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Vererben sich Zwillinge?

Einmal Zwillinge, immer Zwillinge?

Wenn auf dem Ultraschallbild auf einmal zwei Herzchen pochen, hat das Wunder des Lebens doppelt zugeschlagen. Doch damit nicht genug: Manche Eltern bekommen sogar zweimal Zwillinge. Woran liegt das eigentlich und wie wahrscheinlich sind doppelte Zwillinge?

Autor: Heike Byn

Promi-Zwillinge im Hause Meyer-Wölden und Federer

Im Winter 2016 macht sie mal wieder von sich reden: Alessandra Meyer-Wölden, Ex-Verlobte von Boris Becker, Ex-Frau von Oliver Pocher – mit dem sie bereits eine Tochter und eineiige Zwillingsjungen hat – erwartet zweieiige Zwillinge von ihrem derzeitigen Ehemann. Zwei Jahre zuvor hatte es auch die Frau von Tennis-Profi Roger Federer erwischt. Mirka hatte mit ihrem Mann schon eineiige Zwillingsmädchen, als sie erneut mit zweieiigen Zwillingsjungen schwanger wurde. Komm solche Meldungen öfter vor, haben wir den Eindruck, als gebe es nicht nur immer mehr Zwillinge, sondern als häuften sich auch wiederholte Zwillingsgeburten. Aber ist das auch tatsächlich so?

Zweimal Zwillinge: Das sagt die Statistik

Schauen wir uns die Fakten an: Seit Mitte des vorigen Jahrhunderts hat sich die Zahl der Zwillingspaare in Deutschland deutlich erhöht - etwa zwei Drittel von ihnen sind zweieiig, ein Drittel eineiige Zwillinge. Wie das Statistische Bundesamt ermittelte, kamen im Jahr 2015 bei 13.368 der insgesamt 715.000 Geburten Zwillinge auf die Welt. 1975 waren es in West- und Ostdeutschland bei weit über einer Million Geburten nur 7.200.

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine zweieiige Zwillingsgeburt wiederholt, liegt jedoch nur bei einem Prozent. Wiederholte eineiige Zwillingsgeburten sind dagegen so selten, dass es dazu gar keine verlässlichen Zahlen gibt. Daran ändern auch bestimmte Voraussetzungen wie erhöhte Hormonwerte oder die moderne Reproduktionsmedizin nichts.

Doppeltes Zwillingsglück liegt in der Familie

Wenn eine Frau zweimal Zwillinge bekommt, ohne dass die Schwangerschaft auf eine Hormonbehandlung zurückzuführen ist, dann liegt das sozusagen in der Familie: Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass sich zweieiige Zwillingsgeburten innerhalb einer Familie oft wiederholen, weil sie quasi genetisch vorprogrammiert sind – die Neigung dazu wird normalerweise mütterlicherseits vererbt. Eine Neigung zu eineiigen Zwillingen wird jedoch nicht vererbt.

Mehr Zwillinge durch Kinderwunschbehandlungen und Alter

Grundsätzlich machen Forscher für Mehrlingsgeburten – und damit auch für Zwillingsgeburten, die 95 Prozent davon ausmachen – vor allem zwei Gründe aus: Zum einen die steigende Zahl von Kinderwunschbehandlungen, bei denen durch die starke hormonelle Stimulation der Eierstöcke die Wahrscheinlichkeit für das gleichzeitige Reifen mehrerer Eizellen steigt. Durchschnittlich ein Viertel der behandelten Frauen bekommen hier Mehrlinge. Ähnliches gilt auch für die künstliche Befruchtung durch In-vitro-Fertilisation, bei der zwei oder drei zuvor im Reagenzglas befruchtete Eizellen in die Gebärmutter eingesetzt werden. „Hier ist die Wahrscheinlichkeit für Zwillinge mit 1:5 sogar noch größer, für doppeltes Zwillingsglück liegt sie bei 1:25", berichtet Bruno Imthurn, Reproduktionsendokrinologie und Direktor der Klinik für Reproduktions-Endokrinologie am Unispital Zürich.

Zum anderen haben Mehrlingsgeburten auch mit dem steigenden Durchschnittsalter von Frauen bei ihrer ersten Schwangerschaft zu tun. Das scheint nur auf den ersten Blick paradox, wo doch bekanntlich mit den Jahren die Fruchtbarkeit abnimmt. Gleichzeitig schüttet der Körper einer Frau jedoch ab etwa Mitte Dreißig mehr Hormone aus, die einen Eisprung auslösen sollen. Dadurch geben die Eierstöcke mit einer höheren Wahrscheinlichkeit mehrere Eizellen zur Befruchtung frei, so dass sich auch häufiger mehrere befruchtete Eizellen in der Gebärmutter einnisten.

Mehrlingsgeburten: Auch Alter, Ernährung und Herkunft entscheiden

Es gibt neben den hormonellen und genetischen aber noch andere Gründe, die die Wahrscheinlichkeit für eine Mehrlingsgeburt erhöhen: So liegt bei großgewachsenen Frauen, die sich ausgewogen und gesund ernähren, die Wahrscheinlichkeit für Zwillinge um 25 bis 30 Prozent höher als bei anderen, wie eine amerikanische Studie herausgefunden hat. Auch die ethnische Herkunft spielt eine Rolle – und ist scheinbar von Kontinent zu Kontinent verschieden. In Afrika ist jedes zwölfte Kind ein Mehrling, in Asien dagegen nur jedes 70. Kind.