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Was du über Allergien wissen solltest

Allergie - was ist das eigentlich? Einmal Allergiker, immer Allergiker? Oder wachsen sich kindliche Allergien im Jugend- oder Erwachsenenalter später aus? Und welche Behandlungsmöglichkeiten bei Allergien machen Sinn?

Autor: Andrea Knipp-Selke

Grundsätzlich: Allergie - Was ist das?

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Foto: © panthermedia.net/WavebreakmediaMicro

Eine Allergie ist zunächst mal keine Krankheit, sondern lediglich ein Symptom: damit wird die Neigung mancher Menschen bezeichnet, auf bestimmte Stoffe überempfindlich zu reagieren.

So sollte es sein

Alle Substanzen, mit denen wir in Berührung kommen, werden vom körpereigenen Abwehrsystem, dem Immunsystem, einer gründlichen Prüfung unterzogen. Egal ob wir diese Substanzen berührt, eingeatmet oder - auf welche Weise auch immer -eingenommen haben. Dringen Krankheitserreger in den Organismus ein, werden sie vom Immunsystem als fremd erkannt und unschädlich gemacht. Auf diese Weise schützen wir uns vor Krankheiten.

Eine Überreaktion des Körpers

Bei einer allergischen Reaktion jedoch reagiert das Abwehrsystem empfindlich auf Stoffe, die eigentlich keine Gefahr für den Organismus darstellen. Zum Beispiel auf Hausstaubmilben. Vom optimal funktionierenden Immunsystem anstandslos toleriert, sieht das des Allergikers in der Hausstaubmilbe einen zu bekämpfenden Feind und schaltet auf "Alarmstufe Rot". Es reagiert mit einer massiven Produktion von Antikörpern.
Die Konsequenz: der Körper spielt verrückt, Heuschnupfen, Hautekzeme und allergisches Asthma sind die Folge. Das Immunsystem des Allergikers ist also nicht zu schwach, sondern eher zu stark ausgebildet.

Fraglich: Allergiker nicht impfen?

  • Contra:
    Grundsätzlich können alle Impfungen zu Unverträglichkeiten in Form von allergischen Reaktionen führen. Ursachen können sowohl die Impfsubstanz selbst, als auch die verwendeten Zusatz- und Konservierungsstoffe sein. Besonders bei allergiegefährdeten Kindern wird deshalb immer wieder diskutiert, ob Impfungen die Manifestation von Allergien fördern.
  • Pro:
    Bislang liegen keine Studien vor, die das eindeutig nachweisen könnten. Dafür sprechen auch die Erfahrungen aus der ehemaligen DDR. Die ostdeutschen Kinder litten sehr viel seltener unter Allergien als ihre westdeutschen Altersgenossen - und das, obwohl im ehemaligen Arbeiter- und Bauernstaat viel und gerne geimpft wurde.

Es besteht also keine Veranlassung, Kinder mit einem erhöhten Allergierisiko von altersentsprechenden empfohlenen Impfungen auszuschließen.

Die Psyche machts

Bei der Entwicklung von Allergien scheint auch die Psyche eine Rolle zu spielen. Neurodermitiker beispielsweise haben offenbar eine ganz bestimmte Persönlichkeitsstruktur, mit der sie auf Belastungs- oder Stress-Situationen reagieren. Für Kinder können Impfungen durchaus eine solche Stress-Situation darstellen, auf die entsprechend vorbelastete Kinder mit einem neurodermitischen Schub reagieren können. Genauso aber können diese Kinder auf den Entzug des Schnullers, den Besuch eines Freundes oder die Einschulung reagieren. Und kein Elternteil würde aus diesem Grund sein Kind zehn Jahre lang mit dem Schnuller herumlaufen lassen oder ihm den Schulbesuch untersagen.

Uneinigkeit: Nach wie vor gibt es deshalb Selbsthilfegruppen und auch Ärzte, die Betroffenen grundsätzlich vom Impfen abraten oder zu vielen Einzelimpfungen statt einer Kombinationsimpfung (z.B. gegen Polio, Diphtherie und Tetanus) raten. Eine fragwürdige Alternative. Die Stress-Situationen nehmen zu - und dabei wird unter Umständen das Risiko lebensbedrohlicher Erkrankungen in Kauf genommen.

