicht bagatellisieren, sondern den Tätern klar machen, dass es eben keine Bagatelle ist, sondern sexuelle Belästigung.
Ich finde es ehrlich gesagt schwierig. Er ist noch in Ausbildung, ihr seid deshalb unterhaltspflichtig. Zumal es auch noch eine schulische Ausbildung ist. Wie soll er sich denn finanzieren? Oder habt ihr ihm eine Wohnung und Geld zur Verfügung gestellt?
Mich wundert es überhaupt nicht, dass er nun die Ausbildung auch gegen wie Wand fährt. Ehrlich gesagt, war das doch unter den Umständen absehbar. Mit dem Rausschmiss habt ihr doch die Situation einfach nur eskalieren lassen.
Sehe ich auch so.
Bringt uns nicht weiter.
Hey!
"Sohn hat ADHS diagnostiziert bekommen als er 8 Jahre alt war. Es gab unzählige Unterstützung für ihn und uns die wir uns gesucht haben.
Damals mit Ergotherapie begonnen, anschließend Wechsel zur Förderschule, daneben Psychotherapie (Verhaltenstherapie), Wechsel in Kl. 5 zur Regelschule, der Einsatz einer Familienhilfe für ihn, immer wieder kehrendes oppositionelles Verhalten, Stehlen, Lügen. Die weiterführenden Schule haben wir nur knapp mit Hängen und Würgen und nicht zuletzt meines unermüdlichen Einsatzes geschafft."
Auch mir fällt auf, dass du keine medikamentöse Einstellung erwähnst.
Als ich meine adhs-Diagnose erhielt, schätzten Therapeutin und Psychiaterin die Situation so ein, dass ich eine medikamentöse Behandlung brauche, weil die Symptome zu stark seien.
Im DSM-5 kannst du nachlesen, dass eine medikamentöse Therapie bei moderaten und starken Einschränkungen/Symptomen empfohlen wird. Es gibt viele Studien, die zeigen, dass eine medikamentöse Behandlung Betroffene erst dazu befähigt, in einer Therapie Gelerntes umzusetzen. Wenn Kinder in einer Unterrichtsstunde nicht mitarbeiten können, in der sie grundsätzlich nicht permanent zuhören müssen, wieso sollte es dann klappen, dass sie in der Therapiestunde 45 Minuten reflektieren, zuhören und im Anschluss das Gelernte umsetzen können?
Da gibt's eine Langfassung der dgjkp, in der ein paar Studien aufgegriffen und Therapieempfehlung angeschlossen werden.
Für mich klingt es schon so, dass ihr zwar das beste wolltet, aber, falls er dann wirklich keine Medikamente nahm, er nicht die passende Behandlung bekam.
Dann entwickeln Kinder sich oft so, so bitter es ist.
Letztlich ist er nun erwachsen und man hat keine Handhabe mehr.
Liebe Grüße
Schoko
Ok, unten hast du geschrieben, dass er medikamentös eingestellt wurde.
Dann finde ich eine solche Entwicklung schon sehr ungewöhnlich; letztendlich bleibt euch ja nur noch übrig, irgendwo eine Grenze für euch zu ziehen.
Alles weitere ist jetzt auch bloß Spekulation: wie hoch ist sein IQ? Wurden andere Komorbiditäten ausgeschlossen?
Hey,
danke für deine Nachricht.
Er nimmt seit geraumer Zeit die Medikamente auch mal wochenlang gar nicht. Wenn ich daneben stehe zuhause und ihn erinnere geht es, aber ich kann einem mündigen Menschen in der Volljährigkeit auch nicht mehr permanent auf den Füßen stehen.
Ich kann ihm nur empfehlen, dass es besser wäre seine Medikamente zu nehmen.
Nehmen muss er sie schon selbst.
Sein IQ wurde - allerdings liegt das schon einige Jahre zurück -, im SPZ getestet. Er war (die genauen Werte habe ich leider nicht mehr im Kopf) im Normbereich, in einem Bereich (der mir gerade nicht einfällt, da müsste ich nun Unterlagen raus suchen) im "unteren Durchschnitt". Es kann das Arbeitsgedächtnis gewesen sein... wie gesagt, da müsste ich nochmal schauen.
Aber solche IQ Tests sind - so wurde es mir gesagt -, auch nur Momentaufnahmen und ich denke, es könnte inzwischen ganz anders ausfallen.
Komorbiditäten wurden bisher nicht diagnostiziert.
