p #
Partner, Freundin, Mutter, Kinder?

Geburt: Wer soll mich begleiten?

Was für die einen ganz klar ist, bereitet anderen Schwangeren monatelang Kopfzerbrechen: die Frage, wer sie zur Entbindung begleiten soll. Muss es denn immer der Partner sein? Dürfen auch Geschwisterkinder mit in den Kreißsaal? Oder doch lieber die eigene Mama?

Autor: Ulrike Hahnlein

Begleitung: Wichtig ist absolutes Vertrauen

Schwangere Freundin mit Baby
Foto: © iStockphoto.com/ Dean Mitchell

Ein Kind auf die Welt zu bringen ist immer eine große Herausforderung für die werdende Mutter, sowohl in körperlicher als auch in emotionaler Hinsicht. Fast alle Schwangeren wünschen sich deshalb, dass ihnen eine verlässliche Begleitung in diesen Stunden beisteht.

Zugleich ist eine Geburt ein überwältigendes Erlebnis, das eine Beziehung, vor allem die eines Paares, nachhaltig prägt. Heutzutage ist es fast schon selbstverständlich, dass der werdende Vater bei der Entbindung dabei ist. Denn das Wichtigste bei der Frage nach der „besten" Begleitperson ist, dass die Schwangere absolutes Vertrauen in diese hat. Der eigene Partner ist deshalb meist die erste Wahl, wenn es ums „Händchenhalten" im Kreißsaal geht.

Für die werdende Mutter kann die Anwesenheit des Ehemannes ein Gefühl der Sicherheit bedeuten, es genügt, wenn er einfach für sie da ist. Keineswegs muss er die ganze Zeit untätig in der Ecke stehen und den weiblichen Anwesenden alles überlassen. Wenn ihr danach ist, kann der werdende Papa sie massieren, ihr einen Waschlappen für die Stirn bringen und sie während der entscheidenden Phase motivieren und bestärken. Auch für ihn wird dieser Tag in unvergesslicher Erinnerung bleiben, weshalb sich die Mehrheit der Väter dieses Erlebnis nicht nehmen lassen würden. urbia-Mitglied „karpatenpferd" bringt ihre Meinung dazu im Forum auf den Punkt: „Ich sag mal 'Mitgehangen, mitgefangen!´ Er war ja nun auch maßgeblich an der Produktion beteiligt, warum sollte ich ihn dann zum Showdown ausschließen? Wäre mir nicht in den Sinn gekommen."

Doch es gibt auch Männer, die meinen zu zart besaitet zu sein, um ihrer Frau bei der Geburt beizustehen. Vielleicht fürchtet er die Hilflosigkeit, seiner Frau die Schmerzen nicht nehmen zu können und nur „nutzlos" dabei stehen zu müssen. Oder aber sie glaubt, dass ihr Partner sie danach weniger erotisch finden könnte. Spricht offen miteinander über solche Bedenken und Unsicherheiten. Nicht selten haben Paare, die zum ersten Mal Nachwuchs bekommen, einfach falsche Vorstellungen von einer Geburt. Ein Gespräch mit anderen Eltern oder einer Hebamme kann helfen, die häufigsten Sorgen und Vorurteile aus dem Weg zu räumen.

Wen darf ich in den Kreißsaal mitbringen?

Mutter? Freundin? Oder eine Doula?

Kann oder will der Vater der Geburt nicht beiwohnen, stellt sich die Frage nach einer alternativen Begleitung. Vielleicht kommt die eigene Mutter, Schwester oder die beste Freundin in Frage? Wichtig ist, dass man sich im Beisein dieser Person richtig fallen lassen kann, denn Scham und peinliche Befangenheit sind der Entbindung nicht gerade förderlich. Kläre außerdem vorher ab, dass du es dir unter der Geburt jederzeit anders überlegen kannst, wenn du dich unwohl fühlst. Vielleicht hilft auch ein Mittelweg, zum Beispiel, dass die Begleitung den Raum für vaginale Untersuchungen oder die Austreibungsphase verlässt. Zu einer Freundin sollte man schon ein sehr enges und vertrautes Verhältnis haben, um dieses intime Ereignis miteinander zu teilen. Vielleicht eine die selbst schon entbunden hat? Der Vorteil wäre dann, wie auch bei der eigenen Mama, dass sie weiß, was auf sie selbst zukommt und was der Schwangeren in dieser Ausnahmesituation gut tut.

Für urbia-Userin „dima2309" stand von Anfang an fest, dass neben ihrem Mann auch die werdende Oma im Kreißsaal dabei sein soll: „Meine Mutter hat mir bei der ersten Geburt unwahrscheinlich geholfen, einfach weil es die 'Mama´ ist und man den Schutz genießen konnte. Wie als Kind wenn man krank war und sie war da, um allein durch ihr Dasein den Schmerz zu nehmen. Mein Mann hat mir auch beigestanden, aber er war da eher eine Randfigur. Er wusste nicht so recht mit allem umzugehen, da es eine sehr lange und heftige Geburt war."

