Studie

Wann ist ein Arbeitsplatz familienfreundlich?

Planbare Arbeitszeiten und ein gutes Betriebsklima, in dem Veständnis für die Belange von Eltern herrscht - das sind nach einer Studie die wichtigsten Faktoren für einen familienfreundlichen Arbeitsplatz.

Das Wichtigste: elternfreundliches Betriebsklima

Heimarbeit Laptop Baby auf Schoss
Foto: © panthermedia.net/ Martin Kosa

Planbare Arbeitszeiten und ein gutes Betriebsklima - das sind für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die wichtigsten Faktoren, um Beruf und Familie gut miteinander vereinbaren zu können. Betriebe, die beides bieten, werden von ihren Beschäftigten mit Kindern als familienfreundlich eingestuft. Flexible Arbeitszeitmodelle dagegen haben weniger Einfluss als oft angenommen. Auch spezielle Angebote wie eine Notfallbetreuung kranker Kinder werden im Vergleich zum Betriebsklima als weniger wichtig angesehen. Um einen Betrieb familienfreundlicher zu gestalten, sind also weniger große Investitionen in die Infrastruktur nötig als vielmehr eine familienfreundliche Kultur im Umgang mit Beschäftigten. Das zeigt eine Untersuchung von Dr. Christina Klenner, Forscherin am Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung, und der Soziologin Tanja Schmidt.

Die beiden Wissenschaftlerinnen werteten die Daten einer Befragung von 2.000 Beschäftigten aus. Die zentralen Befunde:

Kürzere Arbeitszeiten entlasten: Die befragten Männer und Frauen wünschen sich im Durchschnitt deutlich kürzere Arbeitszeiten, als sie tatsächlich haben. Am zufriedensten sind Beschäftigte mit einer Wochenarbeitszeit zwischen 20 und 29,5 Stunden. Je kürzer und planbarer die Arbeitszeiten, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Befragten der Vereinbarkeit von Beruf und Familie gute Noten geben.

Eine zentrale Aufgabe im Betrieb bestehe darin, Wünschen nach kürzerer Arbeitszeit zu entsprechen, auch wenn es arbeitsorganisatorische Änderungen notwendig macht, folgern die Forscherinnen. Arbeit zu Zeiten, die traditionell für Familienaktivitäten genutzt werden, etwa am Wochenende, verschlechtert die Vereinbarkeitsbewertungen stark. Überraschend: Nachtarbeit wirkt sich positiv auf die Beurteilung aus. Offenbar lassen sich die Beschäftigten bewusst darauf ein und nutzen gerade diese Zeiten als Vereinbarungsstrategie.

Lieber planbar als flexibel

Flexible Arbeitszeitmodelle zeigen keine signifikanten Effekte auf die Beurteilungen. Das gilt für Überstundenkonten ebenso wie für Arbeitszeitabstimmungen im Team oder Vertrauensarbeitszeit. Nur Gleitzeit und Telearbeit erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass ein Betrieb als familienfreundlich eingeschätzt wird. Eine Erklärung der Autorinnen: Viele Arbeitszeitkonten helfen weniger den Beschäftigten als dem Betrieb, die Arbeit flexibel zu steuern. Deshalb werden sie negativ beurteilt. Als besonders ungünstig wirkt sich aus, wenn Arbeit zu unvorhergesehenen Zeiten, etwa auf Abruf, geleistet werden muss.

Entscheidend ist die Atmosphäre im Betrieb: Am wichtigsten ist es den Befragten, wie der Betrieb mit familiären Belangen umgeht. Wenn diese bei der Festlegung der Arbeitszeit berücksichtigt werden, bewerten sie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie als gut. Wenn Eltern ihre Rechte ohne Diskriminierung in Anspruch nehmen können, wird ein Betrieb als familienfreundlich bewertet. Das heißt zum Beispiel, dass die Kollegen bei Vereinbarungsproblemen wie Fehlzeiten wegen eines kranken Kindes Verständnis zeigen. Im Vergleich dazu treten sogar familienfreundliche Spezial-Angebote zurück, obwohl sowohl Ferienangebote für Kinder als auch finanzielle Maßnahmen für Familien durchaus geschätzt werden. Doch sind solche Angebote - etwa eine Notfallbetreuung eines kranken Kindes - oft auf punktuelle Situationen zugeschnitten. Das Betriebsklima wirkt sich hingegen täglich aus. (idw)

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