Aufgrund der doch sehr lange zurück liegenden Diagnose hatten wir, in Absprache mit unserem Sohn eigentlich einen Termin bei einem Psychiater! Wir wollten nämlich genau das: eine Erneuerung der Diagnose (auch um sicherzustellen, dass die Medikamente weiter ihre Berechtigung haben) und zusätzlich schauen, ob es mögliche zusätzliche Dinge gibt, die wir wissen sollten und behandelt werden sollen/müssen.
Wir haben das auch so kommuniziert. Niemals (!) abwertend sondern, dass wir ihn unterstützen wollen und für ihn ja auch wichtig ist zu wissen, woran er ist.
Letztendlich ist der Termin verstrichen.
Er hatte aber auch Bedenken zu diesem Termin zu gehen. Er war also nicht Feuer & Flamme sondern hätte es - so mein Eindruck - uns zuliebe gemacht.
Er selbst ergriff da nicht die Initiative.
Trotz Anraten des Kinderarztes. Denn dieser ist eigentlich nicht mehr zuständig, in Ausnahmen (wie in unserem Fall) bis zum 21. Lebensjahr.
Der Rat war aber klar: Suchen Sie sich einen Psychiater für Erwachsene, damit er weiterhin gut begleitet wird (auch notwendig für die Medikamente). Das haben wir gemacht.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass ihr als Eltern absolut am Limit seid und ihr keinen anderen Ausweg mehr seht. Es ist wirklich eine extrem schwierige Situation.
Ich kenne mich mit ADHS nicht wirklich aus, aber es überrascht mich, dass er anscheinend keine medikamentöse Unterstützung erhält. Gab es einen Grund, warum das bisher nicht in Betracht gezogen wurde?
Meinst du, er wäre in der Lage, neben seiner Ausbildung noch einen Nebenjob anzunehmen? Ich könnte mir vorstellen, dass er aufgrund der Belastungen, insbesondere durch das ADHS, schon am Rande seiner Kapazitäten ist und daher möglicherweise keine zusätzliche Arbeit bewältigen kann.
Wo ist er nun untergebracht und wer unterstützt ihn in dieser Situation?
Entschuldigung bitte, dass habe ich in meiner sehr langen Nachricht vergessen zu erwähnen.
Er ist natürlich ordentlich diagnostiziert worden und auch entsprechend MIT Medikation eingestellt. Seit der Diagnose.
Und natürlich fanden diesbezüglich auch altersbedingt Anpassungen der Medikation statt.
Er schlägt sich bei Freunden aktuell durch und hat viel Unterstützung angeboten bekommen. Auch von professioneller Seite (wir kennen einschlägig berufstätige)
Danke für die Info.
Ich würde dir gerne Tipps geben, aber ich bin mir sicher, dass ihr bereits alles Menschenmögliche getan habt, um eurem Kind zu helfen.
Guten Morgen! Erstmal danke für deine Offenheit. Mein Sohn hat auch ADHS, ist super medikamentös eingestellt, bekommt Therapie und soweit läuft alles perfekt. Durch die regelmäßigen Austausche mit Ärztin und Psychologin habe ich gelernt, mit ADHSlern wirklich kleinschrittig und logisch vorzugehen. Ich finde euer Vorgehen aus Sicht eines ADHSlers nicht logisch. Er baut (zugegeben eine Menge) Sch... und wird dafür rausgeworfen. Der wahrscheinlich einzige Ort, an dem er sich halbwegs sicher fühlt.
Er ist Schüler und bekommt das mit einer ganzen Menge Unterstützung halbwegs hin. Das wäre in seiner Situation auch der einzige Job den er zu erledigen hat: Schüler sein.
Auf Fehlverhalten folgen Strafen, die meines Erachtens nichts mit dem Vergehen zu tun haben. Die einzige logische Konsequenz, dass er den Schaden des Autos bezahlen muss, aber nicht in dieser Größenordnung. 15000 kann er nicht mit einem Nebenjob abstottern. Wie lange soll das gehen? 300 Jahre? Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sich das alles nicht irgendwie angekündigt hat.
Ich muss mich meinen Vorschreibern anschließen: ich finde es ganz schön schwierig mit dem Rauswurf. Der Weg auf die schiefe Bahn komplett ohne familiären Rückhalt ist gar nicht weit. Er darf zurück kommen, wenn er einen Nebenjob vorweisen kann? Ihr stellt eurer Auto über euer Kind. Das ist das, was bei ihm ankommt, seine Belange zählen nicht. Nur um das kaputte Auto dreht sich alles.
Ich lese nichts von Medikamenten oder regelmäßigen Austauschen mit Ärzten und Therapeuten. Vielmehr habe ich das Gefühl, ihr gebt viel Verantwortung an andere ab: Polizei und Gerichte, Klinik und Ärzte, nicht zuletzt an euer Kind, der mit seiner ADHS schon genug zu tun hat.
