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Wein, Sekt oder Bier für Schwangere?

Alkohol in der Schwangerschaft

Am besten ist es, während der Schwangerschaft gar keinen Alkohol zu trinken. So der einhellige Rat von Medizinern. Dies gilt ganz besonders für die ersten drei Monate einer Schwangerschaft.

Autor: Peter Wirth und Heike Byn

Schwangerschaft: Kein "Gläschen in Ehren"

Alkohol  Schwangerschaft
Foto: © Colourbox

Schwanger sein und Alkohol trinken? Ärzte raten werdenden Müttern, während ihrer Schwangerschaft grundsätzlich auf Alkohol zu verzichten. Doch trotz der möglichen Folgen greift hierzulande etwa jede vierte Frau während der Schwangerschaft zu alkoholischen Getränken – das ergab eine weltweite Studie zum Trinkverhalten in der Schwangerschaft. Die Folge: In Deutschland sind den Auswertungen nach etwa 38 von 10.000 Menschen vom sogannten Fetalen Alkoholsyndrom (FAS) betroffen. Sie leiden unter geistigen oder körperlichen Schädigungen, die durch den mehr oder minder starken Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft verursacht wurde. 

Kein Wunder, denn auch Außenstehende sehen es mit dem Alkohol in der Schangerschaft offfenbar nicht ganz so eng. 2015 hatte eine INSA-Umfrage im Auftrag des Verbandes der Privaten Krankenversicherung (PKV) ergeben, dass jeder Fünfte ein gelegentliches Gläschen Sekt oder Bier während der Schwangerschaft für vertretbar hält. Die Befragung von mehr als 2.000 Bürgern ergab, dass die Akzeptanz von kleinen Mengen Alkohol für Schwangere mit dem Lebensalter der Befragten steigt: Während bei den 18- bis 24-Jährigen lediglich vier Prozent ein Gläschen Alkohol für Schwangere in Ordnung finden, sind es bei den über 54-Jährigen immerhin schon 23 Prozent.

Wie kommt der Alkohol zum Kind?

Die Hauptsubstanz des Alkohols "Äthanol" wird nach dem Trinken rasch aus dem Magen und dem Darm ins Blut aufgenommen. Das Blut der Mutter versorgt auch das Kind mit Nährstoffen. So gelangt der Alkohol über den Mutterkuchen und die Nabelschnur zum Kind. Während beim erwachsenen Menschen die Leber den Alkohol abbaut ("verstoffwechselt"), ist das Ungeborene dazu noch nicht in der Lage.

Alkohol in der Frühschwangerschaft: Gift fürs Baby

Alkohol wirkt besonders im ersten Drittel der Schwangerschaft, der Zeit der Organentwicklung, giftig auf alle Körperzellen. Organe und Gewebe entwickeln sich mangelhaft oder fehlerhaft. Obwohl durch den Alkohol kein bestimmtes Organ betroffen sein muss, können prinzipiell alle Organe oder Organsysteme des entstehenden Kindes geschädigt sein. Kleinwuchs, Untergewicht, Kleinköpfigkeit, mangelnde Muskelentwicklung, typische Gesichtsveränderungen, geistige Entwicklungsverzögerungen und Verhaltensstörungen sind nur einige Beispiele möglicher Schädigungen.

Ihr wollt wissen, ob Alkohol vor der Schwangerschaft später schädlich fürs Kind sein kann? Dann lest unseren Artikel "Schwanger? Die ersten Anzeichen".

Alkohol vor dem Feststellen der Schwangerschaft

Frauen, die gerade erst festgestellt haben, dass sie schwanger sind, machen sich manchmal Sorgen, dass sie ihrem Baby in den ersten zwei Wochen seit der Befruchtung vielleicht durch eine feucht-fröhliche Fete oder Zigaretten ungewollt geschadet haben.

Dies ist zwar möglich, doch greift in dieser ersten Zeit eine besondere Regel. Denn in diesen Tagen vor dem Ausbleiben der Menstruation gilt das so genannte Alles-oder-Nichts-Prinzip. Es besagt, dass die Schwangerschaft frühzeitig wieder zu Ende gegangen wäre, wenn in dieser ersten Phase etwas nicht planmäßig verläufen wäre. Die Frau erlebt dies meist nur durch eine vielleicht etwas stärkere oder leicht verschobene Menstruation. Umgekehrt gesagt bedeutet dies: Über die ersten zwei Wochen seit der Befruchtung brauchen Sie sich im Nachhinein keine Gedanken zu machen. Allerdings macht es bei Kinderwunsch durchaus Sinn, schon im Vorfeld auf Alkohol- und Zigarettenkonsum zu verzichten.

Schwanger und Alkohol: weitere Faktoren für eine Schädigung

Grundsätzlich gilt natürlich, am besten überhaupt keinen Alkohol in der Schwangerschaft zu sich zu nehmen. Trinken Schwangere dennoch ab und an ein Glas Sekt, Wein, Bier oder gar Stärkeres, hängt das Ausmaß der Folgen von verschiedenen Faktoren ab:

  • Von der täglich genossenen Alkoholmenge (in g/Tag):
    Bis heute ist es nicht medizinisch gesichert, bei welcher täglich genossenen Alkoholmenge ein Schaden für das Kind zu erwarten ist. Fest steht jedoch: Täglicher Alkoholgenuss ist gefährlicher als sporadischer.
  • Der Art des Alkohols (Bier, Wein oder Schnaps):
    Experten sind sich sicher, dass Kinder der Schnapstrinkerinnen unter den Müttern stärker gefährdet sind, ein Fetales Alkoholsyndrom zu erleiden als die von Bier-, oder Weintrinkerinnen.
  • Dem Alter der Mutter:
    Junge und sportliche Frauen können den Alkohol eher verarbeiten, als das bei älteren und unsportlichen Frauen der Fall ist.
  • Dem Trinkverhalten:
    Das gelegentliche Glas Bier oder Wein ist eher zu verkraften, als das routinemäßige tägliche Trinken, da in letzterem Fall die wichtige Zeit der Regeneration entfällt.
  • Eventuellen weiteren körperlichen Krankheiten:
    Ein Beispiel dafür ist die Stoffwechselstörung. Ist die Funktionalität der Leber gestört, so kann der Alkohol im Körper nicht oder nur schlecht verarbeitet werden, was sich wiederum auf das Kind auswirkt.
  • Dem Konsum zusätzlicher Suchtstoffe oder Medikamente in der Schwangerschaft.

Blut verdünnende Stoffe, Nikotinmissbrauch oder zu viel Koffein alleine sind schon schädlich für Mutter und Kind. In Kombination mit Alkohol erhöhen sie jedoch das Risiko um ein Vielfaches. Auch Kaffee zählt wie schwarzer Tee zu den Aufputschmitteln. Er kann bei übermäßgem Genuss zu Mangelerscheinungen beim Baby führen, da Koffein der Nahrung eine Menge Mineralien entzieht, die das werdende Kind braucht. In Maßen genossen, bei einer Tasse täglich, ist Kaffee aber im Allgemeinen ungefährlich.