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Grusel-Clowns: So nimmst du deinem Kind die Angst

Sogenannte Horror-Clowns geistern derzeit durch die Medien aber auch durch Whatsapp-Chats unserer Kinder. Dass die gruseligen Clowns ihnen Angst machen, ist mehr verständlich. Wir haben Tipps, wie ihr mit der Angst eurer Kinder und Falschmeldungen im Netz umgehen könnt.

Autor: Heike Byn

Horror-Clowns: Was passiert da gerade bei uns?

Grusel-Clown-Teaser
Foto: © Fotolia / nito

Bislang wussten wir genau, was einen Clown ausmacht: Rote Nase, kunterbunte Schminke und Klamotten, viel zu große Schuhe. Nun ist ein neuer Trend aus den USA zu uns geschwappt, der das Bild vom lustigen Clown nachhaltig zerstört: Seit Wochen treiben so genannte Grusel-Clowns in unseren Städten ihr Unwesen und lehren Erwachsene und Kinder das Fürchten. Mit Horrormaskerade verkleidet, das Kostüm mit künstlichem Blut verschmiert, tragen sie Plastikwaffen, Stöcke oder Besen bei sich und haben nur ein Ziel: Mit mehr oder weniger Gebrüll und heftigen Attacken Menschen erschrecken. Ist das witzig oder cool? Keineswegs! Doch während Eltern bei jeder neuen Horror-Clown-Meldung in den Medien genervt reagieren, haben Kinder Angst vor den seltsamen Gestalten, fühlen sich Teenager zwischen Faszination und Ablehnung hin und her gerissen. Einige Opfer haben sich bereits per Anzeige oder Gegenangriff gewehrt und so endete mancher vermeintliche Spaß auf der Polizeiwache oder sogar im Krankenhaus.

Wie erkläre ich meinem Kind die Grusel-Clowns?

Ihr müsst nicht erst warten, bis euer Kind das Thema von sich aus anspricht. Besser ist, selbst aktiv zu werden und zu fragen, ob es vielleicht schon durch Freunden oder die Medien von den Clowns gehört hat, und was es darüber denkt. Wichtig ist, dass ihr in solch einem Gespräch ruhig und besonnen wirkt, dann bleibt auch euer Kind gefasst – schließlich seid ihr sein Vorbild. Kleinere Kinder haben oft noch gar keine genaue Vorstellung von Gefahr und Horror, deshalb müsst ihr ihnen auch nicht detailliert erklären, was bei der Begegnung mit einem Horror-Clown passieren kann – das überfordert Kinder nur. Als Eltern habt ihr vielmehr die Aufgabe, euer Kind zu schützen. Deshalb kann eine Kernbotschaft für kleinere Kinder sein: „Es ist unwahrscheinlich, dass dir so etwas passiert. Außerdem bin ich ja bei dir und passe auf dich auf."

Was kann ich machen, wenn man Kind Angst hat?

Nehmt die Angst von älteren Kindern immer ernst, bleibt im Gespräch mit ihnen authentisch und vermittelt ihnen Verhaltensstrategien für den – wenn auch unwahrscheinlichen – Notfall. Schulkinder, die schon einmal alleine unterwegs sind, sollen ruhig weglaufen, wenn ihnen jemand unheimlich vorkommt. Das gilt im Übrigen nicht nur in Zeiten von Horror-Clowns. Hilfe holen ist eine andere Möglichkeit: Das Kind kann z.B. den nächstbesten Erwachsenen auf der Straße um Hilfe bitten oder in ein Geschäft laufen, wenn sonst niemand zu sehen ist. Spielt so eine Situation zuhause in Ruhe durch, damit euer Kind sein Verhalten bei Bedarf abrufen kann. Gruselt es sich schon bei der Vorstellung, alleine zur Schule oder zum Sport zu gehen, kann es sich Freunden anschließen oder sich von euch oder anderen Erwachsenen begleiten lassen.

Ältere Kinder mit eigenem Handy können die Polizei anrufen, wenn ihnen wirklich ein Horror-Clown begegnet. Auch hier gilt: Sprecht die einzelnen Schritte im Vorfeld durch: Beim Anruf bei der Polizei soll es zuerst seinen Namen nennen, dann sagen wo es sich gerade befindet und was genau passiert ist. „Wir nehmen die Anrufe von Kindern ernst und schicken auf jeden Fall einen Streifenwagen vorbei", sagt Christoph Gilles, Pressesprecher der Polizei Köln.

