Anerkennung macht froh und stark!

Zeige deinem Kind, wie stolz du auf es bist!

Kaum etwas fühlt sich für Kinder schöner an, als wenn sie spüren: Mama und Papa sind gerade richtig stolz auf mich! 9 Gelegenheiten, deinem Kind dieses tolle Gefühl zu schenken!

Autor: Gabriele Möller

Augenmerk auf soziale und emotionale Fähigkeiten lenken

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Foto: © iStock, Martinan

Manchmal neigen wir Eltern dazu, vor allem auf Leistungen unseres Kindes stolz zu sein: wenn es Fahrrad fahren lernt, beim Schülerkonzert der Musikschule auftritt, oder wenn es in der Schule gute Noten hat. Doch wir sollten unser Augenmerk auch auf seine sozialen und emotionalen Fähigkeiten lenken. Denn sie sind ein fast noch größerer Grund für Stolz! Und unsere Anerkennung unterstützt unser Kind dabei, diese Fähigkeiten noch weiter auszubauen. 9 Momente, in denen du deinem Kind zeigen solltest, wie stolz du auf es bist:

1. Wenn es großzügig ist

Der richtige Moment: Dein zwölf Monate altes Baby sitzt in seinem  Hochstühlchen am Tisch und genießt einen Pfannkuchen, den du ihm kleingeschnitten hast. Plötzlich sieht es dich vergnügt an, nimmt ein Stück der Leckerei und will dich damit füttern.

So zeigst du deinem Kind, wie stolz du bist: Genieße das Herzensgeschenk deines Babys sichtlich: „Oh, das ist lieb von dir! Hm, das schmeckt wirklich lecker! Danke, dass du mir etwas abgegeben hast!" Wenn dein Kind dir nun entzückt auch noch den Rest des Pfannkuchens in den Mund schieben will, solltest du es natürlich nicht vor den Kopf stoßen. Du kannst sagen: „Wir wechseln uns einfach ab: eines bekommst immer du, eines ich!"

2. Wenn es für sich einsteht

Der richtige Moment: „Also, ich finde ein Feen-Pony mit Mähne zum Frisieren blöd, das ist doch total langweilig!" tönt deine ältere Tochter herablassend, als ihre kleine Schwester am Tisch von ihrem Geburtstagswunsch erzählt. „Ich bin aber nicht du! Ich bin ich!" stellt die Kleine energisch klar - und ihr Gesichtsausdruck macht deutlich, dass die Diskussion damit für sie beendet ist.

So zeigst du deinem Kind, wie stolz du bist: Bestärke deine Tochter in ihrem Bauchgefühl: „Das stimmt genau, Emily! Jeder mag nämlich andere Sachen - Paula mag lieber Lego, du lieber das Schloss. Denn Paula ist Paula, und du bist du!" Und an die Adresse der älteren Tochter: „Wir sind alle unterschiedlich, auch wenn wir eine  Familie sind. Und das ist wirklich gut, denn sonst wäre es tatsächlich langweilig!"

3. Wenn es ein anderes Kind tröstet

Der richtige Moment: Beim Abholen vom  Kindergarten bekommst du mit, wie dein dreijähriger Sohn auf dem Außengelände einen Jungen tröstet, der gerade hingefallen ist, sich das Knie aufgeschürft hat und weint.

So zeigst du deinem Kind, wie stolz du bist: Warte, bis sich die Situation aufgelöst hat, bis der Junge also getröstet ist, oder von der Erzieherin mit Pflaster oder Kühlpack versorgt ist. Auf dem Heimweg kannst du sagen: „Ich habe mich total gefreut, wie lieb du den Jona getröstet hast! Es hat ihm gut getan, dass du sofort zu ihm hingegangen bist. Denn wenn man weint, möchte man schnell Hilfe haben!"

Die positive Wirkung dieser Anerkennung wird noch verstärkt, wenn du – natürlich im Beisein deines Kindes - auch gegenüber Verwandten oder dem Partner ausdrückst, wie stolz du bist: „Emil hilft gern anderen Kindern, er macht das ganz toll!" Dies gilt natürlich nicht nur für diese Situation, sondern für alle Momente, in denen du dich über das Verhalten deines Kindes freust!

