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Im Job mit Baby im Bauch

Gutes "Betriebsklima" in der Schwangerschaft

Wann sollte eine Schwangere den Kollegen von ihrer Schwangerschaft erzählen? Wie kann sie mit dem Chef Lösungen finden, wenn es ihr nicht gut geht? Wie begegnet die Schwangere Sticheleien am Arbeitplatz? Diese und andere wichtige Fragen beantwortet unser Artikel.

Autor: Gabriele Möller

Nicht zu früh von der Schwangerschaft erzählen

Schwanger Job Kollegen
Foto: © Fotolia.com/ Yuri Arcurs

Bei der Überlegung, wann man die Kollegen darüber aufklären möchte, dass man „guter Hoffnung“ ist, kann eine Schwangere sich Zeit nehmen. Sie kann schauen, wie es ihr geht, aber auch überlegen, wie sie die Reaktionen der anderen einschätzt. Wer sich richtig gut fühlt, muss noch nichts erzählen, sondern kann abwarten. Wer sich aber wünscht, dass die Kollegen mehr Rücksicht nehmen oder verstehen, warum man manche Dinge im Job jetzt anders handhabt (zum Beispiel die Tätigkeit gewechselt hat), sollte es dagegen erzählen. Bei gutem Betriebsklima kann man es früher sagen, wer mit negativen Reaktionen oder Nachteilen rechnet, kann noch etwas länger abwarten.

Doch auch bei sympathischem Kollegenkreis gilt: lieber nicht zu früh mit der Neuigkeit herausrücken. Denn auch wer kein Problem damit hat, dass die Kollegen von der Schwangerschaft wissen, möchte vielleicht trotzdem nicht, dass es auch alle erfahren, falls mit der Schwangerschaft früh etwas schiefgeht. Deshalb sollte man möglichst die eher unsicheren ersten drei Schwangerschaftsmonate abwarten, bevor man den kleinen Gast im Bauch den anderen vorstellt. Immer aber sollte der Chef noch vor den Kollegen informiert werden.

Kleine Notlügen sind erlaubt

Wer die Schwangerschaft  noch eine Zeitlang für sich behalten will, muss ein paar überzeugende Ausreden parat haben, wenn auf der Betriebsfeier oder dem abendlichen After-Work-Treffen in der Kneipe Alkohol getrunken wird. Man kann dann zum Beispiel erklären: „Ich nehme gerade ein Antibiotikum, weil ich dieser Tage solche Halsweh/eine Blasenentzündung hatte“, „Ich habe vorhin eine Kopfschmerztablette eingeworfen, da sollte ich besser nicht noch Alkohol drauf schütten“, „Ich mache doch gerade so eine Gesundheitswoche zum Entschlacken, da soll man Alkohol weglassen, der ist ja irgendwo auch ein Gift“.

Wenn man ein Bäuchlein bekommt, hilft weite Kleidung: Tunikablusen, lange Westen und mehrere lockere Lagen übereinander helfen, den kleinen Bauchbewohner noch ein Weilchen vor neugierigen Blicken zu schützen. Muss man während der Arbeitszeit zum Arzt, darf man ebenfalls schwindeln: „Ich hab‘ dauernd so niedrigen Blutdruck, ich muss jetzt mal zum Hausarzt, sonst kippe ich hier noch um“, „Ich hab‘ jetzt immer so Rückenschmerzen, ich muss das abklären lassen“, „Ich habe da einen Zahn, der Ärger macht, ich glaub‘, ich sollte heute/morgen früh noch zum Zahnarzt.“ Arztbesuche dürfen dabei nur dann in die Arbeitszeit gelegt werden, wenn es sich um einen Notfall (Beschwerden, Blutungen usw.) handelt oder die Arbeitszeit keine andere Möglichkeit lässt.

 

Sich gegen neugierige Kollegen wappnen

Manchmal haben – besonders weibliche Kollegen – Argusaugen und wittern es recht früh, wenn eine Frau schwanger ist. „Ich bin erst in der 7. Woche und habe es im Job noch niemandem gesagt. Meine Kollegin nervt mich aber zur Zeit. Sie sagt, meine Haut sehe so komisch aus, und meine Haare, und man könnte meinen, ich wäre in anderen Umständen“, klagt eine Userin in einem Onlineforum. „Sie beobachtet sogar, wie oft ich zur Toilette gehe, wie viel ich trinke und wie häufig ich gähnen muss, um dann wieder ein blöde Bemerkung von sich zu geben.“ In solchen Fällen kann die Schwangere einfach nur knapp antworten und sagen, dass diese Kommentare sie nerven und sie über das Thema nicht mehr sprechen wird. Fängt die Kollegin wieder an, hilft es vielleicht, die Bemerkung einfach zu überhören und darauf keine Antwort mehr zu geben.