Wie rede ich mit Teenagern über Horror-Clowns?

Jugendliche denken oft, dass es keinen Unterschied macht, ob jemand als Horror-Clown Menschen erschreckt oder eine gruselige Nachricht auf Facebook postet. Experten wie Mediencoach Kristin Langer von der Medieninitiative „Schau hin!" raten da, den Teenagern klarzumachen, dass die Eltern jede Aktion von Grusel-Clowns schlimm finden und keinerlei Verständnis dafür haben. „Damit beziehen Eltern Stellung und sorgen für eine klare Orientierung." Um ins Gespräch zu kommen, kann es helfen, den Teenager zu fragen, wovor er Angst haben und was er über Menschen denkt, vor denen er sich fürchtet. Das sensibilisiert die Jugendlichen für die Situation und Gefühle der Opfer.

Wie gehe ich mit Falschmeldungen im Netz um?

Das Phänomen der Horror-Clowns hat sein Vorbild in Horrorfilmen und so genannten Pranks – derbe Scherze, die gefilmt und dann online gestellt werden. Je länger die Attacken der Grusel-Clowns andauern, desto mehr Falschmeldungen über angebliche Angriffe tauchen im Netz auf. Einige Meldungen hat die Polizei bestätigt, doch viele andere – vor allem die über Messenger und soziale Medien verbreitete – sind so genannte Fakes. Sprecht mit älteren Kindern darüber und erklärt ihnen, dass viele Meldungen im Netz falsch sind. Bekommt euer Kind von Freunden oder Schulkameraden Hinweise auf Meldungen, Fotos oder Videos von Vorfällen, könnt ihr gemeinsam deren Wahrheitsgehalt checken. Dazu geben die Experten des Medienratgebers „Schau hin! Was dein Kind mit Medien macht" folgende Tipps:

Fakes enttarnen und nicht weiterleiten

Daran erkennt man unseriöse Meldungen: Hat der Absender weitere zweifelhafte Beiträge im Profil? Ist der Beitrag besonders reißerisch und gruselig? Sind die Infos zu Ort und Zeit nachvollziehbar? Gibt es andere Quellen wie seriöse Nachrichtenseiten, die das bestätigen? Oft haben schon andere Nutzer den Beitrag als gefälscht entlarvt und warnen davor. Portale wie mimikama.at klären über Falschmeldungen auf. Macht eurem Kind klar, dass es solche Nachrichten oder Aufnahmen auf keinen Fall teilen oder weiterleiten soll.

Dubiose Profile im Netz meiden

Vereinbart mit eurem Kind, dass es Profile in sozialen Netzwerken oder Webseiten meidet, die vorwiegend unseriöse Beiträge posten. Bekommt es von bestimmten Absendern oft unseriöse Posts, kann es neue Benachrichtigungen auch abstellen. Posten Freunde und Bekannte Falschmeldungen, könnt ihr die Einstellungen so ändern, dass deren Beiträge nicht mehr sichtbar sind.

Angstmachende Inhalte melden

Ermuntert eure Kinder dazu, dass sie sich an euch wenden, wenn sie im Netz auf dubiose und furchteinflößende Beiträge und Filme stoßen. Ihr könnt solche Meldungen, Fotos oder Videos dann dem Betreiber melden, Screenshots machen und euch damit an externe Medien-Kontrollstellen wie jugendschutz.net oder i-KiZ.de wenden, sowie schwere Fälle der Polizei mitteilen.

Darf mein Kind trotzdem Halloween feiern?

Natürlich darf es trotzdem Halloween feiern – aber vielleicht nicht gerade im Clownskostüm. „Die Stimmung in der Bevölkerung ist sehr aufgeheizt. Wer sich jetzt als Clown verkleidet, zieht deshalb Wut auf sich und macht sich angreifbar", rät Christoph Gilles. Virginie Wegner, Pressesprecherin des Landeskriminalamtes in Wiesbaden rät Eltern, ihre Kinder zu begleiten und aufmerksam zu sein. „Wer zuhause bleibt, soll ruhig die Tür öffnen und Süßigkeiten bereitstellen. Wir sehen darin keine Gefahr, denn Grusel-Clowns springen aus dem Hinterhalt und klingeln nicht brav an Türen", so Virginie Wegner.