4. Wenn es Grenzen setzt

Der richtige Moment: Ihr seid im Freibad. Dein vierjähriger Sohn spielt mit anderen Kindern im seichten Kinderplanschbecken. Du schaust entspannt zu. Plötzlich wirst du aufmerksam, denn ein älterer Mann gesellt sich zu den Kindern. Ist er der Großvater eines Kindes? Er geht auf deinen Sohn zu und spricht ihn an. Sicherheitshalber stehst du sofort auf und gehst hin. Im Näherkommen hörst du, wie dein Sohn zu dem Mann, der ihn jetzt an der Schulter gefasst hat, laut sagt: „Hau ab! Lass mich in Ruhe!"

So zeigst du deinem Kind, wie stolz du bist: Egal, ob der Mann „nur" kein Gefühl für die richtige Distanz zu einem fremden Kind hatte, oder ob er tatsächlich ungute Absichten hegte: Dein Sohn hat perfekt reagiert! Er hat die übergriffige Art des Mannes sofort bemerkt und sich gewehrt. Verharmlose das Verhalten des Fremden nicht, sondern lobe dein Kind nachdrücklich: „Der Mann durfte dich nicht am Arm fassen! Es war Klasse, wie du ihn abgewehrt hast! Das war genau richtig!"

5. Wenn es fürsorglich ist

Der richtige Moment: Deine neunjährige Tochter hat Besuch. Ihr Schulfreund jammert, dass er die Mathe-Hausaufgabe überhaupt nicht versteht. Kurz entschlossen schnappt sich deine Tochter ihre Mathesachen und sagt: „Guck mal, du musst hier so rechnen, und dann machst du einfach..." Obwohl deine Tochter den Rechenweg völlig anders und scheinbar weniger geschickt erklärt, als du selbst es tun würdest, scheint der Groschen beim Freund zu fallen - sein Gesicht hellt sich auf.

So zeigst du deinem Kind, wie stolz du bist: „Ich habe mich gefreut, wie geduldig du Tom  Mathe gezeigt hast. Ich glaube, er hat es jetzt wirklich verstanden. Manchmal können Kinder Sachen besser erklären als Erwachsene, sie finden die richtigen Wörter."

6. Wenn es mithilft

Der richtige Moment: Du willst schnell noch die Böden wischen, bevor du schon wieder los musst. Dein vierjähriger Sohn fragt: „Darf ich auch mal den Wischer haben?" Vielleicht denkst du jetzt reflexhaft: Bloß nicht, dann dauert es noch länger, und außerdem wird es nicht richtig sauber. Doch das Hilfsangebot deines Kindes ist etwas sehr Wertvolles, und du solltest es nicht ausschlagen. Sonst ärgerst du dich vielleicht in ein paar Jahren darüber, dass dein Sohn nie auf die Idee kommt, mal von sich aus im Haushalt zu helfen.

So zeigst du deinem Kind, wie stolz du bist: Klar, es wird jetzt länger dauern, und das Putzergebnis wird dich vermutlich nicht ganz zufrieden stellen. Springe trotzdem über deinen Schatten: „Oh, es wäre toll, wenn du hilfst. Schau mal, man zieht immer so gerade Bahnen, eine neben der anderen!" Würdige explizit das wunderbare Angebot deines Kindes: „Ich bin wirklich froh, dass du mir geholfen hast. So musste ich nicht alles allein machen!"

Egal, bei welcher Tätigkeit dein Kind dir hilft: Bessere das Ergebnis niemals in seinem Beisein nach, sondern warte damit nötigenfalls, bis du allein bist! Es frustriert ein Kind, wenn wir Erwachsenen – egal, wie sehr es sich bemüht – immer demonstrieren, dass wir alles besser können.

