Herzlich und humorvoll: die Hochzeitsrede
Ob von Brauteltern, Eltern des Bräutigams oder guten Freunden gehalten - eine Rede gehört immer noch zum guten Ton auf einer Hochzeitsfeier. Aber in der Kürze liegt die Würze.
Hochzeitsreden lustig und ernst: Traditionell vom Brautvater
Was wäre eine Hochzeitsfeier ohne eine Festtagsrede? Traditionell richtet in jedem Fall der Brautvater das Wort an das Hochzeitspaar, gibt in wohlüberlegten Sätzen einige Anekdoten über das "Töchterchen" preis, widmet sich vielleicht der ersten Begegnung mit seinem heutigen Schwiegersohn, den er natürlich samt seiner Verwandtschaft herzlich in der Familie begrüßt.
Er richtet seinen Blick in die Zukunft, wünscht dem Jubelpaar alles Gute, den Gästen eine schöne Feier und erhebt sein Glas, um meist vor dem zweiten Gang mit den andächtig lauschenden Zuhörern anzustoßen. Wenn der Pfarrer oder bei einer ökumenischen Trauung vielleicht sogar beide Geistliche anwesend sind, dann hat die Hochzeitsgemeinde manchmal schon vor dem Essen ein kurzes Gebet oder einige Wünsche für die Frischvermählten gehört.
Ring frei für den Redner-Reigen
Die Hochzeitsrede vom Vater der Braut ist vorbei, jetzt ist die Hochzeitsrede vom Vater des Bräutigams an der Reihe. Gerne gibt auch er einige Streiche und Peinlichkeiten seines Sohnes zum besten und heißt die Schwiegertochter nebst Verwandtschaft willkommen.
Dem Applaus und herzlichen Umarmungen folgt auch jetzt wieder ein Prosit auf die Brautleute. Hiernach ist das Redepult frei für alle anderen wortgewandten Gäste, die es nicht versäumen möchten, einige persönliche Worte an die Jungverheirateten zu richten.
Wer findet den richtigen Ton?
Wer wegen dieser strengen Rede-Reihenfolge Bauchschmerzen bekommt, dem sei gesagt: heute wird das alles nicht mehr so eng gesehen. Vielfach beginnt der Bräutigam oder die Braut mit dem Reigen der Ansprachen – wenn beide zu aufgeregt sind, stehen sie zusammen auf und begrüßen als Duo ihre Gäste, danken ihnen für das Kommen sowie die Geschenke und wünschen allen viel Vergnügen.
Hochzeitsrede Brauteltern: Es ist aber auch keine Schande, wenn Brautvater oder Vater des Bräutigams zu nervös oder schüchtern sind, um vor einer so großen Gruppe zu sprechen. Vielleicht sind ihre Frauen viel nervenstärker oder treffen den Ton sowieso besser als die Gatten, die sich vorher vielleicht ein wenig Mut antrinken müssten.
Jetzt kommt vielleicht von einigen Brautvätern das Argument: "Von mir wird doch eine Rede erwartet." Zum Glück sind jedoch die Zeiten weitestgehend vorbei, in denen sich ansonsten gestandene Männer wegen der Etikette um Kopf und Kragen reden mussten. Diese Peinlichkeit bleibt ungeübten Festrednern und Publikum heute in aller Regel erspart.
Vielmehr gilt eher der Grundsatz: Es rede, wer möchte. Allerdings sollten sich diejenigen, die ihr Wort ans Brautpaar richten wollen, vorher absprechen, damit nicht alle gleichzeitig zum Mikrofon stürzen. Der Zeremonienmeister nimmt bestimmt gerne eine Reihenfolge auf.
Ablesen – einfach langweilig
Es sind jedoch einige Grundregeln einzuhalten. Um die Aufmerksamkeit der Zuhörer nicht zu sehr zu strapazieren, sollte die Rede nicht länger als fünf Minuten dauern. Auch wenn die Ansprache schriftlich fixiert wurde, sollte sie nicht vom Blatt abgelesen werden – zu schnell gerät man dann in das Fahrwasser der Monotonie.
Besser eignen sich da kleine Kärtchen, auf denen die wichtigsten Stichpunkte vermerkt sind: Man spricht freier und verliert trotzdem nicht den Faden. Wer nervös ist, der ist ohnehin froh, wenn er sich an etwas festhalten kann – und wenn es nur die Spickzettel sind. Und wenn man einmal angefangen hat zu sprechen, dann ist die Aufregung meist ganz schnell verraucht.
Blickkontakt suchen
Schön ist es auch, wenn Sie den Blickkontakt mit den Angesprochenen suchen. Wer eher eine leise Stimme hat, der sollte die Rede einmal zu Hause laut vortragen. Natürlich sollten Sie das Brautpaar oder die Gäste auch ganz persönlich ansprechen.
Sätze wie: "Liebes Brautpaar wir sind heute gerne hier, um gemeinsam mit Euch zu feiern" sind schöner als Formulierungen wie "Wir haben uns heute hier versammelt um mit dem Brautpaar das Ereignis zu feiern."
Persönlich muss es sein
Was für andere Redeanlässe gilt, trifft im ganz besonderem Maße für die Hochzeitsfeier zu: Es darf ruhig humorvoll und muss vor allem persönlich sein. Nicht die Ehe an sich und als solche, sondern das frischgebackene Ehepaar Annette und Thomas steht im Mittelpunkt. Vielleicht können Sie Angetraute und Gäste mit Schmankerl aus dem Leben der beiden überraschen.
Oder wie war das mit der jahrelangen Behauptung der heutigen Braut: "Ich und heiraten? Niemals?" Natürlich wird auch das Thema "Wie haben die beiden sich denn kennen gelernt" immer wieder gerne in Worte gekleidet.
Witzigkeit kennt Grenzen
Bei allem Humor, den man erzeugen möchte, darf das Umfeld nicht vergessen werden. Wenn beispielsweise der Trauzeuge seinen Freund sonst gerne mit derben, aber freundschaftlich gemeinten Bezeichnungen anredet, dann sollte für ihn klar sein, dass die Formulierung: "Du alter Sack, jetzt bist du auch unter der Haube" in dieses stilvolle Ambiente nicht passt.
Ohnedies gilt: Die Witzigkeit kennt sehr wohl Grenzen. Keine Braut wird sich freuen, wenn die versammelte Mannschaft erfährt, dass sie beim letzten Treffen mit ihren Freundinnen sich vor der Tür der Kneipe übergeben musste. Das persönliche Empfinden des Brautpaares steht in jedem Fall im Vordergrund, es geht weniger um die Selbstdarstellung des Redners. Also: Kein Witz auf Kosten anderer.
Keine gestelzten Sätze
Denken Sie auch daran, dass Ihre Zuhörer viel lieber eine lebendige Rede als eine gestelzte hören. Sie als Person sollten hinter der Wortwahl noch zu erkennen sein. Wenn Sie auch sonst kein Freund von Fremdworten sind, dann sollten Sie diese auch jetzt nicht benutzen. Mischen Sie wohldurchdachte Sätze mit saloppen Formulierungen und benutzen sie lange und kurze Sätze im Wechsel; zudem sollten Sie die Lautstärke variieren.
Wenn Sie das Gesprochene mit Gestik und Mimik unterstützen, ruhig auch mal eine Pause machen, Augenkontakt suchen und in die Runde lächeln, dann hört man Ihnen garantiert gerne zu. Und ansonsten beherzigen Sie Martin Luthers Rat: "Mach´s Maul auf. Tritt fest auf. Hör´ bald auf."