Mit der Kraft der Gedanken

Autogenes Training für eine gute Geburt

Wie fast alles, was gesund ist und zu mehr Harmonie verhilft, eignet sich auch Autogenes Training hervorragend, um sich auf den Tag der Geburt vorzubereiten.

Autor: Gabriele Möller

Auditives Training hilft beim Entspannen

Schwangerenbauch entspannt liegend iStock ciseren
Foto: © iStockphoto.com/ ciseren

Wie fast alles, was gesund ist und zu mehr Harmonie verhilft, eignet sich auch das Autogene Training prima, um sich auf den Tag der Geburt vorzubereiten. Doch auch schon in der Schwangerschaft hilft es, manch größere und kleinere Wehwehchen zu vermeiden oder zu bessern - ob als Einschlafhilfe oder bei Rückenproblemen, ob als Hilfe gegen die Geburtsangst oder einfach nur zum Entspannen und Wohlfühlen.

Das Autogene Training beruht auf der Tatsache, dass bestimmte Gedanken Körperreaktionen hervorrufen oder beeinflussen können. Zwar hat das Autogene Training seine Wurzeln letztlich in den Heilmethoden der alten asiatischen Hochkulturen (man denke an Yoga). Jedoch ist es zugleich ein ganz neues System, weil es ohne weltanschauliche und religiöse Prägung auskommt. Damit ist es für jeden Menschen anwendbar, egal aus welchem Kulturkreis er stammt - was auch vor mehr als 40 Jahren oberstes Ziel seines Begründers, des Arztes Professor J.H. Schultz, war.

Autogenes Training ist keine Hexerei

Wer’s ausprobiert hat, weiß, dass keine Hexerei im Spiel ist: Wenn man sich wenige Minuten auf den Gedanken konzentriert, dass der rechte Arm gaaaaaanz schwer wird, fühlt er sich tatsächlich schon nach kurzer Zeit an wie ein Bleigewicht. Dasselbe klappt auch mit dem linken Arm und schließlich mit den Beinen. Als nächster Übungsschritt wird Wärme in alle vier Gliedmaßen geschickt, und schon bald kribbelt und strömt es wohlig durch Arme und Beine. „Auch wer erst wenige Wochen vor der Geburt Zeit für den Kurs findet, kann noch viel erreichen bis zum großen Tag“, so die Entspannungspädagogin Elisabeth Müller vom Wuppertaler Geburtshaus. „Entscheidend ist aber, dass man sich innerlich wirklich für diese Methode öffnet – und natürlich täglich übt“.

Immer wiederkehrende Formeln

Zentrales Element sind beim Autogenen Training immer wiederkehrende Formeln („Ich bin vollkommen ruhig, rechter Arm wird ganz schwer, linker Arm wird ganz schwer“ usw.). Hat man nach einiger Zeit des Übens das Gefühl erworben, in einer warmen Wanne zu liegen und vor lauter Wohligkeit und entspannter Schwere kaum noch ein Glied rühren zu können, kommen nach und nach die weiteren Schritte: Puls und Atmung werden besänftigt und harmonisiert, das „Sonnengeflecht“ (Bereich des Solarplexus im Bereich des Brustbein-Endes) wird erwärmt und die Stirn gekühlt – wieder mit Hilfe lautlos gesprochener und ständig wiederholter Formeln.

Der stille Dialog mit dem ungeborenen Kind

Viele Schwangere registrieren erfreut, dass dank des Autogenen Trainings auch gegen Ende der Schwangerschaft noch Chancen auf erholsamen Schlaf bestehen: „Die ersten drei Formeln abends im Bett „gedacht“ bringen viele Frauen rasch zum Einschlafen“, so Kursleiterin Elisabeth Müller. Wärme und Entspannung machen jedoch auch oft das arge Kneifen und Ziepen im Rücken erträglicher, das der schwerer werdende Bauch verursacht. Doch der vielleicht wesentlichste Aspekt des Autogenen Trainings für die Schwangere: „Sie entwickelt Selbstbewusstsein und Vertrauen in ihren eigenen Körper, was ganz wichtig für eine gute Geburt ist und natürlich auch die Ängste verringert“, so die Erfahrung der Entspannungspädagogin. „Außerdem bekommt sie einen direkteren Kontakt zu ihrem Kind, weil sie sich ja im Rahmen der Atemübung auch auf den Bauch konzentriert“. Zusätzlich kann jede Schwangere im Stillen einen positiven Satz für die Geburt formulieren, den sie sich im Zustand der Entspannung immer wieder vor Augen hält und in den sie sich mit ihrer Vorstellungskraft hineinfühlt. So geht sie optimal vorbereitet und mit einer gehörigen Portion seelischer Kraft in die Geburt.

Autogenes Training solange es geht

Die Formeln zu mehr Entspannung und Wohlgefühl sind auch ein ideales und vor allem leichtes Gepäck für den Tag X, wenn das Kind dann endlich kommt. „Auch noch während der Wehen kann die Schwangere das Autogene Training machen, so lange sie’s möchte und schafft“, so Müller. Und nicht selten kommt es dabei sogar vor, dass die Frau unter den Wehen einschläft und Kraft tankt für die nächste Anstrengung – und so ihrem Kind Schritt für Schritt ausgeruhter und besonders sanft entgegengeht.

Infos

Autogenes Training für Schwangere wird angeboten von manchen Geburtshäusern, städtischen oder konfessionellen Familienbildungsstätten, Volkshochschulen und manchen Entbindungskliniken. Im Handel ist zudem eine große Fülle von Begleitbüchern erhältlich.