Warum sind skandinavische Namen hierzulande so beliebt und verfallen nicht dem "Kevinismus"?

Hallotri,

Wenn man für sein Kind mehr oder weniger angestrengt nach einen (oder mehere) Namen sucht, macht man sich ja auch mal grundsätzlich Gedanken um Namen ansich. Ist ja auch ein spannendes Thema wie ich finde. Bei uns im Freundeskreis kam jetzt mal die Frage auf, warum skandinavische Namen eigentlich hier allgemein so beliebt sind - Man genießt als Träger eines solchen Namen einen ähnlich bodenständigen, seriösen Eindruck wie mit einem traditionellen deutschen. Englische und Französische Namen sind hingegen weitläufig verschriehen. Ich finde diese Frage sehr spannend, was meint ihr dazu?

Anmerkung: Meine Beschreibung hier welche Art von Namen beliebt und unbeliebt sind, spiegelt nicht meine eigene Meinung wieder, ich hab hiermit nur die allgemeine Stimmung in der Bevölkerung beschrieben (und da wird es natürlich auch immer Einzelne geben, die das anders sehen). Und schon gar nicht möchte ich hiermit urteilen welche Namen gut oder schlecht sind.

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Hi,
das frage ich mich auch, insbesondere dann, wenn es sich um zwar korrekte, aber für unsre Augen exotische Schreibweisen handelt (ich glaube im Finnischen hat man gerne Doppelvokale). Zu einem typisch deutschen Nachnamen passen die ja auch nicht wirklich. Aus der Berufspraxis kann ich aber sagen, dass „Kevins“ tatsächlich vermehrt in sozial schwachen Kreisen auftauchen, einen Pekka oder eine Frida ist mir noch nicht begegnet.
Ich denke, die englischen Namen sind geläufiger, da ja die Unterhaltungsmedien gerne aus dem englischsprachigen Raum kommen und somit der Zugriff für die Bildungsferneren doch recht einfach ist. Skandinavische Namen aufzutun bedarf eines größeren Rechercheaufwands und somit fallen diese dann raus.

vlg tina

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Ja, das merke ich auch wenn ich meinem zweiten Vornamen benutze - sehr dänisch, unter gebürtigen deutschen glaube ich mal gar nicht vertreten, klingt also fremd, keiner weiß wie er geschrieben wird, wenn man ihn ließt spricht ihn grade mal jeder 10. richtig aus, und dann kommt da auch noch so ein exotisches Ø rein - aber ich komme trotz dieser Umstände immer positiv damit an.

Zu den von dir angesprochenen Namen und englische Namen, finde ich es auch intressant, das obwohl ja alle drei Sprachen (Deutsch, Englisch und die skandinavischen) den Germanischen zuzuordnen sind (skandinavische sind natürlich zusätzlich auch noch nordisch), klingen englische dann doch häufig zu exotisch für deutsche Nachnamen. Ein Jason Müller z.B. klingt direkt nach bunter Mischung, dagegen klingt ein Jonte Schmidt kaum exotischer als sein Bruder Peter Schmidt.

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Das ist eine interessante Frage. Ich persönlich mag skandinavische Namen gerne, da sie relativ schlicht in der Schreibweise sind, irgendwie frisch und pfiffig klingen. Die Namen sind außergewöhnlich ohne zu exotisch zu sein. Ich denke das liegt gerade im Trend. Ein Name, der sich aus der Masse abhebt, aber nicht zu weit hergeholt ist.

Vergibt man zum Beispiel einen spanischen Namen erwartet man ein dunkelhaariges, südländisch aussehendes Kind, bei skandinavischen ist die Palette da größer.

Der Trend ist aber eher im Norden Deutschlands auszumachen oder?

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Ja, grade wenn es um SEHR skandinavische Namen wie z.B. "Thore" geht, dann läuft man in tiefsten Bayern wohl nicht Gefahr in der Schule durchnummeriert zu werden, wärend man den Namen im Norden zumindest schonmal irgendwie gehört hat. Aber ein Thorsten oder Sven findest du eigentlich überall. Einige skandinavische Namen sind ja auch schon so stark und lange hier etabliert, das die Allgemeineit gar nicht weiß, das es eigentlich ein skandinavischer ist. Und dann gibt es auch wieder skandinavische Namen die sprachlichen Ursprung tatsächlich im Althochdeutschen haben, wobei das auch bei einigen englischen der Fall ist, aber obwohl Englisch wie bereits erwähnt auch eine germanischen Sprache ist, werfen sie die Aussprache oft ganz schön auf den Kopf.

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Das stimmt schon, dass skandinavische Namen im Allgemeinen ganz beliebt sind in Deutschland, wohingegen andere ausländische Namen z.B. englische, südeuropäische, arabische oder afrikanische Namen nicht so gut ankommen und oft auch in der Kevinecke sind.