7. Wenn es sein Spielzeug teilt

Der richtige Moment: Deine vierjährige Tochter hat Besuch, und die Freundin möchte gern mit ihrer neuen Rapunzel-Barbie spielen. Du weißt eigentlich schon, was jetzt kommen wird: Deine Tochter wird die neue Puppe auf keinen Fall herausrücken. Zu deiner Überraschung zögert sie aber bloß kurz, und hält der Freundin die Puppe dann mit sichtlicher Überwindung hin.

So zeigst du deinem Kind, wie stolz du bist: Wenn ein Kind es schafft, etwas zu teilen, obwohl ihm das sehr schwer fällt, ist das ein Anlass für Stolz – und für ein dickes Lob. Denn es ist eine große Leistung für ein kleines Kind, sich selbst ein bisschen zu überwinden und sich in den Wunsch des Spielgefährten hineinzuversetzen. Und zu verstehen, dass zusammen Spielen nur Spaß macht, wenn man auch mal etwas abgibt oder sich abwechselt.

8. Wenn es sich behauptet

Der richtige Moment: Vielleicht schaust du schon seit längerer Zeit besorgt zu, wie deine Tochter auf dem Spielplatz ständig Dränglern an der Rutsche nachgibt, sich auch im Kiga scheinbar alles gefallen lässt, und sich kaum jemals wehrt. Oder vielleicht hat auch dein Sohn seit Monaten einen „ falschen Freund", der ihn herumkommandiert und manchmal sogar aggressiv ist, ohne dass du ihm den Jungen bisher ausreden konntest.

Als du eines Tages zum Abholen im Kindergarten eintriffst, schreit deine Tochter gerade: „Joey, lass mich in Ruhe!" und vertreibt tatsächlich den größten Rabauken der Gruppe. Oder dein Sohn erzählt dir zu Hause plötzlich: „Ich habe Tim gesagt, dass ich nicht mehr sein Freund bin. Er will immer nur bestimmen. Das ist blöd!"

So zeigst du deinem Kind, wie stolz du bist: Natürlich sollst du dein Kind nicht zur Gewalttätigkeit erziehen. Doch wenn es sich gegen jemanden wehrt, der es schon oft attackiert hat, ist dies ein Zeichen eines gesunden Selbstwertgefühls. Notwehr ist erlaubt - und manchmal das einzige Stopp-Signal, das übergriffige Kinder verstehen.

Aber auch wenn dein Kind erkennt, dass sein Kumpel ihm nicht gut tut, ist dies eine wichtige Lernerfahrung, die du ihm nicht abnehmen kannst, und die manchmal Zeit braucht. Wenn der Nachwuchs es (oft erst nach einigen Monaten) schafft, sich von einem falschen Freund zu lösen, darfst du natürlich stolz auf ihn sein! Sage jetzt nicht: „Ich habe dir gleich gesagt, der benimmt sich nicht normal!", sondern: „Ich denke, du hast Recht: Tim verhält sich wirklich nicht so, wie ein richtiger Freund."

9. Wenn es eine eigene Lösung findet

Der richtige Moment: Deine Söhne spielen mit Legobausteinen. Der Eine braucht noch einen letzten durchsichtigen Fensterstein für sein Werk, aber sein Bruder rückt ihn nicht heraus. Nun bietet er dem widerwilligen  Geschwister einen Tauschhandel an: „Wenn du mir das Fenster gibst, darfst du auch eine Figur mehr haben als ich."

So zeigst du deinem Kind, wie stolz du bist: Es ist eine große Leistung in Sachen Sozialverhalten, wenn ein Kind sich einen Tauschhandel überlegt: Es nimmt das Bedürfnis seines Gegenübers wahr, wägt es gegen sein eigenes ab und versucht, eine Lösung zu finden, die beide zufrieden macht. Wenn dein Kind noch nicht von sich aus auf so eine Konfliktlösung kommt, darfst du sie auch vorschlagen (aber ohne sie den Kontrahenten aufzudrängen).

Schaffen die Beiden den Handel, zeige ruhig, wie stolz du bist: „Toll, dass du die Idee mit dem Tauschen hattest, Jonah! Und für dich, Joshua, war es nicht leicht, auf den Baustein zu verzichten, ich weiß. Ich finde es wirklich gut, wie ihr das gelöst habt!"