Mehr als Pressen

Geburt: Die drei Phasen

Es geht los, die Wehen haben eingesetzt! Bald wirst du dein Kind in den Armen halten! Hier erfährst du alles über die drei Geburtsphasen auf dem Weg dahin.

Autor: Verena Querner

Eröffnungsphase

Geburt Ablauf Phasen
Foto: © Fotolia.com/Gajus

Das Baby ist der Boss. Es bestimmt in aller Regel selbst, wann es auf die Welt kommen will. Was die Geburt letztendlich auslöst, ist bis heute nicht endgültig geklärt. Was den Geburtsverlauf betrifft, so ist man übereingekommen, diesen in drei Phasen einzuteilen: die Eröffnungsphase, die Austreibungsphase und die Nachgeburtsphase. Was aber kennzeichnet die einzelnen Phasen?

Eröffnungsphase

Es geht nun also los. Die puren Kräfte der Wehen bewirken, dass die Gebärmutterwände den Gebärmutterhals (Zervix) nach oben ziehen. Normalerweise ist die Zervix ein dicker ca. zwei Zentimeter langer Kanal und durch den äußeren Muttermund verschlossen. Jetzt verkürzt er sich allmählich, bis er ganz verschwunden ist. Durch die Wehen öffnet sich der Muttermund nach und nach, bis er zehn Zentimeter weit ist. Hierbei ist aller Anfang schwer, denn allein die ersten drei Zentimeter nehmen die Hälfte der Zeit der gesamten Eröffnungsphase in Anspruch. Ab dem zweiten Kind können diese sogenannte "Ausstreichung" des Gebärmutterhalses und die Öffnung des Muttermundes fast gleichzeitig stattfinden, denn die Gebärmutter ist diesen Prozess von vorherigen Geburten schon gewohnt.

Der Kopf des Babys drückt nun ins Becken und die Gebärende verspürt vielleicht bereits das Verlangen, es herauszupressen. Wenn der Muttermund noch nicht vollständig geöffnet ist, muss dieses Verlangen jedoch noch ein wenig unterdrückt werden - gar nicht einfach. Die erlernten Atemübungen aus der Geburtsvorbereitung können hierbei helfen. Auch Schreien kann Erleichterung bringen!

Was genau heißt "geöffneter Muttermund"?

Die Eröffnungsphase dauert bei Erstgebärenden normalerweise rund acht bis 14 Stunden - manchmal auch deutlich länger- , ab dem zweiten Kind kann sie sich auf zwei bis acht Stunden verringern. Wichtig ist, dass die werdende Mutter selbst bestimmen darf, was ihr am bequemsten ist. Einige Frauen gehen noch lange spazieren, andere wollen lieber baden, stehen, sitzen oder liegen. Grundsätzlich gilt: Jede Haltung, die guttut, darf eingenommen werden.

Ist der Gebärmutterhals "verstrichen" und der Muttermund vollständig geöffnet, ist der Weg frei für das Baby: Die Austreibungsphase kann beginnen.

Austreibungsphase

Zu Beginn der Austreibungsphase spürt die Gebärende oft eine neue Art von starkem Druck, auch auf den After. Nun wird die Position eingenommen, in der die Geburt stattfinden soll, zum Beispiel auf dem Gebärhocker oder im Vierfüßlerstand - und es darf gepresst werden.

Die Hebamme leitet nun an, wie geatmet und wann gepresst werden soll. Auch das Kind arbeitet nun mit. Mit eng angelegten Armen und Beinen drückt es mit dem Hinterkopf auf den Ausgang. Der Damm weitet sich und der Kopf des Kindes wird sichtbar. Die Hebamme versucht vielleicht, mit bestimmten Druckbewegungen, den Weg des Kindes durch den Geburtskanal zu erleichtern.

