Wenn aus Kindern Täter werden
Vorgelebte Gewalt in der Familie ist der Hauptgrund für die wachsende Aggressivität von Kindern und Jugendlichen in Deutschlands Schulen.

Immer wieder werden Eltern, Pädagogen und Politiker durch Gewalttaten von Schülern aufgeschreckt. Sind diese Ereignisse, wie Amokläufe an Schulen, logische Folge einer seit langem an unseren Schulen beobachteten Entwicklung zu einem Klima aus Konkurrenzdenken, Angst, Gewalt, Drogen bis hin zu Bandenkriegen?
Die Kleidung zerrissen, der Ranzen kaputt, die Schuhe gestohlen, das Taschengeld unter Druck abgegeben... Immer stärker tritt die Gewalt als Form der Konfliktaustragung in den Vordergrund. Das Klima in den Schulen verändert sich:
- die Schüler spüren immer deutlicher den Druck zum erfolgreichen Schulabschluss,
- die Eltern sind überlastet in der Rolle als Nachhilfelehrer, um die schulischen Anforderungen aufzufangen,
- die Lehrer sehen sich konfrontiert mit Schülern, die ohne ausreichende Erziehung oder angemessenes Grundlagenwissen in die Institution Schule gelangen.
Was kannst du für dein Kind tun?
- Schaffe einen Raum, um deinem Kind nach der Schule die Möglichkeit zum Erzählen zu geben.
- Nimm dir die Zeit, um auch Kleinigkeiten nachzugehen.
- Organisiere eine Unterstützung für die Kinder, sei es durch Geschwister, Mitschüler oder Lehrer.
- Gespräche mit Klassenlehrern oder Vertrauenslehrern.
- Problembewusstsein in der Schule, bei Lehrern, Schulleitung und Eltern herstellen.
Beweggründe für den Einsatz von Gewalt
Was als Gewalt, gewalttätig und aggressiv anzusehen ist in einer Gesellschaft, wird durch subjektive und soziale Wertmaßstäbe geregelt.
Der Einsatz physischer Gewalt dient gerade in der Jugendzeit zum Ausreizen und der Erfahrung körperlicher Stärke. Wenn jedoch keine sinnvollen Betätigungsmöglichkeiten vorhanden ist, kann sie destruktiv gegen Sachen und Personen eingesetzt werden und wirkt nicht konstruktiv in der Herstellung von sozial und persönlich anerkannten Werten oder Gütern.
Unsere Kinder sehen sehr viel fern. Die hohen Werbeanteile und die zunehmenden Soap-operas in den Kindersendungen vermitteln unseren Kindern Bilder von reichen, schönen und starken Altersgenossen. Das Nacheifern dieser Stars und die Sehnsüchte nach deren Produkten führt zu einem Bedürfnisdruck.
Das Ansehen in unserer Gesellschaft wird oftmals verwirklicht über die Fähigkeit, am Konsum teilzuhaben, z.B.: Markenkleidung zu kaufen und zu tragen, wie die Levis Jeansjacke, die Nike Turnschuhe usw.
Jugendliche ohne die Möglichkeit einer sozialen, kulturellen oder intellektuellen Betätigung sind verstärkt zum Einsatz von Gewalt bereit, um diese Anerkennung zu erzielen. Wenn außerdem noch benachteiligende Umwelteinflüsse vorhanden sind, seien es beengte Wohnmöglichkeiten, fehlende Freizeitangebote, mangelhafte Entfaltungsräume verengen sich die Erfolgsmittel auf körperliche Durchsetzungsstrategien und befördern so den schnellen Einsatz von Gewalt.
Gewöhnung an Gewalt
Wenn Kinder durch körperliche Bestrafung lernen, dass der Einsatz von Gewalt ein wirksames und legales Mittel der Konfliktregulierung ist, fördert das die Nähe zur Gewaltanwendung. Dieses Verhalten wird noch bestärkt, wenn Erwachsene das aggressive Verhalten bei Kindern dulden oder verstärken. Dies ist vor allem in der Erziehung von Jungen zu beobachten.
Die Ausbildung von aggressivem und gewaltbereitem Handeln wird durch ein Erziehungsverhalten gefördert, das geprägt ist durch fehlende Grenzsetzungen, zu viele oder willkürlich erscheinende Ge- und Verbote sowie einen inkonsequenten Umgang mit Regeln.
In diesem Video erklärt eine Familientherapeutin, welche negativen Auswirkungen Gewalt auf Kinder haben kann:
Auch die Vorbildfunktion der Erwachsenen spielt eine große Rolle in der Prägung von Werten sowie im Umgang mit der Anwendung von Gewalt:
- Wo zeigen wir Gleichgültigkeit oder Engagement? Wo helfen wir, wo schauen wir weg?
- Haben wir Angst, sind wir unsicher? Wie gehen wir mit der Androhung von Gewalt um?