Euer Sohn war also schon immer herausfordernd und deviant, wenn nicht delinquent, aber ihr lasst euren Autoschlüssel frei herumliegen. Die Versicherung hat euch schon deutlich gesagt, warum sie den Schaden nicht bezahlt. Es ist euer Versagen gewesen, dass er an den Schlüssel konnte. Klar liegt meiner auch offen herum, aber wenn man es ganz genau nimmt, müsste jeder seinen Autoschlüssel wegschließen, das ist mir bewusst und wenn was passiert, bin ich bereit die Konsequenz selber zu tragen.
Ich schlage euch zunächst vor, die Perspektive zu wechseln und alles aus dem Blick eures Kindes zu sehen, dann aus Sicht eines ADHSlers. Dazu Gesprächstermine mit Therapeut und Arzt. Zuguterletzt holt ihr euer Kind zurück, setzt euch an einen Tisch und entschuldigt euch für eure überzogenen Art. Ihr formuliert gemeinsam Zielvereinbarungen (schriftlich) und nehmt es eurem Kind nicht krumm, wenn er sich nicht sofort und 100% an alles halten kann. Fortan logische und nachvollziehbare Konsequenzen. Bitte wirklich kleinschrittige und für euer Kind reelle Ziele.
Ich hoffe für euch und drücke euch die Daumen, dass ihr euer Kind noch nicht verloren habt. Einen riesen Knacks hat es zwischen euch auf jeden Fall schon gegeben.
<Edit: jetzt habe ich doch was bzgl Medikation gefunden.
Ich kann deinem Beitrag, so leid es mir tut nicht viel abgewinnen.
Ja, er war herausfordernd.
Ja, wir hatten immer (!) regelmäßige Gespräche, auch mit Ärzten.
Ja, ich war in einer Selbsthilfegruppe.
Ja, wir haben auch kleinschrittige Ziele formuliert, sie sogar für ihn visuell dargestellt. (Da war er natürlich jünger)
Ich habe das Elternkompetenztraining absolviert (TripleP), ich stand im ständig Austausch mit Familienhilfe und/oder Klinikärzten.
Was möchtest du mir nun eigentlich sagen oder unterstellen?!
Unser Zweitschlüssel lag "nicht herum" - der war in einem SCHRANK! (Eben weil er ein Ersatzschlüssel ist)
Und mal angenommen: selbst WENN er rum gelegen HÄTTE... berechtigt das zum Stehlen? Ohne Führerschein???
(Oder sind wir jetzt auch daran "Schuld", dass er noch keinen hat?)
Und, es geht nicht um die Karre oder um das Blech! Es geht darum, dass jemand der Straftaten begeht auch Konsequenzen bekommt. Und ein Weg um Verantwortung auch nur im Ansatz zu zeigen wäre, den Schaden in Ordnung zu bringen!!
Niemand redet davon, dass er das Geld KOMPLETT bezahlen muss.
Aber der gute Wille etwas in Ordnung zu bringen wäre ein Anfang.
Und mit diesem Willen wären WIR die LETZTEN die ihn unnötig lange quälen damit. Aber es darf auch mal EINEN MOMENT lang weh tun! Auch mit ADHS.
Wahnsinn....
Ich freue mich wahnsinnig für dich und euch, dass ihr die ADHS gut im Griff habt und bei euch alles perfekt ist. Wirklich.
Aber mir deshalb Dinge so vorzuwerfen.
Findest Du, dass ist dein gutes Recht?
Na-ja.
Ich lasse das mal so stehen.
Btw: hoffen wir mal, dein Kind bleibt in der Pubertät und der frühen Erwachsenenwelt auch so pflegeleicht.
LG
1. hast du all das in deinem Ursprungspost nicht erwähnt.
2. Du hast dein Kind rausgeworfen. Hast du dir Gedanken gemacht, wie es jetzt LANGFRISTIG mit euch weitergeht? Ich frage das deshalb, weil mein Vater meinen großen Bruder mit 18 rausgeworfen hat und das ist für alle Beteiligten übel ausgegangen, insbesondere für meine Bruder, weil meine Eltern sich geschämt haben, sich Hilfe beim Jugendamt oder der Erziehungsberatung zu holen. Da war rauswerfen die einfachere Lösung.
3, Mein Kind ist durch mit der Pubertät und danke für den Hinweis, ich weiß, dass jeder ADHSler ein Einzelstück und nicht vergleichbar ist.