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Schwangerschaftsübelkeit

Schwangerschaftsübelkeit: Was das ist und was dir hilft

Beim Duft von Kaffee und frisch gebratenem Speck dreht sich dir der Magen um? Dabei wollte dein Partner dir doch nur eine Freude machen. Mach dir nichts draus! 75 Prozent der Schwangeren leiden in den ersten drei Monaten unter Schwangerschaftsübelkeit. Wir erklären, warum dir plötzlich schlecht wird, was dagegen hilft und verraten, warum die Morgenübelkeit auch etwas Gutes hat.

Autor: Dr. Sandra Hermes

Was ist Schwangerschaftsübelkeit?

Übelkeit in der Schwangerschaft
Foto: © iStock, monkeybusinessimages

Unter einer Schwangerschaftsübelkeit versteht man das typische Unwohlsein, unter dem etwa 75 Prozent der Frauen in den ersten Wochen der Schwangerschaft leiden. Oft ist auch von Morgenübelkeit die Rede. Ausgelöst werden Übelkeit und Brechreiz in der Schwangerschaft häufig durch Gerüche von Speisen, Kosmetika oder Zigarettenrauch. Schwangerschaftsübelkeit gilt als eines der ersten Schwangerschaftsanzeichen. Jede zehnte Schwangere spürt sie schon vor dem Ausbleiben der Periode.

Wie lang dauern die Beschwerden?

Besonders häufig klagen die Betroffenen zwischen der 6. und  12. Woche der Schwangerschaft über ein flaues Gefühl im Magen und Erbrechen. Die gute Nachricht: Danach klingen die Beschwerden normalerweise ganz ab. Bei den meisten Frauen wird die Übelkeit ab der  10. SSW von Tag zu Tag weniger.

Der Begriff Morgenübelkeit ist übrigens irreführend. Das schwangerschaftsbedingte Unwohlsein tritt zwar überdurchschnittlich häufig direkt nach dem Aufstehen in den Morgenstunden auf. Dir kann aber auch zu einer anderen Tageszeit übel werden. Manchen Frauen kämpfen im ersten Trimester den ganzen Tag mit dem lästigen Unwohlsein. Die Schwangerschaft in dieser Situation weiter zu verheimlichen, ist dann besonders schwierig. Es kann also sein, dass du Außenstehende viel früher in die Schwangerschaft einweihen musst, also du dir das eigentlich vorgestellt hattest.

Dass Frauen während der gesamten Schwangerschaft unter Unwohlsein und Erbrechen leiden, ist eher selten, kommt aber vor.

Wie äußert sich eine Schwangerschaftsübelkeit?

Wie stark die Beschwerden sind, ist sehr verschieden. Einigen Frauen ist nur etwas flau, andere müssen bei bestimmten Auslösern sofort erbrechen. Oft kommt außerdem ein Schwindelgefühl hinzu.

Was sind die Auslöser der Übelkeit?

Was Übelkeit oder gar einen Brechreiz auslöst, ist von Frau zu Frau sehr unterschiedlich. Viele Schwangere lassen fette oder stark gewürzte Speisen zur nächsten Toilette hasten. Andere reagieren empfindlich auf ein bestimmtes Parfum. Einige können in der frühen Schwangerschaft noch nicht einmal an bestimmte  Speisen oder Gerüche denken, ohne dass ihnen dabei schlecht wird. Dabei muss es sich nicht zwangsläufig um Gerichte handeln, die du generell nicht magst. Auch Speisen, die du noch vor der Schwangerschaft total lecker fandest, kannst du nun vielleicht nicht mehr riechen.

Was sind die Ursachen der Übelkeit in der Schwangerschaft?

Die Auslöser der morgendlichen Übelkeit sind nicht gleichzusetzen mit den Ursachen. Denn vor der Schwangerschaft wurde dir ja auch nicht übel, wenn du an Mamas Bohnensuppe gedacht hast. Die Ursache liegt also offenbar in den körperlichen Veränderungen während der Schwangerschaft. Welche das konkret sind, war lange nicht klar. Heute geht die Forschung aber davon aus, dass der rasante Anstieg des HCG-Spiegels im ersten Trimester die Ursache für ein verändertes Geschmacks- und Geruchsempfinden und damit für die Übelkeit von schwangeren Frauen ist. Darauf deutet auch hin, dass die Symptome bei Mehrlingsschwangerschaften, einer Trisomie 21 oder einer Blasenmole besonders ausgeprägt sind. In diesen Fällen ist der Spiegel des Schwangerschaftshormons HCG überdurchschnittlich hoch.