Wer sich professionelle Unterstützung wünscht, kann die Dienste einer Doula in Anspruch nehmen. Anders als die anwesenden Hebammen kümmert sie sich nicht um die medizinischen Belange der Gebärenden, sondern ist ausschließlich für das emotionale Wohlergehen der Schwangeren da. Sie motiviert die werdende Mutter unter den Wehen, hilft ihr sich zu entspannen oder eine geeignete Position zu finden. Ein weiterer Pluspunkt: sie kennt keine Schichtwechsel und bleibt die ganze Zeit an deiner Seite. Allerdings müssen die Kosten für diesen Luxus selbst getragen werden.

Wie viele darf ich mitbringen?

Im Hinblick auf die nötige Ruhe und Intimität für dieses Ereignis, empfiehlt es sich auf einen „Massenauflauf" zu verzichten und nicht mehr als zwei Begleitungen auszuwählen. Viele Kliniken wünschen sogar, dass nur eine einzige Person neben dem Kreißbett steht. Diese muss meist älter als 16 Jahre sein, damit sie mit in den Kreißsaal darf. 

Im Geburtshaus ist man bezüglich der Personenzahl etwas flexibler als im Kreißsaal, zwei Begleitpersonen sind kein Problem. Selbst Kinder dürfen in der Regel bei der Entbindung im Geburtshaus dabei sein, allerdings sollte deren Betreuung gewährleistet sein. Bei einer Hausgeburt ist man sogar weitgehend frei, was die Anzahl und das Alter der Anwesenden angeht.

Genau das war der ausschlaggebende Punkt für urbia-Userin „marysa1705". Die vier Geschwisterkinder, zwischen zwei und acht Jahre alt, wollten unbedingt bei dem Erlebnis Geburt dabei sein. Die Fünffach-Mama bereut die Entscheidung für eine Hausgeburt nicht: „Während der Entbindung herrschte eine sehr lockere und erwartungsfrohe Atmosphäre. Die Kinder waren in ihrer gewohnten Umgebung und hätten sich jederzeit zurückziehen können. Doch sie waren die ganze Zeit dabei und fanden alles sehr aufregend und interessant. Sie haben die Geburt als etwas Schönes und Natürliches erfahren und waren sehr stolz darauf, dieses Ereignis erlebt zu haben. Wir freuen uns, wenn wir ihnen auf diese Weise auch für später, wenn sie vielleicht selbst mal Kinder bekommen sollten, etwas mitgeben konnten." Neben der intensiven Vorbereitung der Kinder, war auch eine Planung für den Was-ist-wenn-Fall wichtig: „Mit unserer Hebamme sind wir schon während der Schwangerschaft alle Szenarien durchgegangen, wie wir in welchem Stadium der Geburt bzw. nach der Geburt verfahren würden, wenn eine Verlegung ins Krankenhaus notwendig würde. Es wäre auch kein Problem gewesen, in einer Notfallsituation unsere Kinder spontan bei befreundeten Nachbarn unterzubringen."

Alleine entbinden

Fast alle Schwangeren wünschen sich neben der Hebamme einen zusätzlichen vertrauten Beistand, wenn sie ihr Baby auf die Welt bringen. Wenn eine Geburt ohne Mann, Mutter oder enge Freundin droht, ist das für viele eine Katastrophe. Doch es gibt auch Frauen, die sich bewusst genau dafür entscheiden. So zum Beispiel urbia-Mitglied „clautsches": „Ich habe schon zu Beginn der zweiten Schwangerschaft gewusst, dass ich diesmal 'mannlos´ entbinden würde. Ich wollte mich voll und ganz auf mich und mein Baby konzentrieren. Meine Mutter hätte mich sehr gerne begleitet, ich selbst war diesbezüglich unschlüssig. Wir haben dann abgemacht, dass ich spontan entscheide, ob Mama draußen warten oder reinkommen soll." Durch die Tatsache, dass ihre Mutter es dann erst zum ersten Schrei ins Krankenhaus schaffte, wurde der Wunsch alleine (nur im Beisein der Hebamme) zu gebären dann doch wahr: „Für mich war diese Geburt einfach nur perfekt, es war wunderbar ruhig und selbstbestimmt."

Wer kümmert sich während der Geburt um die Schwangere?

Begleitperson im OP

Wird das Baby per Kaiserschnitt auf die Welt geholt, darf eine Begleitperson der Schwangeren im OP-Saal beistehen. In der Regel spielt es dabei keine Rolle, ob die Schnittentbindung geplant war, oder sich spontan unter der Geburt ergibt. Dies gilt allerdings nur, wenn die Frau nur regional betäubt wird (Peridural- oder Spinalanästhesie). Im Falle einer Vollnarkose, muss selbst der werdende Vater vor dem OP warten.