Video: Corona oder Hausstaubmilben-Allergie? Symptome, erhöhte Risiken und Behandlungsmöglichkeiten

Schulmedizin oder alternative Heilmethoden?

Viele Faktoren müssen zusammentreffen, damit aus dem Menschen ein Allergiker wird. Da spielen Umweltfaktoren genauso eine Rolle wie die Psyche des einzelnen. Bislang ist es den Schulmedizinern nicht gelungen, Allergiker zu heilen. Lediglich die Symptome - wie der Schnupfen oder die juckenden Augen - können gelindert werden. Und auch die Möglichkeiten der Vorbeugung sind sehr eingeschränkt. Fest steht: die Symptome lassen sich schulmedizinisch gut behandeln; die Ursachen zu beseitigen, gelingt jedoch nur selten.

Vorsicht bei Desensibilisierungen

Da kommt eigentlich nur die Hypo- oder Desensibilisierung infrage. Bei dieser Behandlung wird der allergieauslösende Stoff in extremer Verdünnung unter die Haut gespritzt oder geschluckt. So soll dem Körper praktisch schrittweise die allergische Reaktion abgewöhnt werden.

Amerikanische Allergologen kritisieren diese Methode, die bis zu drei Jahren dauern kann. Sie meinen, dass der Patient, der sich einer solchen Behandlung unterzieht, ein unkalkulierbares Risiko eingeht.

Der Grund: allergische Reaktionen sind nicht dosisabhängig. Deshalb können Allergiker auch schon auf geringe Konzentrationen eines Stoffes reagieren; im schlimmsten Fall mit einem allergischen Schock, der unbehandelt zum Tode führen kann. Hypo- oder Desensibilisierungen dürfen nur dort durchgeführt werden, wo die Bedingungen gegeben sind, dass ein Schock notfallmäßig behandelt werden kann.

Nebenwirkungsfrei - Homöopathie und Akupunktur

Immer mehr Betroffene suchen deshalb nach Alternativen in der Behandlung ihrer Allergien, beispielsweise bei klassisch ausgebildeten Homöopathen, die die Erkrankung aus einem anderen Blickwinkel sehen: Die Homöopathie ist ein Heilverfahren, das partielle Gesichtspunkte ablehnt, den Menschen immer in seinem "Gesamtsystem" sieht und dabei seine körperliche, seelische und emotionale Situation berücksichtigt.

Die Ursache bekämpfen

Für den Begründer der Homöopathie, den Arzt Samuel Hahnemann (1755 - 1843), war eine Krankheit nur das äußere, sichtbare Zeichen eines in sich gestörten Gesamtorganismus. Ziel seiner homöopathischen Behandlung - damals wie heute - ist es, die Vitalkräfte des Körpers wachzurütteln, damit sie ihre Funktionen wieder optimal erfüllen können. Klassisch ausgebildete Homöopathen versuchen, die Ursache, nicht die Symptome einer Allergie zu behandeln. Und sie haben Erfolg damit, zum Beispiel bei Heuschnupfen.

Prävention ist wichtig

Akut hilft eine homöopathische Behandlung allerdings recht wenig. Wer sich jetzt schon die Augen reibt und niest, sollte besser auf das nächste Jahr hoffen. Am besten ist es, im Herbst mit der homöopathischen Behandlung einer Allergie zu beginnen, weil dann nämlich die Betroffenen den allergischen Stoffen nicht mehr ausgesetzt sind. Ist die Behandlung erfolgreich, sind die Symptome im nächsten Frühling wesentlich geringer ausgeprägt, im Idealfall sogar dann schon oder in der nächsten Saison verschwunden.

Bei einer leichten Allergie kann auch eine Akupunktur Erleichterung verschaffen. Vorteil hier: sie hilft auch in Akutsituationen und ist - wie die Homöopathie - praktisch nebenwirkungsfrei.