Bei einer normalen Schwangerschaft ist der  HCG-Wert im Blut zwischen der 10. und 12. SSW am höchsten und geht dann wieder zurück. Dass nach dem ersten Schwangerschaftsdrittel auch die Schwangerschaftsübelkeit nachlässt, wertet die Wissenschaft ebenfalls als Beweis dafür, dass die HCG-Konzentration verantwortlich für die Morgenübelkeit ist.

Starke Übelkeit, weniger Fehlgeburten?

Aktuelle Forschungen haben außerdem einen Zusammenhang zwischen einem geringeren Risiko für  Fehlgeburten und dem Auftreten von Schwangerschaftsübelkeit ergeben. Die Forscher aus dem US-amerikanischen Bethesda (Maryland) stützten durch ihre Befunde die These, dass die Übelkeit dazu dient, Schwangere vor ungesunden Lebensmitteln zu „warnen". Sie bewerten die Schwangerschaftsübelkeit daher als gutes Zeichen. Eine auf diese Weise hervorgerufene gesündere Ernährung, bzw. das Meiden schädlicher Lebensmittel könnte demnach die Erklärung dafür sein, weshalb Fehlgeburten bei Frauen mit ausgeprägter Schwangerschaftsübelkeit seltener auftreten.

Schadet die Übelkeit dem Baby?

Auch wenn die häufigen Anfälle von Übelkeit für dich und deinen Körper sehr anstrengend sind, werden sie deinem Baby im Normalfall nicht schaden. Achte aber darauf, dass du genug Nahrung und Flüssigkeit zu dir nimmst. Leider gibt es auch Fälle extremer Übelkeit. Bei einer Hyperemesis gravidarum (extremes Schwangerschaftserbrechen) können die betroffenen Frauen kaum Nahrung bei sich behalten. Auch Flüssigkeit wird häufig wieder erbrochen. Bei einer Hyperemesis gravidarum droht eine Dehydration, die auch dem Kind schaden kann.

Bei Hyperemesis gravidarum besser ins Krankenhaus!

Wenn du dich mehr als fünf Mal am Tag erbrichst, ist dein Zustand ein Fall für den Arzt. Für einige Frauen mit einer schweren Form von Schwangerschaftsübelkeit ist eine stationäre Behandlung notwendig. Um zu verhindern, dass du zu viel Gewicht und Flüssigkeit verlierst, würdest du in diesem Fall über einen Tropf mit Flüssigkeit, Glukose und Elektrolyten versorgt. So wird sichergestellt, dass die werdende Mutter und das Kind keinen Schaden nehmen. Verbessert sich der Zustand dennoch nicht, verabreichen die Ärzte auch  Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen.

Ist es schlecht, wenn mir nicht übel ist?

Wenn es richtig ist, dass die Schwangerschaftsübelkeit den evolutionären Sinn hat, sich gesünder zu ernähren oder vor extrem ungesunden Lebensmitteln zu warnen, musst du dir keine Sorgen machen, wenn dir in der Schwangerschaft nicht übel ist. Schließlich kannst du dich auch freiwillig ausgewogener ernähren und dich außerdem noch freuen, dass du zu der beneidenswerten Minderheit gehörst, die die Hormonumstellung verträgt, ohne ständig über der Toilettenschüssel zu hängen.

Gibt es auch Medikamente gegen die Übelkeit?

Eine Schwangerschaftsübelkeit wird zum Schutz des Kindes eher selten medikamentös behandelt. Auf eine Selbstmedikation solltest du unbedingt verzichten. Das gilt auch für die häufig empfohlenen Vitamin-B6-Präparate und dem Medikament Vomex A. Wenn dich die Übelkeit in deinem Alltag zu stark beeinträchtigt, ist es besser, zunächst deinen Arzt aufzusuchen. Er wird dich auch krankschreiben, wenn dir das hilft. Vielleicht helfen dir aber auch die folgenden Tipps.