Fragt eine Kollegin oder ein Kollege aber ganz direkt, ob man schwanger ist, darf man lügen und zum Beispiel sagen: „Nein, ich hab‘ wohl leider etwas zugenommen.“ Oder: „Komisch, das hat mich neulich auch schon jemand gefragt, ich versteh‘ das nicht.“ Selbst die Entscheidung darüber zu behalten, wann man es erzählt, ist dabei wichtiger als totale Offenheit. Eine gute Kollegin wird es verstehen, wenn sich hinterher herausstellt, dass sie zwar Recht hatte, man sie aber noch nicht einweihen wollte, weil es noch recht früh war.

Negativen Kommentaren begegnen

In vielen Betrieben herrscht zwar ein freundliches Klima, doch das ist nicht überall der Fall. Manchmal müssen sich Schwangere mit Verständnislosigkeit oder mit  Kritik an ihrer Arbeitsleistung herumschlagen. „Als ich Ärger mit dem Ischiasnerv hatte, habe ich einige Tage lang im Büro leicht gehumpelt. Der aggressive Kommentar meiner Kollegin dazu: ‚Warum humpelst du so blöd durch die Gegend, das kann ja keiner mit anschauen!‘“, berichtet eine Schwangere in einem Internetforum. „Wenn mir ein Fehler unterläuft, wie es jedem im Job passieren kann, heißt es gleich: ‚Jaja, die Schwangerschafts-Demenz, da vergisst man alles!‘“, klagt eine andere Userin.

Kommen von den Kollegen ungeschickte, nur scheinbar lustige oder auch blöde Sprüche, hilft einem das Bauchgefühl, die richtige Reaktion zu finden: Handelt es sich um eine nette Kollegin, die selbst schon Kinder hat, und war die Bemerkung eher gutmütig neckend, kann man einfach lächeln. War der Spruch weniger lustig, aber von jemandem, mit dem man sich gut versteht und der einem erfahrungsgemäß nichts Böses will, kann man sagen: „Also ich bemerke keine Nachteile durch meine Schwangerschaft, und ich bin sicher, das bleibt auch so.“ Eine weitere Diskussion sollte man mit einem Themenwechsel unauffällig beenden.

Handelt es sich aber um eine Kollegin oder einen Kollegen, dem die Schwangere auch vor der Schwangerschaft schon eher mit Vorsicht begegnet ist, kann sie auf Sticheleien zum Beispiel entgegnen: „Nein, ich arbeite immer konzentriert. Dass ich schwanger bin, beeinträchtigt meine Leistung nicht.“  Wird jemand hier zu penetrant, kann man weitere Bemerkungen komplett übergehen (beim Vorgesetzten). Oder auch ein knappes, aber entschiedenes „Lass das (lassen Sie das) bitte!“ (bei Kollegen) äußern.

Bei Mobbing Hilfe suchen

„Seit der Bekanntgabe der Schwangerschaft werde ich von meiner älteren Kollegin ständig gemobbt. Sie teilt mich plötzlich zu Zeiten ein, in denen ich keinen Babysitter für das ältere Kind habe oder kein Kindergarten ist. Wenn ich dann etwas sage, fragt sie mich höhnisch, ob ich Depressionen habe. Sie ist ständig unfreundlich. Unser Chef unterstützt mich leider nicht. Ich bin deswegen schon sechs Wochen krankgeschrieben. Ich habe richtig Angst, wenn ich bald wieder zur Arbeit muss“, erzählt eine andere Schwangere in einem Online-Forum. Und eine Leidensgenossin berichtet: „Wenn ich mal krank bin, vertritt mich niemand von den Kollegen, wie es sonst hier üblich ist. Sie lassen die ganze Arbeit einfach liegen. Sie sagen, ich sei unkollegial, wenn ich mich in der Schwangerschaft krankschreiben lasse.“

Wenn eine Schwangere bemerkt, dass Kollegen ihr absichtlich Steine in den Weg legen, sich zusammentun und schlecht über sie reden, sie beim Chef zu Unrecht anschwärzen, bewusst unfreundlich sind oder sie gar schneiden, sollte sie sich wehren. Erster Ansprechpartner ist hier der Vorgesetzte. Hilft der nicht, ist der Betriebsrat die nächste Instanz, die man um Unterstützung bitten kann. Wird der nicht aktiv oder gibt es keinen, kann man mit dem Frauenarzt sprechen. Er kann eine Zeit lang krankschreiben, weil Mobbing die Gesundheit der Schwangeren und indirekt auch ihres Kindes gefährdet. In schlimmen Fällen und wenn sich nichts ändert, kann er auch ein  Beschäftigungsverbot aussprechen.

Weitere Infos

  • Bärbel Wardetzki: „Kränkung am Arbeitsplatz: Strategien gegen Missachtung, Gerede und Mobbing“, Kösel Verlag, ISBN-13: 978-3466307029
  • Dr. jur. Reinhard Wetter: „Mein gutes Recht im Job: Diskriminierung, Mobbing, Urlaub, Mutterschutz, Elternzeit, Betriebsänderung, Kündigung“, dtv, ISBN-13: 978-3423506069