Kurz und knapp: Kleines Lexikon der Allergie

  • Allergisches Asthma: Anfallsartig auftretende Hustenanfälle mit Atemnot hervorgerufen durch Pollen, Tierhaare, Hausstaub oder Medikamente. Tabakrauch, Infekte und psychische Belastung verschärfen die Erkrankung.
  • Anaphylaktischer Schock: Auch allergischer Schock genannt. Plötzlich auftretende allergische Reaktion auf einen allergieauslösenden Stoff, die unbehandelt tödlich enden kann. Beschwerden: Hautrötung, Juckreiz, Atemnot, Blutdruckabfall, Schwellungen, u.U. Übelkeit und Erbrechen. Beine des Betroffenen sofort hochlagern und Notarzt rufen.
  • Arzneimittelexanthem: Feinfleckiger oder zusammenfließender roter Hautausschlag nach Arzneimittelgabe. Häufigste Auslöser: Schmerzmittel, Antibiotika, Schilddrüsenhormone, manchmal Immunglobuline. Medikament sofort absetzen und Arzt aufsuchen.
  • Atopisches oder endogenes Ekzem: siehe Neurodermitis
  • Heuschnupfen: Durch Pollen ausgelöster allergischer Schnupfen, klares oder wässriges Sekret, häufiges Niesen, meist verbunden mit juckenden und/oder tränenden Augen.
  • Kontaktallergie: Allergische Reaktion der Haut mit Rötung, Schwellung, teilweise auch Bläschenbildung und Juckreiz. Beispiel: Nickel-Allergie (Vorsicht bei Modeschmuck und Hosenknöpfen!)
  • Nahrungsmittelallergie: Durch Nahrungsmittel ausgelöste Allergien. Häufigste Auslöser: Milchprodukte, Hühnerei, Weizen, Nüsse, Fische, Krebse, Pilze, Schokolade, Konservierungsstoffe. Therapie: Meiden der Auslöser.
  • Nesselfieber / -sucht: Auch: Urtikaria. Häufig, aber nicht immer allergisch bedingter und manchmal von Fieber begleiteter Hautausschlag, der aussieht, als hätte man eine Brennnessel berührt. Mögliche Auslöser sind Medikamente, Nahrungsmittel und deren Inhaltsstoffe, Hautkontakt mit Tieren oder Pflanzen, Insektenstiche, Sonnenstrahlen, Infektionen, Metalle im Körper (Amalgam)
  • Neurodermitis: Auch endogenes oder atopisches Ekzem genannt. Bei Säuglingen: Milchschorf. Symptome: Milchschorf beim Säugling: nässender, juckender Hautausschlag besonders an den Wangen, hinter den Ohren, an den Augenbrauen und der Kopfhaut. Beim älteren Kind: meist symmetrischer trockener, schuppiger, juckender Ausschlag besonders in den Armbeugen und Kniekehlen.
    Genaue Ursache unbekannt. Verläuft häufig in Schüben. Mögliche Auslöser: Hausstaub, Tierhaare, Pollen, Nahrungsmittel (Milchprodukte, Eiklar, Zitrusfrüchte). Psychische Belastungen, Stress-Situationen, Tabakrauch und Umweltgifte verstärken die Symptomatik.

Das Beste zum Schluss

Die genaue Ursache von Allergien ist nach wie vor unbekannt. Und nach wie vor können weder Schul- noch Alternativmediziner klären, warum der eine Allergien entwickelt, der andere hingegen davon verschont bleibt. Fest steht: Allergien nehmen zu, viele bezeichnen sie schon als die neuen Volkskrankheiten.

Aber gerade bei Kindern beobachten Eltern und Ärzte immer wieder, dass sie sich im Laufe der Jahre "auswachsen", das Immunsystem des Kindes mit seiner Persönlichkeitsstruktur heranreift. Bestes Beispiel: die Neurodermitis. Bei etwa vier von fünf Kindern besteht die Chance, dass sie in der Pubertät wie von Zauberhand verschwindet!

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