HILFE! Ich vernachlässige meine Erstgeborenes

Hallo. Ich bin 24, mein Verlobter und Vater der Kinder ist 28, Tochter eins ist 6 Jahre und Tochter zwei 10 Monate.

Meine große machte heute etwas nerviges und ich verdrehte die Augen. Dann sah sie mich an und sagte: "Stimmts? Jetzt wünschtest du dir, dass du mich nicht hättest?"

Ich war geschockt! Wieso denkt sie sowas? Wie kommt sie auf sowas? Ich vernachlässige sie!

Dann wurde es mir klar... Sie will spielen und ich muss mich um die kleine kümmern, Haushalt machen, essen kochen... es ist immer irgendwas. Wenn dir aber dann mal zusammen spielen, ist es anstrengend weil sie zu einem Menschen entwickelt, den ich nicht leiden kann. Die wird bzw. Ist genauso wie ihre Oma.

Wie schafft ihr euren Tagesablauf mit zwei oder mehreren Kindern? Ich bin total überfordert!

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Hallo,

da Charaktereigenschaften in den Genen liegen und somit vererbt werden können ist klar, somit sollte auch jedem Elternteil klar sein, dass die eigenen Kinder genauso werden können wie die blöde Schwiegermutter, der doofe Schwager oder die dumme Tante.
Ich habe zu meiner Schwiegermutter auch kein gutes Verhältnis und sie hat furchtbare Eigenschaften, die mich bei ihr regelmäßig zur Weißglut getrieben haben. Denn für mich war Fakt, dass sie das nur tut um mich zu ärgern. Nun hat mein mittlerer Sohn etliche ihrer Eigenschaften geerbt und ist in gewissen Situationen 1:1 die Oma. Allerdings stößt mich das nicht ab. Ich liebe mein Kind so wie es ist. Die Art meines Sohnes hat sogar dazu geführt, dass ich mittlerweile meine Schwiegermutter verstehe und nun weiß, dass sie das Verhalten nicht wegen mir an den Tag legt, weil sie mich nicht mag, sondern genauso wie mein Sohn, nichts dafür kann, dass sie so ist wie sie ist. Kein Mensch kann was für seine DNA und da beide die gleichen negativen Eigenschaften haben, hat es meine Schwiegermutter ebenfalls von irgendwoher vererbt bekommen. Meine anderen beiden Kinder haben viele Marotten aus meiner Herkunftsfamilie abbekommen. Da ich diese von Geburt an kenne, stören sie mich nicht. Meinen Mann allerdings schon. Trotzdem schmunzelt er über die Ähnlichkeit und liebt seine Kinder dadurch nicht weniger.
Du bist momentan klar überfordert mit 2 Kindern. Dadurch, dass die Große selbständiger ist, stößt du sie ab. Das hat mit Vernachlässigung nichts zu tun. Deine Tochter merkt intuitiv, dass sie dir momentan zu viel ist. Das bedeutet aber nicht, dass du sie nicht liebst und es bedeutet ebenfalls nicht, dass du sie weniger liebst, weil sie ist wie die Oma. Du hast 2 Kinder, kannst momentan beiden nicht gerecht werden und es ist logisch, dass man dann das Kind hinten anstellt, das am ältesten ist. Dadurch, dass dieses Kind logischerweise auch Aufmerksamkeit fordert, du gerade aber die Kraft nicht hast, bist du genervt und dir stechen die negativen Züge der Oma ins Auge und das bringt dich noch mehr auf die Palme. Es triggert dich einfach, weil dein Nervenkostüm angespannt ist. Im Prinzip eine völlig menschliche Reaktion und das bedeutet in kleinster Weise, dass du eine schlechte Mutter bist. Im Gegenteil, schlechte Mütter reflektieren so etwas nicht und merken es gar nicht. Deine Denkweise zeigt, wie aufmerksam du auf das Verhalten deiner Großen reagierst. Ich wurde auch jung Mutter und habe 3 Kinder. Die beiden Großen bekam ich mit 22 und 24 Jahren. Glaub mir, ich war auch oft überfordert und konnte nicht beiden Kindern gerecht werden. Das ist auch völlig normal, aber die Gesellschaft fordert etwas anderes. Mein Mann hat dann dem Kind die Aufmerksamkeit gegeben, die ich diesen gerade nicht geben konnte. Sobald das kleine Kind älter wird wendet sich das Blatt und es wird Zeiten geben, in denen du die Kleine auf den Mond schießen könntest und du lieber Zeit mit der Großen verbringst. Dein Kind nimmt dir das nicht krumm, wenn du ihr erklärst, warum du gerade weniger Zeit hast und sie sich ernst genommen und geliebt fühlt. Hol den Papa mit ins Boot, dass er sich jetzt vermehrt um die Große kümmert und ihr Aufmerksamkeit schenkt. Erkläre deiner Großen, dass es nicht an ihr liegt und ihre Schwester momentan mehr Aufmerksamkeit braucht, weil sie noch so klein ist und du deswegen weniger Zeit für sie hast. Macht euch täglich eine exklusive Zeit aus. Z.B. vorlesen und kuscheln vor dem Schlafen, wo du deine ganze Aufmerksamkeit deiner Großen schenkst. Wenn deine Große versteht, dass es nicht an ihr persönlich liegt, dass du sie momentan zurück weißt und versuche Zeit mit ihr freizuschaufeln, wo du ganz bei ihr bist, dann wird sich die Lage entspannen. Dir fallen Sorgen und Druck ab und du wirst somit auch im Umgang mit deinen Kindern entspannter. Lass dir niemals einreden, dass du eine schlechte Mutter bist oder irgendwas nicht schaffst. Jede Mutter von mehreren Kindern steht irgendwann vor dem Problem. Deine Kinder haben beide gerade ein schwieriges Alter. Lass dir nichts einreden, mal überfordert sein und nicht allen gerecht werden zu können ist völlig normal und menschlich. Die Zeiten werden wieder besser und dann lachst du über deine Sorgen.

LG
Lotta

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Danke Danke danke ich kann nur Danke sagen !

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Auch ich kann nur Danke für deinen Post sagen. Es hat mir gerade so gut getan, ihn zu lesen, das kannst du dir garnicht vorstellen.

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Na ja, wenn sie dich an einen Menschen erinnert, den du nicht leiden kannst, ist ihr Gedankengang nicht abwegig.
Sie spürt sicher unterbewusst oder auch bewusst deine Antipathie ihr bzw ihren Chatakterzügen gegenüber....
Ich nehme an, du hast sie mit 18 Jahren nicht in einer stabilen Beziehung bekommen, dein Verlobter ist nicht der Vater von ihr und sie fühlt sich im neuen Familienidyll unwillkommen

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"...mein Verlobter und Vater der Kinder..."

;-)

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Huppala überlesen🙈

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Achso zur Frage: Mein großer ist 5,5 und die kleine 2 Monate alt.
Er vergöttert seine kleine Schwester und sie ist wahnsinnig pflegeleicht (vor allem im Vergleich zu ihm damals).
Vormittags ist er in der Kita und nachmittags ist Familienzeit, in der aber teilweise auch Haushalt gemacht wird. Wie es halt gerade passt.
Wir achten beide darauf auch Exklusivzeit mit dem großen zu haben und bringen ihn auch jeweils abwechselnd ins Bett, wo der Tag Revue passiert wird.
Ihm scheint es somit sehr gut zu gehen und er ist gar nicht eifersüchtig auf die Kleine oder fühlt sich unwillkommen

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Also, die große liebt ihre Schwester auch abgöttisch und liebt es mit zu spielen oder mir zu helfen. Aber es ist nun mal so, dass mir der Haushalt oft so wichtig ist, dass ich sie immer abschiebe (Wenn ich fertig bin, später, wenn ich das erledigt habe oder wenn die kleine schläft). In diesem Moment tut mir das so leid für sie aber ich denke mir oft so, wenn ich alles erledigt habe habe ich genug zeit für sie zum spielen aber dann bin ich so erledigt dass ich auf der Couch sitze und mir einrede, ich hätte es jetzt verdient mal 15 Minuten aufs Handy zu schauen.

Ich muss mir einfach eingestehen, dass der Haushalt nicht weg rennt ...

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Oder dass 5 Minuten Memory spielen besser investierte Zeit wären als am Handy daddeln.

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Hallo :)
Ich finde es gut, dass du dich selbst reflektiert hast und dass du die Gefühle deiner Tochter ernst nimmst. Das ist der erste und wichtige Schritt in die richtige Richtung.
Ich würde bewusst immer wieder nur Zeit mit seiner großen Tochter einplanen, sie vielleicht auch einfach mehr in den Alltag mit einbinden und vor allem versuchen eure Beziehung zu stärken.
Höre ihr zu, frage sie, wie es ihr geht und wie sie sich fühlt, wie ihr Tag war und unterstütze sie. Ganz wichtig ist einfach sie mit einzubinden, was sie sich wünscht.
Mittagsschlaf der kleinen Nutzen oder abends exklusiv Zeit einplanen. Mal am Wochenende nur was zu zweit unternehmen, vielleicht etwas besonderes.
Ich hoffe, ihr könnt wieder mehr zueinander finden. :)

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Danke für deine Antwort. Ich habe ein Problem mit Eisenmangel deshalb bin ich müde über den fast ganzen Tag und wenn die kleine schläft Ruh ich mich meistens aus und die große darf fernsehen. Werd ich aber jetzt umstellen dass wir zusammen was spielen oder so.

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"ist es anstrengend weil sie zu einem Menschen entwickelt, den ich nicht leiden kann"
Das ist traurig und eine harte Aussage.

Hängt sie mit deinem letzten Absatz zusammen oder ist sie unabhängig davon? Wenn sie davon abhängig ist: ja, du bist überfordert. Schlafloses Baby ist hart. Aber das darf deine große Tochter nur zu einem ganz kleinen Teil spüren. Wenn du ihr nicht vermitteln kannst, dass du sie genauso liebst wie sie ist aufgrund deiner derzeitigen Überforderung, musst du dir ganz dringend Hilfe suchen. Ich denke, die Möglichkeiten kennst du: Papa sofort in Elternzeit, (Leih)Großeltern, Hilfe vom Hausarzt, Hilfe vom Jugendamt, Hilfe durch mehr Zeit oder überhaupt Zeit für beide in der Kita/Schule...wenn die Tochter Software empfindet, selbst falls du es gar nichts vermitteln willst, kann das kleine Kinderseelen echt für immer schädigen. Selbst wenn sie wie die doofe Oma ist, hat so ein Gefühl definitiv kein Kind verdient!

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Ich rätsel was dein Software Vertipper eigentlich heißen sollte...

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"So was" 🙈

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"Stimmts? Jetzt wünschtest du dir, dass du mich nicht hättest?"

Dieser Satz würde mir zu denken geben. Du vernachlässigst sie nicht nur, du stößt sie ab:

"weil sie zu einem Menschen entwickelt, den ich nicht leiden kann" - das sagst du so über deine 6-jährige Tochter?

Du bist überfordert. Das ist völlig in Ordnung und passiert allen Menschen.
Deine Tochter schreit nach Aufmerksamkeit. Wahrscheinlich im wahrsten Sinne des Wortes.
Sie entwickelt sich so, weil sie nicht mehr weiß, was sie tun soll. Sie fühlt sich ungeliebt.

"Sie will spielen und ich muss mich um die kleine kümmern, Haushalt machen, essen kochen."
Die kleine ist 10 Monate und kann durchaus im Kinderzimmer mitspielen.
Den Haushalt machen dein Mann und du abends gemeinsam.
Essen kann man prima vorkochen - oder die 6jährige mit einbeziehen.

Deine große braucht dich jetzt. Sie verlangt nach dir. Lass sie nicht im Stich. Im schlimmsten Fall kanalisiert sie ihre Wut, ihre Trauer, ihre Hilflosigkeit auf ihre Schwester...

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Kannst du die Oma nur nicht leiden oder ist da noch mehr? Je nachdem, wäre eine Therapie denkbar, um zu verhindern, dass nicht aufgearbeitetes mit der Oma die Beziehung mit deiner Tochter kaputt macht. Irgendwas scheint dich ja zu triggern.
Ansonsten würde ich empfehlen, Exklusivzeit mit ihr einzurichten. Oder mal was mit ihr zu backen oder sie mitkochen zu lassen. Eine DVD zu schauen und dabei zu kuscheln.

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Hallo,

Gut, dass du darüber nachdenkst, so bist du offen für mögliche Veränderungen und Lösungen. Gut, dass deine Tochter es angesprochen hat!

Zwei Kinder können, besonders phasenweise, sehr anstrengend sein. Bedürfnisse von vier Menschen im Familienkonstrukt unter zu bringen ist sehr herausfordernd.

Aber ganz wichtig: deine Tochter ist auch noch klein und sie ist nicht deine Mutter! Ja, ungeliebte Charakterzüge erkennen ist schwer auszuhalten aber da ist auch noch mehr bei ihr. Da sind auch gute Seiten und die musst du wieder finden. Das kann mit reichlich Arbeit für dich verbunden sein... Überleg dir, was du vor dem Geschwisterkind gerne mit ihr unternommen hast (bummeln, Fahrrad fahren, Freundin besuchen, Eis essen etc) und Versuch da schöne Momente für euch zu schaffen. 10 min pro Tag nur ihr beiden, auch einer Sechsjährigen kann man abends Vorlesen oder meinetwegen gemeinsam ne Serie gucken. Ich glaub du musst dringend die guten Seiten an ihr wieder finden. Pfeif auf Haushalt wenn's nötig ist, den kann man nachholen. Beziehungsarbeit nicht so einfach.

Ich wünsche euch alles Liebe!