Hat der Kopf die Vulva (äußere weibliche Geschlechtsteile) einmal erreicht, bittet die Hebamme oft, mit dem Pressen aufzuhören, da es sonst zu einem Dammriss kommen kann. Die nächsten Wehen treiben den Kopf dann meist von alleine behutsam aus. Auch in dieser Phase höchster Intensität ist es hilfreich, wenn die werdende Mutter immer wieder versucht, sich zu entspannen. Sollte es notwendig sein, nehmen Arzt oder Hebamme einen Dammschnitt vor, um die Geburt des Kopfes zu erleichtern. Der Dammschnitt wird während einer Wehenspitze gemacht und von der Gebärenden meist nicht als besonders schmerzhaft wahrgenommen. Dann kommt der Kopf des Babys auf die Welt - mit dem Gesicht nach unten. Damit ist das meiste geschafft. Sofort schaut es neugierig nach links und rechts. Noch eine Wehe, und die Schultern kommen vor. Der Rest des kleinen Körpers rutscht dann "wie von selbst" heraus. Das Baby ist da! Ein Wunder ist vollbracht.

Nun wird es abgenabelt und der Mutter auf den Bauch gelegt. Gegen die plötzliche Kälte wird das Baby in ein Handtuch gewickelt. Es ist das herrlichste Gefühl der ganzen Welt und alle Schmerzen der vergangenen Stunden sind wie weggeblasen. Vielleicht fängt das Baby jetzt schon an, nach der Brust zu suchen und wird das erste Mal angelegt. Die ersten Minuten und Stunden nach der Geburt sind meist von einem nie gekannten Hochgefühl getragen, das Mutter, Vater und Kind in aller Ruhe auskosten dürfen.

Nachgeburtsphase

Während Mutter und Baby nun das erste Zusammensein genießen und sich ausruhen dürfen, wird nach einigen Nachwehen auch die Nachgeburt (das ist die von der Gebärmutterwand gelöste Plazenta) geboren. Sie ist etwa so groß wie ein Kuchenteller und zwei bis drei Zentimeter dick. Die Hebamme wird die Plazenta sofort auf ihre Vollständigkeit prüfen um sicherzustellen, dass wirklich kein Teil in der Gebärmutter zurückgeblieben ist, das Komplikationen verursachen könnte. Auch wenn die Plazenta geboren ist, halten die Nachwehen, die die Gebärmutter wieder zusammenziehen, noch an. Sie sind also sehr wichtig und werden von den meisten Müttern nach den Strapazen der Geburt als kaum belastend erlebt.

In selteneren Fällen kommt es vor, dass sich die Plazenta auch nach einer halben bis einer Stunde noch nicht gelöst hat. Dann kann die Mutter Folgendes ausprobieren:

  • In die Hocke gehen
  • Mit offenem Mund blasen oder husten
  • Die Blase entleeren
  • Das Kind stillen
  • Ein homöopathisches Mittel einnehmen

Löst sich die Plazenta trotzdem nicht, muss sie unter Betäubung geholt werden. Falls ein Dammschnitt nötig war, wird dieser nun vernäht. Dies geschieht unter örtlicher Betäubung und ist damit schmerzlos.

Um sicherzustellen, dass es Mutter und Kind gut geht, verbringt die junge Familie noch etwa zwei Stunden im Kreißsaalbereich, wo Arzt und Hebamme sie beobachten können. In dieser kostbaren Zeit des ersten Kennenlernens werden Mutter und Kind so wenig wie möglich gestört.

Wer nicht ambulant entbinden möchte, sondern in der Klinik bleibt, wird nach diesen ersten Stunden auf die Station verlegt. Auch einige Stunden nach der Geburt kann es noch zu Nachwehen kommen, die von Kind zu Kind schmerzhafter werden können. Sie sorgen dafür, dass sich die Gebärmutter schneller wieder zusammenzieht. An Schlaf ist manchmal überhaupt nicht zu denken. Zwar fühlen sich Mütter erschöpft, aber gleichzeitg hält die Freude über das Kind und die glückliche Geburt einen meist noch eine Weile wach!

In diesem Video erfährst du, wie lange Mütter nach der Geburt ihres Kindes noch im Krankenhaus bleiben müssen: