Senkwehen: Ab wann sie auftreten und wie du sie erkennst
Du bist in den letzten Wochen der Schwangerschaft – und plötzlich zieht es heftig im Bauch und im Rücken? Das können Senkwehen sein. Ab wann sie auftreten, wie man sie erkennt und was der Unterschied zu Geburtswehen ist, erklären wir dir in den folgenden Kapiteln.
Senkwehen: Was ist das?

In den letzten Wochen der Schwangerschaft, häufig in der 37. Schwangerschaftswoche, verspüren viele Schwangere ein unregelmäßiges und unangenehmes Ziehen im Unterbauch und im Rücken. Dein Babybauch wird dabei hart und rutscht zunehmend nach unten – die Senkwehen haben eingesetzt. Sie bereiten den Körper auf die Geburt vor, setzen sie aber nicht in Gang. Stattdessen ist ihr Name Programm: Das Baby senkt sich tiefer ins Becken hinein und liegt nun mit dem Kopf nach unten direkt vor dem Muttermund: die optimale Position für die Geburt.
Da das Bäuchlein jetzt tiefer sitzt, drückt es nicht mehr so doll gegen Magen und Lunge. Die Schwangere bekommt deutlich besser Luft, kann wieder problemlos mehr als eine Mini-Portion essen und auch das leidige Thema Sodbrennen bessert sich. Allerdings wird sie nun durch den Druck auf die Blase einen verstärkten Harndrang bemerken.
Ab wann Senkwehen auftreten
Während der gesamten Schwangerschaft arbeitet die Gebärmutter, sie zieht sich immer wieder leicht zusammen, wie jeder andere Muskel auch. Die meisten Schwangeren erkennen die Kontraktionen gar nicht als Wehen, mit denen sich die Gebärmutter auf die Geburt vorbereitet. Doch ca. drei bis fünf Wochen vor der Geburt empfinden sie hier und da ein Ziehen im Bauch und im Rücken – das sind die Wehen, die das ungeborene Baby in die richtige Position bringen.
Hast du aber schon ab der 25. Schwangerschaftswoche dieses Ziehen bemerkt? Nicht wundern, das nennt man dann Übungswehen bzw. Vorwehen. Den Unterschied zwischen den Wehenarten kannst du weiter unten lesen. Bei Frauen, die schon ein Kind zur Welt gebracht haben, treten die sie meist später ein, da das Kind ohnehin schon tiefer liegt. Nicht selten kommt es dann vor, dass das Baby erst kurz vor der Geburt ins Becken rutscht.
Was für Symptome gibt es?
Da die ersten Senkwehen meistens nur einige Wochen vor dem errechneten Geburtstermin einsetzen, fürchten Schwangere manchmal, sie mit den echten Geburtswehen zu verwechseln und somit vielleicht die Anzeichen dafür zu verpassen, dass die Geburt losgeht. Doch keine Sorge: Diese Angst ist unbegründet, denn es gibt deutliche Unterschiede. Das sind die Anzeichen:
- Sie sind nicht stark: Während einer Wehe, die das Baby in die optimale Geburtsposition rückt, verspürst du meistens ein leichtes Ziehen im Bauch- und Rückenbereich sowie in den Oberschenkeln. Viele Frauen berichten, dass es sie an einen Muskelkater nach einer ausgedehnten Sporteinheit erinnert und meinen, dass es nicht schmerzhafter ist als typische Regel-Bauchschmerzen.
