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Stillen

Welche Medikamente in der Stillzeit?

Auch in der Stillzeit ist leider niemand ganz gegen Wehwehchen und Krankheiten gefeit. Aber welche Medikamente dürfen eingenommen werden, wenn nach gründlicher Abwägung wirklich eines nötig ist? Hier erhältst du Tipps von einer Apothekerin.

Autor: Gabriele Möller

Was darf man im Fall der Fälle einnehmen?

Medikamente in der Stillzeit
Foto: © iStock, STEEX

"Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker" – diesen altbekannten Slogan sollte man auch in der Stillzeit beachten, wenn man sich nicht ganz sicher ist, ob ein Medikament ungefährlich ist oder nicht. Grundsätzlich gilt während der Stillzeit dasselbe wie in der Schwangerschaft: "Man sollte natürlich so wenig Medikamente wie möglich einnehmen und immer abwägen, ob es wirklich sein muss," rät Apothekerin Ingrid Hecht-Hatzig, Leiterin des Arbeitskreises "Medikamente in der Muttermilch" bei der Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen (AFS). Wenn’s denn nun aber doch mal nicht anders geht, weil der Kopf gar zu arg dröhnt oder der Magen gemein rebelliert, sollte man natürlich Medikamente wählen, die als unbedenklich gelten.

Ingrid Hecht-Hatzig gibt im folgenden Tipps, welche Medikamente für die häufigsten Befindlichkeitsstörungen im Alltag für Stillende in Frage kommen:

  • Husten: Acetylcystein (z.B. in "ACC akut") oder Ambroxol (z.B. Mucosolvan).
  • Halsweh: Chlorhexetidin (z.B. Hexoral), jedoch nur kurzzeitig. Auch eine dreiprozentige H2O2-Lösung zum Gurgeln (vom Apotheker mischen lassen) ist hilfreich und erlaubt, ebenso wie homöopathische Mittel (z.B. Meditonsin).
  • Magenbeschwerden: Säurebinder wie Calciumcarbonat und Magnesiumcarbonat sowie pflanzliche Mittel (z.B. Iberogast). "Hier ist jedoch das Wichtigste, eine schonende Diät zu halten, dann kommt der Magen meist ganz von selbst wieder in Ordnung", betont Hecht-Hatzis.
  • Durchfall: "Auch hier braucht man eigentlich gar nichts machen, außer Diät halten und ausreichend Mineralwasser trinken", rät die Apothekerin. Man kann aber auch unterstützend Präparate nehmen, die Darmbakterien enthalten und so helfen, die Darmflora wieder fit zu machen (z.B. Perenterol).
  • Verstopfung: Unbeliebt, aber immer noch wirksam und nebenwirkungsfrei: Der gute alte Einlauf. Und: "Viel trinken und ausreichend Ballaststoffe essen", so Ingrid Hecht-Hatzis. Wenn’s gar nicht anders geht, helfen Zäpfchen (z.B. Dulcolax).
  • Kopfschmerzen: Hier können die Schmerzmittel Paracetamol (z.B. ben-u-ron) und Ibuprofen (z. B. Aktren) verwendet werden.
  • Heuschnupfen, Asthma, Neurodermitis: Was viele Frauen nicht wissen: "Stillende dürfen bei akuten Atembeschwerden Asthma-Sprays auf Cortisonbasis benutzen", so die AFS-Beraterin. "Auch Cortisonsalben sind für kurze Zeit bei Neurodermitis-Schüben erlaubt. Bei Heuschnupfen können Sprays und Augentropfen mit Chromoglycinsäure (z.B. Vividrin) verwendet werden, aber auch Präparate mit Dimetinden (Fenistil) oder Cetirizin (Zurtec)."

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Frage deinen Arzt oder Apotheker!

"Bei den hier genannten Wirkstoffen sollte man sich nicht allzusehr davon irritieren lassen, wenn das Medikament im Beipackzettel als in der Stillzeit nur eingeschränkt empfehlenswert bezeichnet wird. Auch bei diesen als weitgehend unbedenklich geltenden Mitteln müssen sich die Firmen auf diese Weise rechtlich absichern", erläutert die Apothekerin.
Es gibt aber natürlich zahlreiche Medikamente, die in der Stillzeit absolut tabu sind, bzw. bei denen ein Abstillen erforderlich ist, wenn sie eingenommen werden müssen. Verboten sind u.a. Zytostatika (hemmen die Zellvermehrung), Immunsuppressiva (unterdrücken best. Immunreaktionen), Radioaktive Isotopen (wie z.B. J 131, wird bei Untersuchungen der Schilddrüse verwendet) und Medikamente, die das Zellwachstum unterdrücken.

Doch auch viele weitere Stoffe sind nachweislich schädlich oder haben Nebenwirkungen für das Baby, die sie mit dem Stillen unvereinbar machen. Bei schwerwiegenderen Erkrankungen sollte man also immer mit dem Arzt besprechen, was zu tun ist. Bei fast allen Stoffgruppen gibt es in Bezug auf das Stillen verbotene, eingeschränkt mögliche und weitgehend ungefährliche Medikamente. Daher sollte ein Arzt zunächst auch immer nach Alternativen suchen, bevor er der Mutter zum Abstillen rät.