Waru haben Ärzte und Fachpersonen so Angst von einer natürlichen Geburt?

Hallo zusammen,

Frage steht als Titel, ich habe den Eindruck, auch von den Rtl2 Sendung Baby, dass den Frauen viel zu wenig Mut gemacht wird, oder? Warum besteht die Angst bei Fachpersonen? Ich finde je mehr eingegriffen wird desto mehr Komplikationen. Es ist sehr schade das die Geburt so hospitalisiert wird. Es kann doch nie eine Garantie gegeben werden. Wenn etwas schief läuft, wird ja die Verantwortung auch nicht übernommen, das Leid usw müssen die Eltern selber tragen. Merken Fachleute nicht das ein Eingreifen, grosse Nachteile für alle haben? Wo liegt die Motivation von zu früh eingreifen?

Ich rede nicht von Fällen in denen medizinische Interventionen nötig sind. Mir ist auch klar das es nicht genau abgeschätzt werden kann, aber eine Geburt hat immer Risiken.

Also warum immer für eine Intervention im Zweifelsfall, wenn die Intervention ev auch Risiken hat.

Bin gespannt auf Antworten

Freundliche Grüsse
Susa

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Liebe Susa,

Solche TV-Formate sind immer mit Vorsicht zu genießen, da sie immer nur einen kleinen Teil zeigen (am Besten den, wo viel passiert).

In unserem Team zum Beispiel haben viele Hebammen und Ärztinnen ihre Kinder auf ganz natürlichem Weg bekommen.

Das die Angst bei Fachpersonal größer sein KANN, finde ich trotzdem verständlich, denn das Wissen um die Möglichkeiten ist einfach größer.

Die Geburtshilfe ist leider nicht schwarz/weiß, sondern sehr Facettenreich und manchmal auch schwer einzuschätzen, auch (oder gerade) mit jahrelanger Erfahrung. Das Beste für jede einzelne Frau und ihr Baby herauszufinden ist manchmal nicht so einfach, wie man sich das von Außen vielleicht vorstellt. Im Besten Fall entscheidet die Frau selber, soweit sie das kann. Unsere Aufgabe ist die Beratung. Und da fliesst nunmal auch immer die persönliche Erfahrung mit hinein...

Mit freundlichem Gruß,
Ihr Albertinen-Team

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Hallo Susa,

ich möchte Frau Klatte beipflichten, aber noch einen Punkt ansprechen:

Sie schreiben, "wenn etwas schief läuft, wird die Verantwortung auch nicht übernommen".

Was glauben Sie, ist die Ursache für die steigenden Haftpflichtprämien bei Hebammen und Ärzten. Doch wohl die steigende Anzahl von Anzeigen.

Niemand ist ja heute mehr bereit, an schicksalhafte Verläufe zu glauben, sondern in jedem Fall muss irgend jemand Schuld daran haben.
Das führt zu einer steigenden Zahl von Prozessen und steigenden Haftpflichtprämien.
Und vor den teilweise langjährigen Prozessen, die sehr belasten, möchte man sich schützen. Aber Sie haben Recht, das Leid müssen die Eltern tragen.

Dennoch, ich habe das in der Beantwortung der vorangehenden Frage versucht zu erklären.
Wie kommt es denn, dass Anfang der 70er Jahre noch 25 von 1000 Säuglingen verstarben, während es jetzt nur noch 3-4 auf 1000 sind.
Glauben Sie, ohne die Fortschritte in der Geburtsmedizin wäre das erreichbar gewesen?
Was würde das Unterlassen der von Ihnen angesprochenen Interventionen bedeuten?
Schöne Grüße
Dr.D.Masson

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Hallo,

Vorweg, ich bin im Prinzip deiner Meinung. Ich finde auch, dass im TV immer sehr viel interveniert wird bei den Geburt und es vermeintlich schnell zum Kaiserschnitt kommt. ABER man darf nicht vergessen, dass es immer nur kurze Ausschnitte sind und nnatürlich auch nur das "interessante" gezeigt wird.

Zum anderen wollte ich dir mitteilen, dass es auch andere Ärzte gibt. Solche, die einem eine spontane und natürliche Geburt ermöglichen, auch wenn es ungemütlich wird. Vor 10 Tagen habe ich beispielsweise meinen Sohn spontan auf die Welt gebracht- mit 5100g, 60cm und 40cm KU. Ja, man wusste, dass er so groß und schwer ist. Trotzdem hat mir das Team aus Ärzten und Hebammen in unserer Klinik Mut gemacht spontan zu entbinden. Wir hatten eine wundervolle Geburt, ohne jegliche Interventionen.

Du siehst, nicht immer spiegelt es die Realität wieder.

Erna mit Hanna an der Hand und Noah im Arm

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Das KH will sich rechtlich absichern, denn sonst hätten sie bei Komplikationen viele Anklagen. Dann sind Kaiserschnitte sehr rentabel.

Aber am Schluss ist es doch am wichtigsten, das es mutter und Kind gut geht und dafür tun Ärzte, Hebammen usw. doch ihr bestes, oder?

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Ich hatte damals ein super, super Team gehabt.
Mein Sohn hat die wehen nicht vertragen, seine herztöne sind dabei immer total in den Keller grau Len und haben sich nur langsam erholt.
Zudem ging es bei mir nur sehr langsam voran.
Und dennoch hat die Ärztin und auch die Hebammen alles dafür getan das ich spontan entbinden kann.
Klar könnte ich nicht die Position einnehmen die mir am liebsten war, da das Wohl meines Kindes an oberster Stelle war.

Ich hoffe natürlich das die Geburt meines Babys im Januar anders verläuft, das ich mich haben kann wie ich möchte, und entspannt und ohne Power pressen gebären kann.

Und meist wird interveniert, wenn es nicht schnell genug geht oder die hebammen/Ärzte Angst haben das etwas passieren könnte.
Aber man darf auch nicjt vergessen, dass sie Frauen zum größten Teil kaum noch körpergefühl haben.
In den Köpfen istg es so fest drin das eikne Geburt fürchterliche Schmerzen bereitet und man sich dabei quält, das jede Frau sofort dieser Meinung ist und sich nicht mehr während dessen einfach hingibt.

Ich habe die wehen bei meinem Sohn gespürt, habe gemerkt wie sie anrollt, über mich hinweg fegt und wieder abebbt, aber solange ich mich haben konnte wie ich es gebraucht habe waren diese nicht schmerzhaft. Erst als ich auf dem Rücken liegen musste ging mir die Kraft dafür aus.

Solange Frauen eine Geburt nicht als völlig natürlichen Vorgang ihres Körpers betrachten und teilweise fast panische Angst vor den Schmerzen haben kann sich auch in der Geburtshilfe nur wenig ändern.

Liebe Grüße Janina 17+4