- Sie sind unregelmäßig: Oft liegen Stunden oder ganze Tage zwischen den Wehen. Außerdem sind sie nicht von Dauer: Sie werden mit der Zeit schwächer und hören schließlich ganz auf.
- Sie gehen mit Entspannung weg: Häufig hilft ein entspanntes Bad bei rund 38 Grad Wassertemperatur. So hört das Ziehen meistens von ganz alleine auf. Auch ein Wärmekissen oder eine Wärmflasche kann helfen.
Wehenarten: Was ist der Unterschied zwischen Übungs- oder Vorwehen, Senkwehen und Geburtswehen?
Um die 37. Schwangerschaftswoche setzen die Senkwehen ein. Frauen, die schon Kinder haben, bemerken sie meistens schon etwas früher. Diese Art von Wehen bringt dein ungeborenes Kind in die optimale Geburtsposition: Durch die Kontraktionen der Gebärmutter rutschen die Kinder tiefer ins Becken und der Bauch senkt sich herab. Dabei spüren die Schwangeren meistens ein ziehendes Gefühl im Bauch, Rücken und in den Oberschenkeln. Im Gegensatz zu den Geburtswehen öffnen die Geburtspositionswehen aber nicht den Muttermund.
Die Vorwehen / Übungswehen werden häufig auch als Braxton-Hicks-Kontraktionen oder wilde Wehen bezeichnet und treten meistens zwischen der 26. und der 33. Schwangerschaftswoche auf. Diese Art von Wehen bereitet die Gebärmuttermuskulatur durch ein intensives Training auf die bevorstehende Geburt vor. Das heißt, die Gebärmutter spannt sich in unregelmäßigen Abständen ca. 25 Sekunden lang an. Dabei wird der Bauch meistens sehr hart und die werdende Mutter spürt ein Ziehen im Bauch- und Rückenbereich. Als Faustregel gilt, dass die Übungswehen nicht häufiger als dreimal pro Stunde und zehnmal am Tag vorkommen. Im Gegensatz zu den Senkwehen sind die Vorwehen in den ersten Wochen meistens noch sehr schmerzlos und werden von den Schwangeren selten wahrgenommen. Gegen Ende der Schwangerschaft werden sie intensiver und gehen irgendwann in die Eröffnungswehen der Geburt über.
Geburtswehen lassen sich leicht von allen anderen Wehenarten erkennen, denn sie kommen sehr regelmäßig. Die Kontraktionen dauern im Schnitt 20 bis 60 Sekunden und treten über eine Stunde hinweg etwa alle fünf bis zehn Minuten auf. Außerdem werden sie mit der Zeit stärker und lassen auch nicht nach, wenn die werdende Mutter sich zum Beispiel in einem warmen Bad entspannt.
Bist du dir unsicher, ob es sich noch um Senkwehen handelt oder ob die Geburt tatsächlich losgeht, kannst du im heimischen Badezimmer einen einfachen Test durchführen: Ein ca. 38 Grad warmes Vollbad wirkt bei den Wehen für die Geburtsposition ziemlich entspannend, die Beschwerden verschwinden. Ist das nicht der Fall und sie bleiben gleich stark oder verschlimmern sich sogar, kann es sich um Geburtswehen handeln. In diesem Fall solltest du deine Hebamme kontaktieren oder im Krankenhaus anrufen.
Eröffnungs-, Austreibungs- und Nachwehen – wie fühlen sich die Wehen an? Bei uns erfährst du alles zu den unterschiedlichen Wehenarten.
10 Tipps, wenn die Wehen nicht einsetzen wollen

