Mittelohrentzündung: Immer Antibiotika?
Wenn Kinder an einer Mittelohrentzündung erkranken, verschreiben Ärzte fast immer Antibiotika. Nach neuesten Erkenntnissen ist dies nicht gerechtfertigt.
920 000 erkranken pro Jahr

Winterzeit - Erkältungszeit. Für Kinder bedeutet das immer auch: Mittelohrentzündungen, oft mit heftigen Ohrenschmerzen und Fieber verbunden. 920.000 Fälle der sogenannten Mittelohrentzündung (Otitis media) werden jedes Jahr behandelt, fast immer mit Antibiotika. Wundermittel gegen die Mittelohrentzündung haben auch die Mediziner der Universität Witten/Herdecke nicht entdeckt. Aber sie haben die bekanntesten Untersuchungs- und Behandlungsmethoden kritisch geprüft.
"Es gibt jetzt gute und vor allem wissenschaftlich belegbare Gründe, bei Mittelohrenentzündungen die Verschreibepraxis zu ändern", so der Internist Nik Koneczny. "Die hierzulande übliche Verordnung von Antibiotika bei einer Mittelohrentzündung ist in Zukunft sicher seltener gerechtfertigt als bisher", erklärt auch der Kinderarzt Dr. Stefan Schmidt-Troschke vom Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke.
Durch Antibiotika Heilung nicht garantiert
Es mangelt an Beweisen, dass Antibiotika die Heilung garantieren können. Zwar können sie die Krankheitsdauer etwas verkürzen, verursachen aber oft selbst wieder Nebenwirkungen. Wissenschaftlich nicht zu rechtfertigen sei es, dass in Deutschland nahezu alle Patienten mit Antibiotika therapiert werden, während es im Nachbarland Holland nur 31 Prozent sind.
Soll man in Zukunft also besser auf "Chemie" verzichten? In jedem Fall sollten dies Eltern nur zusammen mit dem behandelnden Arzt entscheiden. Hilfestellung kann dabei die Patientenleitlinie "Mittelohrentzündung" liefern, die von der Universität Witten/Herdecke im Internet unter www.Patientenleitlinien.de frei zugänglich veröffentlicht wurde. (Quelle: idw)