Mehr als Spielzeug

Warum Eltern den Fidget Spinner lieben sollten

Für die einen ist es der nervigste Trend des Sommers, für die anderen die schönste Konzentrationshilfe der Welt. Was hinter dem Hype um die kleinen Kreisel steckt und warum sie mehr können als einfach nur durchdrehen.

Autor: Heike Byn

Fidget Spinner: Was ist das eigentlich?

Fitget-Spinner-Teaser
Foto: © Colourbox

Ein Fidget Spinner ist ein flacher Kreisel, den man zwischen Daumen und Zeigefinger dreht. Einmal in Bewegung, dreht sich der Spinner bis zu einer halben Minute lang um die eigene Achse. Fidget Spinner gibt es in vielen Farben und Formen. Manche leuchten und blinken sogar, wenn es dunkel ist. Sie kosten zwischen fünf und zehn Euro und sind im Spielzeughandel, in Kiosken oder anderen Geschäften erhältlich. Wegen des anhaltenden Trends kommt es immer wieder vor, dass sie hier und da ausverkauft sind. Viele Freunde der kleinen Kreisel kaufen deshalb auf Vorrat oder bestellen die Spinner gleich im Internet.

1. Kleine Helfer für Kinder mit ADHS

Der Begriff Fidget Spinner setzt sich aus den englischen Worten „fidget" und „spinner" zusammen. „Fidget" heißt so viel wie unruhiges Kind oder Zappelphilipp, „spinner" heißt Kreisel. Der Name ist entstanden, weil Fidget Spinner ursprünglich entwickelt wurden, um Kindern mit der Aufmerksamkeitsstörung ADHS zu helfen. Das Spiel mit ihnen soll den Kindern helfen, sich besser zu konzentrieren. Obwohl das in vielen Praxistests auch funktioniert hat, liegt bislang noch keine wissenschaftliche Studie über die Wirkung von Fidget Spinnern vor.

2. Fidget Spinner fördern Konzentration

Doch der Turbo-Kreisel hilft nicht nur Kindern dabei, sich besser zu konzentrieren: Sogar Manager greifen zum Fidget Spinner, um sich bei der Arbeit auf die Schnelle zu entspannen. „Wer sich beim schnellen Drehen auf den Kreisel konzentriert, bringt dabei mehr Ordnung ins Hirn. Diese Ordnung können wir nutzen, um danach im Job klarer Strukturen zu schaffen und Entscheidungen zu treffen", erklärt der Neurobiologe Gerald Hüther in einem WDR-Interview. Hoppla! Das kennen wir doch alle, oder? Es gibt wohl kaum einen unter uns Erwachsenen, der nicht schon Legionen von Büroklammern zerlegt, Clips von Stiften abgeknibbelt oder Schreibtischunterlagen mit ausufernden Kuli-Zeichnungen vollgekritzelt hat – und sich anschließend, na ja, irgendwie besser und aufgeräumter im Kopf gefühlt hat.

3. Spinner: Leise Übung für die Feinmotorik

Gar nicht so einfach, den Spinner möglichst lange auf einem Finger oder auf der Hand zu balancieren. Wer das beherrscht, kann zu schwierigeren Tricks übergehen. Neben dem In-die-Luft-werfen kann man dann versuchen, den Kreisel von einem Finger auf den anderen, von einer Hand in die andere zu balancieren oder ihn mit den Zehen zu drehen. Auf Youtube gibt es unzählige Videos mit weiteren Tipps und Tricks. Der Kreisel hilft also nicht nur beim Konzentrieren, sondern ist auch eine gute Übung für die Feinmotorik und macht dabei nicht so viel Lärm wie das nervige Stifte-zwischen-den-Finger-drehen oder das Werfen von Plastik-Flaschen („Bottle flip"), die am Ende möglichst auf dem Deckel stehen bleiben sollen.

4. Fidget Spinner kaufen: Lektion für kleine Käufer

Wie viel Spinner kann ich mir für mein Taschengeld leisten? Wo gibt's die schönsten Kreisel? Ist es günstiger, wenn ich gleich mehrere Spinner in einem Pack kaufe? Keine Frage: Die Fidget Spinner machen aus vielen Kindern wahre Profi-Einkäufer. Addieren, dividieren, multiplizieren, Preise vergleichen und von den Erfahrungen anderer profitieren. So machen nicht nur die Grundrechenarten mehr Spaß als in der Schule, Kinder lernen dabei auch eine ganze Menge über Angebot und Nachfrage, Preispolitik und die schillernden Versprechungen der Werbewelt.

5. Mit dem Fidget Spinner dazugehören

Wer Teil einer Massenbewegung ist, die einem Trend folgt, gehört zweifellos dazu und ist hip. Viele Kinder und Erwachsene schaffen sich einen Kreisel nur deshalb an, weil alle anderen auch schon einen haben. „Damit erfüllen sie ein menschliches Grundbedürfnis nach Zugehörigkeit zu einer Gruppe, die sich über eine gemeinsame Vorliebe oder ein Hobby definiert. Dieses Gemeinschaftsgefühl macht stark und sorgt für Selbstbewusstsein", erläutert der Neurobiologe Gerald Hüther.

6. Trend-Kreisel: Spaß für kleine und große Kinder

Spielen macht Spaß, sich mit anderen zu messen auch und Erfolg nach langem Üben zu erfahren erst recht: Kein Wunder, dass nicht nur Kinder vom Trend-Spielzeug Fidget Spinner begeistert sind. Spaß und Sport setzen im Gehirn Glückshormone frei, Erfolge aktivieren unser Belohnungszentrum. Beides lechzt nach mehr und so drehen Klein und Groß am Rad, bis der Trend ein Ende hat. Das ist höchstwahrscheinlich mit Beginn der großen Ferien der Fall, wie so oft bei typischen Sommertrends. Danach kommt dann aber wieder ein neuer Trend, garantiert!