Wenn die Wehen einfach nicht einsetzen wollen, können entspannte Spaziergänge helfen. Denn durch die Bewegung und die Schwerkraft wird das Baby tiefer ins Becken gedrückt. Oft hilft das, um Wehen zu fördern. Gehe aber nicht alleine, sondern suche dir auf jeden Fall eine Begleitung. Auch ein Handy solltest du jederzeit griffbereit haben. Schließlich weißt du nicht, wann es losgehen wird. Doch überanstrenge dich nicht, denn das bewirkt den gegenteiligen Effekt: Es hemmt die Wehen, bis du dich wieder erholt hast.
Statt Spazieren zu gehen, kannst du dich auch auf einen Gymnastikball setzen und das Becken kreisen lassen.

Eine Fußreflexzonen-Massage tut gegen Ende der Schwangerschaft nicht nur deinen müden Füßen gut, sondern kann auch noch förderlich für die Wehenbildung sein. Deine Hebamme oder eine andere Fachkraft stimuliert spezielle Punkte an deinen Füßen. Dadurch wird dein Becken besser durchblutet und die Gebärmutter stimuliert.

Auch wenn ein heißes Bad nicht unbedingt die Geburt einleitet, entspannt es dich, lockert die Muskeln und gibt so dem Uterus Kraft für die bevorstehenden Wehen. Passe dabei auf, nicht zu heißes Wasser einzulassen. Auch wenn es auf dich nicht zu heiß wirkt, kann es für dein Baby trotzdem zu warm sein – 38 Grad Wassertemperatur sind gut. Außerdem sollte immer jemand in der Wohnung sein, während du badest. Dein Kreislauf kann schnell schlappmachen. Ein paar Tropfen ätherische Öle, zum Beispiel persische Rose oder Lavendel, im Badewasser können noch entspannender wirken.

Im männlichen Sperma befinden sich Prostaglandine, die förderlich auf die Reifung des Muttermundes wirken. In Kombination mit dem Bindungshormon Oxytocin, das beim Sex ausgeschüttet wird, und den Kontraktionen der Gebärmutter beim Orgasmus kann Sex auch durchaus den Startschuss für die Geburt geben. Probiert es einfach mal aus. Schaden kann es jedenfalls nicht.

Eine Bauchmassage löst nicht unbedingt sofort Wehen aus, entspannt dich aber und gibt dir somit Kraft für die bevorstehende Geburt. Lass dich zu dem Öl am besten in der Apotheke oder von deiner Hebamme beraten. Angenehm ist zum Beispiel ein hochwertiges Mandelöl mit je zwei Tropfen naturreinem Zimt-, Ingwer, Nelken- und Eisenkrautöl. Befeuchte am besten deinen Bauch mit warmem Wasser, bevor du ihn einölst.

Wenn du dich in einem entspannten Zustand befindest und dein Gebärmutterhals reif für die Geburt ist, kannst du durch eine sanfte Stimulation deiner Brustwarzen das Wehenhormon Oxytocin zur Ausschüttung anregen. Das löst wiederum Kontraktionen in der Gebärmutter aus und kann somit Wehen fördern. Probiere es in kurzen Minutenabständen mit sanftem Kneten und Reiben deiner Brustwarzen. Pass nur auf, dass du sie nicht wund reibst.

Gegen Ende der Schwangerschaft können bestimmte Teesorten Wehen fördern. Zum einen gibt es den Schwangerschaftstee, der aus verschiedenen Kräutern und Gewürzen besteht. Frag deine Hebamme welchen sie dir empfehlen würde und halte dich dann unbedingt an ihre Rezeptvorgaben und Dosierung. Zum anderen gibt es noch den Himbeerblättertee, der aus den getrockneten Blättern der Himbeere besteht. Auch hier solltest du erst mit deiner Hebamme oder deinem Arzt sprechen. Meistens kannst du ihn ab der 37. Schwangerschaftswoche trinken. Trinkst du ihn zu früh in der Schwangerschaft oder zu große Mengen können Hautausschläge und Übelkeit die Folge sein. Generell werden den vitaminreichen Himbeerblättern aber nachgesagt, dass sie Wehen anregen und somit die Geburt einleiten sollen. Wissenschaftlich bestätigt ist dies allerdings bisher nicht.

Zimt regt die Durchblutung in den Beckenorganen an und kann dadurch Wehen auslösen. Gerade Zimtsterne – pro Tag ca. 200 Gramm – aber auch Zimttee können dir deswegen in der letzten Phase der Schwangerschaft helfen. Doch Achtung: Iss nicht zu viel, sonst wird dir schlecht.

Akupunktur ist als geburtsvorbereitende Methode sehr beliebt. Eine Studie der Frauenklinik in Mannheim zeigt, dass der Einstich und das Verweilen der Nadeln die Geburtsdauer von Erstgebärenden im Schnitt von zehn auf acht Stunden verkürzt. Dieser Effekt beruht darauf, dass durch Akupunktur die Durchblutung angeregt wird und der Muttermund sich somit besser öffnen kann. Wichtig: Lass dich nur von jemandem akupunktieren, der auch wirklich etwas davon versteht.