Die besten Tipps gegen Übelkeit in der Schwangerschaft

Sich ständig übergeben zu müssen oder auch nur ein flaues Gefühl im Bauch – das braucht keiner. Aber was tun, wenn die reine Freude auf das Baby und der Gedanke, dass es aller Wahrscheinlichkeit zum Ende des dritten Monats vorbei ist mit der Spuckerei, nicht wirklich hilft? Diese Hausmittel und Tipps haben schon vielen Frauen Linderung verschafft. Probiere aus, was deinen Magen beruhigt!

Besser vermeiden: Mach einen großen Bogen um alle Auslöser! Häufig sind das fett- oder säurehaltige und stark gewürzte Speisen. Auch Kaffee und kohlensäurehaltige Getränke können viele Schwangere nicht vertragen. Gemeinsam haben diese Lebensmittel, dass sie den Säurehaushalt durcheinanderbringen.

LowCarb-Pause einlegen: Fettarme, kohlenhydrat- und eiweißreiche Lebensmittel sind nun das Richtige für dich. Sie halten den Blutzuckerspiegel stabil. Denk dran, dass Du schwanger, und nicht auf Diät bist.

Weniger ist mehr: Dein Körper kommt mit den Mahlzeiten jetzt besser klar, wenn du viele, kleine Portionen isst.

Immer gut vorbereitet: Leg dir schon abends etwas Weißbrot oder einen Zwieback ans Bett. Schon vor dem Aufstehen, kann dir der Snack helfen, deinen Magen zu beruhigen. Auch tagsüber ist es gut, auch zwischendurch etwas zu essen. Einfache Lebensmittel, wie trockene Kekse, Knäckebrot oder Joghurt (das enthaltene Vitamin B soll auch helfen, die Übelkeit zu vermeiden) sind dazu am besten geeignet.

Viel trinken: Stilles Wasser oder ungesüßter Tee sorgen für eine gesunde Flüssigkeitszufuhr.

Die Zauberwurzel nutzen: Dass Ingwer den Magen beruhigt, ist nicht nur in vielen Kulturen bekannt, sondern ist auch wissenschaftlich belegt. Frisch, als Tee, Limo oder Kapsel? Im Prinzip sind alle Varianten wirksam – allerdings nicht bei jedem.

Noch mehr Tipps gegen das Unwohlsein:

Besser riechen: Ein bekanntes Hausmittel ist das Riechen an einer frischen Zitronenscheibe. Auch im Trinkwasser oder im Tee scheint Zitrone den empfindlichen Geruchssinn von Schwangeren zu besänftigen.

Guter Punkt: Akupressur wirkt ebenfalls gegen Übelkeit. Drück leicht auf den Punkt Kei-Nuan. Er befindet sich zwei bis drei Fingerbreiten über der Handgelenksfalte auf der Innenseite deines Unterarms. Denselben Effekt haben Akkupressur-Armbänder, die du in der Drogerie oder Apotheke bekommst. Ursprünglich gegen Seekrankheit entwickelt, helfen sie auch Schwangeren gegen das flaue Gefühl.

Die Fakten checken: Schreib auf, in welchen Situationen dir schlecht wurde. Zu welcher Tageszeit wurde dir übel? War ein Geruch oder ein Geschmack der Auslöser? Das Tagebuch kann dir helfen, ein Muster zu erkennen.

Reden hilft: Wie gehen andere Schwangere mit der lästigen Übelkeit um? Wenn keine deiner Freundinnen schwanger ist oder war, kannst du dich auch in unserem Forum austauschen.

Und das Wichtigste: Gönn dir und deinem Baby Ruhepausen. Leg die Beine hoch, geh an der frischen Luft spazieren, mach Yoga oder mach es dir mit deiner Lieblingsserie auf dem Sofa gemütlich. Alles was dir hilft, dich zu entspannen, hilft auch gegen das Unwohlsein.