Es gibt meiner Meinung dafür aber auch einen ganz einfachen, plausiblen Grund. Meistens sind es ja nordische Namen, die gut ankommen, sehr viele schwedische Namen sind da dabei. Diese Namen kommen jetzt besser in Deutschland an, weil die Sprache und die Kultur bei Deutschland und Schweden sich viel mehr ähnelt als die von Deutschland und Italien, Spanien oder anderen Ländern. Deshalb passen viele skandinavische Namen besser zu deutschen Nachnamen, es liegt einfach näher, ist für deutsche Ohren viel stimmiger und die Namen passen auch viel besser zum Aussehen eines Durchschnittsdeutschen. Das soll man jetzt nicht rassistisch auffassen, was ich damit meine ist, dass man auf den ersten Blick nicht sagen kann ob jemand gebürtig aus Deutschland oder Skandinavien kommen, man kann aber sehr wohl recht schnell sagen, wenn jemand aus Italien, Spanien, den Emiraten oder anderen südlichen Gegenden.

Also kurz gesagt, skandinavische Namen sind meiner Theorie nach beliebter weil es kaum eine Sprachbarriere gibt und man den Hintergrund auch nicht in Frage stellt oder hinterfrägt und auch meistens gut zu einem deutschen Nachnamen passt. Gibt natürlich immer Ausnahmen, ich hab auch schon oft skandinavische Namen gesehen, die ich gar nicht passend fand. Die meisten anderen ausländischen Namen passen halt sehr oft nicht zu einem deutschen Nachnamen. Wenn jetzt jemand z.B. Francesco Müller heißt und dann auch noch strohblonde Haare hat, dann kommt das halt irgendwie sehr künstlich rüber, wie als ob etwas vorgibt zu sein und es offensichtlich nicht ist.

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Mein Deutungsvorschlag:
Ein großer Teil der Eltern von Kindern namens Hailey oder Jayden kommt aus einem eher einfachen Milieu, sucht einen besonders seltenen Namen fürs Kind und landet dann bei englischen Namen, weil man die aus dem Umfeld gar nicht, aus amerikanischen Serien oder bei größerem Einfluss des Vaters von berühmten internationalen Fußballspielern aber um so mehr kennt.
Die Eltern von Malin oder Alvar gelten als gebildeter, weil sie keine Fernreise-All-Inclusive-Urlaube machen, sondern individuell nach Skandinavien verreisen. Sozusagen naturnahe Bildung statt Drinks und Animation an der Poolbar. Zuhause leben diese Familien vegetarisch/vegan und fahren ein Lastenfahrrad.

Keine Ahnung, ob ich damit richtig liege... mal sehen, welche Erklärungsversuche noch so aufkommen ;)

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Ich glaube, das liegt daran, dass die meisten skandinavischen Namen „deutsche“ Aussprachen haben und somit zusammen mit deutschen Nachnamen nicht falsch wirken.
Ich finde übrigens tatsächlich, dass Namen mit skandinavischen Umlauten oder eben den finnischen doppelvokalen zu Müller und Schmidt ähnlich bescheuert und schubladig sind wie Melody und co...

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Das liegt daran das finnische Namen sprachlich gesehen keine skandinavischen und auch keine germanischen Namen sind. Nordisch sind sie auch nur im geographischen Sinne. Die finnische Sprache ist eine finno-urgische Sprache, ein Teil der Uralischen Sprachen.

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Das glaube ich auch. Ein skandinavischer Vorname passt klanglich einfach oft zu deutschen Nachnamen, jedenfalls besser als ein englischer oder französischer zum Beispiel.

Uns war es wichtiger, dass es zusammen gut klingt, als dass die Vornamen dieselbe Herkunft wie der Nachname haben. Wir sind so bei zwei skandinavischen und einem klassischen deutschen Namen gelandet.

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Hallo

hab grad nicht viel Zeit um auszuholen, aber mein erste Gedanke war, dass die Skandinavier bei Pisa immer gut abschneiden. Vielleicht verbindet man das ja miteinander.

vlg

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Vielleicht liegt es daran, dass man skandinavische Namen oft mit Astrid Lindgren / Kindern, denen vorgelesen wird / behütete Kindheit verbindet?

Englische Namen wirken hingegen eher so, als würden die Eltern versuchen, cool zu sein oder hätten das Kind nach ihrem Lieblingscharakter aus einer Serie benannt.

Französische Namen wurden einfach im Laufe der Zeit abgenutzt und werden meist auch noch falsch ausgesprochen. Ich kenne keine Chantal, die französisch ausgesprochen wird, sondern nur "Schanntall".

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Ganz einfach: weil sie tendenziell von ganz anderen Eltern vergeben werden. Kinder mit skandinavischen Namen (oder norddeutschen Namen) sind oft Akademiker oder gehören der oberen Mittelschicht an. Ihr Name wurde meistens nicht aufgrund einer Fernsehsendung vergeben. Außerdem haben wir fast alle Vorfahren aus Skandinavien, sodass diese Namen zu unseren nordisch aussehenden Kindern passen.

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Fand ich schon immer affig, dass englische Vornamen einen entsprechenden Hintergrund haben 'müssen' während dieselbe Mutter, die das schreibt, Müller heißt und ihr Kind irgendeinen 'zusammenhangslosen' skandinavischen Namen hat 😁