Häufig hört man noch den Ratschlag herumgeistern, dass ein Glas Rotwein rund um den Stichtag Wehen auslösen und die Geburt einleiten kann – das stimmt nicht! Im Gegenteil: Alkohol ist auch in den letzten Tagen der Schwangerschaft für Frauen absolut tabu. Die Risiken für das Baby sind einfach zu hoch. Zudem hemmt Alkohol die Ausschüttung des Bindungshormons Oxytocin, das für die Geburt benötigt wird. Fun Fact: Früher wurde Alkohol sogar als Wehenhemmer eingesetzt.
Was hilft bei Beschwerden während der Senkwehen?
Wer während der Wehen unter Unwohlsein und Schmerzen leidet, muss nicht gleich zu Arzneimitteln greifen. Natürliche Mittel oder bestimmte Techniken, die zu körperlicher und psychischer Entspannung führen, sind meist völlig ausreichend und lindern die Beschwerden. Wir haben ein paar Ideen gesammelt:
- Wärme oder Kälte: Ob ein warmes Vollbad oder die gute alte Wärmflasche – Wärme wirkt entspannend und schmerzlindernd. Länger als Wärmflaschen speichern Körnerkissen die Wärme – sie entspannen die schmerzenden Partien bis zu einer Stunde. Einige Frauen empfinden auch Kälte als angenehm, ein Eisbeutel auf dem Rücken kann die Beschwerden wirksam lindern.
- Atmen: Mit speziellen Atemtechniken, die im Geburtsvorbereitungskurs vermittelt werden, können Mütter nicht nur zur Linderung ihrer Schmerzen beitragen – durch bewusstes Ein- und Ausatmen unterstützen sie ihr Baby auch dabei, weiter in Richtung Muttermund hinabzugleiten.
- Verschiedene Teesorten: Viele Hebammen empfehlen Schwangeren, die unter Wehenschmerzen leiden, Himbeerblättertee. Er lockert die Gebärmuttermuskulatur und löst eventuelle Krämpfe im Unterleib. Er sollte aber nur in Absprache mit der Hebamme getrunken werden, da er Wehen anregt und darum seine Wirkung nicht zu früh entfalten sollte. Auch andere Teesorten wie Melisse und Frauenmantel haben sich bei Beschwerden bewährt.
- Massage: Sanfte Massagen entspannen die Muskeln, die sich während der Schmerzen verkrampfen. Ob am Kreuzbein, am Nacken oder sogar im Gesicht – jede Frau merkt selbst, an welcher Körperpartie sie die Berührung am angenehmsten empfindet. Massagen regen die Endorphin-Ausschüttung an – ein Hormon, das als körpereigener Schmerzhemmer wirkt.
Darf ich während der Schwangerschaft und Stillzeit Schmerzmittel nehmen? Die Antwort erfährst du im Video:
Welche Wehen sind normal und ab wann sollte ich zum Arzt?
Viele Schwangere empfinden die Senkwehen als unangenehm, doch es gibt keinen Grund zur Sorge. Die Kontraktionen der Gebärmutter sind völlig normal. Es gibt ebenso Frauen, die währenddessen keinerlei Schmerzen haben. Auch das ist normal. Was allerdings schlichtweg falsch ist: Immer noch wird das Märchen verbreitet, dass fehlende Schmerzen bedeuten, dass das Becken der Mutter zu klein für das Baby sei. Das stimmt nicht! Das Schmerzempfinden von Frauen ist unterschiedlich stark ausgeprägt, so dass die Intensität natürlich auch unterschiedlich stark wahrgenommen wird.
Gerade bei körperlicher Überanstrengung kann es passieren, dass die Senkwehen sich verstärken. Treten sie jedoch trotz Entspannung regelmäßiger als gewohnt auf, also häufiger als drei bis vier Mal pro Stunde oder mehr als zehn Mal pro Tag, solltest du unbedingt einen Arzt oder deine Hebamme aufsuchen. Es könnte sich um ein Anzeichen für vorzeitige Wehen handeln. Das Gleiche gilt, wenn deine Wehen von Blutungen oder Ausfluss begleitet werden oder extrem schmerzhaft sind.
Bist du dir unsicher, ist es im Zweifelsfall immer besser, deine Hebamme oder deine niedergelassene Frauenärztin zu fragen.
Du machst dir Sorgen, um eine Frühgeburt? Bei uns kannst du nachlesen, was bei vorzeitigen Wehen hilft.
Autorin: Janna Mansfeld